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Laufberichte

Auf der Gardesana Orientale

12.10.14 LAKE GARDA 42
 

Die Gardesana Orientale ist die Küstenstraße auf der Ostseite vom Gardasee. Sie führt von Arco über Torbole, Malcesine und Brenzone bis zur Südspitze. Ja, es hat mich nach meinem Gardasee Marathon in 2008 noch einmal hierher gezogen. Der Grund ist die neue Strecke, die jetzt zwar nicht mehr durch die vielen Tunnel entlang der Gardesane Occidentale führt, dafür aber von Malcesine aus noch ein Stück weiter südlich. Mal sehen, ob die neue Strecke die es seit letztem Jahr hier gibt mit der alten wunderschönen Strecke mithalten kann.

An den Gardasee fährt man aber nicht nur um zu Laufen, sondern verbindet Sport und Urlaub in einer der schönsten Gegenden Norditaliens. Dass der Gardasee nicht seit den 60er Jahren ein Urlaubsparadies für die Deutschen ist, ist durch Johann Wolfgang von Goethe belegt. Er besuchte während seiner Italienreise von 1786 bis 1787 auch den Gardasee kam auf seinem Weg nach Verona unter dem Namen Filippo Miller  über Torbole auch nach Malcesine. Hier  wurde er beim Zeichnen der Scaligerburg wegen Spionage für Österreich festgehalten. Ein Einheimischer, der schon mal in Frankfurt war,  klärte jedoch den Irrtum auf. Noch heute erinnern  Gedenktafeln an seinen Aufenthalt. In Berichten von seiner Reise beschreib er die Landschaft und Menschen überschwänglich.

War Goethe der Wegbereiter der Liebe der Deutschen zum Gardasee? Jedenfalls ist älter als die Liebe der Deutschen zu Mallorca. Sie eroberten die Region schon in den 60er Jahren mit Isetta, Käfer und Motorrad. Man spricht hier auch fast überall deutsch!

Der Gardasee, größter See Italiens, ist durch den Etschgletscher in der vergangenen Eiszeit entstanden.  Erste Besiedlungen des Seeufers datieren um das Jahr 2000 v. Chr.. Drei Provinzen teilen sich den Gardasee: Trentino im Norden, Brescia im Westen und Verona im Osten. Der nördliche Teil des Sees liegt inmitten 2000 m hoher Berge, der Süden in der Ebene.

Wir kommen am Samstagnachmittag in Malcesine an und gehen gleich hinunter in die Stadt. Im Municipio (Rathaus) gibt es die Startunterlagen. Im Dachgeschoss werden die Formalitäten geklärt (Anmeldung und Attest). Als alles geklärt ist, können wir, leider im Regen, noch einen Spaziergang durch die kleinen engen Gassen machen.

Am Sonntag können wir noch in Ruhe ausschlafen, denn der Marathonstart ist erst um 9:40 Uhr und der Fußweg bis zum großen Parkplatz unterhalb vom Rathaus dauert nur 10 Minuten. Schon auf dem Weg dahin sieht man aus  allen Richtungen Läufer kommen. Das Wetter soll uns heute meist  Sonnenschein und nur ein wenig Regen bringen,  sagt der Wetterbericht. Gestern hat es wie aus Eimern gegossen, dabei war es mit 22 Grad ziemlich warm. Heute Morgen haben wir deshalb eine enorm hohe Luftfeuchtigkeit. Schon auf dem Weg wird das Laufshirt feucht bei Temperaturen um die 20 Grad.

Auf dem großen Parkplatz gibt es trotzdem ein Aufwärmprogramm. Ich gebe meinen Kleiderbeutel an einen der LKW´s ab. Start ist neuerdings in Malcesine, das Ziel in Torbole. Dorthin werden die Kleiderbeutel begracht.

Es gibt drei Laufstrecken: 15km von Malcesine nach Torbole, 30 km von Malcesine nach Brenzone und zurück über Malcesine nach Torbole, und den Marathon mit einer zusätzlichen Schleife von Torbole nach Riva del Garda und Arco.

Es geht auf 9:30 Uhr zu, die 15km Läufer werden zum Start gerufen und pünktlich losgeschickt. Dann drängen die grünen (30km) und die schwarzen Nummern (Marathon) zum Starterbogen. Pünktlich um 9:40 Uhr auch die auf die Strecke geschickt.

Gen Süden geht es raus aus der Stadt, aufwärts auf die Via Gardesana. Die Gardesana Orientale (Staatsstraße 249) ist eine breite Straße und erschließt den See auf der östlichen Seite von Riva bis Peschiera. Sie ist heute für uns Läufer von 8-14 Uhr gesperrt.

Schnell zieht sich das Feld auseinander und wie so oft bin schnell ganz hinten. Hinter Val die Sogno kommen wir direkt an den See, dem wir ein ganzes Stück begleiten. Es gibt noch schwarze Wolken am Himmel, aber die Sonne kommt jetzt immer stärker durch.

Bei Brenzone werden uns die ersten 5km angezeigt, also können es nur noch knapp 2km bis zum Wendepunkt sein. Kurz danach kommt die erste Versorgungsstation wenig später  kommen mir auf der anderen Straßenseite die führenden Läufer entgegen. Brenzone ist ein Ortsverbund von vielen kleinen Ortschaften entlang dem Seeufer.  Die Hotels sind meist in Ufernähe, dahinter liegen Olivenhaine und Wohnhäuser.

Wir haben freien Blick zum See. Sie Läufer auf dem schmalen Promenadenweg sind schon auf dem Rückweg.  Wir verlassen die Staatsstraße und werden direkt zum See geführt. Engen Gassen, historische Gebäuden, Kirchen und romantische, kleine Häfen gibt es auf diesem Weg nach Malcesine zu bestaunen. Italien, wie man es von kitschigen Postkarten kennt.

