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Laufberichte

Eine Seefahrt, die ist lustig (5)

23.02.14 Special Event
 

Born2move-Marathon in Auckland – 
Mit den Kiwis um die Wette


Nach acht Seetagen von Hawaii ausgehend durch die Südsee mit Aufenthalten in Pago Pago (Samoa) und Suva (Fidschi), erreicht die Costa Deliziosa am 23. Februar 2014 Auckland.

Bazyl Piotrowski, Chef des Laufclubs born2move hat in der „City of Sails“, wie die auf der Nordinsel Neuseelands gelegene, über 1,4 Millionen Einwohner zählende heimliche Hauptstadt wegen der vielen Jachten im Westhaven Marina genannt wird, für mich einen Marathon akribisch und mit viel Aufwand vorbereitet. Meine Laufkollegen an Bord habe ich dazu eingeladen. Da wir aber eigentlich alle am Schiff auf Urlaub sind, lautet die Devise: Vormittags ohne Stress laufen und nachmittags ein wenig Sightseeing.

Fast 20 Jahre sind seit meinem letzten Besuch in Neuseeland vergangen. Damals legte die unter deutscher Reiseleitung stehende MS Odessa in Tauranga an und wir besuchten tagsüber die heißen Quellen von Roturoa, bevor es nach Auckland weiterging. Ich stehe am obersten Deck und fotografiere die Skyline bei der Einfahrt in das Cruise Terminal. Zahlreiche Wolkenkratzer wurden seither errichtet. Damals war der Blickfang das alte viktorianische Ferry Terminal am Hafeneingang, heute wird dieses in beige-gelber Fassadenfarbe angestrichene Gebäude von den Hochhäusern dahinter in der Queen Street bildlich gesprochen förmlich erdrückt.

Für die Passagiere ist eine Stadtrundfahrt im Reisepreis enthalten, die vormittags und nachmittags in zwei Tranchen durchgeführt wird. Meine Frau und Tochter nehmen um 9 Uhr daran teil. Ich hingegen stehe seit Tagen in intensivem Mailverkehr mit Bazyl, einem gebürtigen Briten mit polnischen Wurzeln, der seit 17 Jahren in Auckland lebt und hier u.a. auch als personal coach arbeitet. Wir haben vereinbart, dass die beiden Laufgruppen sich um 8 Uhr 45 direkt vor dem Old Ferry Terminal treffen. Wir, das sind Edi, der wie bei allen Auslandsantritten mit dem Finishershirt des 20. Jungfrau-Marathons läuft, ferner Diego mit seiner sportlichen Freundin Montse, die alle in Grund und Boden rennt und ich, mehr Organisator als Wettkämpfer. Da am Vortag etliche andere Laufbewerbe außerhalb von Auckland und auch auf der Südinsel durchgeführt wurden, außerdem ein von Sterling Sports gesponserter Halbmarathon zeitgleich mit unserem Lauf in Auckland stattfindet, waren und sind viele seiner Lauffreunde anderswo eingesetzt.

Als ich um 8 Uhr 30 die Gangway in Laufkleidung runtergehe, treffe ich Peter Sammer und seine Gattin, die den Vormittag nutzen wollen, um einen vor rund 10 Jahren ausgewanderten Grazer, der es hier in Neuseeland dank seiner inzwischen zehn aufgebauten Firmen zu Ansehen und Wohlstand gebracht hat, zu treffen. Leider konnte ich Peter nicht überreden, diesmal wieder als Teil unserer Laufgemeinschaft hier beim Marathon anzutreten.

Edi, Diego und Montse sind pünktlich, bald darauf finden sich auch die Neuseeländer, die sich selbst Kiwis nennen, ein. Zur Freude der Herren in der Runde sind es durchwegs hübsche Damen zwischen 30 und 50, die sich für den Halbmarathon bei Bazyl angemeldet haben. Es stellt sich heraus, dass einige davon Immigranten aus Deutschland und den Niederlanden sind. Neuseeland verfolgt eine sehr offene Einwanderungspolitik, nur 4 Millionen Menschen leben hier. Die Europäer sind mit mehr als 50 % immer noch die größte Bevölkerungsgruppe, die einstigen Ureinwohner, die Maoris, machen nur mehr rund 10 %  aus.

