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10.12.05

76 Läufer gingen im Bergwerk verloren!

 

So etwa könnte eine Schlagzeile nach dem 4. Untertagemarathon im „Erlebnisbergwerk Glückauf“ bei Sondershausen lauten. Wie komme ich auf diesen Blödsinn? Informierte Quellen meldeten, dass es 350 Voranmeldungen gab und dass damit das Teilnehmerlimit erreicht war. In der Ergebnisliste finde ich aber nur 238 Finisher und 36, die nach der Hälfte aufhörten oder wegen Überschreitung des Zeitlimits aus dem Rennen genommen wurden. Mehr als 70 Aussteiger oder Läufer, die gar nicht angetreten sind? Nein, das kann nicht sein, auch wenn ich natürlich gerne hören würde, dass die alle wegen der unglaublichen Härte des Laufes aufgeben mussten. Das würde meinen Platz im hinteren Fünftel doch gewaltig aufwerten! Wo wohl die fehlenden 76 Läuferinnen und Läufer abgeblieben sind? Die haben sich doch hoffentlich nicht im Gewirr der Gänge im Bergwerk verirrt!  Alles klar?


Schon sind wir also beim Lauf. In Thüringen, etwa 50 Kilometer nordöstlich von Eisenach, liegt Sondershausen. Bis Eisenach sehr gut auf der Autobahn erreichbar, danach geht es über Landstraßen, auch kein Problem, wenn man zu verkehrsarmer Zeit dort fährt. Oder man macht es wie die passionierten Marathonis, die reisen mit dem Zug an, der Bahnhof sei nur ein paar hundert Meter entfernt. Auch könnte man schon am Vortag anreisen, ganz komfortabel und preiswert in der Jugendherberge übernachten, dort frühstücken und dann mit irgendjemand die paar Kilometer zum Bergwerk fahren.


Ich selbst bin Freitag Nacht um 24 Uhr mit dem Auto in Stuttgart losgefahren und war um 4 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Bergwerk. Dann habe ich noch 3,5 Stunden im Auto geschlafen und bin gegen 8 Uhr die 50 Meter zur Startnummernausgabe gegangen. Also alles ganz entspannt, bis auf die Müdigkeit, die ich verspürte. Aber ich hatte genügend Brote dabei und kam so doch noch zu Kräften.


Von der Startnummernausgabe ging ich in’s gegenüberliegende Gebäude, um mich umzuziehen. Schon kam mir Klaus Neumann entgegen, erfolgreicher Deutschlandläufer. Er zeigte mir den Umkleideraum – toll, ein riesiger Raum beinahe höher als lang oder breit und oben an der Decke hingen jede Menge Kleiderbeutel. Jeder Teilnehmer konnte sich da offensichtlich einen Haken aussuchen und mit dem dazugehörigen Seil ließ man dann den Haken herunter. Dann konnte man sein Zeug an den Haken hängen und mit dem Seil wieder nach oben ziehen. Platzsparender kann man hunderte von Kleiderbeuteln nicht unterbringen.

 

Während ich mich umzog, gab mir Klaus ein paar Tipps, wie es unten im Bergwerk zugeht. „Wenn man in Biel ohne Licht ausgekommen ist braucht man keine Lampe!“ Klaus muss es wissen, denn er ist schon mehrmals hier gelaufen. Also packte ich meine Lampe wieder in meinen Beutel, der später unter die Decke kam. Unten im Bergwerk ist es warm, angeblich 27 Grad, also kurze Laufhose und kurzes Hemd. Meinen Trinkvorrat nahm ich auch nicht mit, brauchte man laut Klaus nicht, denn unten bekommt man alles, und wenn es dort nichts mehr zu Trinken gibt, kann man auch die Flasche nicht auffüllen. Leuchtete mir ein, also Trinkflasche in den Beutel unter der Decke.


