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Laufberichte

Music miles and more - Linz feiert Marathon

10.04.11

Auf der Brücke ist jedoch nicht nur optische, sondern auch akustische Ablenkung geboten. Wir durchlaufen die erste von fünf sogenannten Music Miles entlang der Strecke. Das bedeutet: Über Lautsprecher werden wir nicht nur an einem Punkt, sondern auf einem ganzen Streckenabschnitt jeweils unter einem bestimmten Motto beschallt. So beschert uns zum Einstand die „Rock-Mile“ Rockklassiker aus einer Zeit, als das Gros der Läufer noch junge Hupfer (oder selbst das nicht) waren, angefangen vom Super-Oldie „Smoke on the Water“ (Deep Purple, 1972) über AC/DCs „Highway to Hell“ (1979) bis „We will rock you“ (1977) von Queen. Wen es interessiert, kann die Playlists aller Musikmeilen schon vorab im Internet einsehen. Das motiviert nicht nur die Läufer, sondern auch die Zuschauer, die zu Hunderten die Brücke säumen und uns durch ein Jubelspalier laufen lassen. Diese Stimmung potenziert sich förmlich am jenseitigen Brückenende. Ein Hexenkessel empfängt uns hier. Die Stimmung lässt sich kaum beschreiben - man muss sie einfach erleben. 

Geradeaus ginge es von hier direkt in die Altstadt hinein. Doch der weitere Zugang ist uns (zunächst noch) verwehrt und wir werden nach links auf die Untere Donaulände abgeleitet, die die Altstadt und die Parkanlagen entlang der Donau trennt. Auch hier: Menschen über Menschen, links, recht, über der Straße. Ich bin tief beeindruckt. Große Banner weisen die Läufer darauf hin, dass sich der bislang gemeinsame Kurs teilt. Streckenhelfer versuchen diejenigen, die es trotzdem nicht schaffen, sich richtig einzuordnen, auf den rechten Weg zu bringen. Denn für die Viertelmarathon-Läufer ist nach einer finalen kleinen Schleife durch die Altstadt nun der Endspurt zum Ziel auf dem nahen Hauptplatz angesagt.

Für den Rest geht es auf der Unteren Donaulände weiter geradeaus, vorbei am Lentosmuseum und am Brucknerhaus mit der Donau im Hintergrund.  Richtig dicht werden die Menschentrauben wieder bei km 9,7. Aber die Stimmung ist hier eine ganz andere: ungewohnt ruhig, konzentriert, fast schon nervös und angespannt. Des Rätsels Lösung: Hier lauern die Staffelläufer auf ihren Einsatz. Und wenn man bedenkt, dass heute allein 470 Staffeln = 1880 Staffelläufer unterwegs sind, kann man sich ganz gut vorstellen, dass das Treffen nicht immer so ganz reibungslos verläuft. So sieht man auch vereinzelt konsternierte Gesichter von Läufern, die ihre Ablösung einfach nicht finden können.

Umso lautstärker geht es gleich anschließend entlang der „Dance Mile“ mit Chartstürmern der Neuzeit a la Lady Gaga, David Guetta, Shakira & Co. zu. Nur tanzen mag einfach niemand. 

Auf dem Laufplan steht für die nächsten 10 km eine Runde durch die zentrumsnahen Bezirke von Linz.

Über die Gruber- und die Franckstraße, dann die Heizhausstraße geht es erst einmal geradewegs in Richtung Süden. Richtig spannend ist die Umgebung nicht. Sie ist zunehmend gewerblich geprägt. Am Horizont zeigt die Stadt auch die Seite, die ihren Ruf maßgeblich prägt: Die einer Industriemetropole. Namhafte Konzerne wie der bereits erwähnte Stahlkocher Voestalpine haben ihren Sitz in Linz. Und so zieren auch weitläufige Fabrikanlagen und Schlote die städtische Skyline.

