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Laufberichte

Rheinsteig-Erlebnislauf (4.-6. Etappe)

27.03.13

5. Etappe Filsen - Loreley, 
36 km, +1415 hm, -1246 hm
Dienstag 26.03.2013


Das Hotel-Restaurant Altes Tor wurde im Jahre 1879 als erstes Gebäude hinter der Wachport, außerhalb des alten Ortskerns erbaut. Es wurde schon immer als Gastwirtschaft genutzt und ist seit Generationen im Familienbesitz.

Frühstück gibt es um 7 Uhr 15. Man merkt, dass die Gruppe eingespielt ist. Die Handgriffe sind Routine. Frühstücken, Vesper vorbereiten. Koffer packen. Mit den Hotels ist abgestimmt, dass ein Teil vom Frühstück als Verpflegung eingepackt werden darf. Der Gepäcktransfer wird von den Hotels übernommen.

Punkt 8 Uhr 30 versammeln wir uns vor dem Hotel. Das historische Wachportal ist mir gestern nicht aufgefallen. Es wurde renoviert und ist seit kurzem ohne Baugerüst. Zwei Laufkollegen sind bereits dabei, die Fahne des Rheinsteig-Erlebnislaufs zu entfalten.

Wir bauen uns vor dem Tor auf und lassen uns fotografieren. Obwohl es heute nicht ganz so kalt ist, machen wir uns zügig auf den Weg. Es geht zunächst bergauf. Schnell wird mir warm.

Wir haben einen tollen Blick auf den Rhein und Boppard auf der anderen Rheinseite. Es geht 5 km gleichmäßig ansteigend dahin. Einmal hätten wir fast den Abzweig verpasst. Gut, dass doch immer einer aufpasst.

Nach ca 8 km geht es plötzlich steil bergab. Der Weg endet in einer langen abfallenden Treppe. Hier wird traditionell ein Fotostopp eingelegt. Die Gruppe stellt sich auf der Treppe auf, die Fahne wird gehisst. Alle mal lachen. Und weiter geht es.

Ein Schild weist den Aufstieg zu den "feindlichen Brüdern" Burg Sterrenberg und Burg Liebenstein. Burg Liebenstein mit dem 17 m hohen gotischen Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert liegt etwa 30 m oberhalb der Burg Sterrenberg auf einem Bergfels. Sie bietet einen herrlichen Blick über das Rheintal, sowie auf den Hunsrück und den Taunus.

Ursprünglich war sie als Vorburg Teil der Befestigungsanlage der Burg Sterrenberg. Beide Burgen gehören heute wohl zu den bekanntesten Burgen am Rhein.  In ihrer Geschichte wurde Burg Liebenstein mehrfach um- und ausgebaut. Erbteilung führte dazu, dass schließlich bis zu zehn Erbparteien das Anwesen gleichzeitig bewohnten. Heute sind neben dem Wohnturm noch Reste des Bergfrieds und ein kleines Wohnhaus im Osten vorhanden.

Zur Sage der "feindlichen Brüder" gibt es mehrere Versionen. Der genaue Ursprung und Sachverhalt dieser Auseinandersetzung ist nicht bekannt. Der Streit muss aber im 14. Jahrhundert entstanden sein, denn gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde die hohe, sagenumwobene Mauer zwischen den Burgen erbaut. Die 2,5 m dicke Schildmauer ist gegen die Burg Liebenstein ausgerichtet, was ihr den Namen 'Streitmauer' einbrachte. Als gesichert gilt, dass es hier nie zur Auseinandersetzung mit Waffen kam. Die Sage ist Thema des Gedichts "Zwei Brüder" von Heinrich Heine im "Buch der Lieder".

Wir genießen die kleine Pause in der Sonne. Dann geht es weiter bergauf. Wir laufen durch lichten Wald. Immer wieder wird der Weg durch Wildzäune unterbrochen, die es zu überqueren gilt.

Es gibt auch richtige Wanderer auf dem Rheinsteig. Als große Gruppe fallen wir natürlich auf. Vor allem, wenn wir im Laufschritt unterwegs sind. So oft es geht, informieren wir interessierte Wanderer über unsere Veranstaltung. Rolf hat immer Visitenkarten dabei. Manchmal kommt es hierbei zu spontanen Spenden, die dann direkt unserer Spendenkasse zugefügt werden.

