Die Laternen gehen an und auch die Bewohner in den Häusern machen Licht. Die Bevölkerung im Land wächst weiter - und mit ihr die Immobilienpreise. Die Garagen sind für die Autos längst viel zu klein. Manikürte Vorgärten, kleine Paradiese, wie eine Beruhigungszone, inmitten der Stadt.
Der Werbegag mit den orangefarbenen Hütchen ist genial. Aber wer um Himmelswillen kam auf die Idee, die orangefarbenen Vuvuzela-WM-Tröten auszugeben? Ein Kleinkind versucht sich an dem langen Ding. Heraus kommt nur ein wohlklingendes leises „pfff“. Jetzt übernimmt sein Erzeuger das Teil und zeigt seinem Sprössling und uns wie es funktioniert: 120 Dezibel (lauter als eine Sambatrommel) wirbeln als Schallereignis durch meine Ohren in meinen Kopf. Gebt den kleinen doch demnächst einfach mal eine Kettensäge in die Hand, die ist noch leiser als diese Tröte, denke ich, lächle und laufe weiter.
Nanu, hat das Wetter umgeschlagen oder wo kommt der Nebel her? Vor der Verpflegung quetsche ich mir ungern, weil eklig, Gel in den Mund. Der chemisch-süßliche Geschmack mischt sich mit dem Geruch verbrannten Grillguts aus der Nachbarschaft. Doch was zwar heute bei dieser lauen Nacht einen romantischen Charme versprüht, ist für das laufende Partyvolk eher ungeeignet. Ein schauriges Geschmacks- und Geruchserlebnis. Zweimal links, zweimal rechts und die Nebelbank liegt hinter mir.
War eben noch mildes Abendlicht, so ist es fast unbemerkt schlagartig dunkel geworden. Nicht die richtige Tageszeit, um durch einen Park zu laufen. Zum Glück bin ich ja nicht alleine. Viermal rechts einmal links einmal rundherum. Und so weiter, und so weiter. Es ist dunkel und ich sehe nicht mehr viel. Doch klar, da drüben, die Adolphe Brücke, auch Neue Brücke genannt. Sie wurde in den Jahren 1900 bis 1903 errichtet. Das Ausland verfolgte den Bau der Adolphe-Brücke mit großem Interesse, da es sich bis dahin um die größte Steinbogenbrücke der Welt handelte. Erzählte mir gestern die Stimme aus dem Kopfhörer des Sightseeing-busses.
Nur noch eine schnelle dreimalige links-rechts Kombination und die tiefste Stelle des Marathons ist unter dem Doppelbogen der Adolphe-Brücke geschafft. So einheitlich wie das Wasser ist, welches ich angeboten bekomme, so verschieden sind die Barkeeper-Persönlichkeiten, die es mir reichen. Nach dreißig Kilometern bestell ich mir einen Cola-Wasser Cocktail.
Hier unten an der Alzette waren die kleinen Handwerksbetriebe. Schuster, Scherenschleifer, Bierbrauer, Gerber oder Fischer. Sie lebten und arbeiteten in Höhlen, die aus den Sandsteinfelsen herausgehauen waren. Grobe Töpferware war das Geschirr der Unterschicht, die anspruchsvolle Oberschicht benutzte feines ausländisches Porzellan. Bis Maria Theresia 1767 die lothringischen Steinguthersteller nach Luxemburg holte und den Bochs ganz in der Nähe der Festung ein Grundstück in Erbpacht zur Verfügung stellte.
Dank dem weißen Gold begann die wirtschaftliche Entwicklung in Luxemburg und der Region. Das Renommee Villeroy und Bochs in Luxemburg war so beispielslos groß, dass man dem Unternehmen die Ein- und Ausfuhrzölle, die Straßen- und Brückenzölle erließ und ihnen obendrein Steuerfreiheit für sechs Jahre gewährte. Noch heute kennen wir das Kaffeegeschirr mit dem bekannten blauen Dekor "Brindille", das 1770 geschaffen und unter "Alt Luxemburg" zu bekommen ist.