Köln ist mit ca. 1,1 Millionen Einwohnern Deutschlands viertgrößte Stadt. Wer mit dem Zug anreist, steht nach dem Verlassen des Hauptbahnhofs direkt vor dem Kölner Dom, dem weltbekannten Wahrzeichen der Stadt. Der Rhein, die Altstadt und diverse Museen sind von hieraus fußläufig zu erreichen. Einmal im Jahr haben gut trainierte Touristen die Möglichkeit, die meisten dieser Sehenswürdigkeiten an einem Tag zu erleben, denn der Köln Marathon führt durch die ganze Innenstadt.
Bevor man sich am Sonntag auf die Strecken machen darf, haben sich die Veranstalter ein besonderes Schmankerl ausgedacht. Die Startunterlagen gibt es am Freitag und Samstag ca. 7 km außerhalb der Innenstadt, die Running.EXPO befindet sich nämlich auf dem Gelände der „MOTORWORLD Köln Rheinland“ im Butzweilerhof. Oldtimer, Youngtimer, Raritäten, moderne Luxusautomobile, aber auch Bikes lassen die Herzen nicht nur von Automobilliebhabern höher schlagen. Insbesondere die liebevoll zusammengestellte Michael Schumacher Sammlung zieht Fans aus aller Welt an.
Norbert und ich reisen bereits am Freitag mit dem Zug an. Samstags wollen wir stressfrei unsere Startunterlagen abholen. Die Straßenbahn Linie 5 fährt bis kurz vor die Tür der MOTORWORLD. Eine Halle ist für Lauffans reserviert. Auf der Marathonmesse wird alles angeboten, was Läufer brauchen oder auch nicht. Gleich links gibt es Infos über die Umweltaktivitäten des Marathons. Dort kann man ausrangierte Laufschuhe abgeben. In der gegenüber liegenden Ecke der Halle bietet der einheimische Getränkehändler eine Ruhezone und kostenloses alkoholfreies Bier.
Die Startnummern gibt es außerhalb. Die Schlange vor den Schaltern ist kurz. Wir erhalten zügig einen hochwertigen Starterrucksack und, wie sollte es auch anders sein, ein Kölschglas (ohne Inhalt).
Unser Start am Sonntag ist um 10Uhr30 auf der Opladener Straße vor dem Bahnhof Köln Deutz auf der anderen Rheinseite. Der Ottoplatz zwischen der gesperrten Opladener Straße und dem schönen Bahnhofsgebäude Deutz ist von Menschen bevölkert. Das Portal mit seiner großen Kuppel, in einer Mischung aus barocken und klassizistischen Formen wurde 1913 erbaut, im zweiten Weltkrieg zerstört, wieder aufgebaut und 2009 zusammen mit dem Otto-Motor-Denkmal renoviert.
Dass heute hier die Deutschen Marathonmeisterschaften ausgetragen werden, spürt man nicht. Genauso könnte hier ein Musikfestival stattfinden. Das schöne Wetter tut sein Übriges. Nur die eindeutig sportliche Kleidung der Anwesenden deutet auf das Bevorstehende hin.
Langsam sammeln sich die Massen in den Startblöcken Rot, Blau und Gelb. Die gut 5.000 Starter haben hier genügend Platz. Norbert und ich sind im letzten, dem gelben. Insgesamt sind beim diesjährigen 25. Jubiläumslauf über 22.000 Sportler am Start.
Die Spannung steigt. Pünktlich um 10Uhr30 wird der erste Startblock mit den Eliteläufern auf die Strecke geschickt. Der blaue Block darf aufrücken. Auch für diese Läufer wird 4 Minuten später der Start gebührend zelebriert. Nun sind wir an der Reihe. Wir sind bereit, es geht los.
Im dichten Feld gibt es nur eine Option: mitschwimmen. Mehrreihig verabschieden uns die Zuschauer am Straßenrand. Bald geht es auf die Deutzer Brücke und über den Rhein. Ich laufe ganz links im Feld und habe einen schönen Blick auf die Serverinsbrücke und die drei ca. 60 Meter hohen „Kranhäuser“, Blickfang des neu gestalteten Rheinauhafens.
Auf der anderen Seite, nicht minder attraktiv, erheben sich die Silhouetten des mächtigen Vierungsturms der Klosterkirche Groß St. Martin und dahinter die Türme des Doms. Die ca. 410 m lange 6-gleisige Hohenzollernbrücke aus drei nebeneinander liegenden Fachwerkbogenbrücken überquert auf Höhe des Doms den Rhein. Vor den Brückenköpfen stehen vier monumentale Reiterstandbilder preußischer Könige und deutscher Kaiser der Hohenzollern-Familie.
