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Laufberichte

"Demnächst auf ein Neues!"

09.06.07

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben ...

 

Ostfriesland, das - wie wir alle wissen - im Nordwesten Deutschlands liegt und dem Bundesland Niedersachsen zugehört, ist immer eine Reise wert. Dies gilt vor allem dann, wenn sie zu einem solch hübschen Ort wie Hesel führt.

 

Wie man im "Internet-Lexikon Wikipedia" nachlesen kann, ist Hesel eine sehr alte Siedlungsstätte. Das älteste Zeugnis von menschlicher Kultur, das man bislang in Ostfriesland gefunden hat, ist eine in Hesel gelegene prähistorische Feuerstelle, die ca. 10.000 Jahr alt ist. Aber auch auf viele weitere Relikte aus vorgeschichtlicher Zeit ist man in Hesel gestoßen. Zuletzt wurden beim Bau eines Einkaufsmarktes Spuren einer etwa 3.000 Jahre alten Kultstätte oder astronomischen Anlage entdeckt. Seine erstmalige Erwähnung fand Hesel um das Jahr 900 in den Registern des Klosters Werden. Heute leben in dem schmucken Ort ca. 4.100 Einwohner auf einer Fläche von 44 Quadratkilometern.

 

In dieser geschichtsträchtigen Region, in der sich die freundlichen Menschen mit "Moin Moin" begrüßen, richtete der Lauftreff des TSV Hesel von 1965 e.V. am Samstag, dem 9. Juni 2007, nunmehr bereits zum 8. Mal seinen "Ostfriesland-Marathon" aus. Als Veranstaltungszentrum diente das herrlich im Grünen gelegene und mehrere Rasenplätze umfassende Sportgelände Hesel.

 

Da die Veranstaltung als "genehmigter DLV-Volkslauf" ausgerichtet wurde, war eine Vereinszugehörigkeit der Starter/innen nicht erforderlich. Um jeder Interessentin/jedem Interessenten eine Teilnahme nach den jeweiligen individuellen Fähigkeiten zu ermöglichen, hatte man die folgende Vielfalt von Wettbewerben angeboten:

 

[1] Bambinilauf Mädchen - 800 m - 14.00 Uhr
[2] Bambinilauf Jungen - 800 m - 14.15 Uhr
[3] Schülerinnen- und Schülerlauf - 1.800 m - 14.30 Uhr
[4] Staffelmarathonlauf - 3 x 14 km - 15.20 Uhr
[5] 2/3-Marathonlauf - 28 km - 15.25 Uhr (erstmals im Programm, bislang aber keine Erwähnung im Ergebnisspiegel)
[6] Marathonlauf - 42.195 m - 15.30 Uhr
[7] Nordic Walking - 8 km - 15.35 Uhr
[8] Volkslauf (Erwachsene/Jugendliche/Schüler/innen) - 5 km - 16.00 Uhr
[9] Volkslauf (Erwachsene/Jugendliche) - 10 km - 16.45 Uhr

 

In den Laufwettkämpfen [5], [6], [8] und [9] wurde eine Altersklassenwertung laut DLO vorgenommen. Insgesamt ca. 400 Teilnehmer/innen absolvierten die von ihnen gewählten Wettbewerbe mit Erfolg.

 

Die Marathondistanz war durch das dreimalige Durchlaufen einer Strecke von etwas mehr als 14 km Länge zurückzulegen. Der mit deutlichen weißen Bodenpfeilen vorbildlich markierte Kurs führte sehr abwechslungsreich durch Randbereiche von Hesel, durch Wald und Wiesen sowie durch die Ortschaften Schwerinsdorf und Firrel. Letztere hatte es mir besonders angetan, zumal deren hübscher Kern passiert wurde und man dort an 3 Familienfeiern unterschiedlichen Anlasses vorbeikam.

 

Zu belaufen waren in überwiegendem Maße gut asphaltierte innerörtliche Straßen und außerörtliche Wirtschafts- oder Radwege sowie naturbelassene, aber feste Waldbodenwege. Zwei geschotterte Abschnitte und sandiges Teilstück waren nur von geringer Länge und deshalb Randerscheinungen. Mit Ausnahme der sanften Wellen auf der langen Waldweggeraden war die Strecke völlig flach. Eine Extraerwähnung verdienen auch die glaubwürdige Beschilderung eines jedem km des Kurses und die zusätzlichen Hinweise auf die Vollendung der km 15, 20, 25, 30, 35 und 40.

