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Laufberichte

Erholung pur bei Sport und Natur

 

Der Welschlauf hat es in sich, denke ich mir, denn die Anstiege sind kräfteraubender, als ich angenommen habe. Dennoch liege ich nach 16 Kilometern gut in der Zeit, um das angestrebte Ziel, knapp unter 5 Stunden zu kommen, zu erreichen. Es kommt nun etwas Wind auf, der Regenwolken aus dem Norden bringt. Aber nach wenigen Minuten hört der leichte Niederschlag wieder auf. Pferde grasen auf der Weide hinter einem Zaun. Ich bleibe stehen, um zu knipsen. Dabei berühre ich den Draht, der elektrisch geladen ist. Die Voltstärke ist gering, aber man zuckt doch etwas zusammen.

Ein Mann, der dem Aussehen nach meiner Altersgruppe M-60 angehört; holt mich bei Kilometer 17 ein. Er kommt aus Klosterneuburg bei Wien. Die Welt ist klein, denke ich, als er mich nach einem Hans Eder fragt, den er gut kennt und mit dem ich über ein Jahrzehnt innovative Medienprojekte in der Praxisvolksschule der heutigen Pädagogischen Hochschule in Wien-Strebersdorf organisierte, evaluierte und in Buchform dokumentierte. Heute muss ich den Kollegen vorbeilassen, denn meine Oberschenkel machen mir zu schaffen.

Bei Kilometer 18, wo sich die nächste Labe befindet, kommt eine Gruppe Wanderer auf uns zu. Die vier sportlichen älteren Damen, mit Walkingstöcken und Regenumhang ausgerüstet, sind guter Laune und grüßen freundlich.

Ich erblicke bei der Labestation Stücke von einem Zopf mit Rosinen. Dieses süß schmeckende Weißbrot habe ich schon als Kind gerne gegessen. Wenn auch bei den kommenden Versorgungsstellen Zopfstücke angeboten werden, dann ist die Freude auf meiner Seite groß. Da verzichte ich gerne auf kalte Bananenstücke. Was immer noch fehlt, ist das Gläschen Wein für müde Läufer, das anspornen soll.

Bei Kilometer 20 holt mich ein weiterer Läufer ein. Auch er sagt „Hallo!“, wie überhaupt die Kollegen beim Marathon recht kontaktfreudig sind. Ich merke mir den auf der Rückseite seines Laufshirts aufgedruckten Satz: „Schweiß fließt, wenn Muskeln weinen“.

Bei Kilometer 21, knapp vor dem Hofstätter Kreuz, scheint der höchste Punkt des WelschLaufes erreicht zu sein. Es folgt nun eine längere Abwärtspassage, auf der ich wieder an Tempo zulegen kann. Doch etliche Anstiege im Gefälle bremsen erneut, auch andere schalten vom Laufen auf Gehen um.

Die Teilnehmer des um 12 Uhr in Leutschach gestarteten Halbmarathons hätte ich nur dann zu Gesicht bekommen, wenn ich 20 bis 30 Minuten früher die 21,1 km-Marke erreicht hätte. So aber sind alle längst auf der restlichen Marathonstrecke unterwegs, die mir noch bevorsteht.

 



Ich blicke auf die Uhr: 2:41 Stunden für 23,5km sind vertretbar, aber es könnte knapp werden, noch unter 5 Stunden zu finishen. Werner Kroer, der hier schon zweimal gelaufen ist und wie ich morgen im Wiener Prater beim 2. LCC-Frühlingsmarathon antreten will, hat mir noch vor dem Start erzählt, dass ab der Halbdistanz der Welsch-Marathon kontinuierlich trotz vieler kleiner Gegenanstiege von 500 auf 300m Seehöhe abwärts verläuft. Da kann man noch einiges aufholen.

Wir befinden uns längst auf der Steirischen Weinstraße, bald werden wir die Gemeinde Sulztal erreichen, wo bei Kilometer 31,2 der auf 10,8 km angesetzte Viertelmarathon gestartet wird. Ich bin überrascht, wie dicht das Gedränge am Start ist: an die 850 Läufer/innen wärmen sich auf, stehen herum und warten allesamt auf das für 14 Uhr vorgesehene Kommando.

Wir laufen außen an der Matte vorbei, ich bleibe kurz stehen und frage einen Ordner, ob das so passt. Es ist ja ungewöhnlich, dass von den Marathonläufern keine Zwischenzeiten genommen werden – ich sah auch bei der Halbmarathon-Distanz keine Matte. Es folgt ein ziemlich steiler Anstieg, der gut 200 m lang ist.

Ich blicke mich um, Conny kommt mit einer kleinen Gruppe von Läufern immer näher. Als ich bei der Labe oben stehen bleibe, eilt sie weiter, gefolgt von zwei weiteren Kollegen. Alle drei entscheiden sich für die Abzweigung nach links, der Weg führt steil bergab. So folge ich den Dreien. Wir laufen einen Kilometer in die falsche Richtung. Conny fragt einen Einheimischen vor einem Buschenschank. Er deutet nach oben, wir müssen zur Abzweigung zurück, querfeldein kommen wir nicht zum richtigen Weg. So verlieren wir 15 oder 20 Minuten. Es ist knapp vor 14 Uhr als ich hinter den Dreien oben wieder ankomme.