Ich war umgezogen und wir gingen raus aus dem Gebäude und über den Hof ins dritte Gebäude, in dem der Förderkorb ist, der uns runter bringen sollte. Unterwegs schon lachten ein paar mitleidig. „Ist dir nicht kalt in deinen kurzen Klamotten?“ Klar war mir kalt, hatte ja auch nur minus zwei Grad, aber unten ist es doch warm! Ich wunderte mich allerdings, dass alle anderen Läufer so warm angezogen waren, auch Klaus. Klar wurde mir das Problem erst, als ich vor dem Aufzug stand, falsch, in der langen Schlange vor dem Aufzug. Etwa 24 passen rein, dann dauert es drei oder vier Minuten, bis der Korb wieder da ist und die nächsten runter dürfen. In der Schlange vor mir waren aber mindestens fünfzig oder mehr Läufer und das Gebäude war nicht geheizt, die Türen waren offen und es zog erbärmlich. Jetzt war mir klar, warum alle so warm angezogen waren. Es ist doch immer wieder schön, wie einen Lauffreunde – Klaus - nur halb informieren und sich dann amüsieren: „Hättest du mich ja auch fragen können!“ war die Antwort auf meine Beschwerde.


Während wir also auf den Förderkorb warteten, Klaus ganz entspannt, ich zitternd, kam Marcel Heinig noch dazu und wir unterhielten uns, natürlich übers Laufen. Irgendwann konnten wir uns dann in den „Korb“ zwängen und waren bald 700 Meter tiefer im Bergwerk. Tatsächlich war es unten deutlich wärmer, nur noch etwas zugig, da der Förderschacht wie ein Kamin wirkte. Ein paar Meter weiter dann war es aber angenehm warm. Die Bergmannskapelle empfing uns zünftig, Mengen von Biertischgarnituren waren aufgestellt und viele Läufer zogen sich hier um und sahen jetzt aus wie ich.

 

Normalerweise rede ich ja immer von Läuferinnen und Läufern, diesmal aber muss ich mir die Mühe kaum machen, es waren kaum Läuferinnen zu sehen. In der Ergebnisliste zählte ich dann auch nur 12 Läuferinnen. Ob die Anderen sich alle abschrecken ließen von den Horrorgeschichten über diesen angeblich ultraschweren Lauf?


Wie sieht es in so einem Bergwerk aus? Beeindruckend! Die Gänge sind mindestens 8 Meter breit und vielleicht fünf Meter hoch. Es gibt aber auch deutlich größere Abschnitte, wie der, in dem wir uns vor dem Start aufhielten. Auf der www-Seite des Bergwerks  fand ich folgende Aussage: „Das untertägige Straßennetz besitzt eine Ausdehnung wie das der Stadt Halle an der Saale.“ Ich weiß zwar nicht wie groß Halle ist, aber sicher ziemlich groß. Nun, wir liefen vier Runden, also musste eine Runde 10,5 Kilometer lang sein und das umfasst schon eine große Fläche. Dass es da noch jede Menge weiterer Gänge gab, konnte ich mir vorstellen und sah auch einen Teil davon während des Rennens, wenigstens jeweils den Abzweig. Nun, hundert Jahre Abbau haben offensichtlich die Gegend ziemlich unterhöhlt. Die Luft war gut, wie eben Luft in einem geschlossenen Raum ist. Kennen wir ja alle, denn wir halten uns den lieben langen Tag in geschlossenen Räumen auf, wenn wir denn nicht laufen. Trocken sollte sie sein, so um die 20 % Luftfeuchtigkeit. Immer wieder unterwegs hörte und spürte man dann auch Gebläse, die Frischluft zuführten. Also überhaupt kein Problem, alles war so weitläufig und normal wie in einem Gebäude über der Erde. Von wegen „Hades“, wie manche ängstliche Naturen vorher prophezeit hatten.

 

Irgendwann dann versammelten wir uns beim Startbogen, allerdings wusste scheinbar niemand, in welche Richtung gestartet wird. Klaus gab die Parole aus, dass der Start eh nicht hier sei und man noch ein paar hundert Meter gehen müsse. Man dirigierte uns dann aber alle auf eine Seite des Startbogens, so dass die Richtung klar war. Mit etwa 12 Minuten Verspätung ging es dann auch los, also kein Marsch zum eigentlichen Startplatz, sondern es ging einfach ganz normal los. Höre nie auf gute Lauffreunde (Klaus), die erzählen alles Mögliche, nur nicht das Wichtige.