Der Rheinsteig-Erlebnislauf gehört zu einer ganzen Reihe von Laufevents der Initiative "laufend helfen", die das Ehepaar Mahlburg ins Leben gerufen hat. Beide sind hier zu 100 % ehrenamtlich tätig. Die Mitläufer bezahlen 50 Cent pro gelaufenen Kilometer und der Erlös kommt kranken Kindern zugute. Da der Lauf bereits zum 8. Mal stattfindet, hat er in der Region bereits einen hohen Bekanntheitsgrad. Die Rheinsteig-Gemeinden bitten zum Termin im Rathaus oder kommen ins Hotel und beteiligen sich mit Spenden.

Ich bin schon ziemlich müde, da zieht das Tempo der Gruppe plötzlich an. Einer meint, dass die Plätze in der "Oase" begrenzt seien und wer zuletzt kommt, müsse stehen. Ich verstehe nur "Pause" und das genügt um mich zum Laufen zu motivieren. Wir erreichen den kleinen Ort Lykershausen. Marion und Harald Selke haben ihr Haus tatsächlich zur "Oase am Rheinsteig" gemacht. Gottseidank benötigt von uns keiner die Dienste der diplomierten Heilpraktikerin Marion. Aber ihrem leckeren Kuchen ist keiner abgeneigt. Auch Kaffee und Kinderpunsch finden reichlich Absatz. Es herrscht tatsächlich Platzmangel, so dass sich die Hälfte der Gruppe auf der anderen Straßenseite auf einer Mauer in die Sonne setzt. Es gibt so gut wie keinen Verkehr hier, was die Idylle perfekt macht.

Bald sind alle satt und zufrieden. Es kann weiter gehen. Wir laufen auf einer Hochebene bis sich unvermittelt der Blick weitet: der Aussichtspunkt Hindenburghöhe bietet ein wunderbares Panorama: Blick zurück mit dem Rhein, Bad Salzig auf der gegenüberliegenden Rheinuferseite und den feindlichen Brüdern im Hintergrund; Blick nach vorne mit dem kleinen Ort Kestert und einer langgezogenen Rheinschleife.

Das kann man nicht toppen und so geht es jetzt erst mal 3 Kilometer bergab. Um die Beinmuskeln gleichmäßig zu belasten, geht es daraufhin aber wieder steil bergauf. Das Streckenprofil wird jetzt wellig; immer wieder öffnen sich faszinierende Ausblicke auf das enge Tal des Rheins.

Nach dem nächsten Anstieg bei km 20 machen wir eine Pause. Hier ganz in der Nähe muss der Eingang zur Grube Gute Hoffnung sein, einer alten Blei-Zink-Erzgrube. Eine perfekt restaurierte Lore symbolisiert den jahrhundertelangen Erzabbau in dieser Gegend. Vereinzelt sind noch Mundlöcher oder Abraumhalden in den Wäldern zu finden.

Es folgt der steile Abstieg nach Wellmich über dem majestätisch die Burg Maus thront. Im "Saustall" wartet bereits die heiß ersehnte Gemüsesuppe. Das niedliche Gasthaus Germania hat seit 2001 den auch leicht missverständlichen Beinamen Saustall. Der Name rührt her von einem lebenden Schwein, das die Wirtin damals geschenkt bekommen hatte. Seither haben viele Gäste dazu beigetragen, dass sich eine beachtliche Schweinesammlung im urigen Gastraum tummelt. Rolf bittet uns die Rucksäcke im geräumigen Nebenraum zu lassen. Eine ungeschickte Bewegung und eine größere "Schweinerei" (die meisten Exponate sind zerbrechlich) könnte die Folge sein.

Die Suppe kommt im großen Kessel an den Tisch, die Würste kann man an der Theke abholen. Leider bleibt nicht genügend Zeit , den Riesenkessel zu leeren.
Den Serpentinen folgend machen wir uns an den Aufstieg zur Burg Maus. Schnell erreichen wir das alte Gemäuer. Aber Moment mal, es geht ja schon weiter! Wir laufen daran vorbei immer noch den Berg hinauf. Bald liegt die Burg tief unter uns.

