Homepage von Windhagen - Neuigkeiten aus der Gemeinde: „Derzeit keine Einträge“.
Wiki weiß etwas mehr: „Windhagen verfügt über eine Grundschule, zwei Kindertagesstätten sowie einen Jugendtreff“. Und ich weiß jetzt noch mehr: Es gibt dort einen sehr schönen Marathon.
Gerade mit dem Flieger aus Schlesien gelandet, schon auf der A3 Richtung Süden, dort, bei Bad Honnef , südlich des Siebengebirges, mit eigener Autobahnabfahrt, dort ist Windhagen.
Der Sportpark liegt im Flurgebiet „Im Nassen“, damit ist die Wetterfrage geklärt, und nach 30 Grad am Vortag habe ich meinen Temperaturschock. Auf den letzten Drücker erreiche ich die Halle, Startnummer, T-Shirt und, weil ich Schnellanmelder war, auch noch einen bunten Kleiderbeutel, ein paar Fotos, umziehen und schnell zum Start auf den Sportplatz hechten.
Lange vor dem Internet-Zeitalter gab es auch keine Neuigkeiten-Einträge, deswegen gründete Gisela im Jahre 1983 die Hilfsorganisation „Kinder in Not e.V.“. 100 % aller Spendengelder kommen Kindern in Entwicklungsländern zu Gute. Sollten irgendwelche Kosten entstehen, gleicht dies „eine unbekannte Spenderin“ aus. Das nenne ich Nachhaltigkeit. Die Spenden gehen in Entwicklungsländern zu Kindern, bei denen es mehr oder weniger regnet als jetzt bei uns, die bekommen dann wasserfeste Bücher oder überhaupt mal was zum Lesen. Dafür gibt Deutschland ein Qualitätssiegel.
Der Botschafter für den Verein und heute dringend benötigter Schirmherr ist Schorsch Hackl. Ja, unser Schorsch Hackl. Manche nennen ihn neuerdings auch Wokl-Schorsch. Marathonlaufen wird er nicht, er ist kein Langstreckler. Sein Erfolg gründet sich auf Kraft, Geschicklichkeit und Koordination. Er sieht, dass dies bei mir genausó ist, schießt deswegen sogleich mit Rennrodlergeschwindigkeit und total begeistert auf mich zu, um seine Promikollektion mit einem Foto von mir zu erweitern.
Hätte ja sein können, dass ich hier ganz heimlich einen knackigen Marathonlauf mit 520 hm hätte machen können, kurz bevor die Laufsaison für mich richtig beginnt. Aber kaum war ich für diesen Lauf angemeldet, da explodieren auch schon die Teilnehmerzahlen. Und nun scharen sich diese Teilnehmerzahlen um mich rum, wollen quatschen und fotografiert werden, dabei geht es doch schon los.
Die Stadionrunde trennt schon Freu von Spreizung, oder wie das Sprichwort heisst, dann geht es hinaus in das Dorf ohne Einlage äh Einträge.
Ich geb Gas, das macht Spass, das macht Spass und die Füße sind schon nass. Ja, Einträge hatte ich genug, meistens im Klassenbuch und neuerdings in Flensburg, aber sonst hätte ich den Start nicht rechtzeitig geschafft.
Sobald wir ohne besondere Einträge aus dem Dorf hinaus sind, tauchen wir wortwörtlich in eine wunderbare Landschaft ein.
Windhagen, Buchholz, Asbach, alle Orte verbunden durch eine sattgrüne Wasserwelt. Ich war so knapp vor dem Start angekommen, dass ich jetzt esrt nachdenken kann: Parkplatz direkt vor der Halle, Halle riesiggroß, da ist Platz für sehr viel mehr. Keine Wartezeiten für irgendetwas, zwei Brötchen im Vorbeihechten geschnappt, froh nicht in Mainz zu sein, ja so war das.
Unterwegs verpflege ich mich mit Cola und was ich ganz top finde: Apfelschorle! Damit kann ich fast so schnell laufen wie mit Bier, fast.
Ich bin so schnell unterwegs, das ich den kleinen Abzweig bei km 22 übersehe. Ich bleibe zwar auf dem rechten Pfad, aber mir entgeht die Aussicht über den Basaltsteinbruch Bennau.
Der Basalt wurde bis zur Nordsee geschippert um die Küsten zu sichern. Vor 60 Jahren wurde der Steinbruch stillgelegt und ist nun ein besonderes Biotop. Ringelnatter und Geburtshelferkröte interessieren mich nicht, aber die Bechsteinfledermaus ist schon was Besonderes. Die Bennauer Mühle ist von 1554.
Keine Landschaft mit Einträgen. Es gibt uralte Großsiedlungen der Kelten, es gibt Tausende Spuren der Römer, aber hier braucht man keine Einträge, das macht die Gegend sympathisch. Man muss nicht alles ausbuddeln, unsere Kinder wollen ja später auch noch im Dreck nach Kelten und Römern suchen.
Am Pfaffenbach wanderten schon die Mönche des Heisterbacher Klosters nach Neustadt/Wied. Sogar die Brücke nennt man Pfaffensteg. Eine ganz traumhafte Strecke, leichte Steigungen, lange Gefällstrecken. Auch die Strecke am Asbach entlang ist wunderbar. Ich bin einfach nur begeistert. Neustadt Wied km 27, Vettelschoß km 31, Himberg Rottbitz 35 mit einer wunderbaren Begegnungsstrecke im Matsch.
Ich laufe mit Freude und mache es kurz: Es ist ein Lauf wie ich ihn liebe. Übersichtlich, familiär und schnell zu laufen. Die Duschen habe ich für mich alleine, etwa 70 Marathonläufer verteilen sich irgendwo und irgend wann, Nordic Walker und Halbmarathonläufer duschen nur dienstags.
Nur die Platzierten müssen bis 14 Uhr warten, denn es gibt bare Kohle. Aber da bin ich schon wieder auf der Autobahn.
Bei 130 Stundenkilometer gibt es einen erste Eintrag für Windhagen: In meinen Laufkalender für 2013.
Laufberichte | ||||||
04.05.08 | Ultramarathon über 42,195 km |
Wolfgang Bernath |