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Laufberichte

Wurzelrudi, 3 Talsperren und ich

20.09.08

"Arzgebirg wie bist du schie"  - Erzgebirge wie bist du schön

So heißt eines der populärsten Volkslieder, das der erzgebirgische Mundartdichter Anton Günther im Jahre 1927 verfasste. In Eibenstock im Erzgebirge fand am 20. September zum 13. Mal der 3-Talsperren-Marathon statt. Wie der Name schon sagt, läuft man unterwegs über 3 Talsperrenmauern. Im Unterschied zum Hochtaunus sind im Erzgebirge die Berge höher und die Täler tiefer. Daraus resultiert auch das schwierige Höhenprofil des Marathons. Zum Vergleich: Man müsste zweimal(!) von Neu-Anspach auf den Feldberg und zurück laufen, um den Marathon zu absolvieren (ganz schön knackig, gell?). Sicher ist dies einer der Gründe dafür, dass nur 68 Läufer am Start waren, die aber alle ins Ziel kamen, was bei einem Marathon dieser Kategorie nicht selbstverständlich ist.

Vor zwei Jahren war ich schon mal in Eibenstock am Start. Damals war ich schlecht vorbereitet, lief viel zu schnell los, und konnte auf den letzten 8 Kilometern kaum noch kriechen, von laufen und gehen war ich weit entfernt. War das eine Qual. Ich hätte heulen können. Auf der anderen Seite hatten mir die Atmosphäre, Organisation und Landschaft so gut gefallen, dass ich meine offene Rechnung mit diesem Lauf begleichen wollte.

In diesem Jahr nun war es soweit, ich trat wieder an. Ich hatte mich sehr gut vorbereitet (Berchtraining [hierfür bietet die Rechtschreibprüfung Brechtraining als Korrekturvorschlag an – was für eine Analogie!] auf den Feldberg und zurück und so Zeuch) und mir einen highly sophisticated Zeitplan ausgedacht, mit dessen Hilfe ich sehr langsam beginnen wollte, um am Ende noch genügend Körner für den brutalen Schlussanstieg von 8 Kilometern zu haben. Im Gegensatz zu anderen Läufen sind bei diesem Marathon dummerweise die letzten beiden Kilometer am schwierigsten, was noch sehr moderat formuliert ist.

Zum ersten Mal bei einem Marathon habe ich eine Kamera mitgenommen, um die Schönheit der Strecke auch fotografisch festhalten zu können. Zum Kameratransport beim Lauf hatte mir Lauffreund Roger extra seinen Superrunnerspointtrinkgürtel geborgt – DANKE lieber Roger, obwohl es doch anders kommen sollte.

So trat ich denn wohlgemut an den Start, in kurzer Hose und kurzem Shirt, es waren ja immerhin 8 Grad. Ich unterhielt mich erstmal kurz mit Wurzelrudi, einem Eibenstöcker Original (Merke: Die Einwohner hier bezeichnen sich nicht als Eibenstocker, sondern als „Eimstägger“). Danach traf ich  Wolfgang – einen der Organisatoren des Laufes und ein echtes Laufurgestein. Der war sogar schon bei Haile Gebrselassi auf dessen Ranch in Äthiopien zu Besuch – ohne Spaß, ich habe die Bilder in der Zeitung gesehen!

Als Wolfgang mich so sah, sagte er nur: „In Carlsfeld (höchster Punkt der Strecke) gab es gestern (am 19. September!!!) Schneegriesel.“ Ich fragte: „Dann sollte ich wohl besser eine längere Hose anziehen?“ Die Antwort: „Besser is, haste auch Handschuhe und Mütze mit?“ Hatte ich. Und zur Sicherheit packte ich auch gleich noch eine Jacke in meinen Laufrucksack, für den ich mich nun an Stelle von Rogers Super...gürtel entschied - DANKE lieber Roger.

Kurz vor dem Start war kaum ein Läufer zu sehen, am Ende waren es doch 68 Starter, die auf die Strecke gingen. Nach dem Startschuss setzten wir uns gemächlich in Bewegung. Am Anfang ging es durch den Ort kurz bergab, um dann in den ersten Sechseinhalbkilometeranstieg zu gehen. Unterwegs traf ich Ekkehard aus Leipzig, der in den letzten 3 Jahren seine Altersklasse gewonnen hatte, heute aber auf Grund gesundheitlicher Probleme langsamer lief. Trotzdem trennten ihn am Ende nur sechseinhalb Minuten vom Sieger.

Und dann sah ich Frank aus Altenburg. Den sprach ich gleich an: „Eh, du bist doch bei uns vor zwei Jahren den Weiltalwegmarathon mit gelaufen, oder?“ „Ja, stimmt, wo bist du denn her?“ „Aus dem Hochtaunus“ - Und da meldete sich auch schon Franks Laufnachbar Steffen zu Wort: „Hochtaunus – das ist doch die Gegend um Neu-Anspach rum.“ „Genau – direkt aus Neu-Anspach komme ich.“ „Ja, da war ich jetzt drei Monate lang und habe die Adam Hall-Halle mit gebaut“ Die Welt ist ein Dorf. Steffen lief seinen ersten Marathon (du liebe Güte – auf DER Strecke), Frank seinen Einhundertundxten. Beide hatten meine Bewunderung.

