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Laufberichte

Warmduscher am AquaAlpin Marathon

06.06.09

Vor drei Wochen hat Wolfgang Bernath, geleitet von Steinbrücks neuer Erdkunde, anlässlich des Marathons in Luxemburg ein Volksfest in Zentralafrika erlebt und darüber berichtetet.  Von meiner Seite gab es in diesem Jahr drei Berichte von Marathonveranstaltungen in der Schweiz. Es ist also Zeit, der Achse des fiskalischen Bösen weiter zu folgen und in der nächsten (Steuer-) Oase Station zu machen. 

Da ich – in den Worten des ministerialen Verbalamokläufers – eine der Rothäute bin, fühle ich mich geeignet, den Spuren  über die Grenze zu folgen und die Fährte der größten Laufveranstaltung im Fürstlichen Ländle aufzunehmen.  Dazu habe ich mir die Dienste eines Eingeborenen gesichert, was ein Leichtes war. Es ist ja bekannt, dass wir Fiskalschurken unter eine Decke stecken. Eine Hand wäscht die andere. Als Gegenleitung biete ich ihm meine Begleitung und mentale Unterstützung  auf seinem zweiten Marathon, der zugleich sein erster Bergmarathon ist.

Da ich schon am Vorabend anreisen kann, habe ich nicht nur die Startnummer schon im Sack, sondern erhalte beim Pastaessen vom Medienverantwortlichen noch wertvolle Informationen. Zusammen sitzen wir in einem der drei Hotels im Fürstentum, die den Teilnehmern zu sehr moderatem Preis Salatbuffet und Pasta anbieten. Ein Teil der zahlreichen anderen anwesenden Läufer genießen im Wintergarten die Aussicht über das Rheintal, über welchem allerdings schon viel Feuchtigkeit in der Luft liegt.

Für die Übernachtung fahre ich hoch nach Malbun, wo das Ziel des Laufs liegt. Das Röhren der sechs Zylinder unter der Haube, als sie das Gewicht der Familienkutsche nach oben stemmen, lässt meine Beinmuskulatur zusammenzucken. Morgen müssen sie diese Arbeit leisten und sollen dazu bitte weder mucken noch zucken und sich schon gar nicht verkrampfen.

Im Hotel Gorfion, zweihundert Meter vom Ziel entfernt, lege ich mich zur Ruhe, nicht ohne vorher noch einen kritischen Blick zum Himmel zu werfen. Die Meteorologen sind sich noch nicht ganz einig, was wir morgen von oben zu erwarten haben.

Ich muss gar nicht lange warten, bis ich erste Antworten auf diese Fragen habe, die sich deutlich vernehmbar manifestieren. Erst pfeift ein heftiger Föhnsturm, dann weckt mich das Prasseln einer Sintflut, dazwischen träume ich, dass am Morgen beim Blick aus dem Fenster alles in Weiß gehüllt ist und ich den Bus zum Start verpasse, da ich nochmals zurück ins Hotel muss, weil ich nicht die richtige Kleidung trage.

Den zahlreichen Marathoniken wird bereits um 06.00 Uhr das reichhaltige Frühstücksbuffet gerichtet, damit sich diese möglichst viele Kalorien einverleiben können. Nicht nur der Berg wird diese einfordern. Ein Blick hinaus in den Regen sagt, dass das Wetter ein paar zusätzliche Brenneinheiten verheizen könnte.

Im Bus, der uns nach Bendern zum Start bringt, sind die typischen und unterschiedlichsten Verhaltensweisen zu beobachten, zu denen Läufer so neigen, kurz bevor sie losgelassen werden. Die einen stecken sich die Stöpsel in die Ohren, peitschen sich mit Musik auf oder versuchen sich zu beruhigen, andere spinnen läuferisches Seemannsgarn, wieder andere schauen einfach aus dem Fenster und versuchen sich vermutlich vorzustellen, wie sie diesen Höhenunterschied bald in umgekehrter Richtung überwinden werden. Zu der letzten Gattung gehört Lizzy Hawker, Siegerin vor zwei Jahren und Favoritin heute. Ich möchte ihre mentale Vorbereitung nicht stören und verzichte auf das, was von einem Reporter in dieser Situation eigentlich erwartet wird. Vor dem Start verrät sie mir dann aber noch, dass sie sich heute nicht so gut in Form fühle. Wie relativ solche Gefühle sind, zeigt ein paar Stunden später die Rangliste…

Die Startnummernausgabe ist wie üblich in der Kantine der Firma Ospelt, und es werden nicht nur die Nummern ausgegeben, sondern auch Kaffee, Tee und Saft ausgeschenkt. Für den, der sich früher als ich dort einfindet, gibt es dazu auch noch Gipfeli (Synonyme können in früheren Berichten gefunden werden). Es ist heute etwas eng hier. Einerseits gibt es einen neuen Melderekord, andererseits lädt der Regen nicht zum draußen Verweilen ein.

Eine halbe Stunde vor dem Start hellt sich der Himmel auf und gibt uns eine Schonfrist. Auch deshalb muss ich mich mit meinem V-Mann nicht im Versteckten treffen. Wir  können uns ohne konspiratives Getue beim Startbogen ablichten lassen, denn vor dem Marathon sind alle gleich! Mehr oder weniger…

Pietro hat heute ein Handicap. Anfang Woche hat ihm eine Darmgrippe seine Kräfte geraubt und er stellt sich darauf ein, dass er seinen zweiten Marathon nicht so locker über die Distanz bringen wird wie seine Premiere im vergangenen November, als er sieben Kilometer vor dem Ziel noch den Turbo zündete.
Im Starterfeld wird Pietro von allen Seiten gegrüßt. Man kennt sich halt. Er stellt mich jeweils vor und macht dabei Werbung für Marathon4you. Eine Hand wäscht die andere…

Der Start lenkt die Konversation nach allen Seiten in etwas geordnetere Bahnen, indem wir nur noch seitwärts und nach vorne kommunizieren. Der erste Kilometer auf der abgesperrten Straße ist breit genug, dass auch das gut geht.  Nach zwei Kilometern ist das Feld so verteilt, dass auch auf dem schmaleren Fahrweg, der zum  Rheindamm führt, alle ihr Tempo laufen können.

Wenn das Wetter so bleibt, dann haben wir zwar keinen schön sonnigen Tag, dafür aber ideale Temperaturen.  Die Kilometer entlang des Rheins verfliegen nur so. Ein Hallo hier, ein Hallo dort. Brigitte und Rolf sind auch hier, diesmal aber ohne ihren Vierbeiner, der sie beim Nordschwarzwaldmarathon begleiten durfte.  Beim ersten Verpflegungsposten  stehen Zuschauer, die natürlich Pietro kennen. Weil das Erlebnis mehr zählt als das Resultat, nehmen wir uns die Zeit, um ein paar Worte zu wechseln.

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Informationen: LGT Alpin Marathon Liechtenstein
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