Zwei Kilometer weiter machen wir halt. Gerade wollten wir einen kleinen Pfad bergab laufen, da macht uns ein großes Schild auf den Klettersteig aufmerksam. Auf 500 m Länge kann man den Rabenack, einen imposanten Felsen über St. Goarshausen ersteigen. Der Raabenacksteig ist mit Leitern und Stufen versehen und mit Stahlseilen gesichert.

Für mich ist das nichts. Der normale Weg ist schon steil genug. So teilt sich unsere Gruppe. Von unten können wir bewundern, wie ein paar winzige Silhouetten auf dem ausgesetzten Felsen balancieren. Eine viertel Stunde später sind wir wieder vereint. Die Klettergruppe ist der Meinung, dass das ja nichts Besonderes war. Nur Kerstin hätte im Nachhinein auf diese Erfahrung verzichten können.

Wir sind in St. Goarshausen, auch Loreley-Stadt genannt. Ein Schild sagt dass es noch 6 km bis Loreley sind. Eine Treppe bringt uns wieder bergauf auf den Rheinsteig. Am Aussichtspunkt "Drei Burgenblick" machen wir kurze Rast. Nach hinten kann man die Burg Maus erkennen. Gegenüber am anderen Rheinufer liegt die mächtige Burgruine Rheinfels im nachmittäglichen Dunst. Und nach vorne kann man bereits Burg Katz am Hang liegen sehen.

Ihr richtiger Name ist Burg Neu-Katzenelnbogen, nach dem gleichnamigen mächtigen Grafengeschlecht, die mit Burg Rheinfels bereits linksrheinisch eine große Festung hatten. Katzenelnbogen wurde zu Katz verkürzt. Eigentlich wurde die Burg Katz nur gebaut, weil ein paar Kilometer entfernt die Herren von Trier die Burg Peterseck zur Sicherung ihrer rechtsrheinischen Besitztümer errichten ließen. So wurde Peterseck im Volksmund scherzhaft zur "Maus" umbenannt, denn: Die Katz frisst die Maus!

Jetzt geht es aber erst einmal wieder bergab bis St. Goarshausen. Das waren jetzt 4 Kilometer steil bergauf und steil bergab. Am Rhein entlang wären es so ungefähr 500 m gewesen. Dafür geht es nun zum letzten Mal bergauf. Zunächst sind unzählige Treppen zu bewältigen. Dann die gewohnten schmalen Pfade. Auf 1,5 km gewinnen wir 170 hm. Nicht nur ich bin platt. Hinter einem Fußballplatz sammeln wir uns ein letztes Mal. Gemeinsam erreichen wir Hotel Christian oberhalb des Loreleyfelsens.

Es ist Kurz nach halb sechs. In einer knappen Stunde geht es zum Loreley Besucherzentrum, dem nächsten offiziellen Termin. Aber wir schaffen es sogar noch, vorher einen Kaffee zu trinken. Pünktlich machen wir uns auf den unwegsamen Abstieg zum 1 km entfernten Loreley Besucherzentrum. Dort werden wir bereits von Presse und offiziellen Gemeindevertretern erwartet. Auch die Loreley Julia und die seit 2012 zum ersten Mal gewählte Loreley-Nixe Juliane geben sich die Ehre. Außerdem gibt es einen Sektempfang. Trotz sicherlich vorhandener Müdigkeit wollen alle noch den 3-D Film über das Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal sehen. Da das Besucherzentrum bereits offiziell geschlossen hat, findet für uns eine Sonderschau statt.

Beim Aufstieg zurück zum Hotel werfen wir noch einen Blick auf die durch viele Rockkonzerte berühmte Freilichtbühne auf der Loreley und die neue Sommerrodelbahn. Diese wird am kommenden Sonntag eröffnet.

Um 20 Uhr gibt es Abendessen. Heute ist es ein großes gemischtes Fleisch- und Fisch Büffet. Nach ausgedehntem Mal und angeregten Gesprächen geht es um 22 Uhr ins Bett.

 
 

 
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