Ich machte ein paar Bilder und schon lag ich ziemlich weit hinten im Feld. Auch kein Problem, ich wollte eh keinen Rekord laufen, nur durchkommen. Ich wusste die Halbmarathonzeit, die man erreichen musste, um nicht aus dem Rennen genommen zu werden: 2:45 h. Die restlichen Informationen auf der Webseite waren eher dürftig: „Marathon, Rundkurs von 10,5 km in 700 Meter unter der Erde, stark profiliertes Gelände, Höhenunterschied je Runde von 310 Meter.“ Ein Höhendiagramm suchte ich vergebens. Da ich mir nicht vorstellen konnte, wie man unter Tage auf 310 Höhenmeter kommen sollte, war mir klar, dass da ein wenig übertrieben wurde und dass das eben 155 Meter hoch und 155 Meter runter waren. Woher sollten auch die Steigungen kommen? In einem Bergwerk bohrt man doch nicht schräg hoch oder runter, da geht es eben in den Berg und wenn man da alles gefördert hat, dann bohrt man eine Rampe nach unten und dann dasselbe eine Ebene tiefer. Basta! Die 2:45 h würde ich also lässig schaffen.

 

Ich lief also ganz locker am Ende des Feldes in dem dunklen Gang, in dem vielleicht alle fünfzig Meter eine Lampe die Umgebung beleuchtete. Hoppla, was war denn das? Schon nach wenigen hundert Metern auf der „Straße“ ging es hoch, ausdauernd, hunderte Meter lang stieg es ordentlich an. Sofort begann ich zu gehen. Nach vielleicht einem Kilometer fiel der Weg wieder ordentlich ab, dann ein Stück lang dann eben und dann – ja dann war da eine Rampe vor mir, die allerhöchstens in Oberstaufen, Davos oder in Zermatt erwartet werden konnte, nicht aber in einem Bergwerk. Tatsächlich las ich dann im Nachhinein auf der WWW-Seite des Bergwerks, dass es Steigungen bis 20 % geben würde. So eine musste das sein! Und lang war die Steigung. Viele hundert Meter stieg die „Straße“ hoch, nicht gerade, sondern immer wieder mal kam eine Kurve. Es war hier so steil, dass sogar die Ersten des Rennens, die mich bereits in der zweiten Runde überholten, stellenweise gehen mussten. Donnerwetter, das hatte ich also wirklich nicht erwartet. Bis etwa Kilometer vier ging es hoch, dann wieder steil abwärts, bis der Gang in einen zweiten mündete, in dem mir Läufer entgegen kamen. Aha, da gab es offensichtlich eine Schleife, die durchlaufen werden musste.


Wenn ich mich richtig erinnerte, gab es auf diesen ersten vielleicht fünf Kilometern zwei Verpflegungsstationen mit allem, was man so braucht: Wasser, Tee, Cola, Rosinen, Orangen, Bananen. Da hatte Klaus wenigstens einmal recht gehabt. Kein Wunder, war doch in der Ausschreibung angekündigt worden, dass es alle 2,5 km eine Getränkestation geben würde.


Jetzt ging es erst Mal ziemlich lange abwärts, gerade so steil und kurvig, dass man noch einigermaßen laufen konnte. Wo es abwärts geht, muss es auch wieder hoch gehen. In der Tat, so war es, diesmal allerdings nicht so steil, so dass ich joggen konnte und nur an wenigen Stellen gehen musste. Die Schleife war vielleicht zwei Kilometer lang, bis man dann wieder an der Begegnungsstrecke war. Die letzten vielleicht drei oder vier Kilometer waren dann bestens zu laufen. Ich meinte zwar, dass es auch hier anfänglich stets leicht hoch ging, das konnte aber irgendwie nicht sein, denn ich kam ganz flott vorwärts. Erst auf dem letzten Kilometer ging es dann sichtbar abwärts, bis zum Ende des ersten Durchgangs. Hier standen auch eine Menge Zuschauer - Angehörige, die mit runter gefahren waren - die uns anfeuerten.

 

Soweit also zur Beschreibung der Runde, die viermal durchlaufen werden musste. Das alles muss man sich jetzt noch in einem Stollen vorstellen, mal breiter und höher, mal etwas enger, aber stets jede Menge Platz, so dass man immer zu mehreren nebeneinander laufen konnte. Es gab gerade „Straßenabschnitte“, aber auch jede Menge Kurven – wie bei einem ganz normalen Landschaftsmarathon eben auch.


