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Laufberichte

„Venga!“ - „Allez!“ - „Auf geht´s!“

12.10.08

Von ihrer schönsten Seite zeigte sich die bayerische Landeshauptstadt am Marathonsonntag. Der Werbeslogan „Sightseeing pur“ kam bei herrlichem Wetter voll zur Geltung. Für ein etwas entspannteres Laufen hätten sich einige Teilnehmer wohl trotzdem ein paar mehr Wolken am Himmel gewünscht. Wie auch immer – für die Stimmung der Zuschauer waren Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad erkennbar positiv.

Los ging es um 10 Uhr. Seit meinem letzten Start in meiner Wahlheimat (2005 – meiner erster Marathon) hat sich nicht nur die Streckenführung „umgedreht“, sondern auch der Startort verschoben. So nahmen die ca. 6000 Marathonstarter in der Ackermannstraße am Rande des Olympiaparks Aufstellung. Gestartet wurde in zwei Gruppen (unter bzw. über 3:45 h). Nach dem stimmungsvollen Einklatschen und dem gemeinsamen Count-down gaben die Böllerschützen pünktlich den ohrenbetäubenden Startschuss ab. Zu einem Power-Song der diese Bezeichnung wirklich verdient („Red Flag“ der kanadischen Punk-Rock-Band „Billy Talent“), setzte sich das Läuferfeld in Bewegung.

Obwohl die Mischung aus Aufregung, Angst vor dem was da kommt und Euphorie jedem Läufer anzumerken war, wurde sehr diszipliniert gelaufen. Die breiten Straßen auf den ersten Kilometern ermöglichten ein sehr stressfreies Ordnen und Entzerren des Läuferfeldes. Vorbei an den wunderschönen Fassaden und Plätzen Altschwabings ging es nach 2,5 Kilometern auf die auf die Münchner Feier- und Flaniermeile, die Leopoldstraße. Kurz nach dem Siegestor (km 4) erfolgte die Wende und es ging wieder stadtauswärts. Dies war nicht der einzige Streckenabschnitt, auf dem sich die Läufer begegneten. So früh im Lauf konnte ich das auch noch genießen und sowohl die Spitze als auch das Ende des Feldes beobachten.

Bei Kilometer 7 erreichten wir den Englischen Garten. Ich fand die Ruhe im Park und mehr noch die Schatten der Bäume sehr angenehm. Die circa 8 Kilometer im Park eignen sich hervorragend, um sein Tempo zu finden und sich nach möglichen Begleitern bzw. Zugläufern umzuschauen. Was jedoch auf der groben Streckenskizze nach zwei langen Geraden aussieht, ist in Wirklichkeit ein sehr kurviger Streckenverlauf. Ich hatte jedenfalls recht schnell die Orientierung verloren und konnte mich nur am „Aumeister“ (alter Münchner Biergarten und Wendepunkt im Englischen Garten) orientieren.

Im Englisch Garten wurde auch klar, warum München zwar kein außergewöhnlich anspruchsvoller, jedoch auch kein super-schneller Marathon ist. Zum einen weist die Strecke etliche (teils scharfe) Kurven und Kehren auf und zum anderen ist der Laufuntergrund nicht immer optimal. Die dritte Schwierigkeit wurde gleich nach Verlassen des Parks offensichtlich. Zwischen Kilometer 15 und 16 war der längste „Anstieg“ (ca. 15m Höhenunterschied)  zu bezwingen. Wie gesagt: München ist kein schwieriger Marathon, aber Läufer, für die es auf der Jagd nach der Bestzeit auf jede Sekunde ankommt, sind wohl woanders noch besser bedient.

Der Streckenteil zwischen Englischem Garten und dem Ostbahnhof ist sicherlich der unspektakulärste. Umso willkommener ist die Unterstützung der Zuschauer. Hier hat man den Eindruck, dass überwiegend die Anwohner und weniger der Angehörigen die Läufer unterstützen. Insgesamt erlebte ich die Stimmung am Streckenrand als sehr gut, freundlich und mitunter auch fachkundig.