Werbemodus ein:

Frank ist Organisator des ersten Skatstadt-Marathons in Altenburg in Thüringen. Der findet am 6. Juni 2009 statt. Blöderweise haben die ihre Homepage noch nicht online, sonst könnte ich hier noch den Link einblenden. Frank, tu was!
Werbemodus aus

Unterwegs machte ich einen ersten Fotostopp. Hier zeigte sich schon, dass das Fotografieren määächtig aufhält, aber ich blieb immer im Rahmen meines ausgeklügelten Zeitplanes, war also auf keinen Fall zu schnell. Dann überholte mich Marion. Die behauptete doch glatt, die Letzte zu sein (bevor sie mich überholt hatte, versteht sich). Mir war das egal, denn ich hatte meinen Plan. Marion machte auch das Foto von mir am höchsten Punkt der Strecke, bevor sie weit vor mir lief und dann entschwunden war. Naja, bei Kilometer 24 traf ich sie wieder, und von hinten kamen auch noch zwei Läufer. Ich war also zu keinem Zeitpunkt Letzter, nur mal so unter uns.

Aber zurück zum höchsten Punkt: Der Lohn für den Anstieg bis Kilometer 10 wartete schon: Die erste Verpflegungsstelle. Hier gab es lecker Essen. Die Leuts dort meinten, die Temperatur läge knapp über Null - und ich im kurzen Shirt. 200 Meter später erreichten wir die erste der 3 Talsperren – Carlsfeld. Es ist ein beeindruckendes Erlebnis, auf der einen Seite eine glatte Wasserfläche zu sehen und auf der anderen Seite tief ins Tal zu schauen. Noch beeindruckender waren die Kälte und der Wind. Schnell hatte ich Handschuhe und Kappe aus dem Rucksack geholt und angezogen.

Ab Kilometer 10 ging es erstmal gemütlich weiter durch die Natur bis Kilometer 16, dann folgte nochmal ein fieser Anstieg, den ich gaaaanz langsam anging. Von Kilometer 21 bis 31 lässt es sich gut laufen, denn es geht bergab. Hier gibt es beeindruckende Natur in echter Ursprünglichkeit zu sehen, eine wahre Freude.

Unterwegs bietet auch noch die Talsperre Sosa Abwechslung, so dass es sich gut laufen lässt. Bei Kilometer 30 erreichen wir den höchsten Wasserfall Sachsens, der direkt neben der Strecke liegt. Hier war ich vor zwei Jahren schon so kaputt, dass ich den Wasserfall einfach übersehen habe. Nach Kilometer 30 geht es ans Eingemachte. Erst steigt die Strecke stark an, um danach sehr oberschenkelunfreundlich steil abzufallen. Das tut dann schon ein bisschen weh, das könnt ihr mir glauben. Trotzdem blicke ich bei Kilometer 34 am tiefsten Punkt der Strecke noch ganz passabel in die Kamera.

Aber der folgende Anstieg hat es in sich. 8 Kilometer geht es stetig bergauf. Ui ui ui. Und bei Kilometer 40 lag ich sogar eineinhalb Minuten hinter meinem Zeitplan. Aber diesmal war ich fit. Den letzten beiden Kilometer legte ich in 6 min/km zurück, trotz des starken Anstiegs. Damit war ich 4 Minuten schnelles als beim letzten Mal, aber vor allem bin ich locker ins Ziel gekommen.

Was habe ich gelernt? Es lohnt sich, gut trainiert an den Start zu gehen, dann kann man den Lauf wirklich genießen. Das Fotografieren unterwegs kostet sehr viel Zeit. Seit Samstag bewundere ich Leute wie Thomas Schmidtkonz, die viele Läufe mit Kamera absolvieren, viel fotografieren und trotzdem schneller als ich im Ziel sind.

Fazit:

Dieser Lauf bietet ein beeindruckendes Naturerlebnis. Unterwegs gibt es dunkle Wälder, hohe Berge, tiefe Schluchten, reißende Gebirgsbäche und weite (künstlich angestaute) Seen zu bewundern. Man kann allein die Ruhe genießen und sich an der Schönheit der Landschaft freuen.

Wie bei vielen Veranstaltungen, die von einem Verein getragen werden, sind auch die Menschen beim Drei-Talsperren-Marathon mit ganzem Herzen dabei, und es macht schon deshalb Spaß, dort zu laufen. In den Ortschaften unterwegs stehen zahlreiche Zuschauer, die jeden einzelnen Läufer anfeuern.

Der Marathon ist perfekt organisiert, die Verpflegung auf der Strecke ist vorbildlich und alle Helfer sind außerordentlich freundlich und nett. Das sind die Eindrücke, die man mit nach Hause nimmt, und dadurch steigt die Vorfreude auf den nächsten Start in Eibenstock. Die Strecke finde ich sehr anspruchsvoll, als Belohnung für die Strapazen kann man die Schönheit des Erzgebirges genießen und nach dem Lauf vielleicht selbst sagen: „Arzgebirg, wie bist du schie“.

Aktuell:

Thomas König, SuL Lößnitz, gewann den 13. DTM in neuem Streckenrekord, 2:52:55

Karin Seidel, vom gastgebenden Marathonverein, lief ihren ersten Marathon und gewann in der AK W40 mit einer Endzeit 3:28:48.

 

Informationen: Drei-Talsperren-Marathon
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