Kilometer 8, Schüttelstraße. Die Stimmung nimmt wieder zu, rund 300000 Zuschauer werden an der Laufstrecke erwartet. Die Österreicher haben Gefallen gefunden an ihrem Hauptstadt-Marathon. Die Liveübertragung im Fernsehen trägt mit Sicherheit ein Scherflein dazu bei.
Weiter zur Donaustraße, dann laufen wir links über den Donaukanal und wir sind am Schwedenplatz angekommen. Wie an jeder U-Bahnstation, so auch hier, sind wahre Stimmungsnester zu sehen. An der nächsten Kreuzung ist die Urania zu sehen, ein Volksbildungshaus mit angeschlossener Sternwarte.
Wir biegen rechts ab auf den Ring, auf den die eigentliche Altstadt umrundet werden kann. Entlang dieser Ringstraßen (insgesamt neun Abschnitte, zusammen fünf Kilometer lang) sind zahlreiche historische Bauwerke zu sehen. Der komplette Straßenzug gehört heute zum Weltkulturerbe Historisches Zentrum von Wien.
Für eine schnelle Stadtrundfahrt entlang der Ringstraße empfehle ich die Vienna Ring Tram. Während der 25-minütigen Fahrt kann der Tourist über Kopfhörer und LCD-Bildschirm Wissenswertes über die Prachtstraße und den angrenzenden Gebäuden erfahren. Aus- und Einsteigen ist an 13 Haltestellen möglich. Neben den gängigen Sprachen werden auch die Sehenswürdigkeiten im Wiener Dialekt erklärt. Am Marathontag fährt die Bahn natürlich nicht.
Kilometer 11, Haile gewinnt den Halben
Kilometer 11. An einer riesigen Leinwand können die Zuschauer die Liveübertragung im ORF sehen. Über Lautsprecher bekomme ich mit, dass soeben Haile den Streckenrekord in eindrucksvoller Manier auf 60.18 Minuten verbessert hat. Auf der Leinwand ist Haile zusammen mit Race Director Wolfgang Konrad zu sehen. Wer bei dieser Begeisterung keine Gänsehaut bekommt, ist ein eiskalter Hund.
Immer wieder ist Musik an der Strecke. Teilweise wird über lange Strecken der Haussender „Radio Wien“ übertragen. Natürlich mit Live-Einblendungen vom Rennverlauf. Das habe ich in dem Stil noch nicht erlebt. Dann haben wieder einige Anwohner ihre Boxen an die Strecke geschleppt und die Anlage aufgedreht.
Was gibt es auf der folgenden Strecke entlang des Wienflusses noch zu sehen? Superman, da lachen die Zuschauer und auch wir im Feld. Speedy Gonzales, die Rennmaus, auf einem Plakat, ja, das ist heute Haile, und eine Schönheit mit einem Body Painting. Hoffentlich zerläuft ihr das Kunstwerk nicht bis ins Ziel.
Kilometer 16. Erste Wechselstelle der Staffeln. Anhand der Nummern müssen über 2400 Staffeln unterwegs sein. Entsprechend hektisch passiert hier die Übergabe. Während bei manchen Teams das vorher genau abgesprochen wurde und jetzt problemlos hinhaut, rufen einige der Ankommenden ihre Nachfolger an die Strecke. Manche suchen verzweifelt. Links ist Schloss Schönbrunn, ein Pflichtbesuch bei einem Wienaufenthalt. Den Standort des Schlosses habe ich während des Rennens nicht mitbekommen. Kann mal passieren. Aber für einen Besuch wird in den folgenden Tagen die Zeit schon reichen.
Mariahilfer Strasse/Halbmarathon-Weiche
Die Mariahilfer Straße führt uns in Richtung Ersten Bezirk zurück. Viele Kaufhäuser, Geschäfte und Cafes sind hier zu finden. Für mehr Anblick (nicht nur bei mir) sorgen die Millenium Dancers. Mit denen hätte man sich im Rennen fotografieren lassen können. Jetzt zeigen sie ein Tänzchen. Da übernehme ich für einen Augenblick gern den Fotografenjob.
Über den Westbahnhof und das Museumsquartier erreichen wir wieder den Ring (Kilometer 20). Die Halbmarathonis rüsten zum Endspurt. Gleich kommt die Streckentrennung. Vorher finden wir noch eine Verpflegungsstelle mit Wasser, Powerade und Bananen. Später kommt noch Cola hinzu. V-Stellen und Wasserstellen gibt es entsprechend dem internationalen Standard.
Kilometer 21 bis 30
Die Halbmarathonis biegen rechts ab. Unter dem Burgtor laufen die ins Ziel auf dem Heldenplatz. Ich sehe viele Zuschauer an der Absperrung und auf den Tribünen. Unser Kurs führt gerade weiter. Auf Höhe des Volkstheaters wird die Zeit bei 21,1 Kilometern genommen. Netto schätze ich auf 1.50 Stunden. Übrigens werden alle fünf Kilometer Zeiten genommen. So kann jeder seine Renngestaltung später zuhause überprüfen.
Mit den Sehenswürdigkeiten geht es nun Schlag auf Schlag. Es folgt das Parlament, das ab 1874 erbaut wurde. Nationalrat und Bundesrat tagen hier. Zwischen beiden Auffahrten sehen wir den Pallas-Athene-Brunnen.