Leider bot nur der Englische Garten Schutz gegen die Sonne und so war in der prallen Sonne regelmäßiges Trinken noch wichtiger als sonst. Die Versorgung der Läufer ist beim München Marathon hervorragend organisiert. Alle 2,5 km gibt es Wasser- und alle 5 km Verpflegungsstellen. Diese sind mit Wasser, Iso-Getränken und später auch mit Riegel und Obst bestückt.

Am Ostbahnhof (km 27) hat man den höchsten Punkt der Strecke erreicht und ab jetzt warten eigentlich nur noch Highlights. Ich selbst fühlte mich zu diesem Zeitpunkt schon recht angeschlagen und musste sehr kämpfen, mein Tempo zu halten. Wie es schien, machte sich nun bemerkbar, dass ich in diesem Jahr mehr verletzt als gesund war und nur eine „Schmalspurvorbereitung“ absolvieren konnte. Vor allem die geringe Anzahl an langen Läufen hatte mir schon im Vorfeld Bauchschmerzen bereitet.

Wie auch immer, jetzt ging es erst mal kräftig den Berg runter. Durch die Rosenheimerstraße flog man förmlich Richtung Gasteig und Isar. Über die Ludwigsbrücke geht es vorbei am Deutschen Museum Richtung Isartor. Auch auf diesem Streckenabschnitt ist die Stimmung wieder wunderbar. Im Nu ist man auch schon am Marienplatz (Kilometer 29,5), macht einen kurzen Abstecher zum Sendlinger Tor um gleich noch mal den Marienplatz  (Kilometer 31) zu passieren. Hier standen die Zuschauer dicht gedrängt – kein Wunder konnte, man hier die Läufer innerhalb weniger Minuten gleich zwei Mal sehen und wurde auch noch musikalisch unterhalten.

Weiter ging es vorbei an der Oper, zum Odeonsplatz. Nun hatte man schon das Siegestor im Blick und auf kürzestem Weg wären es nur noch gute 5 km ins Ziel. Da das dann aber kein Marathon wäre, gab es noch einen knapp 5 km langen Abstecher durch die Maxvorstadt. Vor allem hier reihte sich Sehenswürdigkeit an Sehenswürdigkeit, aber viele Läufer (einschließlich mir selbst) hatten nun keine Augen mehr für die Pinakotheken, das Lenbachhaus sowie den Karolinen- und den Königsplatz. Es war zwar nach wie vor nicht wirklich heiß, aber der Sonnenschein setzte vielen Läufern zu. Ich selbst konnte mein Tempo nicht mehr halten und überholte trotzdem noch sehr viele Leidensgenossen. Die entgegenkommenden Läufer nahm ich kaum mehr war, konnte aber auch dort leidende Gesichter erkennen.

Zurück auf der Leopoldstraße belief man wieder bekannten Asphalt, denn es ging nun bis zum Startpunkt auf dem gleichen Weg zurück, von dem man vor Stunden kam. Bei Kilometer 37 wurde noch mal mit Moderator, DJ und Zuschauern Stimmung gemacht. Kurz danach konnte man sich an einer Verpflegungsstelle mit alkoholfreiem Weißbier versorgen. Ich war erstaunt, wie viele Läufer hier zugriffen. Nicht dass ich kein alkoholfreies Weißbier mag, aber ich wollte das jetzt meinem Magen nicht zumuten und lief durch den Bierdunst.

Bei Kilometer 40 bogen die Läufer in die Ackermannstraße und schließlich in den Olympiapark ein. Man war also schon fast zu Hause. So wirklich konnte ich mich auf Grund der fortschreitenden Erschöpfung darüber noch nicht freuen, erst beim Kilometerschild 41 überkamen mich Glücksgefühle. Nur noch ein guter Kilometer und auch das Olympiastadion war jetzt erstmals zu sehen. Da störten auch die leichten Wellen nicht mehr. Über den Spiridon-Louis-Ring liefen wir hinter der Haupttribüne des ehrwürdigen Stadions und schließlich ging es durch das große Marathontor auf die Laufbahn ins Innere des Stadions.

