Schwarz – wie die Kohle
Schwarz – wie die Dunkelheit
Schwarz – wie die Traurigkeit
Was ein trüber Einstieg in einen Laufbericht. Aber lasst uns einen Moment reflektieren und dann später am bunten Herbstwald erfreuen. Als Kind des Ruhrgebietes bin ich mit dem Steinkohlebergbau noch groß geworden. Und nun, im Jahr 2018 gehen bei der Steinkohleförderung in Deutschland nach etwas mehr als 200 Jahren die Lichter aus. Losgelöst vom energiepolitischen Standpunkt kann das schon Traurigkeit erzeugen. Schon alleine deswegen, weil uns die Kaue der Zeche Prosper Haniel in Bottrop zukünftig nicht mehr zur Verfügung stehen könnte für den Bottroper Herbstwaldlauf.
Das dachte ich jedenfalls vor dem Lauf, und offenbar war ich nicht der einzige, denn die Teilnehmerzahlen sind förmlich explodiert bei der diesjährigen Ausgabe, alle wollten das besondere Ambiente noch einmal erleben. Erstmals in seiner Geschichte war der Lauf bereits im Vorfeld ausgebucht, so dass nicht alle Interessierten starten konnten. Aber die Hektik war unnötig, denn auch 2019 wird es den Lauf geben (am 03. November). Das liegt wohl daran, dass man ein Bergwerk nicht so einfach schließen kann.
Da wir im Ruhrgebiet sind und auf einem Bergwerksgelände starten und finishen, möchte ich die Gelegenheit nutzen, auch über Land, Leute und den Bergbau zu erzählen. Fangen wir also mit letzterem an, also mit dem Schließen eines Bergwerks. Wenn eine Zeche schließt, dann heißt das zunächst nur, dass keine Kohle mehr gefördert wird. Das ist nun leider dieses Jahr definitiv der Fall auf Prosper Haniel als letzte Zeche Deutschlands. Aber da unten ist jede Menge Ausrüstung (wie zum Beispiel der auf dem Gelände ausgestellte Bohrkopf), die teilweise vielleicht noch anderen Ortes (im Ausland) gebraucht werden kann. Zumindest muss alles ordentlich gesichert werden, dass es nicht zu Einstürzen kommt – hierzu später mehr. Also werden die Räumlichkeiten uns Läufern vielleicht noch einige Jahre zur Verfügung stehen.
Den meisten Kumpel wird der Abschied von ihrer Zeche wohl sehr schwerfallen und so hat der Veranstalter Adler-Langlauf Bottrop eV ihnen für alles gedankt (in der Laufansprache und auf dem Veranstaltungsshirt) und wir Läufer haben die Kumpel mit eine starken Applaus symbolisch verabschiedet – Glückauf!
Jetzt habe ich drei Begriffe verwendet, Zeche, Kumpel, Glückauf. Die erkläre ich Euch später, denn wir wollen ja laufen und dafür braucht es erst einmal eine Startnummer. Die gibt es im Lichthof der Verwaltung, heute nur für Voranmelder. Auch sitzen dort schon viele Vereine gesellig beisammen, so der LSF Münster, der ein großes Kontingent an Läufer stellt. Kaffee, Brötchen, Kuchen - kein Wunsch bleibt offen. Ich aber habe heute schon zuhause gefrühstückt und so widme ich mich der auf einer großen Karte abgebildeten Strecke. Eigentlich ganz einfach: Start – links – 2 km geradeaus – rechts- an der Straße – dann darüber – ab in den Wald – rechts – links –rechts usw. Ok, dass wäre als Laufbericht vielleicht etwas weinig, aber viel anderes als Wald und Seen gibt es heute nicht zu entdecken und so werde ich die Zeit unterwegs nutzen, um vom Bergbau und der Region zu berichten.
