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Laufberichte

Nr. 100: Läuft bei mir

 

Vom asphaltierten Radweg auf eine gut zu belaufende Schotterstrecke abgebogen, erschrecken wir eine Herde Kühe beim Grasen. Aufgeregt begleiten sie uns, soweit es ihnen möglich ist, im Schweinsgalopp. Ein erfreulicher Anblick artgerecht gehaltener Tiere vor malerischer Kulisse. Vor und hinter mir sehe ich einige der heutigen im Viertelstundenabstand von 3:30 bis 4:30 Std. eingesetzten Zug- bzw. Bremsläufer, von denen ich zwei sogar kenne: „Kraxi“ (Hannes Kranixfeld), der superschnelle und ausdauernde Steirer Bub, ist für die dreieinhalb Stunden zuständig und könnte in dieser Zeit, wenn er alleine liefe, locker ein Mittagschläfchen unterbringen. Der läuft mal gerade so drei Maras in drei Tagen in drei Ländern. „Magic“ (Martin Schöll) als Team TOMJ-Mitglied Spezi vom Greppi und Bernie, hat im letzten Jahr schon den Anton in 3:59 „durchgeschleppt“. Mal schauen, ob er das heute bei mir auch schaffen wird. Ja, da trägt der eine hohe Verantwortung!

Den ersten VP bietet man uns, wie fast überall sonst auch, bei km 5. Interessiert der mich zu diesem Zeitpunkt in der Regel nur peripher, ist er heute bei der schon jetzt großen Wärme hochwillkommen. Und da hat man sich etwas wirklich Cooles einfallen lassen: Die Helfer haben Schilder umgehängt, anhand derer man ihr jeweiliges Angebot (u.a. Wasser bzw. Iso) erkennen kann. Ein toller Service. Hopfenblütentee kann ich noch nicht entdecken, das kommt wohl später. Es ist ja auch noch früh, selbst für einen Frühschoppen.

Michael-Josef wird über mein Shirt auf mich aufmerksam und erzählt von seinen bisherigen Laufabenteuern, die er im ständigen Wechsel zwischen Hamburg (Wohnsitz) und Berlin (Arbeitsplatz) in den Griff bekommt. Die beiden großen Marathons hat er x-mal geschafft, heute ist es Zeit für etwas Neues. Durch die Uferbepflanzung und über einen breiten Schilfgürtel erblicke ich erstmals Wasser, von dem dieser Lauf sehr viel bietet, denn fast zwei Drittel unseres Weges verlaufen am kühlen Nass.  So liebe ich es. Der Blick auf die spiegelnde Oberfläche wird freier und wir beginnen die 6,8 km lange Umrundung des mit max. 10 m Wassertiefe recht flachen Hopfensees, der sich wegen der geringen Tiefe schnell erwärmt und in dem daher bereits im Mai die ersten mehr oder weniger Nackerten planschen. Die km 6 – 13 absolvieren wir hier.

Über etliche Holzbrücken, die die Zuflüsse überspannen, kommen wir dem touristisch genutzten Uferbereich näher. Die Jungs am zweiten VP bei km 10 in Hopfen, strahlen über alle vier Backen und reißen sich darum, uns zu versorgen, ein freundlicher und vorbildlicher Einsatz. Auf die Idee, im Füssener Ortsteil Hopfen ein Hopfengetränk anzubieten, ist allerdings leider keiner gekommen, dabei würd’s doch so schön passen! Jetzt unmittelbar am Ufer laufend, erfreuen uns drei Alphornbläser mit Dame in der Mitte. Könnte es hier und jetzt etwas Schöneres geben? Wohl kaum. Viel zu schnell muß ich weiter, kann sie aber noch eine kurze Weile vernehmen, während wir entlang der Seepromenade eine Allee weißer Zelte vom Fischerfest des Wochenendes passieren. Zum zweiten Mal entlang des südlichen Seeufers machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Füssen.

Markus, der mit Klaus vorausgeeilt war, hole ich bald darauf wieder ein. Noch strahlt er wie ein Honigkuchenpferd, erwischt heute aber leider einen rabenschwarzen Tag, muß sich sehr quälen, schafft den Lauf am Ende trotzdem und beweist, daß er kämpfen kann. Dafür meinen besonderen Respekt! Am 13. km lassen wir den Hopfensee zurück und überzeugen uns, daß sich die Rindviecher von vorhin beruhigt haben und von der Menschenherde nicht wieder aus der Ruhe bringen lassen. Innerlich hadere ich ein wenig mit dem Veranstalter, weil ich meine, daß man zwischen den VP durchaus noch ein paar Wasserstellen hätte einbauen können. Ich habe noch nicht fertiggedacht, als an km 17,5 genau eine erste von vielen weiteren auftaucht. Ich sollte nicht so ungeduldig sein, es ist an alles gedacht. Und wenn ich die Ausschreibung sorgfältig gelesen hätte, wäre ich auch genau informiert gewesen.

Kurz danach erreichen wir das im Jahr 2000 eröffnete Festspielhaus. Mit zwei Musicals („Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies“ von 2000 bis 2003 und „Ludwig – Der Mythos lebt“ von 2005 bis 2007) hat man versucht, auch musikalisch aus dem Kini Kapital zu schlagen, kommerziell letztlich auf Dauer erfolglos. Schade, insbesondere in Anbetracht der Traumlage.  Aber nicht alles wird zum Selbstläufer.

Die angesprochene Traumlage läßt mich auf den vom Lech durchflossenen Forggensee kommen, den wir als zweites Gewässer jetzt in Angriff nehmen. Er ist als fünftgrößter bayrischer See zugleich Deutschlands größter Stausee, den wir rechtsumfassend zwischen den km 18 – 27 teilweise belaufen werden. Kaum haben wir sein Ufer erreicht, sticht mir zwischen den Bäumen vor dem Hintergrund der Berge erstmals Neuschwanstein ins Auge. Ich beobachte meine Begleiter und bin anhand der Gesichter überzeugt, daß das Traumschloß zu diesem Zeitpunkt kaum jemandem von ihnen aufgefallen ist. Wieder werden wir verpflegt. Ich halte mich heute konsequent an die Iso-/Wasser-Kombination, mit der man nichts falsch machen kann. Ausschließlich Wasser zu trinken kann insbesondere bei großer Wärme, wie beim Ironman in Frankfurt, fatale Folgen haben. Dort kam ein Teilnehmer an Hyponatriämie (zu wenig Salz im Blut) zu Tode.

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Informationen: Königsschlösser Marathon
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