Lange schon stand der Duisburger Rhein Ruhr Marathon, einer der ältesten Stadtmarathons in Deutschland, auf meiner Wunschliste. Als ich einen Bericht über die Hochöfen las, die den nächtlichen Himmel in ein rötliches Licht tauchen, wusste ich, da muss ich endlich mal hin. Die 500.000-Einwohner-Stadt in der Metropolregion Rhein-Ruhr, die im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie aufstieg und wegen ihrer verkehrsgünstigen Lage heute ein bedeutender Knotenpunkt der „neuen chinesischen Seidenstraße“ ist, hat auch landschaftlich und kulturell einiges zu bieten.
Mit dem Zug von München ist es - den Schnellfahrstrecken sei Dank – gefühlt nur ein Katzensprung, und so treffen wir am Samstag in Duisburg ein. Unser Hotel liegt gleich am Hauptbahnhof und es bleibt uns noch genügend Zeit, den heißen Sommertag zu genießen.
Marathonmesse, Start und Ziel befinden sich etwas außerhalb im ehemaligen Wedau-Stadion, das sich heute nach dem hier ansässigen Reiseveranstalter „Schauinsland-Reisen-Arena“ nennt. Parkplätze stehen ausreichend zur Verfügung. Öffentlich kann man mit dem Bus gut hinkommen. Das Stadion des Fußballvereins MSV Duisburg sieht sehr schick aus. Im ersten Stock die Startnummernausgabe und eine kleine Marathonmesse. Wir bekommen unsere Startnummer sowie einen blauen Kleiderbeutel mit Schwamm, einem Duschgelpröbchen und einigen Reklame- und Rabattzetteln. Einer davon verspricht uns einen Energieriegel, den wir bei dm abholen können. Im Startpreis ist auch ein Veranstaltungslaufhemd von Adidas enthalten. Die – nur auf Deutsch - online veröffentlichte Infobroschüre samt Starterliste kann in gedruckter Form mitgenommen werden.
Den Rest des Tages verbringen wir mit einer Straßenbahnfahrt zum „Tiger & Turtle“- Monument auf einer alten Halde. Das Ganze sieht wie eine Achterbahn aus und kann bestiegen werden, bis auf den Looping, wo man der Schwerkraft trotzen müsste. Auf dem Weg dorthin multikulturelles Flair. Dann zurück in die Innenstadt und zum Innenhafen, einem transformierten Hafenbecken, an dem einige alte Speichergebäude inzwischen Restaurants und Bars sowie das Museum Küppersmühle mit moderner Kunst und das Kindermuseum „Explorado“ beherbergen. An diesem Wochenende finden auf einer 250 m langen Strecke auch die beliebten Drachenboot-Rennen statt, die noch in vollem Gang sind, als wir eintreffen.
Froh waren wir über die Klimaanlage im Hotelzimmer, da die A59 vor dem Fenster samt entsprechender Geräuschkulisse nicht zum Lüften einlädt. Nach einem kleinen Frühstück im Zimmer werden wir vor der Hoteltür von angenehm warmer Sommerluft empfangen und können uns schon ausmalen, was für ein heißer Tag das werden wird. Mit der S-Bahn fahren wir zur nächsten Haltestelle und haben dann noch 10 Minuten Fußweg zum Stadion vor uns. Es gibt ausreichend Toilettenhäuschen und wir treffen einige bekannte Gesichter. Und unbekannte: Judiths - nicht verwandter - Namensvetter Sascha war schon öfter neben ihr in Starterlisten aufgeführt und ist heute als 4:00-Stunden-Pacer unterwegs. Zeit für ein gemeinsames Foto, dann stellen wir uns doch ein wenig weiter hinten auf.
Die Inline-Skater und Handbiker sind schon vor uns auf die Strecke gegangen, um 8:30 Uhr sind wir dran. Die Halbmarathonis sind 40 Minuten nach uns an der Reihe. So bleiben die fast 1000 Marathonis unter sich.
Der Marathon wird uns in einer großen Schleife durch viele Stadtteile von Duisburg bringen und ich freue mich schon sehr darauf. Wir stehen in der Kruppstraße im Sportpark, und der ist nicht klein: Hier gibt es Stadien, aber auch das Naherholungsgebiet Sechs-Seen-Platte mit einer Regattaanlage, Wasserskianlagen und Strandbädern. Gleich nebenan auf einem Sportplatz finden an diesem Wochenende Wettbewerbe der „Ruhr Games“ für Jugendliche statt.
