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Laufberichte

''Nenikikamen - Wir haben gesiegt''

08.11.09
Autor: Klaus Duwe

Mehr konnte Pheidippides nicht sagen. Fast 40 km war er gelaufen, in voller Rüstung und ohne Pause. Völlig erschöpft sank er mitten auf dem Markplatz in den Staub. Keiner konnte ihm mehr helfen. Er starb und die Athener jubelten. Sie hatten auch allen Grund. Denn die Nachricht des bedauernswerten Boten bedeutete nichts anderes, als dass die übermächtigen Perser bei Marathon (490 v. Chr.) geschlagen waren und damit deren Einmarsch in Athen verhindert war. Den 192 gefallenen Athener Soldaten wurde ein Grabhügel errichtet und jeder einzelne als Held verehrt.

Bei Ausgrabungen entdeckte man 1890 den Grabhügel und erinnerte sich an die Legende um Pheidippides. Als dann 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen ausgetragen wurden, gab es zum ersten Mal den Lauf von Marathon nach Athen als sportlichen Wettkampf. Jetzt werden viele Marathon-Neulinge, die glauben, der Marathon sei in New York erfunden worden, furchtbar enttäuscht sein. Auch daran, dass die Marathondistanz genau 42,195 km beträgt, haben die Amis keinen Anteil. Denn das kam so:

1908, Olympische Sommerspiele London. Die Marathonstrecke beträgt üblicherweise 25 Meilen (40,23 km), aber das IOC nimmt es nicht so genau und erlaubt Anpassungen an die örtlichen Gegebenheiten. Der Start soll am Schloss Windsor erfolgen. Von dort ins neue Olympiastadion sind es 26 Meilen. Bis zur Königlichen Loge aber, wo die Sieger ins Ziel laufen sollen, sind es noch einmal 385 Yards, zusammen umgerechnet also 42,195 km. 1921 legt der  Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) diese  Distanz als offizielle Streckenlänge für den Marathon fest.

Der Verdienst der Amerikaner ist es, dass Marathonlaufen zum Volkssport wurde. 1970 gab es den ersten Marathon im Central Park in New York. 130 Läufer nahmen daran teil. 1976 wurde die jetzige Streckenführung durch alle Stadtbezirke eingeführt und drei Jahre später waren die Teilnehmerzahlen auf über 14.000 angestiegen. Der Rest ist bekannt. Fred Lebow, der bis kurz vor seinem Tod (1994) als Race-Direktor maßgeblich für die Entwicklung verantwortlich war, hat man im Central Park ein Denkmal gesetzt.

Aber ich bin in Athen, nicht in New York. Seit ich laufe, steht der Original Run ganz oben auf meiner Wunschliste. Es ist auf der ganzen Welt der absolut einzige Marathon, den ich gelaufen sein MUSS. Und ich gehe ganz bewusst dem großen Jubiläum aus dem Weg, um Euch einzustimmen auf 2500 Jahre Marathon, nächstes Jahr in Athen.

Der Athen Marathon ist ein Beispiel dafür, dass einem die beste Idee nichts nützt, wenn man sie nicht vermarkten kann. Viele Genies sind deshalb arm gestorben und haben clevere Händler reich gemacht. Bis 1983 war der Marathon in Athen ein Eliterennen. In den 70er Jahren versprachen die aufkommenden Citymarathons mit ihren flachen, schnellen Strecken aber mehr Geld und Ruhm und Athen verlor an Bedeutung. Erst 1983 orientierte man sich um und versuchte mit dem Athen Classic Marathon die Läufermassen zu mobilisieren. Mittlerweile ist man bei knapp 12.000 Teilnehmer (Marathon, 5 und 10 km) angelangt. Darunter sind in diesem Jahr alleine 5.610 Marathonis.

Athen und die Akropolis

Akropolis, so nannte man im antiken Griechenland die auf der höchsten Erhebung einer Stadt gelegene Festung, die nicht nur Verteidigungszwecken diente, sondern meist auch als heilige Kultstätte genutzt wurde. Die bekannteste Akropolis ist die von Athen, Wahrzeichen der Stadt und vielleicht des ganzen Landes, UNESCO-Weltkulturerbe (seit 1986) und Besuchermagnet (2 Mio. pro Jahr).

Die Akropolis von Athen wurde um 5000 v. Chr. besiedelt. Bis heute teilweise erhalten geblieben sind der der Göttin Athena geweihte Parthenon, das Erechtheion, der Nike-Tempel und die Propyläen, ein prachtvolles Torgebäude. 

Wer nicht auf der Akropolis war, war nicht in Athen. Zum Pflichtprogramm gehören auch der Besuch des neuen Akropolis-Museums und der Altstadt. 

Das Marathon-Feuer

In einer feierlichen Zeremonie wird am Samstag am Grab der bei der Schlacht von Marathon gefallenen Athener die Marathon-Flamme entzündet. Die Fackel bringt eine Kinder-Staffel zum Marathon-Startplatz, wo in Anwesenheit des Griechischen Staatspräsidenten das Feuer entzündet wird. Neben der Politprominenz sind noch die AIMS-Delegierten anwesend. Läuferinnen und Läufer leider nicht. Schade, denn die Zeremonie steigert nicht nur die Vorfreude auf den Lauf, man spürt, es ist ein besonderer, nicht irgendein Marathon aus dem umfangreichen Veranstaltungskalender. 

Im Vorjahr zur 2500 Jahrfeier wird in Marathon das Marathon-Museum eröffnet. Ein Besuch gehört zum Pflichtprogramm – das Museum hat Potential zur Kult- und Pilgerstätte für Marathonis aus aller Welt. Es gibt Aufzeichnungen, Fotos, Streckenpläne und detaillierte Aufzeichnung von allen Olympischen und vielen anderen bedeutende Marathonläufen in aller Welt, Medaillen und Pokale, Original-Zeitungen und -Startnummern, Laufschuhe und andere Utensilien aus längst vergangener Zeit. 

Der Marathon - Regen statt Hitze

Ich habe es schon erwähnt, der Original-Marathon ist für mich ein Muss. Dass in Griechenland im November das Wetter normalerweise so ist wie bei uns im Früh- oder Spätsommer, macht für mich als Schönwetterläufer das Unternehmen nur noch reizvoller. Die 24 Grad am Samstag sind dann aber auch für mich die Obergrenze.

Am Sonntagmorgen um 5.30 Uhr mache ich mich auf den kurzen Fußmarsch vom Hotel zum Panathinaikos-Stadion, von wo die Busse nach Marathon fahren. Es ist noch stockdunkel und ich kann deshalb nicht sehen, dass dunkle Wolken über Athen hängen. Ich wundere mich nur, dass keine Sterne sichtbar sind. Die ersten Regentropfen nehme ich nicht Ernst. Die kommen sogar in der Wüste mal runter. Meine Regenjacke habe ich nur wegen der morgendlichen Frische mitgenommen.

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Informationen: Athens Authentic Marathon
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