Wenige Augenblicke später wird der Viertelmarathon gestartet. Jetzt kommen Hunderte Läufer hinter uns her. Hätten wir den richtigen Weg genommen, wäre es aber nicht anders gekommen, denn die schnellen Läufer hätten uns nach wenigen Kilometern eingeholt. So werde ich das letzte Viertel inmitten der 10,8 km-Läufer zubringen. Vielleicht kommt es auch zu einigen Gesprächen. Es sind welche dabei, die nach zwei Kilometern schon gehen, die also auch einen abgekämpften Marathonwalker wie mich nicht überlaufen können. Das lässt den Schluss zu, dass die Bewerbe im Rahmen des Welsch-Marathons auch eine gesellschaftliche Bedeutung haben und man mitmacht, um andere zu treffen und dabei sein will. Einige sind auch kostümiert unterwegs.

 



Ich habe es nun nicht mehr eilig, die 5 Stunden werde ich nicht mehr schaffen, dazu ist die Strecke zu schwierig. Es ergibt sich tatsächlich ein Small-Talk mit dahintrottenden 10km-Läufern, die mir Bewunderung entgegenbringen, dass ich schon seit 10 Uhr unterwegs bin und die sich nie vorstellen können, einmal einen ganzen Marathon zu laufen.

Wir kommen nun zur Staatsgrenze, die ca. 1,8 km entlang dem Staate Slowenien verläuft. Da Österreich und Slowenien Mitglieder bei der Europäischen Union sind, braucht man keinen Pass, um sich im Notfall einige Meter über der Grenze hinter einem Baum erleichtern zu können.

Bei Kilometer 35 hoffe ich an der Labe endlich aus einem Gläschen einen Schluck regionalen Wein trinken zu können. Doch es stehen nur zwei Gläser auf dem Tisch, die sind für die Betreuer der Labestelle gedacht. Wieder nichts.

Man merkt es am Gefälle, dass der Marathonkurs stetig abwärts verläuft. Endlich bin ich es, der einmal einen anderen Marathonläufer überholt: die Nummer 51 wirkt ziemlich abgekämpft. Es sollten neben vielen Viertelmarathonstartern aber auch weitere Kollegen zurückliegen, die sich die 42,195 km vorgenommen haben. Der Veranstalter hat immerhin 6 Stunden als Schlusszeit ausgegeben, sodass es eigentlich jeder schaffen wird.

Ich laufe auf eine Gruppe Walker auf, die um 13 Uhr in Sulztal gestartet sind und eine Stunde Vorsprung auf die Viertelmarathonläufer haben. Die jungen Leute sind im Baywatch-Kostüm unterwegs. Es macht Spaß, sie zu knipsen.

Vor Kilometer 40 komme ich endlich zum ersehnten Schluck Wein. An der Labestelle befinden sich mehrere gefüllte Weingläser. Ich mische mir einen G’spritzten und nehme ein Schmalzbrot mit vielen Zwiebelscheiben drauf. Wie gut das schmeckt! Leider habe ich kein Kleingeld bei mir, um einen Obolus in den Korb zu werfen. Ich bleibe stehen und genieße die Pause.

Nach weiteren zwei Kilometern ist Ehrenhausen erreicht. Zwei als Riesenmäuse kostümierte Läufer drängen vorbei, bleiben dann aber stehen, als sie in Zielnähe kommen. Mit ein wenig mehr Anstrengung hätte ich vielleicht in 5:15 finishen können, doch nach der Essenspause sind 5:22 Stunden die logische Folge.

Im Ziel bekomme ich das inkludiert Shirt, das ich als Beweisstück morgen beim LCC-Marathon auf der Prater Hauptallee anziehen werde. Ich treffe die Gattin von Helmut Linzbichler, der zu den arrivierten Persönlichkeiten in unserem Club gehört. Helmut ist Mount Everest-Bezwinger, Transamerika-Läufer und auch sonst Multisportler. In der Klasse M-70 hat er schon etliche Marathonbewerbe gewonnen.

Bei der großen Labestelle treffe ich auch Werner Kroer, der mir fast eine Stunde abgenommen hat und für den geplanten Doppelpack bestens gerüstet ist.

Der WelschLauf ist ein Erlebnis. Wer hier gut abschneiden will, muss allerdings trainiert sein. Das landschaftliche Panorama ist bei Sonnenschein, der diesmal gefehlt hat, noch schöner. Die ganze Region ist auf den kulinarischen Tourismus bestens eingestellt. Daher kommt man auch gerne wieder, wenn man einmal nicht die Sportausrüstung im Kofferraum hat.

Wertung bei den Männern:

Hermann Peindl: 2:57:19
Walter Krenn: 3:02:41
Alexander Mai: 3:05:15

Damenwertung:

Karin Augustin Karin: 3:26:23
Claudia Heiml: 3:39:52
Elke Gärtner: 3:45:44

 

 

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Informationen: Welschlauf Südsteiermark
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