Der Tunnel war wieder mit einer aufwändigen Licht- und Soundinstallation bestückt und per Bandansage wurde man im Olympiastadion begrüßt. Die letzten 300 Meter waren einfach ein Genuss. Es hatten sich etliche Zuschauer auf den Tribünen eingefunden und diese geizten nicht mit Applaus. Neben der Schönheit der Stadt ist sicherlich auch der Zieleinlauf einer der ganz großen Pluspunkte des München Marathons.

Im Ziel stelle ich fest, dass es trotz des Mini-Einbruchs gegen Ende noch knapp zu einer neuen Bestzeit (3:20:31) gereicht hat. Der reichlichen Zielverpflegung (Wasser, Obst, Brezen, alkoholfreies Bier, Sojamilch, Riegel etc.) widmete ich mich nur kurz, da es mich zu meinen Lieben auf die Tribüne zog. Über die vielen Stufen der Südkurve (wo einst die treuesten Bayernfans standen) mussten nun die geschundenen Läufer den Innenbereich verlassen. Egal – dafür reichen die Endorphine allemal…

Wie immer wurde in München der Fokus auf den Breitensport gelegt und keine Topläufer verpflichtet. Den Sieg holten Steffen Justus bei den Männern in 2:21:38 und Melanie Hohenester bei den Frauen in 2:49:19. Beide konnten auch die Wertung München Hero (Kombination des München Triathlons und München Marathons) für sich entscheiden und somit noch ein recht stattliches Preisgeld sichern.

Insgesamt war der München Marathon auch 2008 wieder hervorragend organisiert. Von den insgesamt ca. 11.000 Teilnehmern waren ca. 5700 Marathon-Finisher. Die weiteren Bewerbe (10 Kilometerlauf und Staffelmarathon) wurden von mir, auf Grund der späteren Startzeitpunkte kaum wahrgenommen. Lediglich den Einlauf der Legenden (Staffel u.a. mit Herbet Steffny und Jan Fitschen) nahm ich zur Kenntnis. Vorbildlich waren die Versorgung der Läufer auf der Strecke und im Ziel sowie  die reibungslose Kleiderab- und Rückgabe. Gewünscht hätte man sich lediglich, dass alle km-Markierung exakt positioniert gewesen wären.

Weiterhin fand ich sehr positiv und auffallend, dass sehr viele ausländische Starter am Start waren. Nicht nur Österreichisch war zu hören, sondern auch viel Italienisch, Französisch und Spanisch. Ich weiß nicht, wie viele verschiedene Flaggen ich am Straßenrand erblickt habe, aber vor allem die französischen Fans sind mir mit ihren Anfeuerungsrufen („Allez allez“ oder auch mal „süper!“) aufgefallen. Es spricht für die Attraktivität des München Marathons, dass immer mehr Läufer dafür aus dem Ausland anreisen. Dass viele „Übriggebliebene“ vom Oktoberfest dabei waren, wage ich zu bezweifeln…

Bildergalerie von Bernie Manhard: 

Die Ergebnisse auf einen Blick:

München Marathon/ Männer (Nettozeiten)

1. Platz: Steffen Justus  Hansgrohe Team Schwarzwald  2:21:38 Stunden
2. Platz: Peter Rodewald USV Jena    2:24:23 Stunden
3. Platz: Christian Dirscherl LG Passau    2:31:57 Stunden

München Marathon/ Frauen

1. Platz: Melanie Hohenester TriTeam PSV Uni BW München  2:49:19 Stunden
2. Platz: Bianca Meyer  runningcompany  2:56:23 Stunden
3. Platz: Laura Ursella  Atletica Buja-Treppo Grande, ITA 2:56:53 Stunden

München Hero/ Prämiensieg der Profis (20.000 Euro Frauen / 10.000 Euro Männer + 5.000 Euro für neuen Hero Streckenrekord)

Männer: Steffen Justus  4:12:03 Stunden (Marathon + Triathlon)
Frauen: Melanie Hohenester 4:58:05 Stunden (Marathon + Triathlon)

 


 
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