Während des Laufs überlegte ich mir, wie man mit Worten einen Eindruck von der Strecke vermitteln kann. Man stelle sich eine 10,5 km Runde in einer hügeligen Landschaft vor, sehr steile, aber auch moderate An- und Abstiege, mal ein Flachstück, stets kurvig, und dann ein längeres, leicht gewelltes Flachstück bis zum Ausgangspunkt. Über diese Strecke baut man einenTunnel und bringt das Ganze 700 Meter unter die Erde. Was verschwindet dann? Natürlich die frische Luft, die Geräusche der Natur und jeglicher Ausblick. Klingt grauenhaft! War aber nicht so, es gab durchaus Elemente, die in der Natur fehlen.


Im Stollen war vielleicht alle fünfzig Meter eine Beleuchtung angebracht und dazwischen konnte es so dunkel werden, dass man den Boden nicht mehr sah. Das brachte jede Menge Schatten hervor, denn die Tunnelwände waren nicht gleichmäßig. Mal kam rechts oder links eine Nische mit Schutt, oder auch irgendwelchen alten Maschinen. Dann wieder ging ein Seitengang links oder rechts weg oder es war ein größerer Bereich ausgespart, in dem Tische und Bänke standen, ganz offensichtlich ein Aufenthaltsbereich der Arbeiter.


Der Stollen wurde enger, kurviger, dann wieder kerzengerade, er weitete sich wurde zur gigantischen Halle. Also jede Menge fremdartiger Eindrücke, die zusammen mit der sehr abwechslungsreichen Strecke bei mir nie Langeweile aufkommen ließen.


Man sollte sich gar nicht die Mühe machen, einen solchen Lauf mit einem Lauf in offener Landschaft zu vergleichen. Beide haben ihre Reize, beide bieten sie viel fürs Auge und nicht nur in der Landschaft werden mehrere Sinne gefordert, auch Untertage. Es redet sich leicht daher, dass ein Lauf in einer Landschaft viel schöner sei, viele werden da auch sofort zustimmen. Die Meisten jedoch haben aber die Erfahrung eines Untertagelaufs noch nicht gemacht und können dann auch nicht urteilen. Leute! Geht selber runter, lasst euch ein auf ein unbekanntes Erlebnis und erst danach solltet ihr urteilen.


Ich lief da also so vor mich hin, immer wieder mal sprach ich jemand an und unterhielt mich mit ihm. Was ich allerdings von Anfang an vermisste, waren Entfernungsangaben. Zwar kamen bereits wenige hundert Meter nach dem Start vier Schilder im Abstand von ein paar hundert Metern: km 10, km 20, km 30, km 40 und nach weiteren vermutlich fünf Kilometern dann km 15, km 25, km 35. Das konnte aber doch nicht stimmen? Ein Marathon mit vier Runden ergibt 10,5 km pro Runde. Dann aber dürfen doch die Entfernungsangaben 10, 20, 30 und 40 Kilometer nicht nach dem 1. Durchgang kommen, sondern vor dem Ende der ersten Runde! Die Schilder hätten gestimmt, wenn eine Runde kürzer als 10 Km gewesen wäre. Ich war verunsichert, ich war mir nicht sicher, ob eine Runde tatsächlich 10,5 km lang war. Vielleicht musste man ja nach dem vierten Durchgang noch eine kleine Schleife von wenigen Kilometern laufen? Das Ende vom Lied, bzw. der dackelhaften Beschilderung war, dass ich keinerlei zeitliche Vorstellung von meiner Geschwindigkeit hatte, was natürlich nicht gut ist, wenn man ein Zeitlimit einhalten soll.


Für die angeblich ersten 10 km – gemessen nach der falschen Beschilderung – benötigte ich 1:23:34 h. Verflucht, da hatte ich die Strecke aber gewaltig unterschätzt. Das waren also ganz sicher + 310 Meter und -310 Höhenmeter pro Runde. Dass die 10 km in Wirklichkeit etwa 11,2 km waren, wusste ich ja nicht, hoffte es nur. Ich machte mir also Sorgen über das Zeitlimit und ging daher die zweite Runde schneller an, weniger Gehpausen, mehr joggen und in der Tat war ich dann auch schneller, obwohl ich natürlich immer noch keine vernünftige Kilometervorstellung hatte. Erst als ich in der dritten Runde nach 2:43 h das Entfernungsschild „20 km“ sah war ich mir einigermaßen sicher, durchlaufen zu dürfen.