Bei km 12 wartet mit der „Sweat Mile“ der nächste musikalische Fallout, verbreitet aus einem einzigen Turm von Monsterboxen, auf uns. Schon von weitem und auch noch lange danach wummert mir Brian Adams “Summer of 69" ins Ohr, beim Vorbeilaufen fallen mir fast die Ohren ab. Aber ich lasse mich gerne  von diesem Gassenhauer antreiben, auch wenn mich das ganz im Sinne dieser Musikmeile ein paar zusätzliche Schweißperlen kostet.   

Bei km 14 dreht unser Parcours zurück in Richtung Innenstadt, durch die wir uns ab km 17 in einer Art Zickzackkurs bewegen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass wir maximal viel von der sehr viel ansprechenderen Innenstadtbebauung sehen, sondern auch, dass die Zuschauer schnell von einer Stelle zur anderen pendeln können. Und so ist hier sehr viel mehr los als auf den vorangehenden Kilometern. Spannend wird es vor allem ab km 20: Da biegen wir auf die Landstraße ein, wie die Hauptgeschäftsstraße und Flaniermeile von Linz so ganz unprätentiös heißt. Zahllose Banner und Fahnen wehen im Wind, eine Musikbühne folgt der anderen, die Zuschauerketten beidseits der Straße werden immer dichter. Der Einzug der Läufer wird gefeiert, die Stimmung wird immer ausgelassener, je näher wir dem zentralen Hauptplatz, dem Ziel aller Läufe, rücken. Man hat wirklich den Eindruck, hier ist ein richtiges Volksfest im Gange - und wir sind mittendrin.

Fast schon ein bisschen wehmütig bin ich, als Richtungsschilder die Marathonis plötzlich daran erinnern, dass ihre Zeit gekommen ist: Zeit, Abschied zu nehmen von diesem wundervollen finalen Streckenabschnitt, den nur die Halbmarathonis fortsetzen dürfen. Als Neuerung in diesem Jahr kann man als Marathonläufer zwar spontan entscheiden, weiter zu laufen oder sich mit einer Wertung in der Halbmarathon-Kategorie zu begnügen. Aber eine echte Frage ist das nicht für mich: ich freue mich auf die zweite Hälfte und auf die Gewissheit, diesen stimmungsvollen Abschnitt zum Abschluss noch einmal belaufen zu dürfen. 

 

Der lange Weg durch den Linzer Süden

 

Ganz plötzlich ist er da: der Abzweig nach links. Noch einmal säumen dichte Menschentrauben den Kurs, der nächste Staffelläuferwechsel steht an. Dann wird es schlagartig ruhig, fast schon einsam: auf und an der Strecke. Nur das Trappeln der Schuhe auf dem Pflaster der Herrengasse, auf der wir die Altstadt queren, erfüllt die Luft. Der nun sehr viel dünnere Läuferstrom macht deutlich, dass hier eben drei mal so viele Läufer die Halb- der Volldistanz vorziehen. Es ist zunächst schon ein etwas seltsames Gefühl, das einen da beschleicht, aber ich kenne das schon aus Salzburg, auch aus Freiburg. Aber die neue Situation hat durchaus auch etwas Entspannendes.

Vor uns liegt noch ein langer Weg, ein Weg, der uns weit in den Linzer Süden führen wird. Die historische innerstädtische Bebauung wird schon bald wieder von gewerblich geprägter Zweckarchitektur verdrängt. Bei km 23 biegen wir in die Unionstraße ab. Eine insgesamt etwa 3 km lange Wendepunktstrecke wartet hier auf uns. Das heißt: Wir dürfen zunächst neidvoll die Vorauseilenden begutachten und nach dem Wendepunkt einen  Blick auf diejenigen werfen, die einen potenziell noch überholen könnten. Der Wendepunkt selbst ist musikalisch aufgepeppt: Die “Love-Mile” hat sich Liedern verschrieben, in denen dieses Wort im Titel vorkommt. Irgendwie passt das Motto nicht so recht zur Umgebung: Etwas Schmissigeres hätte mir hier besser gefallen. Aber besser so etwas als gar nichts.  

 
 

Informationen: Oberbank Linz Donau Marathon
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