Aber erst einmal will ich noch die Kaue in Augenschein nehmen. Wie für so vieles gibt es in der Sprache der Bergleute besondere Begriffe: Kaue ist eigentlich nur ein übertägiges Gebäude. Und übertägig meint oberirdisch im Gegensatz zu untertage gleich unterirdisch. Was ist also an der Kaue so besonders? Ganz einfach: es ist die Waschkaue. Diese besteht aus der Weißkaue, der Schwarzkaue und der Dusche. Die Weißkaue ist die Umkleide für die private Kleidung, die in Körben deponiert wird, welche mit einer Kette an die Decke gezogen werden. Genial, weil platzsparender als Spinde. Die Schwarzkaue ist das entsprechende für die Bergmannskluft. Dazwischen die Dusche, vom feinsten, heißes Wasser ohne Ende. Das habe ich natürlich erst nach dem Lauf ausprobiert, aber bevor ich es nachher vergesse zu erzählen… Für Ordnung und Sauberkeit ist übrigens heute nicht Herr Leps verantwortlich, sondern Herr Langer – so stets jedenfalls angeschlagen – vergleicht mit früheren Berichten – und das macht er gut.
Auf dem Weg zur Waschlaue komme ich noch an den Räumen der Grubenwehr vorbei. Auch wenn der Name eine Ähnlichkeit mit der Feuerwehr suggeriert, hat die Grubenwehr andere, eher Rettungsaufgaben. Heute gibt es nichts zu retten, sondern tatsächlich zu löschen, nämlich den Durst von Teilnehmern und Besuchern, und so ist die Grubenwehr in ihrem orangefarbenen Outfit damit beschäftigt, sich um unser leibliches Wohl zu kümmern. Aber dazu ist für uns 50 km-Läufer jetzt keine Zeit mehr, denn es wird zur Startaufstellung gebeten, ca. 300 Läufer bringen sich in Position.
Gleich nach dem Start biegen wir auf einen Weg in den Wald ein, den wir bis zum Ziel kaum verlassen. Anfänglich ist es noch etwas voll, bevor sich das Läuferfeld verteilt. Insofern mischen sich einige künstliche Farbtupfer mit den Farben des bunten Herbstwaldes, der sich von schwarz über braun und ocker sowie allen Mischungen von Rot, Orange und Grün als Gesamtkunstwerk präsentiert.
Ups, was ist das? Gerade lassen wir uns auf den Wald einstimmen und da queren wir nach ca. 1,5 km eine brutale Schneise. Ein Asphaltband nach rechts auf einen Hügel zulaufend. Ihr habt sicher erraten, was das ist – die Zufahrt einer Halde. Dort wird „Berge“ aufgefahren. Das ist das Gesteinsmaterial, das bei der Kohleförderung mit zutage gebracht wird. Es muss ja irgendwo bleiben und so wird es meist in der Nähe der Zeche aufgeschüttet. Die älteren dieser Halden sind übrigens längst begrünt und quasi eine künstliche Berglandschaft inmitten des nördlichen Ruhrgebietes – wunderbar zu erwandern oder mit dem Mountainbike zu befahren.
Wir aber wollen heute nicht wandern und schon gar nicht radeln und laufen weiter bis zum alten Postweg, die einzige zu überquerende Straße, gesichert durch Helfer von Adler-Langlauf und der Polizei. Und dann sind wir richtig tief im Wald. Hättet Ihr das erwartet vom Ruhrgebiet oder habt Ihr noch das Bild von den Schloten vor Augen? Was ist das eigentlich, das Ruhrgebiet? – Eines ist es nicht, das Gebiet an der Ruhr! Warum dann der Name? Aufgrund des Bergbaus! Und das kam so. Die erste Kohle in der hiesigen Region wurde in der Nähe der Ruhr gefunden, da hier die Flöze sehr nahe der Erdoberfläche waren. Dort entstanden dann erste Zechen. Mit dem Fund der Kohle begann dann das Zeitalter der Industrialisierung. Die Herstellung von Eisen und Stahl war nun mit der Kohle als Energiequelle effizient möglich. Weitere darauf aufbauende Betriebe schlossen sich an. Die Industrieansiedlungen folgten dem Verlauf der Flöze nach Norden. Der Begriff Ruhrgebiet begann sich zu etablieren und man verband es ab den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts mit qualmenden Schloten, obwohl es schon immer grüne Inseln gab.
Auch den Adler-Langlauf gibt es schon lange, heute wird bereits die 46te Ausgabe des Herbstwaldlaufes ausgetragen.