Am auffälligen Rundbau des Maritim Hotels vorbei erreichen wir Kölns zweitgrößten Platz, den Heumarkt. Im 17. Jahrhundert galt er als einer der schönsten Plätze Europas. Unter dem Reiterstandbild von König Friedrich Wilhelm III von Preußen finden im Jahresverlauf eine Menge Veranstaltungen statt. Wer genau hinsieht, erkennt, an der Anordnung des Reiterstandbilds, dass der König aus der Stadt hinaus reitet. Außerdem hat der Künstler in den Sockel Personen verewigt, die dem Monarchen kritisch gegenüber standen. Daran erkennt man, was die Kölner damals von der preußischen Herrschaft hielten.
Attraktive Fachwerkhäuser umrahmen die viel frequentierte Location. Als ältestes Brauhaus am Heumarkt gehört die Malzmühle zu den traditionsreichsten Brauhäusern der Stadt. Wir überqueren den Platz einmal diagonal, lassen uns vom Publikum feiern und erreichen links eine Straße mit dem schönen Namen Filzengraben. An der Trinitatskirche vorbei geht es bald rechts „Am Leystapel“, so heißt die Straße, die eigentlich die B51 ist, am Rhein entlang.
Rechts befindet sich hier die katholische Kirche St. Maria in Lyskirchen, die kleinste der großen romanischen Kirchen und links der Malakoffturm mit schönem Biergarten. Dahinter liegt das Schokoladenmuseum, gegenüber die historische Senfmühle.
Unter der Serverinsbrücke hindurch beginnt nun der Rheinauhafen, ein junges, attraktives Kölner Viertel. Auf 210.000 m² grenzen moderne Wohn- und Bürogebäude an zahlreiche Cafés, Restaurants und Galerien; wobei die drei bereits erwähnten „Kranhäuser“, an Lastkräne erinnernde Gebäude, die Skyline prägen. Zwei davon beherbergen Büros, eines ist zum Wohnen.
In einem auffälligen rosafarbenen, historischen Gebäude sitzt ein Personaldienstleister, im alten Bayenturm befindet sich eine Frauenbibliothek. Wir sind nun 3 Kilometer unterwegs, die Straße heißt mittlerweile Agrippinaufer; die Bäume rechts und links bieten angenehmen Schatten.
Wir unterqueren die Südbrücke, die kleine Schwester der Hohenzollernbrücke, hier rollt der Güterverkehr. Auffällig sind die Treppentürme aus rotem Stein, die die Aufgänge der Brücke darstellen. Plötzlich wird es auf der anderen Straßenseite unruhig: das Führungsfahrzeug kommt entgegen. Die Führungsgruppe eilt vorbei. Die beiden Kenianer Amos Kipkorir und Antony Apori können nicht Deutsche Meister werden. Erik Hille, Till Gromisch, Lorenz Baum, Tom Thurley und Jonathan Dahlke aber schon.
Bei uns geht es ruhiger zu, das Feld ist mittlerweile locker auseinandergezogen. Beim Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass ich viel zu schnell angelaufen bin. Ich habe mich von der gigantischen Stimmung anstecken lassen.
Vor uns liegt die erste Wasserstelle. Obwohl ich nicht durstig bin, greife ich einen Becher. Jetzt kommen uns schon viele Läufer entgegen. An den roten Startnummern erkenne ich, dass sie aus dem ersten Startblock stammen. Da sind auch schon die Pacer für Zielzeit 3:45. Ich beobachte die Entgegenkommenden und erkenne dabei Birgit Lennartz-Lohrengel, in den 90ern Siegerin beim Südafrikanischen Comrades Marathon. 1993 gewann sie den ersten Jungfrau Marathon.
Wir unterqueren nun die Autobahnbrücke Rodenkirchen, km 6. Dahinter trennt sich das Begegnungsstück. Wir laufen geradeaus, die Hauptstraße von Köln-Rodenkirchen entlang am dunklen Backsteinbau der Kirche St. Maternus vorbei. Was für eine grandiose Stimmung. Überall stehen Schaulustige; Musik liegt in der Luft. Es geht rechts und nochmal rechts (km 7) und somit richtungsmäßig wieder zurück. Die Pacer für Zielzeit 4h45 kommen von hinten mit einer großen Gruppe, ich gehe zur Seite. Dirk witzelt: „Nanu, ich dachte, Du wolltest es langsam angehen?“ Den Rüffel habe ich verdient, denn ich merke jetzt schon meine Beine. Auch Norbert hat sich dieser Gruppe angeschlossen, er hat das Ganze schlauer angefangen.
