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Laufberichte

Barcelona grandiosa

06.03.11

Für Besucher, die auch das Innere sehen wollen, kann ich nur den Tipp geben, früh aufstehen und spätestens um 9 Uhr vor Ort sein. Uu späteren Stunden gibt es lange Warteschlangen. Aber was mir gerade auffällt: heute, es ist gerade 11 Uhr, kann ich überhaupt keine Touristenmassen entdecken. Schau‘n den alle beim Marathon zu? Ja, scheint fast so, über mangelndes Zuschauerinteresse können wir uns wahrhaft nicht beklagen.

Mit der Fertigstellung der Kirche wird 2026 gerechnet, dann wird sie unser Ulmer Münster mit dem derzeit höchsten Kirchturm der Welt um einige Meter überflügelt haben. Finanziert wird der Bau ausschließlich aus Spenden und Eintrittsgeldern. Derzeit sind 8 der 12 über 100 Meter hohen Glockentürme fertig gestellt. Die höheren Türme der Fassade und das zentrale Kuppelgewölbe mit einer geplanten Höhe von über 170 Metern werden noch gebaut.

Die nächsten Kilometer lassen geben mir Gelegenheit, die optischen Leckerbissen zu verdauen und mich etwas mehr auf’s Laufen zu konzentrieren. Dafür sorgen aber einige Bands und Entertainment-Stationen für Abwechslung. Laut Veranstalter sollen es deren 40 sein. Dazu kommt noch eine etwa einen Kilometer lange Begegnungsstrecke, die ab KM 19 beginnt. Margot kann ich hier, kurz vor meiner Halbzeit, auf der gegenüberliegenden Spur ausmachen. Mein lieber Scholli, sie ist wieder gut drauf. Da sie zwei Startblöcke hinter mir gestartet ist, muss sie zeitlich bereits auf meiner Höhe sein.

Die elegant geschwungene Brücke „Bac de Roda“ vom berühmten Architekten Santiago Calatrava überqueren wir bei KM 22. Ein Blick nach rechts auf dem Scheitelpunkt der Brücke zeigt mir schon vorab unser nächstes architektonisches Ziel, den „Torre Agbar“. Aber dorthin kommen wir nicht auf direktem Wege, erst führt uns der Kurs noch bis fast runter ans Meer, wo uns eine üppige ausgestattete VP-Station (KM 25) erwartet. Zu Wasser und Isogetränken gibt es noch Bananen, Äpfel und Orangen. 

Wie ihr Name schon sagt, durchschneidet die mehrspurige Avinguda Diagonale komplett die Stadt von West nach Ost. Wir folgen ihrem Weg bis zum Plaça de les Glòries Catalanes. Auf 2,5 km hat man heute auch eine der wichtigen Durchgangsstraße Barcelonas abschnittsweise vom  Verkehr befreit. Mittendrin benötige ich dringend eine Pause, mein Akku ist leer. Nein, nicht mein körperlicher, sondern der meiner Kamera. Ich bin heute aus fotografischer Sicht in Hochform, aber in weiser Voraussicht führe ich ja immer zwei Energiequellen bei mir.

Von weitem schon seit längerem im Auge, können wir unmittelbar neben dem Plaça de les Glories Catalanes (KM 27) den 142 Meter hohen Torre Agbar aus nächster Nähe begutachten. Derzeit ist er das höchste Gebäude in der Stadt. Nur die Sagrada Familia wird einmal höher sein und das wird für alle Zeiten so bleiben, das ist in den Bauvorschriften von Barcelona so festgelegt.

Für die Oberfläche wurden 40 verschiedene Lackfarben verwendet, wodurch sich je nach Tageslicht ihre Farbe verändert. Besonders eindrucksvoll ist der beleuchtete Turm nachts. Während der Beleuchtung ändern tausende beleuchteter Panels permanent ihre Farben. Das Wort "Agbar" ist ein Kunstwort und setzt sich aus Aguas de Barcelona zusammen, womit die Wasserwerke gemeint sind, logischerweise auch Bauherr des Gebäudes.

Auf gleichem Weg wie wir gekommen sind, geht es zurück bis zum Beginn der „Diagonale“, diesmal nur auf der anderen Straßenseite, getrennt von einem teilweise mehrere Meter breiten Mittelstreifen. Unten angekommen können wir wieder verpflegen, zum frischen Obst gibt es jetzt auch Trockenfrüchte und Nüsse. Körperlich fühle ich mich nicht mehr gerade frisch, daher gönne ich mir mein einziges mitgeführtes Energiegel.


Mar Mediterráneo


Nach 31 km ist es endlich soweit, wir haben freien Blick auf das „Mar Mediterráneo“. Über 5 km führt unser Kurs an der Uferpromende und am Port Olímpic entlang. Obwohl wir, sowohl architektonisch als auch anfeuerungsmäßig schon überaus verwöhnt sind, entwickelt sich dieser Abschnitt am Meer entlang heute zu meinem absoluten Lieblingsstück. Ich steigere mich in eine absolute Hochstimmung.

Vielleicht liegt es an der konzentrierten Kohlenhydratzufuhr, vielleicht aber auch einfach am herrlichen, ja fast sommerlichen Wetter nach unserem langen Winter. Urplötzlich erlebe ich einen unglaublichen Energieschub. Meine Beine fühlen sich richtig locker an. Bestimmt 300 Bilder hab ich schon auf dem Speicherchip, jetzt möchten meine Beine nur noch laufen, laufen, laufen. Die restlichen Fotos schieße ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit fast nur noch in Bewegung.

 
 

 
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