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Laufberichte

Wo liegt eigentlich der Bilstein?

03.04.11

Es gibt Marathons, die finden in großen Städten statt und haben tausende oder zehntausende Starter und bedeutende Sponsoren. Zwei Drittel der rund 180 Marathons in Deutschland haben dagegen weniger als 200 Starter und liegen oft in Orten, die man außerhalb der Region nicht unbedingt kennt.

Der Bilstein-Marathon gehört zu dieser zweiten Gruppe. Der Startort Kleinalmerode und auch die Ankündigung, dass es durch den schönen Kaufunger Wald gehen soll, helfen Ortsfremden nicht wirklich. Selbst der Hinweis, Übernachtungen über die Internetadresse des Kirschenlandes zu buchen, macht nicht viel klüger. So sind rudimentäre Geografiekenntnisse mit einer einschlägigen Internetsuche zu verbinden. Zum Bilstein-Marathon muss man in die Nähe der Werra fahren und  Kleinalmerode ist ein Ortsteil von Witzenhausen. Das wiederum liegt östlich von Kassel etwa dort, wo Hessen, Niedersachsen und Thüringen aufeinander stoßen. Dies sollte man sich merken, weil man ja irgendwann Kandidat einer TV-Rateshow werden könnte. Da könnte man dann auch das Wissen nutzen, dass der Kaufunger Wald im Norden des Osthessischen Berglands liegt und unter anderem vom Unterlauf der Losse und dem Oberlauf der Gelster begrenzt wird.

Der Marathon selbst ist aus reiner Privatinitiative entstanden. Keine gewinnorientierte Agentur steht dahinter sondern der aus der Idee gegründete Verein sport4you. Als Sponsoren wurden die Stadtwerke und die regionale Bank, eine Krankenkasse und eine Brauerei gewonnen, aber auch die Gaststätte auf dem namensgebenden Bilstein taucht in der Liste auf. Viele Privatpersonen und örtliche Vereine werden als Helfer genannt. Der Bilstein-Marathon ist eine der liebenswerten Veranstaltungen, wie sie es überall in Deutschland gibt und von denen jede etwas ganz Besonderes ist.

Angeboten wurde neben dem Marathon auch ein Halbmarathon, doch von 218 Läufern kamen 128 beim Marathon ins Ziel. Das Profil der Strecken ließ schon erkennen, dass die Schönheit der Region sich den Läufern nicht ohne Strapazen erschließen würde. Immerhin waren 1100 Höhenmeter angekündigt. Für mich passte der Marathon als Vorbereitung für den Supermarathon auf dem Rennsteig hervorragend in das Trainingsprogramm. Auf den ersten 25 km muss man bei beiden Läufen ca. 900 Höhenmeter überwinden.

Als logistisches Zentrum am Start in Kleinalmerode wurde eine leerstehende Industriehalle genutzt und ein danebenliegender Verkaufsmarkt bot ausreichend Parkplätze. Auch das Wetter meinte es gut – anfangs fast zu gut, denn die Körper waren nach dem Winter kaum auf die sommerlichen Temperaturen von über 20° eingestellt. Die Schauer ab Mittag wurden dann fast  als angenehm empfunden.

Die Marathonstrecke bestand aus zwei Schleifen. Die als Rodebergrunde bezeichnete erste Schleife ging – wie könnte es anders sein – rund um den Rodeberg und war so eine Art Einlaufparcours. Mehrfach ging es ordentlich bergan und bergab. Zwischendurch durfte man auch einige schiefe Treppen auf einen kleinen Felsen hochsteigen. Landschaftlich war die Rodebergrunde vielleicht der schönste Abschnitt mit Ausblicken auf kleine Dörfer zwischen frühlingsgrünen Wiesen. Doch etwas ängstlich schaute ich schon auf die hinter Kleinalmerode liegenden Berge.

Nach 12 km wurde mit Kleinalmerode das Ende der ersten Schleife erreicht. Die Einwohner standen vor ihren Häusern und klatschten – so schön kann Marathonlaufen sein. Danach begann der Aufstieg auf den Bilstein. Auf 10 km Berganstrecke wurden 500 Höhenmeter überwunden. Dabei verlief die Strecke fast ausschließlich auf festen Forststraßen. Diese Forststraßen sind zwar nicht unter touristischen Gesichtspunkten angelegt, haben für Läufer aber den Vorteil, dass sie eine gleichmäßige Steigung und recht ebenen Untergrund aufweisen. Irgendwie wäre auf dem langen Anstieg eine zusätzliche Getränkestelle ganz nett gewesen, aber das ist eigentlich auch der einzige kleine Makel des hervorragend organisierten Laufes. Doch man erreichte den Bilstein auch so.

Der Bilstein ist mit 641 m der höchste Berg des eigentlichen Kaufunger Waldes. Zwar gibt es noch den Hirschberg, der zwei Meter höher ist, doch der liegt auf dem Bergzug der Söhre und das ist irgendwie nicht mehr ganz richtig der Kaufunger Wald. Vielleicht sollte man sich auch dies für die TV-Rateshow merken?

Jedenfalls hat man vom Bilstein einen herrlichen Blick in die Umgebung, der wahrscheinlich vom Aussichtsturm noch schöner wäre – aber wir liefen ja Marathon und da verbieten sich touristische Abstecher. Nach einem kurzen Wurzelweg ging es auf den folgenden 10 km wieder auf gepflegten Forststraßen ordentlich bergab und schnell waren fast wieder die ganzen Höhenmeter verloren.

Doch noch war man erst bei Kilometer 35 und die Veranstalter hatten sich eine richtige Gemeinheit einfallen lassen. Noch einmal mussten auf 4 km viele Höhenmeter überwunden werden – davon träumt doch jeder Marathonläufer auf dem letzten Viertel der Strecke. Dafür ging es die letzten Kilometer dann mit schönem Blick auf den Zielort bergab. Ein bisschen wie in Frankfurt war der Zieleinlauf direkt in der Halle, was sich schon deswegen als praktisch erwies, weil es  jetzt immer wieder kräftig regnete.

Eine schnelle Siegerehrung, eine Tombola und vor allem ein riesiges Kuchenbüfett rundeten eine gelungene Laufveranstaltung ab. Kleinalmerode ist eine Reise wert, selbst wenn man nie Kandidat einer TV-Rateshow werden sollte.

 

Informationen: Bilstein-Marathon
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