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Laufberichte

Wassersport am Tollensesee

18.06.11

Fotos: Kay Spamer

Liebt ihr Quizfragen? Sitzt ihr auch vor dem Fernseher und wisst immer alles besser? Werdet ihr auch kleinlaut, wenn Fragen zu Deutschland gestellt werden? Wie viele Bundesländer gibt es? Wie heißt die Hauptstadt des Bundeslandes Hessen? Nein, nicht Frankfurt. Bei unserer Idee, binnen eines Jahres in jedem Bundesland einen Marathon zu laufen, haben wir die Schönheiten unseres Landes schon mal ein wenig kennengelernt. Heute reisen wir nach Mecklenburg-Vorpommern, und wie heißt die Hauptstadt? Richtig, Schwerin. Und was ist das wichtigste an Schwerin? Genau, das „r“. Wir sind aber in der drittgrößten Stadt Mecklenburg Vorpommerns. Vier Stadttore geben Neubrandenburg auch den Beinamen "Stadt der vier Tore". Zu Kostbarkeiten urbaner Grüngürtel zählt die 2.300 Meter lange Neubrandenburger Stadtmauer aus Feld- und Backsteinen. In der Parkanlage bietet der ehemalige Fangelturm eine Aussicht auf über 400 Jahre alte Eichen.

Wo werden weltweit die meisten Standheizungen und europaweit die meisten Saunen hergestellt? In Neubrandenburg.

Nach knapp 7 Stunden Anreise steuern wir direkt den modernen Hallen-Komplex, das Jahnsportforum, an um unsere Startnummern abzuholen. Wir haben uns via E-Mail im Vorfeld für eine Turnhallenübernachtung angemeldet. Sehr wenige Läufe in Deutschland bieten einem diese günstige Möglichkeit der Übernachtung. Eine nette Dame vom Orga-Team erklärt uns den Weg zum Vereinshaus der SV Turbine Neubrandenburg e. V., an der Sporthalle am Anger, wo wir schlafen werden. Es ist bereits nach 20:00 Uhr als wir dort eintreffen. Aus einem Raum hören wir, wie jemand eine Rede hält. Es sind Freunde aus den Partnerstädten von Neubrandenburg.

Zaghaft stehen wir an der Türe zum Saal als uns schon der Vereinssportlehrer, Manuel Meyer, entgegenkommt. Wir werden freundlich begrüßt und lernen den Vorstandsvorsitzenden und Gesamtorganisator des Tollensesee-Laufes kennen. Jörg Knospe, der eigentlich Lehrer ist, erzählt mit Stolz von dem erst 2010 neu erbautem Vereinshaus. Bevor die Torte angeschnitten wird, bekommen alle eine Führung durch die Räumlichkeiten. Im ersten Stock befindet sich auch der vereinseigene 160 m² große Fitnessraum, in welchen wir als erste Gäste auch übernachten dürfen.

Während sich im unteren Stockwerk die letzten Gäste verabschieden, bereiten wir unser Nachtlager unter Spiegelwänden und zwischen Handelbänken vor. Es reicht schon eine Person aus, um dir eine schlaflose Nacht zu bescheren. Nicht immer bringt ein Kurzurlaub auch die ersehnte Erholung, und schon gar nicht, wenn man mal wieder in einer Gemeinschaftsunterkunft übernachtet. Da reicht es schon, wenn von vier Personen einer seinen vollen Bariton die ganze Nacht über erklingen lässt.

Im Reiseführer lese ich, dass im 18./19. Jahrhundert fünf Nachtwächter in Neubrandenburg für Ruhe und Ordnung sorgten. So manchem Ruhestörer und Krakeeler haben sie damals heimgeleuchtet. Wie sehr wünsche ich mir, sie würden auch heute noch ihren Dienst versehen. Wir könnten natürlich auch mit „Anna“, der Frau des Nachtwächters, das abendliche Neubrandenburg  erkunden. „Schaurig und Erschröckliches“ hat sie zu berichten. So wird es einem bang ums Herz, wenn sie von der letzten öffentlichen Hinrichtung in Neubrandenburg berichtet. Dies ist sicherlich auch nicht so die richtige Methode zum Einschlafen.

