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Laufberichte

„München bewegt“ sich

08.10.06

Diesmal bei der Deutschen

 

Deutsche Marathonmeisterschaften und ein gleichzeitiges 10-Kilometerrennen auf dem Marathonkurs, das motiviert mich und einige Vereinskollegen für einen Ausflug in die bayerische Landeshauptstadt. Die Anreise planen wir ursprünglich mit der Bahn, aber die lange Anfahrtszeit veranlasst uns dann, mit einer Fahrgemeinschaft bis Fröttmanning per Auto zurückzulegen. Dichter Nebel herrscht in Neuburg beim Treffpunkt um 06.35 Uhr. Doch schon auf der Autobahn 9 lichtet sich die Suppe. Im Bereich Garching sehen wir links von uns die Sonne gerade am Horizont aufgehen. Mit meinen Mitfahrerinnen Rosi Hausladen und Edeltraud Tobolars vergeht die Anfahrt kurzweilig ob unserer Gespräche. Bereits um 07.30 Uhr fahren wir in das große Parkhaus an der U-Bahnstation Fröttmanning.

 

Während in meinem Fahrzeug die Kommunikation gepflegt wird, geht es bei Siggi Stachel etwas rustikaler zu, da ein Mitstreiter während der Fahrt seine Schuhe für die Chipmontage auszieht und die Fenster deswegen anlaufen. Vielleicht hat es da ein wenig nach Fußkäs gerochen. Siggi will für seine Rückfahrt andere Mitfahrer haben.

 

Wir müssen nur wenige Minute gehen, dann stehen wir am Bahnsteig der U6. Es ist sehr praktisch, weil wir mit der Startnummer oder mit der Anmeldebestätigung am Renntag die Bahnen des MVV kostenlos nutzen können. An der Münchener Freiheit steigen wir um in die U3, die uns schnell zur Endstation Olympiazentrum bringt. Ein Mitfahrer liegt schlafend oder im Alk-Delirium auf der hinteren Sitzbank. Er bleibt auch liegen, als die U-Bahn hält.

 

Nach rund 15 Minuten Fußmarsch sind wir bereits am Olympiastadion. Es war praktisch, da Siggi bereits am Freitag unsere Unterlagen geholt hat, so können wir uns gleich auf den Start konzentrieren. Kurz nach neun versammeln wir uns für den Fototermin. Ja und ab dann trennen sich unsere Wege, denn Stefan Hauck, Armin Schweinbeck und meine Wenigkeit wollen den langen Kanten angehen, wobei der Armin und ich für die Deutsche gemeldet sind. Der Stefan will seine Zeit aus Berlin vor zwei Wochen toppen, dort war es ihm zu warm.

 

Die Abgabe der Bekleidung ist am Stadion unter dem Zeltdach eingerichtet. Nachdem ich meinen Rukisaki, so sagt ein Finne zu diesem Behältnis, abgegeben habe, treffe ich den von marathon4you-Chef Klaus Duwe. Es sagt: „Keine Kamera dabei, so ist’s gut, heute machst Du Tempo!“ Einen guten Wettkampf abgeben, eine eigene Jahresbestleistung erlaufen und wenn es sich ergibt, noch unter drei Stunden, das ist mein Plan.

 

Beim Marsch in den Zugangsbereich der Deutschen treffe ich noch Thomas Schmidtkonz. Auch er will vom heutigen Event berichten. Im Startfeld der DM sehe ich dann noch den Armin. Am Rand steht der Pumuckl Dietmar Mücke. Wer von den Marathonis kennt ihn nicht, den Sportler mit der roten Perücke und dem gelben Shirt. Damit nicht genug, er läuft auch meistens die Marathonstrecke barfuss. Heute sammelt er wieder mit seinen Helfern für die Aktion „Neues Haus“ des Vereins Horizont e.V. Mit dem Erlös wird dann obdachlosen Kindern und deren Müttern in München geholfen.

 

Die letzten Minuten vergehen schnell, denn pünktlich um 09.55 Uhr schießt DLV Präsident Clemens Prokop die 1075 Teilnehmer zur DM auf die Strecke. Das Hauptfeld wird uns mit fünf Minuten Abstand folgen. Bereits nach kurzer Strecke kann ich ohne Behinderungen laufen. Ich ordne mich auf der Laufstrecke im linken Bereich ein und habe Glück, dass hier meine Vereinsfreunde mich noch zurufen können. 4.15 Minuten pro Kilometer, so will ich angehen. Das ist auch der Durchschnitt, um die 3-Stunden-Mauer zu unterbieten. Nach einem Kilometer bin ich voll im Soll.

