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Laufberichte

The most wonderful People - oder: Conch is everywhere

14.02.10
Autor: Klaus Duwe

Der Westbay Street, einer breiten Küstenstraße folgen wir westwärts. Rechts das endlose Meer, blauer Himmel und weiße Strände. Links stehen in großen Abständen Hotels, Feriensiedlungen, kleine Orte und Shopping-Malls. Dazwischen bunt blühende Sträucher und Palmenhaine. Die Straße, auf der die Marathonis bei ca. 16 Meilen (ca 26 km) wenden und dann entgegen gesetzt zurück laufen, ist komplett gesperrt. Hat ein Anlieger, ein Taxi oder sonst wer damit ein Problem, wird er von einem Polizeifahrzeug zu seinem Ziel eskortiert. Links geht es zum Flughafen, wir bleiben auf der Küstenstraße.

 „You feel good?“ Lisa ist Amerikanerin und will das wissen. „Very good, thank you. You too?“ Dann wird es schwierig. Sie überschüttet mich mit Worten, ich kann nicht folgen. „Sorry, I’m a German, my English is very bad.“  “No problem! Good luck.”

Sonst ist es ruhig. Nur an den vielen Wasserstellen werden wir mit lauten Gekreische empfangen. Mann, haben die Mädels einen Spaß.  Bald sorgen die „Halben“, die uns entgegen kommen, zusätzlich  für Abwechslung. Irgendwann kommt auch der erste Marathonläufer, ziemlich spät nach meiner Einschätzung. Entweder bin ich sauschnell, oder er ziemlich langsam. Vielleicht auch beides. Der Zweite ist kaum zu erkennen und ihr werdet es nicht glauben: Er läuft in Jeans. What a crazy Bahamian.

And what a crazy German. Die Zuschauer und die Leute an den Verpflegungsstellen können sich gar nicht beruhigen, wenn ich mit meinem Fotoapparat hantiere. Für meine Knipserei bekomme ich überall Sonderapplaus und sorge für Heiterkeit.

Jeder Läufer hat einen Gruß oder zumindest eine Geste für den anderen, manche machen einen Schlenker und klatschen den Entgegenkommenden ab. Du bist nicht fremd hier, Du bist ein Runner. Du gehörst dazu. Nach ungefähr der halben Strecke sollte ich was Essen. Es gibt aber nur Wasser und Gatorade, einmal Orangen. Die Erdnusskekse retten mich. Sie sind so lecker, ich kann sie mir nicht einteilen und putze alle drei weg.

Der nächste Läufer, der mir entgegenkommt, ist zweifellos ein Bahamian. Er hat die Flagge umgebunden. Zwei aquamarinfarbene und ein gelber Streifen symbolisieren das Meer und Sonne, das schwarze Dreieck steht für die Kraft, den Mut und die Entschlossenheit der Bahamian People. 

Ich komme zur Wende, werde exakt um die Marke geleitet und dann von drei hübschen Mädels mit Lob überschüttet: „Great!“ „Good Job“, „You’re looking good“. Wer will da Schwäche zeigen? Jetzt bin ich aber gespannt, wie viele Läuferinnen und Läufer hinter mir liegen. Bei 10 höre ich auf zu zählen. Eine Läuferin ist laut am Singen. Ihre Stimme kenne ich, es ist die „Whitney Houston“ von heute Morgen. Als ich Marilyn fotografiere, fällt sie mir fast um den Hals.

Im orangefarbenen Shirt und blauer Hose kommt mir irgendwann Glenward entgegen, gefolgt vom knallgrünen Besenwagen. „Are you the latest?“ „Yes, I’m!“ sagt er stolz und strahlend, als wäre nichts Anderes sein Ziel gewesen.

 
 

 
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