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Laufberichte

Gefordert, aber nicht überfordert

 

Immer wieder aber sahen wir nun Läufer ermattet am Streckenrand sitzen, die wohl ihrem Tempo, der Temperatur oder der unzureichenden Vorbereitung Tribut zollen mussten. Mit drei Marathons und zwei Ultras seit Mitte Januar waren wir bestens vorbereitet und ich hatte keinen Augenblick Angst, heute nicht im Ziel anzukommen. Lediglich Angelika machte sich Sorgen, war sie doch seit Wochen immer wieder erkältet und ihr Husten wollte und wollte nicht verschwinden. Aber wer sie kennt, weiß, dass sie auch solche Widrigkeiten durchsteht – also weiter auf unserem Weg durch den Wald und die ruppig steilen Wege hinauf!

Da, an einem der Anstiege vor uns sah ich Didi. Vor dem Start hatte er mir noch erklärt, dass er dieses Jahr noch nicht richtig in Form sei. Im Vorjahr war er 15 Minuten vor uns im Ziel und heute hatten wir ihn schon nach vielleicht 30 km eingeholt. Die nächsten Kilometer liefen wir gemeinsam und erklärten uns gegenseitig die Welt.

Paris ist wahrlich eine dicht besiedelte Stadt und auch die Umgebung nicht viel weniger bebaut. Trotzdem haben die Organisatoren es geschafft, die Strecke so geschickt zu legen, dass man eigentlich ständig das Gefühl hatte, in einem weitläufigen Waldgebiet zu laufen. Ab und zu erahnte man die nahe Zivilisation, oder lief ein paar hundert Meter durch einen Ort, so wie jetzt, als wir uns der Wasserstelle in Meudon näherten.

Mit 47km war hier die Hälfte der Strecke längst bewältigt und auch die angezeigten +920 Höhenmeter zeigten, dass der schwerste Teil hinter uns lag. Halb sieben, so früh waren wir hier noch nie, es war noch taghell, die Lampe würden wir noch lange nicht brauchen. Trotzdem holten wir sie schon mal aus dem Rucksack, noch einen Riegel dazu, füllten die Flaschen mit Wasser auf und nach wenigen Minuten waren wir wieder auf der Strecke. Didi blieb hier noch etwas länger und so verloren wir uns wieder aus den Augen.

Jetzt kam der Anstieg auf der Straße hoch zum Park mit der Sternwarte. Hier mussten wir voriges Jahr und auch bei unserer ersten Teilnahme Regenschutz tragen und heute tat es ein Kurzarmshirt!

Der Park war durchquert, auch an der Sternwarte waren wir vorbei. Den vor uns liegenden Weg hatte ich ganz schlecht in Erinnerung. Ein schmaler Pfad schlängelt sich da in fortwährendem Auf- und Ab durch den Wald, man muss ständig aufpassen, um nicht über eine der zahlreichen Wurzeln zu stolpern, oder in ein Loch zu treten – da braucht es eine gute Lampe. Heute aber war es noch taghell und, oh Freude, wir wurden nicht ständig, wie bisher üblich, überholt. Im Gegenteil, heute im Hellen, waren wir schneller, so dass wir den VP2 in Chaville bei Kilometer 58 in Rekordzeit erreicht und dabei seit VP1 knapp 300 Plätze im Klassement gut gemacht hatten.

An dieser zweiten Verpflegungsstelle gab es das volle Programm: Nudelsuppe, Käse, Brot, Nüsse, Chips, Rosinen, Bananen, Schokolade, Salami, Cola, Riegel und noch eine Menge mehr. Essen, fotografieren und schon wieder waren wir auf der Strecke.

Bisher war unser Kurs durch Pfeile am Boden und rot-weißen Bändern auf Augenhöhe bestens markiert. Längst aber war es dunkel geworden und wir liefen im Licht der Stirnlampe. Die Bänder waren jetzt mit reflektierenden Streifen versehen, so dass sie im Licht der Stirnlampe schon von Weitem zu erkennen waren. Wir kamen also weiterhin ohne Orientierungsprobleme voran.