 

Die 3 Verpflegungsstellen, die man im Verlauf einer "14-km-Runde" passierte, und die am Rundenbeginn platzierte Station waren durch ihr Angebot von Wasser, Isogetränk, Cola (dem Veranstalter sei hierfür besonders gedankt), Bananen- und Apfelstücken ausreichend sortiert. Sehr ausgiebig machte ich von den an den Versorgungspunkten auch bereitliegenden Wasserschwämmen Gebrauch, von denen ich jeweils mindestens zwei über meinem Kopf und Körper ausdrückte. Auch die beiden zusätzlichen (Eigeninitiativen zu verdankenden?) Wasserstellen nutzte ich weniger zum Trinken, sondern mehr zum "Wasserübermichkippen".

 

Ganz ausdrücklich sei hier auf die "Nibelungentreue" der sehr netten und hilfsbereiten Verpflegungsstellenbetreuer/innen hingewiesen. Als ich diesen in der 2. Runde (in der ich noch "einsamer Letzter" war) erklärte, dass sie nicht noch ein drittes Mal auf mich warten müssten und ihren Posten bereits früher verlassen könnten, wurde mein Vorschlag entschieden zurückgewiesen. Mir wurde versichert, dass man nicht von der Stelle weichen würde, ehe auch ich noch einmal ordnungsgemäß betreut worden sei. Und daran hielt man sich dann auch in besagter "Nibelungentreue".

 

Die organisatorischen Voraussetzungen für ein gutes Gelingen waren also gegeben. Und so kam es alleine auf die veranstalterseitig nicht beeinflussbaren Witterungsverhältnisse an, inwieweit die günstigen Rahmenbedingungen in Laufleistung umgesetzt werden konnten. Bei meiner Ankunft am Veranstaltungsort gegen 14.00 Uhr zeigte das Außenthermometer meines PKW +31° Celsius an. Am blauen Himmel waren nur wenige weiße Wölkchen zu sehen. Aber die Schwüle und ein schwach erkennbarer Dunst hielten meinen Optimismus in Grenzen.

 

Gegen 15.00 Uhr, eine halbe Stunde vor dem Marathonstart also, war es dann so weit. Seitlich von Hesel hatte sich eine Gewitterwolkenwand zusammengebraut. Ein "reinigendes Gewitter" zu diesem Zeitpunkt schien mir die beste Variante zu sein. Zum einen hätte es etwas Abkühlung gebracht. Zum anderen hätte man mit einer Startverschiebung reagieren können und nach dem Ende des Gewitters nicht mehr mit einem zweiten solchen rechnen müssen, sodass die Gefahr kaum mehr bestanden hätte, der Marathonlauf könne in weit fortgeschrittenem Stadium einem unwetterbedingten Abbruch zum Opfer fallen. Das Gewitter "vor Ort" blieb aber aus. In weiterer Entfernung "rumpelte es" zwar immer wieder, aber die Veranstaltung selbst war nicht betroffen, weder von Sturmböen noch von Niederschlägen. Und so fand der Start zum Marathonlauf dann auch wie vorgesehen statt.

 

Erfreulicherweise "normalisierte" sich die Wetterlage im Verlauf der 1. Runde in Nah und Fern wieder. Und während meiner 2. Runde genoss ich es geradezu, bei herrlicher Spätnachmittagsatmosphäre durch die schöne Gegend zu laufen. Gegen Ende der ersten Hälfte meiner 3. Runde bemerkte ich zwar, dass sich seitlich der Laufstrecke angegraute Bewölkung eingefunden hatte. Diese sah aber in keiner Weise bedrohlich aus und bereitete mir mithin noch keinerlei Sorge.

 

Man glaubt aber nicht, in welch kurzer Zeit sich zunächst harmlos aussehende gräuliche Wolken zu einer geschlossenen dunkelgrauen Wolkenwand verdichten können. Nun galt es zu laufen, was das Zeug hielt, wollte ich doch nicht in einen Gewitterbereich gelangen, in dem sich der Veranstalter verpflichtet sah, mich einer Gefährdung wegen aus dem Rennen zu nehmen. Ein seitliches Blitzen und Donnern sowie die wenigen, aber großen Regentropfen störten mich nicht. Auch kam ich über den ziemlich freien und damit weniger geschützten drittletzten km des Kurses gut hinweg. Jetzt nur noch 2 km. Die mussten auch noch hinzukriegen sein.