Außer den Leuten an den Verpflegungsstellen, sah man unterwegs nur noch Läufer, Zuschauer waren naturgemäß keine an der Strecke. Läufer aber waren in meinem Bereich nur wenige. Trotzdem war irgendwie immer Leben auf der Strecke. Ab und zu überholten mich zwei Mountainbike Fahrer, nicht der „Besenwagen“, wie ich zuerst befürchtete, sondern wohl ein medizinischer Dienst, der kontrollierte, ob es allen auch noch gut ginge. In einer der vier Runden überholte ich sogar einen der Fahrradfahrer. Es war an der sehr steilen Aufwärtspassage, da musste der Junge sein Fahrrad schieben und ich schritt flott an dem keuchenden Sanitäter/Arzt vorbei. Zwei oder drei Mal überholte mich auch ein Kleinlastwagen. Der hatte auf seiner Laderampe Getränke und sorgte wohl für Nachschub an den Verpflegungsstellen. Kurz vor Ende jeder Runde saßen ein paar Zuschauer an der Strecke und applaudierten und am Rundenende war eine Verpflegungsstelle, an der noch viel mehr Zuschauer (Angehörige) applaudierten. Ansonsten hatten sich an zwei oder drei Stellen, vielleicht auch vier (mein Gedächtnis!) an der Strecke Fotografen postiert, die jeden Läufer, bei jedem Vorbeikommen, aufnahmen.


Noch ein Wort zur Verpflegung. Auf Grund der geringen Luftfeuchtigkeit muss man mehr trinken, als bei einem normalen Lauf. Laut einem Bericht, den ich im Vorfeld im Internet gefunden habe, waren in einem der vorangegangenen Jahre stellenweise die Getränke ausgegangen. Dieses Jahr hatte man dem vorgebeugt, indem die Verpflegungspunkte dichter aufeinander folgten (alle 2,5 km) und offensichtlich gut bestückt waren. Ich kann die Versorgung also nur loben, alles bestens, auch das in dem Bericht vermisste Cola war diesmal vorhanden. Ich trank an jeder Verpflegungsstelle stets mindestens zwei, meist aber drei Becher. Trotz dieser vielen Flüssigkeitsaufnahme musste ich nur einmal pinkeln, den Rest „schwitzte“ ich aus. Apropos pinkeln. Es gab an der Strecke ein Dixi-Klo und notfalls hätte man sich auch an der Strecke „erleichtern“ können, den einen oder anderen sah ich dabei in einer der seitlichen Nischen oder Gänge.


Wie war das denn nun mit der eigenen Lampe, die laut Klaus nicht notwendig sei. Sehr viele hatten eine dabei und waren wohl auch froh drüber. Der Untergrund war nicht so, dass man ihm vertrauen konnte. Da waren durchaus Schlaglöcher und sonstige Unebenheiten, auch „Schottersteine“ lagen immer wieder herum, ganz abgesehen davon, dass der Boden stets mit einer mehr oder weniger dicken Schicht aus Staub (Salz) bedeckt war, so dass man in Kurven oder Steilstücken auch rutschen konnte. Kurz, der Weg ist durchaus zu vergleichen mit einem anspruchsvollen Naturweg. Wie bereits erwähnt waren zwar in einigermaßen regelmäßigen Abständen Lichter angebracht, dazwischen aber war es häufig so dunkel, dass man den Boden nicht mehr sah. Da hätte meine Lampe sehr gute Dienste getan. Schon wieder ein schlechter Rat von Klaus, denn der Vergleich mit den 100 km von Biel stimmt nicht. Dort sind die Wegverhältnisse unvergleichlich besser, lässt man mal den Ho-Chi-Minh-Pfad außer Acht.


In der zweiten Runde überholten mich bereits die führenden Läufer. Ein paar Minuten, nachdem mich der Drittplatzierte überholt hatte, kamen auch die beiden Fahrradfahrer vorbei, der Läufer war schon weit voraus. Ein paar hundert Meter weiter, ich bog gerade um eine Kurve, stand der Läufer vor einer verschlossenen Türe, hämmerte dagegen und fluchte. Auf der Strecke gab es an zwei Stellen große, eiserne Türen, mit denen man den Gang vollständig verschließen konnte. Die Türen wurden elektrisch bewegt. Da sind wohl die Fahrradfahrer irgendwie an den Schalter gekommen, so dass sich die Türen schlossen. Offensichtlich hörten die Fahrradfahrer den Lärm, denn die Türflügel öffneten sich wieder und er konnte, mit kurzer Verzögerung, weiterlaufen. Noch Mal Glück gehabt.