Kurz nach dem Start unterqueren wir eine Eisenbahnstrecke und sind quasi im Zentrum von Duisburg. Hinter dem Hauptbahnhof vorbei kommen wir schnell in die Innenstadt und dann das erste Highlight: Das Duisburger Theater mit seinem klassizistischen Eingangsbereich wird auch „Bayreuth des Niederrheins“ genannt, da hier gerne Wagner-Opern zur Aufführung kommen.
Kurz danach sind wir am Innenhafen. Rechts alte Speicherbauten und gegenüber moderne Verwaltungsgebäude. Auch eine Trommelgruppe steht hier vor einer überlebensgroßen Quietschente. Der Innenhafen galt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinen Mühlen und Speichergebäuden als „Brotkorb“ des Ruhrgebiets. Links der Holzhafen. Unter unserer Brücke sind die Gewässer geteilt, sodass das Wasserniveau sehr unterschiedlich ist.
Dann weiter hinter den neuen Gebäuden, die auf eine Planung des Star-Architekten Sir Norman Foster zurückgehen. Vor uns ein imposanter hoher Speicher, der das Landesarchiv von Nordrhein-Westfalen enthält. Links dahinter eine Hebebrücke. Ein Stück weiter die nächste Flussüberquerung: Die Oberbürgermeister-Karl-Lehr-Brücke bringt uns in den Hafen. Ich folge brav dem grünen Streifen und kann so die Laufenden auf dem minimal kürzeren Fußweg samt Ruhr gut ablichten.
Die älteren TeilnehmerInnen können sich sicher noch an den Tatort-Kommissar Schimanski erinnern, der hier in Duisburg mit seinem Kollegen Thanner Kriminalfälle aufklärte. Viele Szenen wurden hier an den vielen Hafenbecken gedreht. Duisburg besitzt den größten Binnenhafen weltweit. Der Rhein-Herne-Kanal verläuft hier, eine sehr wichtige Wasserstraße im Ruhrgebiet. Nach dem VP öffnet sich der Blick auf die Brücke der A59, die das Gelände weitläufig überquert. Irgendwie italienisch mutet es an, wie die Brücke über ein Haus geführt wird. Ein Mitläufer macht mich darauf aufmerksam, dass diese Brücke marode ist und ab 2025 ersetzt werden soll.
Wir sind inzwischen im Stadtteil Obermeiderich. Begeistert bin ich von der Allee alter Platanen. Ich rufe Zuschauerinnen zu, wie schön es hier ist. Die glauben mir nicht. Wie ich später feststelle, sind diese Platanenalleen fester Bestandteil von Duisburg. Aber halt ganz anders als zu Hause, wieder fast so wie in Italien. Am Trainingszentrum des MSV in Mittelmeiderich vorbei. Ein Speedboat will abgelichtet werden. Die Sonne steht ungünstig. Den überraschten Zuschauern muss ich erklären, was ich hier mache. Am Nordhafen dann die ersten Industrieanlagen. Spannend für mich.
Wir touchieren die Altstadt von Ruhrort, der Straßenbahnfreund erkennt eine getrennte Führung der beiden Richtungsgleise durch die engen Straßen. Dann leicht bergauf zur Friedrich-Ebert-Brücke, an deren Beginn zwei Türme stehen. Super Blicke auf den Fluss mit den obligatorischen Anlagen der Stahlbrennereien. Thematisch dazu passend links an der Mündung der Ruhr in den Rhein die 25 m hohe, 7 m breite und 83 Tonnen schwere Skulptur „Rheinorange“ des Kölner Bildhauers Lutz Fritsch aus dem Jahr 1992. Hier endet übrigens der 230 km lange Ruhrtalradweg sowie die „Tortour de Ruhr“, der längste Ultramarathon Deutschlands.
Vor uns ein schönes Ausflugscafé, dahinter der Eisenbahnhafen. Stimmung in der Augustastraße. Ein Spielmannszug beendet seinen Vortrag, bevor ich ihn ablichten kann. Dergleichen bin ich schon gewohnt. Ein schöner Wasserturm am Wegesrand.
