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Laufberichte

Der Trollinger muss es heut' richten

15.05.11

Kurz vor dem Scheitelpunkt des Haigern steht alljährlich Wolfgang Meerwart mit seinem 3,7 Meter langen Alphorn und bläst uns noch das letzte Stück hinauf. Zur Belohnung ist für uns auf dem höchsten Punkt der Strecke wieder eine Versorgungsstelle aufgebaut. Dabei darf natürlich unser Namensgeber nicht fehlen. Um einer Schwächebildung vorzubeugen, hole ich mir einen Schluck des roten Treibstoffs. Zwischen den Trollis sehe ich dann doch auch eine Flasche „Fleiner Eselsberg“ stehen. Welchen hat er mir den jetzt eigentlich eingeschenkt? Um auch den Sportler in mir zufrieden zu stellen, genehmige ich mir auf der gegenüberliegenden Seite noch einen Becher mit naturtrüber Apfelschorle. Gibt es eigentlich eher selten während eines Laufes, aber schmeckt hervorragend.

Dann können alle wieder Tempo aufnehmen, fast die identischen Höhenmeter wie hinauf, geht es nach der Trinkpause wieder runter nach Talheim, wo uns aber in der Ortsmitte gleich wieder eine erneute Steigung mit 30 Hm erwartet. Wir bleiben weiter auf der Württemberger Weinstraße und erreichen Lauffen. Vor der alten Neckarbrücke sorgen Samba-Trommler für rhythmische Adrenalinstöße und auf der Brücke gibt man sich wieder alle Mühe, uns auch kulinarisch zu verwöhnen. Am Weinstand wird uns ein „Lauffener Katzenbeißer“ angeboten. Ich will es mal nicht übertreiben und ignoriere das verlockende Angebot.
Auf einer Insel im Neckar, schön von der Laufstrecke aus zu sehen, liegt Burg Lauffen. Sie ist aus dem frühen 11. Jahrhundert und wurde vom Grafen von Lauffen erbaut. Heute dient sie als Rathaus und ist die einzige Inselburg auf dem Neckar.

Schon mit etwas schweren Beinen erreiche ich Hausen (Km 23), von weitem kann ich beim leichten Bergabstück eine größere Menschenmenge am Ende der Straße ausmachen. Dort erwartet mich in einer Kurve Bacchus, die römische Entsprechung des griechischen Gottes Dionysos, Gott des Weines und der Vegetation. Einen riesigen gefüllten Weinkelch streckt er mir entgegen. Da ich jetzt ein Pause und Stärkung gut vertragen kann, lasse ich mich da nicht zweimal bitten. Seine Weinsorte kann ich euch leider nicht weitergeben, es stehen keine Flaschen rum. Aber nur so viel: schmeckt hervorragend und die Leute applaudieren auch ganz begeistert, als ich davon koste.

Die Unterstützung kam gerade recht. Die Kurve führt nach links und dreht die Laufstrecke direkt in den Gegenwind, zudem führt der Kurs überwiegend leicht aufwärts. In Dürrenzimmern gibt es wieder Wasser und zusätzlich einen Läufer-Trunk. Darunter versteht man hier einen „Dürrenzimmerer Heuchelberg“. Den muss ich selbstverständlich auch kosten, die Marita Berg braucht auch etwas Kräftigendes, so muss ich nicht alleine trinken. Ja, doch  …der ist auch ok.

Weiter geht’s durch die Schwäbische Toskana bis Neipperg (Km 29), immer noch müssen wir mit dem ätzenden Wind kämpfen, von dort führt aber der Weg endlich wieder in die entgegengesetzte Richtung und das Gebläse haben wir im Rücken. Nach der Ortschaft tauchen wir wieder tief ins Weinbaugebiet ein. Unterhalb eines prächtigen Weinberges, bei Km 30 wird ein zünftiges kleines Fest gefeiert. Viele Tische und Bierbänke sind aufgebaut und auch eine offizielle Verpflegungsstelle ist hier eingerichtet.

Meine Augen bleiben aber gleicham ersten Tisch an einem verlockenden Erdbeerkuchen mit Sahne hängen. Moralische Bedenken habe ich keine, die Dame zeigt sich bereitwillig und so kann ich mir ein leckeres Stück schnorren. Erdbeer-Prosecco hätte sie auch noch dazu, ich lass es mal gut sein, bin zu sehr mit Essen beschäftigt. Manch einer wird sich jetzt fragen: Geht das überhaupt, Erdbeerkuchen mit Sahne während eines Marathons? Es geht und zwar problemlos, man muss sich nur ein bisschen Zeit dafür nehmen. Meiner jetzt doch schon arg strapazierten Muskulatur kommt das auch entgegen.

Das letzte Stück verspeise ich noch im Gehen. Damit bin ich so sehr beschäftigt, dass mir gar nicht aufgefallen ist, das sich der Himmel verdunkelt hat. Schon fallen die ersten Tropfen und es folgt ein 15-minütiger Regenschauer. Die meisten Zuschauer haben sich in Garagen und Hauseingängen verzogen, sind aber immer noch an der Strecke präsent. Die Zuschauer beim Trolli möchte ich auch ausdrücklich lobend erwähnen, überall sind sie zahlreich vertreten und in vielen Orten werden sogar kleine Feste gefeiert und sorgen so für eine belebte Marathonstrecke.

Drei Kilometer hat für mich der Regen-Spuk gedauert, in Nordheim (Km35) ist wieder alles vorbei und die Sonne lacht wieder durch die Wolken. Dazu bringe ich später in Erfahrung, dass nur wir langsamen Rennschnecken im hinteren Feld des Marathons vom Wolkenbruch betroffen waren. Jan, der eine gute halbe Stunde schneller als ich unterwegs war, ist trocken geblieben. Mein Shirt ist nass, daher benötige ich noch dringend was Wärmendes. Ich werde sehr schnell fündig. Zum Abschluss meines heutigen Weintest-Marathons genehmige ich mir nochmals einen Schluck Roten, ich will euch ja schließlich berichten, wie es sich so läuft mit ein paar Schluck intus.

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Informationen: Heilbronner Trollinger Marathon
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