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Laufberichte

Highway No. 1 – a long and winding road

29.04.12

Schließlich werden die Leute mit Zielzeit 4h45 und langsamer zur Kleiderabgabe und in die Startaufstellung gebeten. Dann 3h45 – 4h44. Die Beutel werden mit Schwung in einen Truck geschmissen. Viele wollen bis zum Start warme Bekleidung haben und haben Sachen an, mit denen waren sie wohl schon lange nicht mehr unter Leuten. Auch ich werde einen Lieblingspullover opfern. Der Veranstalter rechnet damit, denn liegengelassene Kleidung wird gespendet.

Nach und nach füllt sich der Startbereich, der Highway No.1, der hier zwei Fahrspuren breit ist. „Start me up“, von den Rolling Stones wird noch gespielt, als es dann still wird:

06:44h Die amerikanische Nationalhymne wird gesungen. Wie vor dem Superbowl-Finale. Der Sänger macht das heuer hier zum 27. Mal, hat also kein einziges Mal ausgelassen. Und er macht seine Sache gut. Viele sind sehr ergriffen, nicht wenige bekommen feuchte Augen.

06:47h Countdown und es geht los. Gestartet wird bergab. Die Sonne scheint, kommt aber noch nicht über die Hügel und in den Wald. Wind gibt es hier auch nicht. Es läuft sich recht entspannt. Bei der ersten Meile erfahre ich, dass ich dafür 9min49 gebraucht habe. Zwei Schüler lesen laut ab, wie viel Zeit seit dem Startschuss vergangen ist. Bald schon der erste Anstieg, der locker geschluckt wird. Jemand fragt, ob ich aus Deutschland wäre, er komme aus Hannover. Extra angereist? frage ich. Nein, er lebt schon länger da. Nun werden wir auf die linke Fahrspur gescheucht, die rechte Spur muss für Notfälle frei bleiben.

Bei der ersten Labestelle gibt es Wasser und Gatorade, als erstes aber Vaseline! Jede Labestelle beginnt mit einem Tablett, wo man sich Vaseline runterspachteln kann!
Wasser und Gatorade gibt es überall, das Obst wechselt: Apfel-, Bananen- und Orangenstücke. Und immer wieder GU, kohlehydratreiches Kraftfutter.

Drei Jungs in quietschorangen Shirts finden die Farbe meines m4y-Shirts richtig gut, sagen sie mir. Es ist auch die gleiche.

07:33h Bis Meile5 habe ich 46min gebraucht, 9min13/Meile, wie bei jeder vollen Meile wird die Zeit zugerufen, dafür sind jeweils zwei junge Leute zuständig. Staffelwechsel. Nun kommen wir aus dem Wald raus und sind erstmals in die Sonne. Gleich wird es spürbar wärmer, auch steigt die Strecke wieder an. Hier ist zeitgleich mit dem Marathon der „21 Miler“ gestartet worden. Bald sind wir an der Küste. Wir werden vom Marshall-Convoy überholt. Die Offiziellen vom Start wollen im Ziel sein, wenn wir ankommen. Vor uns ist eine Nebelwand erkennbar, bei Meile6 ist alles windstill, 2min später bei km10 fährt uns der Wind ins Gesicht. Momentan komme ich fast zum Stillstand.

Der 4h-Pacer mit Gefolge zieht vorbei. Rechts weiden Kühe. Noch scheint die Sonne, nach wenigen Minuten sind wir im Nebel und es kühlt rapide ab. Die steife, kalte Brise zehrt an den Kräften. Man hört nur das Fauchen des Windes in den Ohren. Weiter bergauf. Nach etwa einer halben Stunde lichtet sich der Nebel, der Wind legt sich. Wir haben ganz schön Höhenmeter gemacht. Was ist ein „Reussläufer“? frage ich eine Läuferin, da sie das auf ihrem Shirt stehen hat. Ein Fluss in Luzern, werde ich aufgeklärt. Hätte ich wissen können.

Ein toller Blick auf den Strand tut sich auf. Mit Sonnenschein geht es nun bergab zum Staffelwechsel, kurz vor Meile11. Ich nehme mein PowerGel. Jetzt sind wir wieder auf Meeresniveau, ein 2 Meilen langer Anstieg steht uns bevor mit 160 Höhenmetern. Bevor wir überhitzen können, fällt wieder der Nebel ein und damit der Wind. Da oben heißt es „Hurricane Point“, warum wohl?

Ab da geht es wieder bergab und mit etwas guten Willen kann ich den Klavierspieler beim Halbmarathon hören. Die Sicht ist leider mäßig, bei Meile13 dann sieht man die Bixby Bridge und man hört Michael Martinez „Ballade pour Adeline“ auf seinem Flügel spielen.

08:56h Meile13, ausgiebiger Fotostopp dann über die Brücke. Der Klavierspieler wird von laufenden Fotografen nur so belagert. Er spielt und lächelt. Hier geht nämlich kein Wind.

09:01h Halbmarathon 2h14 habe ich dafür gebraucht. Eine Rechtskurve und der Wind ist wieder da. „Na Bernd, kommst du zurecht?“ Bernd ist mir im Startgelände mit seiner Jacke vom Berlin-Marathon 2009 aufgefallen. Als ich schon glaubte, er hätte mich nicht gehört sagt er: „Ich bemühe mich.“  Wie sich herausstellt, ist er schon zum 3. Mal dabei, er weiß also, worauf er sich eingelassen hat. 

Immer wieder spielen Schülerkapellen! Die Schüler mussten auch alle furchtbar früh aufstehen, um jetzt hier sein zu können. An einem Sonntag!

Meile14  BYOB: „Bring your own bottle“, hier wird nachgefüllt, um den Abfall an Bechern und Flaschen zu minimieren. Im Nu ist meine Flasche voll und damit wieder schwer. So viel wollte ich gar nicht!  Es geht bergab. Bei Meile14,7  gab es im Vorjahr einen Erdrutsch, der die halbe Fahrbahn ins Meer abrutschen ließ. An der Behebung des Schadens wird gearbeitet, wir passieren die Baustelle. Günther knipst mich, ich stütze mich dabei am Auto des US-Marschalls ab. Warst du zu schnell? werde ich lachend gefragt.

Meile15  Der nächste Anstieg, die Sonne kommt raus. Rechts weiden Kühe. Ich kann mit meiner linken Hand kaum mehr die volle Flasche halten, Günther bemerkt meine Misere und nimmt sie mir für einige Minuten ab. Trinken, dann wird sie eh leichter. Die Höhenmeter spüre ich in den Beinen, nur nicht verkrampfen! Es fängt an, mühselig zu werden. Es tun sich immer wieder schöne Fotomotive auf. Ich nutze sie gerne um Bilder zu machen. Seine Bestzeit soll man eh woanders machen, hier soll man die Landschaft genießen! Recht haben die Veranstalter. Das mache ich jetzt.

Meile17 Ich bin momentan bei 10min30/Meile, nun bekommt man auch die hochgerechnete Zielzeit mitgeteilt. Bei Meile19 fällt wieder Nebel ein, verbunden mit starkem Wind, zum Glück nur für ein paar hundert Meter. Dann wird es schön und wärmer. Das wellige Streckenprofil scheint kein Ende zu nehmen.

10:17h Meile20 Eine Schülerkapelle der Carmel Middle School spielt auf, Kurz darauf ein Solist mit E-Gitarre. 

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