Am nächsten Morgen, wir sind die letzten im Vereinshaus, nutzen wir die Ruhe und machen uns gemütlich in den schönen Sanitäranlagen des Hauses für den Marathon bereit.  Gleich gegenüber dem Vereinshaus befindet sich eine Bäckerei, in der wir ein kleines Frühstück zu uns nehmen. Gestärkt fahren wir knapp 2 km bis zum Parkplatz am Start-/Zielbereich. Ein Helfer weist uns einen Platz auf der ausreichend vorhandenen Fläche zu. Es ist noch genügend Zeit und wir begeben uns zur Taschenabgabe in die Jahnsporthalle.

Neubrandenburg ist Olympiastützpunkt in den Sportarten Leichtathletik, Kanu und Triathlon. So ist es auch nicht verwunderlich, das Andreas Dittmer, mehrfacher Kanu-Olympiasieger, den Halbmarathon unter die Füße nimmt. Der ausrichtende Verein, SV Turbine Neubrandenburg, verzichtet völlig auf das „Einkaufen“ von Spitzenläufern. Jörg Knospe möchte, dass dieser auch ein Volkslauf bleibt. Wie in den anderen Bundesländern so auch hier, stagnieren die Zahlen der Teilnehmer für die Marathondistanz, während für die kürzeren Laufstrecken, Halbmarathon und 10-KM-Lauf stetig Zuwächse zu verzeichnen sind.

Es hat die ganze Nacht geregnet und die Wettervoraussage verspricht nichts Gutes für diesen Samstag, den 18. Juni 2011. Aber das ist mir egal, kommt doch mein persönlicher Sonnenschein, meine Tochter, gemeinsam mit ihrem Freund aus Berlin angereist, um uns per Pedes bei diesem Lauf zu unterstützen. Da muss man erst zum Laufen nach Mecklenburg-Vorpommern kommen, um zufällig Jens zu treffen. Jens war unser Kabinen-Nachbar auf dem Expeditionsschiff beim Marathon in der Antarktis.

Die 10-KM-Läufer und die Halbmarathon-Läufer wurden bereits mit Bussen an ihren Start gebracht. Die Marathonläufer werden einmal den 11 km langen Tollensesee umrunden. Am früheren Sumpfgelände am Nordufer des Sees wurde in den 70er Jahren der Kulturpark angelegt. Dort ist für alle Strecken der Zieleinlauf, für die Marathonläufer auch Start. Der Streckensprecher motiviert die Läufer und mit einem unglaublich lauten Kanonenknall setzt sich das Feld der ca. 160 Marathonis bei Sonnenschein in Bewegung.

Wir haben uns vorgenommen, den Marathon in kleine Häppchen aufzuteilen, denn immer wieder kommen Staffelläufer rein und andere gehen raus. Es gibt sehr viel mehr Staffel- wie Einzelläufer. Werden wir irgendwann alleine auf der Strecke sein?

Zufällig treffen wir hier Doris wieder, die wir von anderen Läufen kennen. Gemeinsam mit Doris kommen wir an den See, er „schlummert“ noch - Logenplatz für die Seele. Mit einer mittleren Tiefe von 20 m ist der Tollensesee in der Mecklenburger Seenplatte recht tief. Der See bedeckt eine Fläche von 17 km2. Das tiefe Tal vom Tollensesee (max. Tiefe 34 m) entstand in der letzten Eiszeit. Mit Wasser gespeist wird der Tollensesee zum größten Teil vom Ostufer. Um den Tollensesee liegen die Orte Wustrow (Süden), Alt Rehse (Westen), Klein Nemerow (Osten) und die Stadt Neubrandenburg im Norden.

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Informationen: Tollenseseelauf
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