 

Wie bereits gesagt, waren die vier Runden für mich recht kurzweilig und durch mein moderates Tempo auch nicht so anstrengend wie für die Schnelleren. Trotzdem war ich froh, als ich kurz vor Ende der letzten Runde die Zuschauer klatschen hörte. Da war ich mir das erste Mal ganz sicher, dass ich keine Zusatzschleife laufen musste, dass es tatsächlich nur vier Runden waren und dass jede der Runden 10,5 Km haben musste. Im Gegensatz zu den vorigen Durchgängen wurde ich nach rechts in den Gang geschickt wo auch schon der Zielkanal mit alle den Computern war. Die Startnummer wurde abgelesen und die gestoppte Zeit sofort in den Computer eingetippt. Auch die Medaille bekam ich hier, zwei Meter weiter dann sofort eine Urkunde mit meiner Platzierung und Zeit. Gleich gegenüber war ein Tisch, an dem man sich diese Daten auch auf seiner Medaille eingravieren lassen konnte. Ich holte noch mein T-Shirt ab und tauschte mein nasses Laufhemd sofort gegen das trockene Hemd aus, Wechselkleidung hatte ich ja, Dank der „Fürsorge“ des erfahrenen Klaus, nicht dabei.


Nun hätte ich es mir gemütlich machen können und müssen, ein Bier trinken, eine Wurst essen, mich mit Bekannten unterhalten und an der Siegerehrung teilnehmen können. Erst Mal hatte ich kein Geld hier unten und dann musste ich noch nach Bonn fahren, wollte ich doch am nächsten Tag den Marathon im Siebengebirge laufen. So nützte ich aus, dass vor dem Förderkorb noch keine Schlange stand und ließ mich wieder hochfahren.


Meine Kleider hingen noch am Haken unter der Decke. Die Duschen waren perfekt, da hätten auch hundert Läufer sein können, ohne dass es einen Engpass gegeben hätte. Das Wasser war beliebig warm, perfekte Infrastruktur. Bald saß ich erholt im Auto und fuhr Richtung Bonn.


Fazit:

Ein sehr schwerer Lauf, aber wer schon mal einen Gebirgsmarathon gelaufen ist, hat mit dem Untertagelauf keine Probleme. Ein Erlebnis der außergewöhnlichen Art, das ich auf keinen Fall missen möchte. Ganz sicher war das nicht mein letzter Lauf untertage!


Anfahrt:

Sondershausen in Thüringen erreicht man über die A4, Ausfahrt Eisenach-Ost, weiter auf der B84 Richtung Bad Langensalza. In Sondershausen folgt man dann der Ausschilderung zum Erlebnisbergwerk. Auch per Bahn ist Sondershausen erreichbar, der Bahnhof ist in der Nähe des Bergwerks.


Rahmenprogramm:

Keines.


Logistik:

Alles - Startunterlagen, Umkleideraum, Dusche – in nahe beieinander liegenden Gebäuden erreichbar. Per Förderkorb geht es dann ins Bergwerk. Längere Wartezeiten vor dem Förderkorb, daher warm anziehen und Laufkleidung erst unten anziehen; Wechselkleidung nach unten mitnehmen und vielleicht ein wenig Bargeld.
Fahrradhelm und Lampe nicht vergessen!
Angehörige können gegen Gebühr (ca. 10 Euro) mit nach unten kommen.


Streckenbeschreibung:

Rundkurs von 10,5 km und +/- 310 Höhenmetern pro Runde. Passagen mit bis zu 20% Steigung. Ab etwa Kilometer sechs etwa geht es nur noch unmerklich hoch, bzw. gegen Ende dann leicht abwärts.


Besonderheiten:

Durch die +/- 1.240 Höhenmeter ist der Lauf mit einem Gebirgsmarathon zu vergleichen. Teilnehmer, die nach 2:45 Stunden nicht die Hälfte der Distanz erreicht haben, werden aus dem Rennen genommen und erfahren eine Wertung im Halbmarathon.


Zeitnahme:

Manuell nach dem Zieleinlauf


Verpflegung:

Alle 2,5 Kilometer eine Station mit Wasser, Iso, Tee, Cola, Rosinen, Orangen, Bananen.


Zuschauer:

Keine, nur im Ziel/Startbereich, an dem man viermal vorbeikommt stehen ein paar Dutzend Angehörige.

 

 

Informationen: Untertage-Marathon
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