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Laufberichte

Saxndi! Tag 2 meiner Sachsen-(Tor)tour

06.06.10

Ausflug zu den polnischen Nachbarn

Zgorzelec bildet mit Görlitz seit 1998 eine Europastadt. Es hätte nicht viel gebraucht, und Görlitz wäre als Kulturhauptstadt 2010 gewählt worden. Essen war nur knapp vorne. Die Stadt blieb im Zweiten Weltkrieg von Zerstörungen fast völlig verschont. So finden wir heute gut 3500 größtenteils wieder hergerichtete Baudenkmäler. Wo man bei einem Spaziergang in der Stadt hinschaut, es gäbe unzähliges zu fotografieren und berichten.

Als ich auf die Neiße einen Blick werfe, sehe ich lediglich das Wasser braun schimmern, Hochwasser führt die Neiße nicht. An der folgenden Steigung überhole ich den Jens, der heute mit seinem nagelneuen und neongelben Shirt aus Chemnitz unterwegs ist. „Ich muss ruhiger werden, die Strecke ist noch lang und es wird heiß“, ruft er mir zu.

Ich bin erst rund zehn Minuten unterwegs, dann fällt mir auf, dass bereits viele Helfer an der Strecke als Absperrposten und an der Strecke stehen. Gerade habe ich einige Polen passiert. Einer hat diese zur Fußball-Weltmeisterschaft kreierten Tröten in Betrieb. Natürlich ist sein lautstarkes Werkzeug in rot gehalten.

Ein Stück weiter hat ein anderer einen Generator zur Stromerzeugung in Betrieb, womit er uns mit lautstarken Techno aus großen Lautsprecherboxen versorgt. Da kann man fast Gänsehaut kriegen.

Kilometer vier, die Wende der Halbmarathonis liegt hinter uns, da verlassen wir Zgorzelec. Die Hauptstraße führt immer leicht wellig geradeaus. Wir haben ein wenig Schatten. Dann kommen die Führenden des Marathonfeldes auf der anderen Straßenseite uns entgegen. Hinter der Spitze schleicht sich ein Görlitzer Bus, der „Stadtschleicher“. Es schaut fast so aus, ob da Stadtprominente drinhocken und das Rennen beobachten.

Etwa bei Kilometer 7,5 kommt für mich die Wende. Es geht die gleiche Strecke zurück. Auf dem Rückweg lasse ich mir noch ein Bier von einem polnischen Freund andienen. Nach seinem Willen hätte ich die ganze Halbe mitnehmen sollen. Ich nehme einen großen Schluck, der natürlich gleich in die Birne geht.

Ein Wort zu den zahlreichen Verpflegungsstellen. Es gibt Wasser, Iso, Cola, Obst in Hülle und Fülle. Gut geregelt ist der Abstand dieser Tankstellen. So alle drei, vier Kilometer finden wir Nachschub. Und was überrascht - diese Punkte werden regelrecht mit Menpower betrieben.

Auf dem Rückweg laufen wir in das Ende der Walker und Genussläufer hinein. Es gibt aber keine Probleme mit den Überholmanövern. Die Straße ist komplett gesperrt und auch breit genug. Ich treffe sogar noch einen Landsmann. Tino Kaminski aus Freising.

Es geht an einer Kirche vorbei, wo gerade der Gottesdienst zu Ende ist. Viele Gläubige strömen aus dem Gotteshaus, bleiben erst mal stehen und applaudieren auch vereinzelt.

Zurück in Görlitz

Kurz nach Kilometer 13 (jeder Kilometer ist angezeigt) betreten oder besser belaufen wir wieder bundesdeutschen Boden. Nicht weit von hier verläuft der 15. Meridian östlicher Länge, an dem sich die Mitteleuropäische Zeit orientiert.

Görlitz hat eine weit zurückreichende Geschichte. Die erste Besiedelung geht in die späte Jungsteinzeit zurück. Urkundlich wurde die Stadt im Jahr 1071 als Goreliz in einer Schenkungsurkunde genannt. Bereits im 14. Jahrhundert ist von einer Befestigung (doppelter Mauerring) die Rede. Ja, und 1491 gab es einen Bierkrieg. Man stritt mit den Zittauern, die Bier zollfrei einführen wollten. Heute wird eher dann gerauft, wenn der eine oder andere zu viel von dem geistigen Getränk erwischt und die Menge nicht vertragen hat.

Kilometer 15 liegt hinter uns, das Bahnhofsgebäude vor uns. Die Bahnhofshalle ist im Jugendstil ausgestaltet, das Gebäude zählt ebenfalls zu den Kulturdenkmälern. Nach weiteren zwei Kilometern verlassen wir die Innenstadt, es geht auf Asphalt auf dem Zubringer zur Autobahn.

Görlitz war kurz nach dem Krieg wegen der Flüchtlings- und Vertriebenenwelle eine Großstadt mit über 100.000 Einwohnern. Später sank wieder die Zahl. Heute zählt die Stadt gut 56.000 Einwohner. Was überrascht ist, dass heute viele Senioren zuziehen. Wohl aus kulturellen Gründen, der Ruhe in der Stadt, der günstigen Mieten und Lebenshaltungskosten gedankt. Im 19. Jahrhundert bekam die Stadt den Namen  „Pensionopolis“.

Ein kurzer Schwenk führt uns jetzt in eine renovierte Plattenbausiedlung, bevor sich ein kleiner Rundkurs in ein Industriegebiet anschließt. Wir müssen ja die notwendigen Kilometer zusammenbringen. Die Sonne heizt uns jetzt schon ordentlich ein.

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Informationen: Europa-Marathon Görlitz
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