Nur noch der VP in St Cloud lag zwischen uns und dem Ziel in Paris, laut Roadbook 12 Kilometer und +260 Höhenmeter entfernt. Angelika hatte ihr Tief längst überwunden und wir konnten jetzt immer wieder Läufer überholen. Lediglich dieser eine da vor uns - mit schwarzer, langer Laufhose und langärmliger Jacke viel zu warm angezogen - der war einfach nicht einzuholen, obwohl er marschierte und wir joggten. Wenn ich nur auch so flott gehen könnte!
Diese 12 Kilometer waren schwerer zu laufen, als ich in Erinnerung hatte, aber nach zwei Stunden hatten wir endlich den dritten und letzten VP erreicht. Wie schon zuvor war das Verpflegungsangebot vollständig und reichlich. Wir hielten uns aber nicht lange auf, eine Flasche zur Hälfte mit Cola gefüllt, eine Nudelsuppe, eine Handvoll Nüsse und ein paar Bilder gemacht und schon waren wir wieder unterwegs.

Eigenartig, auf die letzten 10 Kilometer freue ich mich jedes Mal, obwohl das großteils sicher die hässlichsten Wege sind, die man sich vorstellen kann. Schlechter Untergrund, uneben, Schlaglöcher, rumpelig zu laufen, Hundedreck im Weg und immer wieder muss man eine stark befahrene Straße überqueren oder an ihr entlang laufen.

Aber man läuft auch an Partyschiffen vorbei, begegnet Nachtschwärmern, Spaziergängern, Jugendlichen, die sich am Ufer treffen, Penner, die dort ein Plätzchen gefunden haben. Und dann sind es natürlich auch die leichtesten Kilometer der gesamten Strecke, der beleuchtete Eiffelturm weist majestätisch den Weg und wenn man noch Kraft hat, kann man auch überholen. Vor allem aber kann man das Ziel beinahe schon riechen!

Wir passierten das blau beleuchtete Keramikmuseum, überholten Dutzende Läuferinnen und Läufer, wechselten kurz vor dem Ziel auf den Mittelkay, dann vollends hinüber auf die linke Seite und steuerten dann das Ziel an. Auf diesem letzten Kilometer war die Beschilderung recht schlecht, aber hilfreiche Passanten wiesen uns den Weg bis ins Ziel.

Bei unseren beiden ersten Teilnahmen war das auf der 1. Plattform des Eiffelturmes, im Vorjahr war diese Plattform wegen Renovierungsarbeiten gesperrt, und auch diesmal war der spektakuläre Aufstieg leider gestrichen. Als Ersatz hatte man auf dem Trocadero einen grün leuchtenden Zielbogen aufgebaut, der, zusammen mit den Wasserfontänen, ein würdiger Ersatz war. Aber schöner und auch spektakulärer ist natürlich das Ziel oben auf dem Turm – nächstes Jahr hoffentlich!

Bei diesem Lauf muss ich mich immer enorm anstrengen, um ihn ordentlich zu bestehen und genau das ist es, was  seine Faszination ausmacht, zusätzlich zu der schönen Strecke mit seinen Parkwäldern, den steilen Auf- und Abstiegen, den schlechten und guten Wegen, dem Laufen in der Dunkelheit. Dieser Lauf fordert, aber er überfordert mich nicht!

Noch ein paar Zahlen zum Lauf:

Es werden Trails über 80, 50 und 30 Kilometer angeboten und auch Wanderstrecken. Dank des guten Wetters waren insgesamt 6.200 Teilnehmer am Start, 600 mehr als im Vorjahr.

Hier die Entwicklung des 80km-Laufes:

2008:    896 Teilnehmer am Start, 152 haben den Lauf abgebrochen;
2009: 1.181 Teilnehmer am Start, 180 haben den Lauf abgebrochen;
2010: 1.578 Teilnehmer am Start, 309 haben den Lauf abgebrochen
2011: 1.893 Teilnehmer am Start, 415 haben den Lauf abgebrochen.
2012: 2.049 Teilnehmer am Start, 355 haben den Lauf abgebrochen
2013: 1.583 Teilnehmer am Start, 112 haben den Lauf abgebrochen.
2014: 1.582 Teilnehmer am Start, 262 haben den Lauf abgebrochen.

- Streckenlänge 80 km, +1.500 Höhenmeter
- Zeitlimit 13 Stunden; Start 12 Uhr, Zielschluss 1.00 Uhr
- drei Verpflegungsstationen: Kilometer 24, 58 und 70 und eine Wasserstelle bei km 47.
- Kosten: 87 Euro, incl. Finisher-Shirt

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Informationen: Eco-Trail de Paris
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