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Laufberichte

In Kaufmannshafen

 

 

Es geht über den See. Längst ist es sommerlich warm, die Sonne hat sich durchgesetzt. Jeder ist gut beraten, sich an den Labestellen ausgiebig zu versorgen. Der Wind tut sein Übriges. Bei km12 im Stadtteil Nørrebro häufen sich die Zuseher, ganz besonders auf der Dronning Louises Bro ertönt Gejohle, die NBRO Power Zone,  km13.

Links und rechts der See, vor mir die schönen Häuser an der Uferstraße Søgade (dt.: Seestraße). Ja, mit der Streckenführung kann man sehr zufrieden seit, da schadet es nichts, dass einige Abschnitte zweifach zu belaufen sind.

Leider gibt es dann den Israel Plads, wo es recht geschäftig ist. Dieses Straßenpflaster dort mit gewölbter Oberseite und fingerdicken Fugen mag ich überhaupt nicht. Wenn ich mir die anderen ansehe, wie sie da drübereiern, fühle ich mich in guter Gesellschaft. Gut für uns, dass es während des gesamten Marathons in Summe nur ein paar 100m sind mit so einem Straßenbelag. Eine Blasmusikkapelle in alpenländischer Tracht, die „Heidis und Hosen“ geben gerade „Country road, take me home“ zum Besten.

Dann nähern wir uns wieder dem Rathausplatz. Ich stoße auf Peter Pan und Tinker Bell, beide aus Japan, verfolgt von einem freundlichen Wikinger mit Helm und roten Zöpfen. Nur ganz wenige Läufer sind kostümiert.  Es geht quer über die Strøget, das ist DIE Einkaufsstraße der Stadt, wo uns Streckenposten den Weg frei halten.

Km15, runter zum Gammel Strand (dt.: Alter Strand) am Slotsholmen (dt.: Schlossinsel) Canal. Leute sitzen in den Gastgärten bei einem Bier. Wir sind also mitten in der Innenstadt. Wir laufen an einem 3m hohen Bauzaun, der eigentlich eine blickdichte Bretterwand ist, entlang. Geschmückt mit großformatigen Landschaftsfotografien ist die Wand für einen Bauzaun recht ansehnlich.  

Dann tangieren wir für ein paar Schritte den Højbro Plads mit der Reiterstatue des Bischof Absalon. Hier wieder dieses furchtbare Straßenpflaster, aber eh nur ganz kurz. Es geht auf das Königliche Theater zu, dort rechts runter an einer stehenden Autokolonne entlang. An der nächsten Labestelle gibt es neben Wasser und High5 wieder Obst. Der Boden ist schon recht rutschig von den vielen Schalen der Orangen und Bananen. 7.700 Läufer waren heute schon vor mir hier, da fällt natürlich einiges an Abfall an.

Immer begehrter werden die Sanitäter, denen wird heute gewiss nicht langweilig. Rechts sieht man schon die Börse (1640) mit dem spitzen Turm aus vier ineinander verschlungenen Drachenschwänzen, ganze 56m hoch.

 

 

Sieh’ da, Sambatänzerinnen! Es geht unter einer Brücke durch, dann sind wir an der Börse und damit auf der Schlossinsel. Es geht durch den Hof von Schloss Christianborg, darin ist u.a. das dänische Parlament untergebracht. Es geht über den Canal, km17, hinter der Glyptothek am Tivoli vorbei und auch am Hauptbahnhof. Ein langgezogener Anstieg mit geringer Steigung. Die Straße beschreibt einen weiten Bogen. Wer links außen läuft, hat stellenweise Schatten. Innen ist es kürzer, dafür aber sonnig. Fast alle laufen außen.

Rechts, es geht schnurgerade runter, direkt auf eine Live-Band zu. Hier herrscht Gegenverkehr. Vor einem Chor eine Spitzkehre, Labe kurz nach km20. Hier ordentlich tanken, denn ab km22 geht es in praller Sonne bergauf.  Kurz vor der Halbmarathondistanz lauern einige 4h30-Pacer, die werden später übernehmen. Nächster U-turn, Halbmarathon. Es ist richtig viel los. Sowohl von den Läufern her als auch von den Zaungästen. Denn einen hohen Bauzaun gibt es auch hier, diesmal mit großflächigen Gemälden verziert. Die Häuser auf unserer rechten Seite bieten begehrten Schatten.   

Bei der Live-Band von vorhin raucht es gerade furchtbar – Bühnennebel – wir laufen rechts rauf. Wenig später kommen mir die 5h-Ballons entgegen, die sind nur 3km hinter mir. Es geht wieder über die Eisenbahntrasse, auf ein IMAX-Kino zu mit konkaver Fassade und dann auf einer Autobahnauffahrt runter. Lauter moderne Neubauten beiderseits der 4-spurigen Straße.    Km23, die krampfenden Läufer am Streckenrand häufen sich. Die nächste Labe beginnt wieder mit einer Dusche, nie war sie so wertvoll wie jetzt.

 

 

Es geht durch den „Schwarzen Diamant“ (1999), dessen schräge Fassade aus schwarzem, poliertem Granit besteht. Der Schwarze Diamant gehört zur Königlichen Bibliothek. Sieben Stockwerke hoch beherbergt diese Bibliothek auf 160 Regal-Kilometern die größte Büchersammlung in Nordeuropa. Hier im Schatten halten sich „unsere“ Frauen auf. Monika kann auf ihrem Smartphone sehen, wo auf der Strecke sich „ihre“ Jungs gerade befinden. Nur Romans Position scheint leider nicht auf, die Zeitnehmung auf seiner Startnummer ist defekt.

