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Laufberichte

Högschte Disziplin

12.06.10

Die ersten Kilometer verlaufen in Biel. Die Stimmung ist wie bei einem Stadtmarathon. Jede Menge Zuschauer stehen am Rand des Kurses. Immer wieder wollen Kinder abgeklatscht werden. Ein Läufer fällt mir auf. Mit Laufsandalen ist er unterwegs!

Nach 3,5 Kilometer, noch in Biel, finden wir die erste Verpflegungsstelle. Ich greife mir je einen Becher Iso und Wasser. Weiter. Ich lasse Manne zulaufen, sein Tempo ist mir einen Tick zu schnell. Vielleicht bekomme ich ihn im Laufe des Rennens noch zu Gesicht. Er macht aber einen starken Eindruck.

Die ersten fünf Kilometer sind einzeln angezeigt. Ab jetzt kommen Hinweisschilder alle weiteren fünf Kilometer. Biel liegt hinter uns. Wir laufen durch die Ortschaft Port. Es beginnt die erste längere Steigung. Etwa zwei Kilometer mit rund 70 Höhenmetern. Die ersten Wettkämpfer gehen bereits. Am Ende der Steigung haben wir eine schöne Aussicht nach rechts. Unten im Tal wird gerade ein Feuerwerk abgebrannt. Für uns?

Kilometer 10. Die hart erarbeiteten Höhenmeter haben wir wieder verloren. Auf dem Gefälle was es obligatorisch, langsam hinunterlaufen. Nicht dass die Muskulatur zumacht. Nächste V-Stelle. Es gibt schon fast das volle Programm. Mineralgetränke in Citrus, Orange und Pfisichgeschmack, Wasser, Bananen und Brot, später auch noch Cola, Bouillon, Orangen, Riegel, Gel und Linzertörtli.

54 Minuten für zehn Kilometer. Das ist verdammt schnell. Als Plan habe ich mir für je zehn Kilometer eine Stunde festgelegt, plus die verbrachte Zeit an den V-Stellen. Damit will ich unter elf Stunden ins Ziel kommen, wenn nichts Außergewöhnliches passiert. Also bin ich jetzt schon zu schnell. Allerhögschte Konzentration auf dem nächsten Kilometern. Und Tempo ein wenig rausnehmen.

Es geht nun durch Felder. Richtungswechsel werden durch teilweise beleuchtete Richtungswegweiser oder Streckenposten angezeigt. Mitunter führt die Strecke nun auf befestigten Feldwegen oder, wie der Schweizer sagt, auf Naturstrassen. Stirnlampen werden hier noch nicht benötigt.

Nächste Ortschaft, Kappelen bei Kilometer 15. Tankstelle, wieder verpflegen und ein paar Bilder machen. Dann kündigt sich der erste Höhepunkt an. Aarberg mit der berühmten Brücke ist noch zwei Kilometer entfernt. Gerade in den Ortschaften ist die Stimmung grandios. An den Wirtschaften ist Musik, Unterhaltung, Essen und Trinken der Zuschauer angesagt. Gerade richtig. Und dann nach wenigen Metern, wenn es wieder in die Dunkelheit hinausgeht, Ruhe, Stille, vielleicht noch gestört von den Lauten der Grillen und Heuschrecken in der lauen Nacht.

Aarberg

Aarberg, Kilometer 17,5. Die Holzbrücke, ein Höhepunkt, die Stimmung ist am Siedepunkt. Für uns hat man über die Brücke den blauen Teppich ausgelegt. Irgendwie lässt mich meine Euphorie über die Brücke ausgelassen hopsen. So, dass meine Getränkeflasche aus dem Hüftgurt springt. Ich kriege noch mit, wie einige Zuschauer mir nachschreien. Und so handele ich mir einen Umweg von 20 Metern ein.

Nach der Brücke, die übrigens rund 60 Meter lang ist und aus dem Jahr 1568 stammt, laufen wir auf einem großen Platz. Einige Fotografen stehen an der Seite. Einen kenne ich nach weiteren Kontrollblick. Klaus, kniend, in seine Arbeit vertieft. Ich schüttle ihn am Arm. „Hey Mann“, höre ich, und dann „Anton, was machsch Du“. Und dann Freudestrahlen von ihm, Gruß und „wir sehen uns am Ziel“.

Kurz nach Aarberg folgt die 20 Kilometer-Markierung. Es kommen jetzt wieder einige Steigungen. In Lyss werde ich von einem Zuschauer angefeuert: „Weiter. Noch 80 Kilometer!“ Insbesondere das „noch 80 Kilometer“ hat jetzt für mich keine Motivation zur Folge. Ich fühle mich eher abgewatscht. Weiter.

Die Radbegleiter sind nun zu ihren laufenden Partnern gestoßen. Es geht ohne Behinderungen ab. Gegenseitige Rücksichtnahme ist noch erforderlich. Nicht dass ein Radler einem Wettkämpfer in die Hacken fährt.

Der lange Lauf durch die Nacht

Ammerzwil und Grossaffoltern sind die nächsten Orte, Tendenz steigend, knapp 100 Höhenmeter auf rund sieben Kilometer. Es kann alles noch belaufen werden.

Etwa bei Kilometer 29 folgt eine der zwei unbekannten Kontrollstationen. Wir erhalten einen Stempel auf die Startnummer. Kilometer 30 folgt, meine Laufzeit ist da 2.51 Stunden. Ich bin nicht langsamer geworden. Ich muss mich noch mehr bremsen, um nicht die Gefahr des DNF heraufzubeschwören. Also allerhögschte Disziplin.

Das Wetter hat bisher gehalten, auch wenn mitunter weit entfernt Blitze zu sehen sind. Als Kind wurde mir das als „Wetterleuchten“ erklärt. Und dass da ein Gewitter nicht kommen würde. Geglaubt habe ich das nie. Der Wind hat nun nachgelassen.

Nach der Tankstelle Scheunenberg (Kilometer 31) geht es in einem leichten Gefälle etwa sechs Kilometer im Limpachtal immer gerade aus. Mittlerweile kommen die ersten Marathonläufer von hinten heran gelaufen. Die sind 30 Minuten nach uns gestartet.

 
 

Informationen: Bieler Lauftage
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