 

Im Bereich der Lerchenauer und Schleißheimer Straße hören wir dann ein Martinshorn. Ich denke im ersten Moment, dass vielleicht ein Rettungswagen im Einsatz ist, aber dann erblicke ich einen ganzen Löschzug der Feuerwehr, der unseren Kurs queren will. Bei Kilometer fünf sehe ich meine Durchgangszeit und stelle fest, dass ich schon fast eine Minute herausgelaufen habe. Da muss ich etwas das Tempo herausnehmen und defensiver werden. Wir biegen dann auf die mondäne Leopoldstraße. Rechterhand sehen wir die Akademie der bildenden Künste und geradeaus ein Highlight von München, das Siegestor. Es ist dem Konstantinsbogen in Rom nachgebildet, bekrönt von einer Bavaria mit Löwenquadriga. Friedrich von Gärtner hat das Bauwerk 1843 begonnen und sein Schüler Eduard Metzger hat es 1850 vollendet. Den Läufern bietet sich hier ein schöner Durchblick zur Ludwigs- und Theatinerkirche.

 

Mit Kilometer neun erreichen wir den Königsplatz: Diesen Ort konzipierte König Ludwig I. mit seinen Architekten Leo von Klenze. Bauten des Klassizismus wie die Glyptothek, die staatliche Antikensammlung mit seinem wuchtigen Portal und die Prophyläen lassen uns immer wieder links und rechts der Strecke schauen. Am Karolinenplatz (Kilometer zehn) sehen wir den Obelisken, den Leo von Klenze 1833 als Denkmal für die 30000 in napoleonischen Russlandfeldzug gefallenen Bayern geschaffen hat. In diesem Streckenteil begegnet sich das Läuferfeld mehrmals. Ich sehe Armin Schweinbeck und Inge Humann-Günter auf der Gegenfahrbahn. Nach meinen Fahrplan bin ich weiterhin gut eine Minute im Soll.

 

Es geht wieder auf die Ludwigstraße bei Kilometer zwölf. Hier überhole ich Franz Stümpfle, ein guter Seniorenläufer aus Geiselhöring. Allerdings schnauft der Franz wie ein Walroß. Kurz danach erreiche ich den Odeonsplatz. Zur linken sehen wir das Reiterdenkmal für Ludwig I., das Max Widmann 1862 ausführte. Geradeaus befindet sich die Feldherrnhalle, ein klassizistischer Hallenbau nach florentinischem Vorbild. Jetzt müssen wir schnell rechts schauen, denn da befindet sich die Theatinerkirche St. Kajetan, die im italienischen Hochbarock errichtet und im Rokoko vollendet wurde. Sie gilt als ein Wahrzeichen von München. Das merken wir auch am Zuspruch und Applaus der Zuschauer, die uns antreiben.

 

Am Marienplatz (Kilometer dreizehn) grüsst uns das Neue Rathaus und die Mariensäule. Das Rathaus wurde von Architekt Georg von Hauberrrisser von 1867 bis 1908 erbaut. Für das Glockenspiel im Turmerker waren wir leider zu früh dran. Einen Kilometer weiter tangieren wir das Sendlinger Tor, welches eines der drei erhaltenen Tore der weitgehend verschwundenen Stadtbefestigung darstellt. Das Tor stammt aus der zweiten Befestigung Münchens unter Kaiser Ludwig dem Bayern um 1318.

 

Mit Kilometer vierzehn erreichen wir das Deutsche Museum auf der Museumsinsel. Eine Besichtigung ist zu empfehlen. Wir überqueren die Isar. Gleich links zu Beginn der Rosenheimer Strasse befindet sich das Müllersche Volksbad, welches vom dem Münchner Bürger Karl Müller spendiert und von Karl Hocheder 1897 bis 1901 im Jugendstil erbaut wurde.

 

Es folgt eine Steigung mit gut 20 Höhenmetern zum Kulturzentrum am Gasteig, ein moderner Musentempel für alle Künste, u. a. Musikveranstaltungen mit den Münchner Philharmonikern. Am Ende der Steigung bei Kilometerschild 15 steht eine Verpflegungsstelle. Ich komme fast durcheinander, da ich gleichzeitig meine Zeit kontrollieren und auch trinken will. Bis auf einen Schluck verschütte ich das Getränk auf den Boden. Na, wenigstens passt die Zeit, denn mittlerweile habe ich fast zwei Minuten gut auf meinen Plan.

 

Weiter führt die Strecke durch Haidhausen. Hier leider nur wenig Zuspruch am Gelände des Ostbahnhofs. Berg am Laim, Baumkirchen, Steinhausen, Arabellapark und Herzogpark (Kilometer 24) sind die weiteren Stationen. Auf diesem Teil ist besonders an den U- und S-Bahnhöfen ist vermehrtes Zuschaueraufkommen festzustellen.

 

Ich warte mittlerweile auf das Überholmanöver von Stefan Hauck. Durch Bogenhausen geht’s mit Schwung die Montgelasstrasse hinunter, auf der Max-Josef-Brücke über die Isar hinweg und hinein in die Grüne Lunge Münchens, den Englischen Garten (Kilometer 28). Zahlreiche Zuschauer die vom Chinesischen Turm herüberkommen, feuern uns an. Hier wartet Willi Wahl, seines Zeichens Vizepräsident des Bayerischen Leichtathletikverbandes, zu dritten Mal und feuert uns an.