Da sind die Sambatänzerinnen wieder. Die haben Glück, mit Sonnenschein bei etwa 25° herrscht perfektes Sambawetter. Nyhavn, malerische Ausgehmeile der Stadt mit den farbenfrohen Häusern, Hans Christian Andersen kam hier zur Welt. Im Hafenbecken schwimmen Kutter, Segelschiffe und Ausflugsboote.

Vom Admiral Hotel muss jemand wegfahren, vor ihm läuft ein Streckenposten mir roter Fahne und warnt die Läufer. Dann bin ich auf Höhe vom Schloss Amalienborg. Mitten am Schlossplatz steht eine Reiterstatue (1771), König Frederik V sitzt da am Pferd.  Zufällig waren wir gestern zur Wachablöse hier, ein begehrtes Fotomotiv. Im Hintergrund die kreisrunde Marmorkirche. Genau gegenüber auf der anderen Seite des Hafenbeckens die Königliche Oper (2004), Operaen. Der reichste Däne, Arnold Peter Møller, seines Zeichens Mitbegründer der Reederei Mærsk hat sie bezahlt. Km26

Wir laufen weiter die Tolbogade entlang, bis die nach einem Linksknick in die Amaliegade mündet an deren nördlichem Ende im Churchillpark sich der Gefionbrunnen befindet.

Nun haben wir rechts den Wehrgraben vom Kastellet, alle suchen den Schatten auf, die Fahrbahn liegt in der Sonne. Man kann die Flügelspitzen der Windmühle erkennen, am Oslo Plads waren wir heute schon einmal. Es geht rechts die Folke Bernadottes Allee hinunter und in einem Linksbogen auf eine Fussgeherbrücke über die Eisenbahn. Km28, ein Dudelsackpfeifer sorgt für Abwechslung. Besonders schön ist die mit Wein bewachsene Fassade eines 5-stöckigen Hauses bei der nächsten Labe. Ich fülle meine Getränkeflasche auf.

Abermals beim Østerbro Stadion, Zuseher haben die Initiative ergriffen und teilen Wasserflaschen aus. Diese finden reißenden Absatz. Die nächste Labe ist aber schon vor km32. Dort höre ich von einem jungen Mädchen dauernd leise ”Shit, shit, shit”. Es ist ihr erster Marathon und sie wollte eigentlich viel schneller sein. Ich kann sie überzeugen, dass das heute gewiss kein Tag für eine schnelle Zeit ist. Es wird andere Tage geben, da klappt es dann.  Noch 10km.

Als ich am Rückweg zum vierten und letzten Mal die Telenor Power Zone hinterm Stadion passiere, begegnet mir ein Soldat in voller Montur mit Helm und Rucksack! Der ist nicht zu beneiden.

Auf der Øster Søgade bei den Kastanienbäumen kann man duschen. Km35, auf der Fredensbro geht es erneut über den Sortedams See. Plötzlich wird die ganze Läuferkarawane auf die linke Straßenseite gelotst. Super, da ist Schatten. Die Autos die sich hier angesammelt haben, können weiterfahren, sobald der letzte Läufer auf der rechten Straßenseite durch ist.

 

 

Die nächsten km sind mir bereits bekannt, ein Ende ist abzusehen. Sehr viele der Teilnehmer haben auf Geh-Lauf-Geh-Modus umgestellt. Den meist starken Wind empfinde ich als angenehm. Mal kommt er von vorne, mal von hinten, das ändert sich ständig mit dem Streckenverlauf. Zusammen mit den sommerlichen Temperaturen eine sehr austrocknende Kombination. Ich trinke reichlich, mir geht es soweit gut, ein paar Gehschritte vergönne ich mir aber schon auch. Schließlich will man was haben von seinen € 90,40 Startgeld.

Gammler Strand in der Sonne, da ist nun km39. Ab dem Königlichen Theater wieder ein leichtes Gefälle, Samba bei km40 unter der Knippelsbro durch. Dann geht es noch mal an der schönen Börse vorbei und durch den Hof von Christianborg. Von dort geradeaus über den Frederiksholms Kanal und kurz nach km41 bin ich wieder am H.C. Andersen Boulevard. Vor viereinhalb Stunden war ich da schon einmal. Rauf auf die Langebrücke, die Sonne kommt von rechts, drüben in einer 270°-Kurve runter auf die Islands Brygge. Das ist die Start-Ziel-Gerade und die zieht sich noch etwas. Km42, ein Fahrbahnteiler für querende Fussgänger. Unsere Frauen feuern mich noch einmal an und dann bin ich im Ziel und die Speicherkarte meiner Kamera ist voll.

Sofort bekomme ich eine Wasserflasche ausgehändigt und die Medaille umgehängt. Müsliriegel werden ausgegeben und eine Flasche mit gefrorenem Proteintrink. Den kann ich mit dem Wasser schnell auftauen, strecken und seiner Bestimmung zuführen.

Meinen Kleiderbeutel bekomme ich im Nu, dann lege ich mit etwas auf die Wiese, das Gesicht im Schatten. Am Weg zurück begegnet mir Günther, wir sammeln unsere Frauen ein und finden in Hotelnähe einen schattigen Gastgarten. Für jeden gibt es ein blondes Elektrolytgetränk. Denn auch das Anfeuern ist anstrengend, überhaupt wenn man sieben Zielpersonen am Laufen hat und jeder/jede kommt zu einer anderen Zeit rein.

8.365 Finisher + Roman Nöster

1.018 DNF !!

1. Herr: Aschalew Biru Hunde (ETH)  2:20:47
1. Dame:  Gladys Kibiwot        (BHR)  2:36:58

 

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