Wie die Flöze wenden uns auch wir Richtung Norden, also auf der Laufstrecke, passieren dabei die erste Verpflegungsstation, die uns noch „nur mit Wasser abspeist“. Wir durchlaufen weiter den bunten Herbstwald mit auffallend vielen Farnen. Diese sind typisch für die Wälder hier. Warum ich das erwähne? Ihr ahnt es schon, es hat mit dem Bergbau zu tun. Farne sind uralte Pflanzen, beinahe 400 Millionen Jahr alt. In jener Zeit wuchsen die Pflanzen üppig, es gab viele Sümpfe und Moore. Abgestorbene Pflanzen wurden durch neue Schichten, auch Steine und Sedimente, überdeckt und so entstand durch den Druck der übereinanderliegenden Schichten Steinkohle. Das dauerte allerdings ein paar Millionen Jahre, was mich daran erinnert, dass ich hier nicht zu lange verweilen sollte, denn ich bin erst bei Km 7.
Also nächstes erwartet uns die zweite Verpflegungsstation (km 8). Diese weist eine kleine Besonderheit auf, denn es gibt eine kurze Pendelstrecke, deren Wendepunkt uns auf die bevorstehende Adventszeit einstimmt, denn er ist durch ein kleines Weihnachtsbäumchen (mit Kugeln!) markiert. Das tröstet darüber hinweg, dass es auch hier nur Wasser gibt.
Danach geht es weiter … durch den Wald! Klingt fast langweilig, ist es aber nicht, weil es mal lichte, mal dunkle Wälder sind, die Bodenvegetation sich unterscheidet und auch die Baumarten wechseln. Hätte ich in Biologe besser aufgepasst, könnte ich auch sagen, welche. So sehe ich nur die unterschiedlichen Farben der Blätter. Kurz darauf erreichen wir den Nordrand des Waldgebietes und durchlaufen kurz eine landwirtschaftlich genutzte Fläche. Dann haben wir bei km 12 den nördlichen Wendepunkt der Strecke erreicht, also Bergfest (der Begriff hat ausnahmsweise mal nichts mit Bergbau zu tun), wenn da nicht die zweite Runde wäre. Denn der 50km-Lauf ist zwar ein Lauf auf einem Rundkurs mit 25km, der zweimal zu durchlaufen ist. Normalerweise ist Rundenlauf nicht so mein Ding, aber hier gibt die zweite Runde tatsächlich die Gelegenheit, noch einmal die Eindrücke zu genießen oder verpasste nachzuholen.
Machen wir uns also auf den Rückweg. Das geht natürlich besser mit einer Stärkung, die uns bei km 13 nach Passieren des Heidhofsees (in der zweiten Runde will ich mir den genauer anschauen) erwartet. Hier gibt es nun auch das volle Verpflegungsprogramm, Cola, Malzbier, Schokolade, Salzgepäck und vieles andere mehr. So kann’s weiter gehen bzw. laufen. Nach einer Weile erreichen wir einen weiteren schönen See, aus dem abgestorbene Bäume herausragen. Die Läufer, die mir hier begegnen, eilen weiter Richtung Ziel und so beschließe ich, mir auch diesen Ort für die zweite Runde aufzuheben.
Mittlerweile haben mich auch die ersten Läufer des 25km-Laufs überholt. Ja, man kann hier auch „nur“ eine Runde laufen. Da diese Läufer später als wir starten (800 Starter), dauert es ein wenig, aber dann wird es langsam etwas voll auf der Strecke – nur nicht mitreißen lassen. Neben diesen beiden Läufen gibt es auch noch zwei kürzere, einen 10 Km–Lauf (1000 Starter) und einen 6,8 km–Lauf – deren Teilnehmer sehen wir allerdings nicht.
Nach einem weiteren Waldabschnitt von ca. 3 km erreichen wir den Heidesee, an dessen Ufer die vierte Verpflegungsstelle bei km 17 aufgebaut ist. Noch ist es mir hier zu hektisch und so spare ich mir auch diesen Ort für die zweite Runde auf. Nach der Umrundung des Sees steuern wir wieder auf die erste Verpflegungsstation zu und danach geht es nach erneutem Überqueren des alten Postwegs auf dem gleichen Weg zurück, den wir auf dem Hinweg genommen haben. So kann ich die uns entgegenkommenden Läufer, die bereits die zweite Runde gestartet haben, beobachten.