 

Plötzlich setzte ein wolkenbruchartiger Gewitterregen ein. Nun hatte ich jedoch bereits die anfänglich und gegen Ende zu durchlaufende Waldregion erreicht. Da kein Sturmwind wehte, bestand keine Gefährdung durch abbrechende Äste. Im Gegenteil, ich empfand einen gewissen Schutz, fühlte ich mich doch auf dem nun folgenden für Fahrzeuge unzugänglichen Teilabschnitt vor einer Entnahme aus dem Wettkampf in Sicherheit. Inzwischen hatte ich mich mit Martin Klages zusammengefunden, und wir waren uns einig, das Rennen in jedem Falle zu Ende zu laufen.

 

Ein kurzes Erschrecken noch, als uns bei unserem Einbiegen auf einen Waldrandweg (etwa 1.200 m vorm Ziel) ein "Sanka" erwartete. Dessen Besatzung bot uns zwar ein Zusteigen an, forderte dieses aber nicht. Also stand einem Zu-Ende-Laufen nichts mehr im Wege. Ein wolkenbruchartiger Regen hat noch keinen gestandenen Läufer umgehauen, und das Blitzezucken und Donnergrollen war nicht in solcher Nähe, als dass hiervon eine akute Gefahr ausgegangen und hieraus eine Konsequenz zu ziehen gewesen wäre. Und so mussten wir nur noch im Schutze einer fast hautnahen "Sanka"-Begleitung durch knöcheltiefe Pfützen und Rinnsale rennen, bis wir schließlich - von einem stattlichen Veranstalterteam freudig und lautstark begrüßt - ins Ziel gelangten.

 

Den verantwortlichen Organisatoren sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. Sie hatten nämlich in ruhiger Sachlichkeit die Situation richtig gecheckt, sich nicht dazu hinreißen lassen, voreilige und überzogene Entscheidungen zu treffen, und uns als völlig ausreichende Vorsichtsmaßnahme den "Sanka" entgegengeschickt. Dieses ausgewogene Handeln hatte Martin und mir die Möglichkeit verschafft, einen aus meiner Sicht wunderschönen Marathonlauf nach 5:39 Stunden ordnungsgemäß zu beenden und daraufhin große Zufriedenheit zu verspüren.

 

Sofern es meine gesundheitliche Verfassung zulässt, auch noch in den nächsten Jahren Marathonläufe zu bestreiten, und keine gleichwertige Veranstaltung in näherer Entfernung zu meinem Wohnort Bonn angeboten wird, werde ich bestimmt wieder in Hesel am Marathonlaufstart stehen.

Die Teilnahmegebühr für den Marathonlauf betrug übrigens moderate 18 Euro. Als Auszeichnung bekamen die Finisher/innen eine besonders hübsche Medaille und eine nicht minder schön gestaltete Urkunde überreicht. Marathonläufer/innen und Staffelläufer/innen erhielten nach dem Rennen "eine kraftvolle Gemüsesuppe". Da ich Wurzelgemüse roh zwar gerne esse, es in gekochter Form aber nicht mag, musste ich das gut gemeinte mehrmalige Angebot leider ausschlagen.

 

Ergebnisse der erstplatzierten Frauen:

1. Stephanie Warner - Laufsport Senden - 3:47:07 Stunden
2. Katrin Weier - Hase&Igel Schmachtendorf - 3:54:02 Stunden
3. Jannet Lange - Veteranen Nederland - 3:56:32 Stunden

 

Ergebnisse der erstplatzierten Männer:

1. Frank Themsen - LG Bremen-Nord - 2:48:25 Stunden
2. Helmut Matlok - LG Lust am Laufen Unna - 3:07:19 Stunden
3. Gerrit Karnbach - Lauftipo.de - 3:10:09 Stunden

 

Beim Abgleich der unter www.simonsfotos.tk einsehbaren Fotoserie mit der Ergebnisliste fiel mir auf, dass eine ungewöhnlich hohe Anzahl abgebildeter Marathonläufer/innen in der Auflistung der Finisher/innen nicht wiederzufinden ist. Dies ist in Anbetracht der warmen Witterung und der Verlockung, nach der ersten oder zweiten Runde einer eventuellen Quälerei ein Ende zu bereiten, gut nachvollziehbar. Auch einige meiner guten Laufbekannten haben sich vorzeitig aus dem Rennen verabschiedet. Ich möchte jene netten Sportkameraden aber hier nicht verpetzen und grüße sie pauschal von dieser Stelle aus recht herzlich mit einem ermutigenden "Demnächst auf ein Neues!".

 

Informationen: Ostfrieslandmarathon
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