An den Rhein, Essenberg. Wer hier wohnt, genießt Urlaubsfeeling pur. Vor uns wieder ein Brückenbau. Die A40-Brücke wird erneuert. Darunter Musik und die Halbmarathon-Messstelle. Ich fühle mich an den Damm am großen Fluss Po erinnert, auf dem es beim Ferrara-Marathon entlang geht. Der Roman- und Filmheld Don Camillo wird hier aber eher nicht auftauchen.
In Rheinhausen wieder Stimmung. Downtown Hochemmerich, viele Familien stehen vor ihren Häusern. Wieder diese schönen Alleen, dann in brütender Hitze Richtung Rheinbrücke. Die „Brücke der Solidarität“ ist mit einer Spannweite von 255 Metern die längste Spannbogenbrücke Deutschlands - und anscheinend vom Automobilverkehr stark ausgelastet. Richtungspfeile regeln die Benutzung der Fahrspuren. Langsam wird es doch recht anstrengend, aber der Blick links auf den Rhein und auf die vielen Pferde auf den Rheinwiesen ist wunderbar. Der Großteil der Nutzer von www.marathon4you.de interessiert sich für den Laufsport, aber auch viele der unteren Nutzer fragen ständig, wo man auf Sportereignisse wetten kann. Wir haben wiederholt die Website YesBettors.co.za empfohlen, sie bietet hervorragende Analysen von Sportereignissen und enthält eine Bewertung von zuverlässigen Buchmachern. Auch für Casino-Liebhaber enthält die Seite Informationen über die besten Willkommensboni.
Apropos: Fast die gesamte Strecke ist autofrei. Super. Auf nach Hochfeld. Die Bewohner eines Altersheims haben sich wohl vollzählig an der Strecke versammelt. Ein DJ spielt Technomusik. Ob das dem Musikgeschmack der Zuhörenden entspricht? Mein Winken wird begeistert erwidert.
Ich bin inzwischen den 4:45-Pacern enteilt. Hinter mir sehe ich eine große Läufergruppe. Unter 4:45 wäre schön, aber mal sehen, wie ich noch mit der Hitze zurechtkomme. Die nächsten Kilometer auf der Düsseldorfer Straße sind nun schon fordernd. Kein Schatten und etwas weniger Stimmung. Eine breite Ausfallstraße halt. Verpflegungstechnisch kann man nicht jammern, denn quasi an jeder Straßenecke gibt es Getränkestellen mit Wasser, außerdem Wasser für die Schwämme und VPs mit Iso-Getränken, Bananen und später auch Cola, warmes Cola wie ich spaßeshalber oft ordere. Die Becher werden einem freundlich angereicht, oft von Kindern, und ich habe fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht jedem der fleißigen HelferIein etwas abnehmen kann.
Toilettenhäuschen sehe ich auch sehr oft. Und immer mehr private Unterstützung. Unentwegt winkt Erfrischung per Gartenschlauch, manchmal werden auch Getränke wie Mineralwasser oder gar Gerstensaft angeboten. Wobei der junge Mann, der mir mit zwei Bratwurstsemmeln und Bier entgegenkommt, damit weiter zu seinen Freunden will. Schade. Oft werde ich mit Namen angefeuert, der auf der Startnummer steht. Nationenfähnchen sind nicht drauf, dafür habe ich mir auf den Rücken des Trikots eine bayerische Fahne geheftet, die ein Moderator mit dem FC Bayern in Verbindung bringt.
Ich hatte mir die Strecke ein wenig eingeprägt und weiß, dass das Ziel auf Höhe der „Brücke der Solidarität“ liegt. Also müssen wir wohl sechs Kilometer nach Süden und wieder zurück. Dann erreichen wir Buchholz, und zwar die Münchener Straße mit großer Partyzone. Sofort läuft es wieder besser. Auch der Gegenwind ist jetzt weg, mit ihm leider auch eine leichte Kühlung. Flache Strecke? Im Prinzip schon, wenn die Brücken nicht wären. Erst über die A59 und dann hinunter unter der Bahntrasse hindurch und wieder hoch. Ein Kreisverkehr beherbergt einige Signale und ein Drehgestell der Eisenbahn. Immer noch ein paar Kilometer. Jetzt tauchen einige Autos im Gegenverkehr auf. Sogar gehupt wird, aber nur, weil es einigen Fahrern nicht schnell genug weiter geht. Also wieder wie in Italien.