Wir unterqueren erneut die Rodenkirchner Brücke. Hier waren wir vorhin schon einmal. Auf dem Begegnungsstück kommen bereits die Schlussläufer entgegen. Es folgen Straßenkehrer und Kehrmaschinen. Den Schluss machen Busse, die mit geöffneten Türen müde Läufer hinein locken wollen. Im Spaß bietet einer meiner Mitläufer seinem Freund die kostenlose Fahrgelegenheit an. Dieser lehnt entrüstet ab. Die Laune im Feld ist Spitze!
Hinter km 9 erreichen wir erneut die Wasserstelle, die wir schon vorhin besucht haben. Nun biegen wir links weg vom Rhein auf die Alteburger Straße, vorbei am 27 m hohen Bismarckturm in den Stadtteil Bayenthal. Hier ist wieder ganz schön was los, km 10.
Das rote Backsteinportal der Südbrücke kennen wir ja schon. Bei km 11 laufen wir an einer dicht bewachsenen Grünanlage vorbei. Dies ist das Gelände der ehemaligen Festungsmauern von Köln, die, aufgrund des Versailler Vertrages, geschleift worden sind. Nebenan hat sich die TH Köln in historischem Ambiente einquartiert.
Ein Abzweig kündigt sich an. Dort spielt ein Trompeter: „Jetzt kommen die lustigen Tage, Schätzel Ade“. Die Menge stimmt ein, aber anstatt des richtigen Refrains wird „Kööölle Alaaf“ gesungen. Als ich vorbei bin, springt der Trompeter auf sein Fahrrad, fährt bis zur nächsten Kurve und beginnt erneut zu spielen. Sofort stimmen die Zuschauer wieder mit ein. Das wiederholt sich einige Male. Der Ohrwurm ist mir für die nächsten Kilometer schon mal sicher.
Hinter dem Ubierring Park laufen wir links auf die gleichnamige Straße im Takt der Percussions und anschließend erst rechts dann links auf den Severinswall. Am Chlodwigplatz biegen wir in die Severinstraße ein. Bei km 12 folgt der erste Wechsel der Marathonstaffeln. Ich passiere die ehemalige romanische Basilika St. Severin. Unter Applaus geht es immer geradeaus.
Etwa ein Kilometer weiter am Heumarkt biegen wir ein, wenig später kommen uns erneut Läufer entgegen. Das die Halbmarathonis auf ihrem letzten Kilometer. Wir grüßen hinüber und die drüben grüßen zurück. Dort werde ich in ein paar Stunden sein. Für uns gibt es jetzt erstmal wieder Wasser. Es wird immer wärmer. Ich schütte mir jetzt Wasser über den Kopf, aber vergesse auch nicht zu trinken.
Bei km 15 ist, wie bereits bei km 5 und 10, eine Zeitmessung. Am Rudolfplatz verlassen wir das Begegnungsstück, lautstark gefeiert von vielen Zuschauern. Fast genauso laut geht es in der Kyffhäuserstraße zu, Straßenfeste überall. Obwohl das Feld schon stark gelichtet ist, geben die Zuschauer alles. In der Bachemer Straße ist es schön grün, dafür etwas ruhiger. Links liegt das weitläufige Unisportgelände und rechts der Hiroschima-Nagasaki-Park, wo an den Abwurf der ersten Atombomben erinnert wird.
Ein Krampf zwingt mich zu einer Gehpause. Gott sei Dank sind gerade keine Zuschauer da. Wir biegen rechts in die Universitätsstraße ein. Auf der Gegenfahrbahn, durch einen schmalen Grüngürtel getrennt, kommen nun viele Läufer entgegen. Es geht ein Stückchen bergab, unter der U-Bahn hindurch und auf der anderen Seite wieder hinauf, wo uns eine Verpflegungszone mit großer Gartenschlauchdusche erwartet. Das kalte Nass tut gut.
Bei km 18 endet das Begegnungsstück, Percussions von der anderen Seite geben auch hier unseren Takt vor. Im Stadtteil Sülz steppt erneut der Bär. Alle Bewohner scheinen auf der Straße zu sein, machen Musik und feuern die Läufer an. Ich kann das so richtig genießen und hänge mich kurz an die 5h-Pacer, gebe aber schnell wieder auf.