 

Der Englische Garten ist ein Werk eines Amerikaners: Benjamin Thompson hat ihn zu Beginn des 19. Jahrhunderts erschaffen. Leider haben wir hier nur wenig Zuschauer. Außer Wald gibt’s hier nichts zu sehen, nicht mal ein Nackerter lässt sich blicken. In der Nähe des Seehauses steht dann auch ein laufender Reporter, es ist der Achim Grützner aus Augsburg. Er fotografiert und ich grüße zurück. Auch er will einen Bericht ins Netz stellen.

 

Bei Kilometer 29, kurz nach der Unterführung des Isarrings erscheint dann Stefan Hauck. Langsam und stetig geht er nach vorne. Am Aumeister, bei Kilometer 32, kommt die Wende. Wir laufen wieder Richtung Süden. Bei Kilometer 34 treffen wir auf Kunst, denn Ingo Bogatu inszeniert eine Open-Air-Ausstellung. Auf großen Leinwänden stehen Aussagen in Deutsch in Englisch mit Bezug auf den Ausdauersport. Mittlerweile wird es schwer für mich. Ich merke langsam, dass die Kraft nachlässt. Die Quittung für den zu schnellen Beginn? Oder ist der etwas unebene Untergrund im Englischen Garten schuld?

 

Kilometer 35 führt uns wieder nach Schwabing. Im Kreuzungsbereich der Leopoldstraße hilft uns Musik weiter. Mein Vorsprung auf die drei Stunden schmilzt zusehends. Bei Kilometer 38 feuert mich dann Gisela Kolesa aus Hepberg an. An der Ecke Schwere-Reiter-Straße und Ackermannstraße (Kilometer 40) steht die letzte Verpflegungsstelle, wo ich durchlaufe. Nach gut 700 Metern biegen wir links ab in den Spiridon-Louis-Ring. Wer kennt den Namensgeber? Das war der Marathonsieger von 1896 in Athen. Der hatte es leichter, denn die Strecke betrug damals 40 Kilometer und außerdem verpflegte er sich mit Wein.

 

Unser letzter Kilometer bis zum Stadioneingang dauert ganz schön lang. Ein wenig hilft mir noch der Zuspruch von Josef Lang, Ursula Rupp, Maria Rami und Ursula Hilker, die mit der Bahn nach München gekommen sind. Die vier haben auch noch einen Marathon vor sich, denn die wollen noch die 80 Kilometer nach Hause radeln.

 

„Das ist die perfekte Welle,
das ist der perfekte Tag,
es gibt mehr als du weißt,
es gibt mehr als du sagst.“

 

Unter der Musik von Juli renne ich in den Diskotunnel und dann auf die Laufbahn im Stadion. Von der Tribüne brüllt dann der Siggi „Anton, Quäl Dich Du Sau“, worauf er von mir das Zitat des Götz von Berlichingen erhält. Am Zielbogen sehe ich auf der Uhr eine 3.01. Es hat also nicht ganz gereicht für die Mauer, aber ich kann meine persönliche Jahresbestzeit in München deutlich verbessern. Außerdem ist es meine fünftbeste Leistung über diese Distanz. Ich bin zufrieden.

 

Im Zielbereich lasse ich mir als erstes eine Medaille mit einem schönen Münchner Motiv umhängen. Wasser, Elektrolyte, Red Bull (das mag ich überhaupt nicht), Bananen, Trockenfrüchte, Buttermilch und Müsliriegel helfen, das körperlichen Wohlergehen wiederherzustellen. Ich ziehe es aber vor, gleich den Bierstand zu belagern und dem Gerstensaftgenuß zu frönen. Bei der Massage (großzügiges Platzangebot) muss man nur wenig warten. Heiße Duschen im Olympiaschwimmbad helfen zur Regeneration.

 

Zu guter Letzt ein Lob an den Veranstalter für das gelungene Event. München ist eine Reise wert, besonders bei weiß-blauen Himmel wie heute. Gegenüber meinen letzten Start in 2002 hat sich die Zuschauerzahl deutlich erhöht.

 

Es macht auch Freude, dass nunmehr wesentlich mehr Musikergruppen an der Strecke stehen. Schön, dass bereits am Abend des Wettkampftages die Ergebnisse im Internet abgerufen werden können. Die lauten für uns:

 

Deutsche Meisterschaft:

 

Anton Lautner 3.01.12,
36. Rang in M45;

 

Armin Schweinbeck 3:16:39 (PB)
100. M40;

 

Roland Rigotti 2:42.58,
40. MHK; in der Mannschaft damit auf den 53. Platz.

 

Marathon:

 

Stefan Hauck 2.50.52, 49. M35,
Petra Mayer 4.03.36, 134. W40.
Stefan Heckl 3.29.59, 193. M30.

 

10 km-Lauf:

 

Rosi Hausladen 55.42, 6. W55;
Siggi Stachel 38.18, 3. M40;
Daniel Müller 36.19, 5. M30;
Rudi Ritschel 41.41, 9. M50;
Johann Griebel 45.40, 26. M45;
Edeltraud Tobolars 47.51, 5. W45.

 

Servus aus Minga

 


 
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