Der Organisator selbst kommt erst gegen 9 Uhr, er hat seit den frühen Morgen an der Strecke wichtige Markierungen vorgenommen, so z.B. die öffentlichen Brunnen mit einem gelben W (für water) gekennzeichnet, Pfeile für Richtungsänderungen auf den Asphalt gepinselt und von seinem Laufclub mit dem Namen „born2move“, der gleichzeitig eine Trademark ist, noch Startnummern für uns bezogen.

Wir stellen uns zu einem Gruppenfoto zusammen, während Hunderte Schiffspassagiere an uns vorbeispazieren und nicht so recht wissen, was da vor sich geht. Bazyl hat mir mehrere Kursmöglichkeiten angeboten, die er alle genau vermessen und auf mapmyrun.com dokumentiert hat. Ich habe mich zunächst für eine attraktive Route entschieden, die ein Teilstück des Auckland-Marathons und zwei Anstiege enthät. Meine Lauffreunde an Bord sprachen sich aber für zwei schnelle Runden aus, so ändert Bazyl einige Tage vorher den Marathonkurs, der nun direkt vor dem Old Ferry Terminal beginnt und eine ca. 3,3 km lange Schleife nach Westen hinein in das Wynard Quarter aufweist, bevor es nach einem Durchlauf durch die City in die östliche Gegenrichtung entlang der Rad- und Laufstrecke hinaus zur Okahu und Mission Bay geht.

Der Start erfolgt bei einem auf den Asphalt in Gelb aufgemalten Kreuz vor dem Gebäude. Ich sehe mich wieder als M4Y-Reporter, der eine weitere Story seiner Weltreise mit einem Kreuzfahrtschiff, auf dem fast jeder schon einmal krank war oder noch ist und nicht mehr so richtig gesund wird, weil man sich permanent gegenseitig ansteckt, plant.

Mit der Kamera in der Hand, auch wenn sie noch so klein und leicht ist, läuft man anders. Man sucht so nebenbei das eine oder andere Fotomotiv, macht Ausfallschritte, weicht auch vom Kurs ab, gerät mitunter Hundert Meter in Rückstand, muss dann die Gruppe wieder einholen, kurzum, ganz ohne Zusatzbelastung geht es nicht, wenn man während eines Marathons Fotos macht und sich dabei bestimmte Vorkommnisse merken will. Aber mir macht es Spaß, weil manchmal gute Schnappschüsse gelingen, die die Stimmung und das Drumherum vermitteln können und den Leser/Besucher ansprechen.

Diesmal kommen wir aber nicht weit, die ersten Fotos vom New Zealand Maritime Museum sind am Stick, da heißt es schon wieder Stopp: gerade wird die Wynyard Crossing Bridge hochgezogen, das rote Stopplicht bedeutet auch für uns „Halt, Stehenbleiben und Warten!“ Die Gruppe ist ohnehin nach ca. 800 m noch eng zusammen. Ich nutze die Gelegenheit und fotografiere Michel, deren Ohrläppchen durchbohrt sind und eine Öffnung aufweisen, in die eine Zwei-NZL-Dollar-Mütze reinpassen würde. Manchmal sieht man in Geo-Magazinen Fotos von Frauen aus Afrika mit einer ähnlichen Ohrenkosmetik.

Die Unterbrechung dauert 3 oder 4 Minuten, dann überqueren wir die Zugbrücke und laufen gerade weiter bis nach ca. 0,8 km die Strecke beim Auckland Fishmarket nach rechts in die Brigham Street abbiegt. Der Kurs wendet bei der Hamer Street, die entlang dem Silo Park wieder zur Brücke zurückführt.

Bazyl unterhält sich während des Laufes auf den ersten 3 km mit allen Teilnehmern. Er erzählt mir, dass man gedenkt, das Gelände um die Brigham Street, in dem sich derzeit große Tanks befinden, in exklusive Wohnareale umzuwandeln. Da das Viertel direkt am Meer liegt, könnte es gut vermarktet werden. Er ergänzt mit Stolz, dass in Auckland in den Jahren 2000 und 2003 der America’s Cup stattfand und sich die Teams oft schon ein bis zwei Jahre vorher in der Stadt niederließen, um hier zu trainieren und sich an die zumeist stürmische See zu gewöhnen.

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