Km 20, vorsichtig laufe ich bergab, unter der U-Bahn hindurch, dann kommen mir die Schlussläufer entgegen. Sie motivieren jeden, nochmal alles zu geben. Ein rotes Marathontor ist weithin sichtbar. Die Aufschrift „umkehren wäre jetzt auch blöd“ ist ja ein bekannter Spruch, gerade an der Halbmarathonstelle aber irgendwie lustig. Auch hier ist ganz schön was los. Es macht Spaß in so ein Stimmungsnest hineinzulaufen. Auch die Helfer an der VP brauchen sich über mangelnde Arbeit nicht zu beklagen. Sie reichen Becher im Akkord.
Es geht nun rechts in die Klosterstraße. Hier ist es eng, das Publikum rückt näher heran. Am Abzweig in die breite Aachener Straße machen erneut Percussions Stimmung. Dann wird es ruhiger. Bei km 23 steht ein Spendentor, wer hier durchläuft, wird mit lautem Applaus belohnt.
Percussions stehen vor dem fast quadratischen Aachener Weiher. Die Anlage um das markante Gewässer und der anschließende Hiroshima-Nagasaki-Park sind ein Teil des Kölner Grüngürtels. Der zweite Staffelwechsel liegt vor uns. Die frischen Staffelläufer schießen nun an mir vorbei. Am Rudolfplatz, als zentraler Kölner Platz, kommen wir dreimal vorbei, vorhin bei km 14, jetzt bei km 24 und später nochmal bei km 40. Kein Wunder, dass hier unheimlich viele Zuschauer die Läufer feiern. Gerade sind sie eher auf die Gegenbahn konzentriert. Da laufen die schnellen Marathonis Richtung Ziel.
Der breite Hohenzollernring ist in der Mitte geteilt. Manche der entgegenkommende Läufer sehen ganz schön erschöpft aus. Wenn ich sie anfeuere, kommt dann aber doch ein Lächeln oder eine Geste zurück. Bei km 25 laufen wir erneut über die Zeitmessung. Etwas weiter hat die bekannte Laufschuhmarke mit der springenden Katze einen Tunnel zum Durchlaufen aufgebaut - eine schöne Abwechslung. Dahinter gibt es Verpflegung.
Weiter geht es durch zum Teil enge Straßen, wo die Zuschauer fast auf Tuchfühlung zu den Läufern gehen. Toll! Ich höre laute Musik, die Straße ist weiß von Konfetti. Plötzlich bin ich mitten im Getümmel. Die Fans lassen mir nur einen schmalen Durchgang. Ich werde regelrecht vorwärts geschrien und bekomme eine Konfettidusche. Wahnsinn, ich werde gefeiert, wie die Allerschnellsten. Schade, dass ich schon wieder gehen muss, km 27.
Die Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union mit seiner 37 Meter hohen Kuppel und den zwei 55 Meter hohen Minaretten kommt in Sicht. Die durchbrochenen Kuppelform soll Offenheit symbolisieren. Gleich laufen wir auch am Colonius, dem höchsten Fernsehturm NRWs (266 Meter) vorbei. Gleich darauf sehen wir auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs den Mediapark. Die Gebäude sind sternförmig um einen zentralen Platz angeordnet.
km 29, vor uns liegt das 65 Meter hohe Hansahochhaus mit der auffälligen schwarzen Backsteinfassade. Es war 1925 das höchste Hochhaus in Europa und eines der ersten in Deutschland. Im Inneren des Bauwerks gibt es einen Paternosteraufzug, der heute noch in Betrieb ist.
Es folgen mental herausfordernde Kilometer, die Strecke verläuft schnurgeradeaus. Zuschauer unterstützen die Läufer mit Musik und Zurufen allerdings auch hier. Das motiviert ungemein. Weil nicht mehr so viel Läufer unterwegs sind, können die Helfer an der VP jeden Einzelnen anfeuern. Es gibt jetzt Banane und Cola. Bei km 32 sind wir im Stadtteil Nippes, die Zuschauerreihen haben sich etwas gelichtet. Hier haben sich die Reihen der Zuschauer gelichtet..