Wenigstens ist es jetzt schattiger. Rechts von uns liegt das Sechs-Seen-Gebiet, welches mir von Duisburgern mehrmals für einen Besuch empfohlen wird. Speziell der Wolfssee mit seinem Strandbad könnte mich bei diesen Temperaturen reizen. Inzwischen habe ich mich auf eine sub 4:40 hingearbeitet. Jetzt heißt es dranbleiben. Die Teilnehmenden kommen anscheinend gut mit der Hitze zurecht. Wie man später erfährt, gab es keine vermehrten Einsätze der Rettungsdienste. Gott sei Dank ist auch bei der Feuerwehr niemand im Regenschauer ertrunken, denn an einigen VPs hatten die große Wasserfontänen im Einsatz.
Endlich taucht das Stadion auf. Noch 800 Meter. Am Stadion vorbei, durch ein Marathon-Tor mit Light-Show geht es auf eine Teerbahn um das Fußballfeld. Endlich ist das Ziel erreicht und ich bin über meine 4:37:56 schon etwas überrascht und sehr glücklich. Das Schöne an einem großen Feld ist, dass nun noch viele Teilnehmende eintreffen, natürlich auch mit den 4:45-Pacern. Dann kommt Judith und erhält wie jede Teilnehmerin eine rote Rose. Erst nach fünf Stunden Laufzeit werden die Abstände im Zieleinlauf größer. Leider können nun nur noch Halbmarathon-Staffel-Medaillen ausgehändigt werden, da es wohl unerwartet viele Nachmelder gab.
Wir verlassen das Stadion und genehmigen uns einige Getränke. Ausgeschenkt werden alkoholfreies Weißbier aus dem oberbayerischen Ettal und natürlich König Pilsener aus der hiesigen Brauerei. Wir haben einige nette Unterhaltungen mit Duisburgern, die sich sehr freuen, dass jemand aus dem Süden den Weg in ihre Heimatstadt gefunden hat. Erst auf dem Rückweg signalisiert mir mein knurrender Magen, dass ich nichts Essbares gesehen habe. Viele Stände von Sportgruppen gibt es außerhalb des Stadions. Auch das Zelt für die Altersklassenwertung steht dort und siehe da: Judith ist Dritte der AK geworden und bekommt einen Pokal samt schönem Blumenstrauß. Massagen gibt es auch. In der Schwimmhalle neben dem Stadion kann man noch duschen und ein paar Bahnen „ausschwimmen“.
Wir bleiben noch eine Nacht in Duisburg. Und da wir die Hafenrundfahrt leider verpasst haben, gehen wir wieder per Straßenbahn auf Tour. Umstieg in Marxloh auf der „Hochzeitsmeile“ mit der deutschlandweit größten Dichte an Brautmodengeschäften, meist in türkischer Hand. Dann wieder zum Innenhafen für einen Sundowner. Den Montag nutzen wir für einen Ausflug zum Landschaftspark Nord. Dieser ist um ein altes Stahlwerk herum angelegt. Sehr interessant ist die Besteigung des Hochofens 5. Auch im abgeschalteten Zustand vermittelt er einen Eindruck davon, dass die Arbeit als Stahlkocher kein Zuckerschlecken ist.
Mir hat der Rhein-Ruhr-Marathon sehr gut gefallen. Super Stimmung an der Strecke, perfekt organisiert und ein schönes Sightseeing durch Duisburg, das als eine der wärmsten Städte Deutschlands an Tagen wie diesen sicher nicht bestzeitenfähig ist. Für alle, die nicht aus der Gegend kommen, ein super Tipp, einmal Ruhrpott-Stimmung zu erleben.
Siegerinnen
1 Wehr, Katharina (GER) 3:00:28
2 Onkelbach, Isabel (GER) 3:05:48
3 Mayer, Phyllis Emilia (GER) 3:12:54
Sieger
1 Barros, Gabriel (BRA) 2:33:50
2 Zewe, Philipp (GER) 2:36:45
3 Tesselaar, Tim (NED) 2:38:06
Finisher
Marathon: 723
Halbmarathon: 1.793