Wir folgen immer dem wunderschönen Uferweg, den man zuvor von der Gardesana Orientale überhaupt nicht sehen konnte. Wir lassen keine Kurve, keine Brücke und keine Hafenumrundung aus. Bei km 14 sind wir wieder in Malcesine und laufen hoch zur Gardesana Orientale. Was auf dem Hinweg noch schön locker abwärts ging, geht jetzt aufwärts. Die Sonne und die enorme Schwüle zeigen Wirkung, viele Läufer hier hinten im Feld sind am Marschieren.

Links sehen wir die Scaligerburg, das Wahrzeichen von Malcesine. Die Scaliger waren von 1260 bis 1387 Herren von Verona. Goethe schwärmte von Malcesine, obwohl er dort eigentlich nicht Halt machen wollte. Er wollte mit dem Boot von Torbole zum Südzipfel des Sees, musste aber in Malcesine halt machen und schrieb: „Wenn man mit dem Wasser zu tun hat, kann man nicht sagen: ich werde heute da oder dort sein“. So hielt der Ort Einzug in die Weltliteratur.

Wir folgen weiter der Küstenstraße. Meine Wade fängt leicht an zu schmerzen. Ich gehe erstmal ein Stück, dann versuche ich abwechselnd laufend und gehend die nächsten Kilometer zu absolvieren. Die Sonne scheint und es gibt keinen Schatten. Wir kommen durch die kleinen Siedlungen von Navene und Tempesta. Links das Wasser, rechts die hohen Berge.

Gleich muss Halbzeit sein, dann kommt der Tunnel bei km 23 und die fast 2km lange Galerie. Es folgen weitere Tunnels in Richtung Torbole. Die östliche Panoramastraße wurde erst 1926 fertiggestellt, deshalb musste Goethe Richtung Verona auch den Wasserweg nehmen. Viele kleine Orte waren auf die Versorgung vom Wasser aus angewiesen. Heute ist die Gardesana Orientale eine der meistbefahrenen Touristen-Straßen mit ihren vielen Zypressen und Pinien am Wegrand auch eine der schönsten. Dass man sie heute komplett zwischen Torbole und Brenzone für den Marathon gesperrt hat, ist schon bemerkenswert.

Wir kommen zur Grenze zwischen Veneto und  Trentino. Zwischendurch geht es mal wieder durch einen Tunnel, der für etwas Abkühlung sorgt. Und immer wieder hat man diese einmaligen Panoramablicke über den See, wie aus einem Bilderbuch. Kurz vor Torbole hört man die Musik und die Ansagen aus dem Zielbereich. Der Blick auf den Ort mit seinen vielen bunten Häusern und den Strand ist wunderschön. Es geht um den Hafen in den Ort rein. Schilder weisen uns den Weg: 15 und 30km links ab, 42km Läufer rechts in Richtung Riva del Garda. 12km sind noch zu laufen, und das in sengender Sonne. Jede Wasserstelle ist willkommen. Wir überqueren den Fluss Sarca und laufen um den großen Felsen des 376 m hohen Monte Brione,  der wie eine gigantische Steinplatte aus dem Meer ragt.

Es ist eine parkähnliche Landschaft mit Zypressen und Pinien, heute sehr stark auch von vielen Urlaubern frequentiert. Die meistgehörte Sprache ist deutsch. Am Ende des Felsens kommen wir zum Yachthafen von Riva. Wir laufen nicht in den Ort, sondern auf der Autostraße zurück Richtung Torbole, später zwischen Wein- und Apfelplantagen über die Staatsstraße Richtung Arco. Bei km 36 stoßen wir auf den Radweg, der entlang des Sarca verläuft. Der Fluss mündet bei Torbole in den Gardasee und verlässt ihn als Mincio wieder im Süden.

Ein Blick zurück ist manchmal lohnend. So auch jetzt, wo man im Hintergrund Arco mit dem Burgfelsen und der mittelalterlichen Burgruine erkennt. Die 18.000 Einwohner-Stadt war der Wintersitz des österreichischen Kaiserhofes. 

Wir sind wieder in Torbole am wunderschönen Kieselstrand, der bei den sommerlichen Temperaturen heute gut besucht ist. 29 Grad zeigt uns ein Thermometer an. Wir laufen  in Richtung Zentrum.  Auch auf der Uferpromenade sind viele Menschen unterwegs. 500m sind es noch, dann bin ich im Ziel. Ich nehme meine Medaille in Empfang, posiere für das Finisherfoto und stärke mich mit allem, was noch so im Angebot ist.

Am Strand und dem Hafen entlang schlendere ich zur Fähre. Die Stunde  Wartezeit geht mit vielen Gesprächen mit anderen Teilnehmern schnell vorbei. Die meisten bestätigen mir, heute angesichts der Temperaturen 15 bis 20 Minuten länger unterwegs gewesen zu sein, als sonst. Viele wünschen sich, dass die Strecke statt nach Arco weiter nach Riva in die herrliche Altstadt führen würde.

Aber auch so ist die Strecke des Gardasee-Marathons wunderschön und immer ein heißer Tipp. Ich komme gerne wieder.


Marathonsieger:
1. Benhamdane Rachid  Marocco 2:32:10
2. Fait Francesco   Italien  2:49:21
3. Sartori Stefano   Italien  2:49:34

Marathonsiegerinnen:
1. Carlin Monica   Italien  3:04:08
2. Burgstaller Angelika  Deutschland 3:09:48
3. Tagliavini Paola  Italien  3:16:32

401 Finisher

 

 

Informationen: LAKE GARDA 42
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