Ganz anders in der Gellert- und Neusser Straße. Ein Musiker spielt ein wahnsinniges Saxophonsolo! Frank im Kostüm eines Karnevalsprinzen will Kraft spenden, ein Zuschauer Hotspot jagt den nächsten. Es ist inzwischen brütend heiß. Cola und reichlich Wasser an der VP sind jetzt genau richtig.
Bei km 35 bin ich zurück auf der Xantener Straße und dem Begegnungsstück. Viel zu früh kommen mir die Schlussläufer mit den Besenbussen und der Karawane der Straßenreinigung entgegen. Aber auch im schlechtesten Fall werde ich das Ziel noch innerhalb des Zeit-Limits erreichen, ich kann sogar einige Läufer einsammeln.
km 37, die Fangruppen werden mehr, die Stimmung lauter. Der Österreichische Brausehersteller wirbt mit einem Marathonbogen, natürlich ist das passende Getränk im Ausschank. Mit ausgebreiteten Armen „fliege“ ich auf den Fotografen zu - Marathon verleiht Flüüügel!
Es wird noch lauter, das Marathontor auf dem Rudolfplatz ist in Sicht, km 40. Hier gibt es einen Vorgeschmack auf den Zieleinlauf. Radio Köln sorgt für Stimmung. Das Publikum auf der Tribüne tobt und auf der Videoleinwand kann man die Läufer beim Zieleinlauf beobachten.
In dieser Kulisse passiere ich die Hahnentorburg, einst Teil der rund acht Kilometer langen mittelalterlichen Kölner Wehrmauer. Durch dieses Tor zogen die in Aachen frisch gekrönten Kaiser und Könige des Reiches in die Stadt ein, um die Reliquien der Heiligen Drei Könige im Dom zu besuchen.
Auf dem Neumarkt stehen wieder viele Schaulustige, die die Läufer auf den letzten Kilometer schicken. Wir erreichen die Hohe Straße, normalerweise eine stark frequentierte Einkaufsmeile. Heute ist sie für die Läufer gesperrt, nur ein schmaler Fußweg bleibt für Passanten frei. Je näher ich meinem Ziel komme, desto mehr Zuschauer stehen an den Gittern und feuern mich an. Ich freue mich an den Domtürmen, die zwischen den Häusern hindurch langsam in Sicht kommen.
Als ich in die Komödienstraße einbiege, bin ich allein auf dem roten Teppich. Das Ziel befindet sich ca. 200 m entfernt, im Schatten der Basilika St Andreas, eingerahmt von hohen Zuschauertribünen. Was hier abgeht, ist überirdisch. Bei vielen Cityläufen sind die meisten Zuschauer eher an den schnellen Läufern interessiert. Aber in Köln ist das anders. An den Absperrungen stehen mehrreihig Zuschauermassen. Sie schreien, jubeln und rufen laut meinen Namen. Dazu wird mit Händen und diversen Hilfsmitteln gegen die Bande geschlagen. Der Lärm ist unbeschreiblich. Die Atmosphäre ist voller Energie. Ganz schön abgebrüht, wer hier keine Gänsehaut bekommt.
Ich jogge langsam Richtung Zielbogen. Dieser Zieleinlauf ist einzigartig. Schade, dass es zu Ende geht. Norbert erwartet mich hinter dem Zielbogen. Es gibt eine feine Medaille aus Holz und trotz des späten Zieleinlaufs eine super Zielverpflegung.
Mit meiner Leistung bin ich heute überhaupt nicht zufrieden. Trotzdem hatte ich einen wunderbaren Marathontag. Köln ist immer eine Reise wert, die Organisation des Marathon ist tadellos. Vielen Dank an die über 2000 Ehrenamtlichen Helfer, Ihr seid Spitze!
Die Kölner Zuschauer sind außergewöhnlich, leider kann ich das mit den Fotos nicht angemessen wiedergeben. Überall gibt es Musik, manchmal aus offenen Fenstern, oft handgemacht. Hier feiert man die Läufer, jeder wird mit Respekt behandelt. Obwohl viel gelitten wurde, war man sich bei uns im hintersten Feld einig: Dieses Publikum ist Spitze!
Auch in der Elite der Deutschen Meisterschaft wurde gekämpft. Einige Favoriten mussten aussteigen. Deutscher Meister ist Lorenz Baum, LAV Tübingen vor Erik Hille,LT Hamburg und Tom Thurley, Potsdamer Laufclub.
Bei den Frauen gewinnt Esther Jacobitz, TK Hannover, vor Katja Fischer, SCC Berlin und Verena Vogt, LSF Münster.