Jetzt geht es fast zu wie auf der Autobahn, wir auf dem Rückweg, die anderen auf dem Weg in die zweite Runde und von hinten die schnellen 25er. Und so sehne ich mich nach dem Ziel, das für mich ja nur Bergfest (jetzt aber wirklich) bedeutet. Und da ist er zu sehen, der imposante Zechenturm. Gelegenheit, Euch den Begriff Zeche zu erläutern. Zeche ist ursprünglich ein Begriff für eine Reihe, hier eine Reihe von Personen, die sich zum Betrieb eines Bergwerks zusammengeschlossen haben. Diese mussten einen Betrag zahlen, um der Gesellschaft beitreten zu können - also die Zeche zahlen. Jetzt wisst ihr, woher dieser sehr gebräuchliche Ausdruck kommt. Ich habe die Zeche für den Lauf längst gezahlt (nur 30€ für 50 km, wo gibt’s das noch?) und so kann es weiter gehen.
Nach einer kurzen Stärkung im Start-/Zielbereich geht es nun in die zweite Runde. Anfangs noch mit Gegenverkehr, die 50er, die noch langsamer laufen als ich (wenige) und die 25er – leicht auseinanderzuhalten anhand der Startnummer … und des Tempos. Nach der ersten Verpflegungsstation wird sich das ändern und Ruhe einkehren. Darauf freue ich mich schon, und auch darauf, an dem einen oder anderen Ort zu verweilen.
Aber vorher wird es noch einmal laut, nämlich an der erwähnten Verpflegungsstelle. Hier ertönt aus einem Lautsprecher fetzige Musik, die freundliche Helferin bewegt sich tänzelnd. Nicht um sich warm zu halten (so kalt ist es heute nicht mit ca. 12 Grad), sondern aus purer Lebensfreude. Eine gute Gelegenheit, Euch „den Ruhrgebietsmenschen“ näher zu bringen. Er ist offen, umgänglich und sympathisch, man findet sofort Anschluss, wie sonst nur selten in der Republik. Woran liegt‘s? Ihr ahnt es, am Bergbau. Als es damit losging, lebten nur wenige Menschen hier. Und so musste durch Zuzug über die Jahrzehnte der Arbeitskräftebedarf gedeckt werden. Und nicht nur aus anderen Teilen von Deutschland, sondern zum Beispiel auch aus Polen. Die Endsilbe „…ski“ (wie bei Schimanski) in den Namen deutet darauf hin. Ein gutes Beispiel für Zuwanderung und gelungene Integration, würde ich sagen.
Ihr habt Euch sicher gemerkt, dass auch ich aus dem Ruhrgebiet stamme – mich also selbst charakterisiert habe. Wer noch aufmerksamer ist, hat sich vielleicht auch gemerkt, dass ich neulich im Bericht vom Berlin-Marathon gesagt habe: “Ich bin ein Berliner“. Das stimmt auch, denn zwei Herzen schlagen - gleichberechtigt - in meiner Brust.
Seid Ihr auch oft mit einem Mitstreiter, Begleiter, Freund oder ganz einfach, mit einem Kumpel unterwegs? Auch dieser Begriff kommt aus dem Bergbau. Aufgrund der harten und gefährlichen Arbeitsbedingungen musste sich einer auf den anderen verlassen können. Man hielt in allen Lebensbereichen fest zusammen, man war Kumpel. Dann gibt es noch verschiedene Berufsbezeichnungen wie zum Beispiel Knappe (Bergmann mit abgeschlossener Ausbildung), Hauer (Bergmann, der die Kohle aus dem Gestein heraushaut, früher mit Hacke, später mit einem Bohrhammer, schließlich mittels Maschinen – siehe den eingangs erwähnten Bohrkopf) und Steiger (Aufseher im Bergwerk, der überall nach dem Rechten sehen und daher oft auf- und absteigen musste). Mein Großvater war Steiger, daher rührt sicher auch meine besondere Verbindung zum Bergbau…
Der Wald hat mich wieder und nun ist es wirklich ruhig. Für eine optische Abwechslung sorgt ein alter Krankenwagen, der bei KM 6/31 als Streckenposten dient, damit wir nicht vom Weg abkommen. Das wäre aber auch so fast unmöglich, die Markierung ist ausgezeichnet und jeder km wird durch eine farbliche Markierung auf dem Boden angezeigt. Der Krankenwagen gehört zum Malteser Hilfsdienst, der die zahlreichen Helfer vom Adler Langlauf unterstützt.
Nun aber zu den Seen, in Ruhe. Dem Heidhofsee, ein wahres Biotop, sieht man nicht mehr an, dass er künstlich angelegt wurde. Es handelt sich um eine ehemalige Quarzsandgrube. Ihr seht, Kohle ist nicht der einzige Bodenschatz, den das Ruhrgebiet zu bieten hat. Angler haben sich es hier gemütlich gemacht. Der Joe hätte bestimmt gefragt: „Macht Ihr auch Sport?“
Noch 13 km liegen vor mir. Das klingt lang, wenn man schon 37 km unterwegs ist (ist es auch...). Aber Hilfe bietet wieder die nahe, nächste Verpflegungsstelle – die Helfer sind immer noch so gut drauf, wie vor knapp 3 Stunden, als ich das erste Mal hier vorbeikam. Ein Plakat lädt zum Verweilen ein: „Nur einer wird Sieger sein, kehre hier gemütlich ein“. Damit es nicht zu gemütlich wird, ermahnt uns das nächste Plakat aber: „Nicht lang schnacken, Kopp in Nacken“. Die Helfer nehmen sich auch für die letzten „Kunden“ Zeit, fragen nach meinen Wohlbefinden („prima“ – kaum gelogen) und machen unaufgefordert noch ein Erinnerungsfoto. Dann heißt es aber wirklich „Kopp in Nacken“.
Als nächstes passiere ich einen Senkungssee. Was ist das? Wir kommen zurück zum Anfang. Ich erzählte Euch ja davon, dass man ein Bergwerk nicht so einfach schließen kann. Das Problem sind nämlich die leeren Sohlen. Das sind in diesem Fall nicht Teile der Schuhe, sondern in der Bergmannsprache unterirdischen Gänge, die entstehen, wenn die Kohle abgebaut wird. Diese Sohlen sind hier im Ruhrgebiet oftmals leicht abschüssig, weil die Flöze ebenso abschüssig sind. Flöze sind übrigens die Kohleschichten, von denen meist mehrere übereinander liegen, getrennt durch Gesteinsschichten. Ich war Euch den Begriff noch schuldig. Heute werde diese Hohlräume durch hochmoderne Technik („Schilde“) stabilisiert, ältere sind dies nicht. Und so stürzt gelegentlich einer ein, was sich an der Oberfläche durch sogenannte Bergsenkungen bemerkbar macht, was an Gebäuden häufig zu Rissen führt, oder, wie hier im Wald, dass sich der Boden senkt und sich die Senke mit Wasser füllt. Die Bäume in der Senke sterben ab, es entsteht eine Sumpflandschaft, wie vor 300 Mio. Jahren. Da es noch ein wenig dauert, bis so wieder neue Kohle entsteht, laufe ich lieber weiter und komme an die Marathonmarke, die ich auf dem Boden erkenne.
Bald darauf erreiche ich den Heidesee, zur Abwechslung mal kein Überbleibsel vom Bergbau, sondern eine ehemalige Kiesgrube. Das Angebot der Verpflegungsstelle ist wieder erstklassig. Hoffentlich beende ich den Lauf nicht mit einem Kalorienplus. Ich bin geradezu beflügelt und kann sogar noch einmal ein bisschen zulegen, denn das Ziel naht in sieben Kilometern.
Dort werde ich mit einer persönlichen La-Ola-Welle empfangen. Klasse, das Publikum hier noch zu später Stunde. Einfach nette Leute hier im Ruhrgebiet, sagte ich schon, oder? Im Ziel gibt es dann noch eine schöne Medaille, in Form eines Zechenturms und natürlich eine Urkunde. Nach der Dusche noch schnell Kaffee und Kuchen genießen. Ich bin spät dran, die Kasse ist schon geschlossen und alles kostenlos. Vielen Dank Adler Langlauf - nicht nur dafür.
Ach so, was heißt eigentlich „Glückauf“? Mit diesem Gruß verbinden die Bergleute den Wunsch, nach schwerer Arbeit das Glück zu haben, gesund wieder Übertage zu gelangen.
Zum Ausklang des Berichtes und zum Ende des Steinkohlebergbaus die Hymne der Bergleute, das Steigerlied:
Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
schon angezünd’t, schon angezünd’t
Schon angezünd’t! Das gibt ein’n Schein,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein
Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut’ sein,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
aus Felsgestein, aus Felsgestein
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