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Laufberichte

Spannendes Renngeschehen hautnah

12.11.11

Rückblick: 13.11.2010. Zuhause in Baden-Würtemberg ist der letzte schöne Herbsttag mit bis zu 8 Stunden Sonne. In Troisdorf geht um 16 Uhr der „feuchteste 6-h Lauf Europas - oder der ganzen Welt?“ zu Ende (O-Ton Veranstalter).

Mit Grauen erinnere ich mich an 6 Stunden Niesel und Regen der zwischendurch zum Starkregen mutierte. Die unerwartet hereinbrechende Kälte setzte sich in den triefenden Funktionsklamotten fest. Nachdem einige Läufer festgestellt hatten, dass anstatt dem DRK hier die DLRG die medizinische Versorgung übernommen hatte, machte sich der Galgenhumor breit: Der Veranstalter hätte scheinbar das Wetter voraus gesehen und gleich die Experten bestellt, um die Läufer vor dem sicheren Ertrinken zu bewahren.

Heute nun das Kontrastprogramm: Troisdorf liegt direkt an der A59 am Köln-Bonner Flughafen, der auch Konrad-Adenauer Flughafen heißt. Außerdem liegt Troisdorf auch noch an drei Flüssen: Agger, Sieg und Rhein. Es besteht aus zwölf Stadtteilen.

Ein wunderbarer Herbsttag kündigt sich an. Es ist zwar um einiges kälter als noch bei unserer Abfahrt zuhause vor vier Stunden - das Thermometer zeigt 4 °C. Aber die Sonne lässt uns hoffen. Von Regen oder dem befürchteten Nebel ist keine Spur. Wir befinden uns im Stadtteil Troisdorf-Mitte in der Taubengasse. Das Marathon- und Ultrateam in der Troisdorfer LG 1966 e.V (M.U.T) veranstaltet seinen elften 6-h Lauf. In der Halle bei der Schule sind die Ausgabe der Startunterlagen und die Cafeteria.

Parken kann man beim ca. 200 m entfernten Sportgelände am Aggerstadion. Hier befindet sich auch die Herren-Umkleide mit Duschen. Außerdem hat es da jede Menge Toiletten, die man dann auch von der Laufstrecke aus aufsuchen kann.
Das Verpflegungszelt ist bereits aufgebaut und ausgestattet mit allem was Läuferherz bzw.  -magen begehren. Die Getränke haben Zimmertemperatur - magenfreundlich.

Auf dem Weg zur Halle kommen wir am Start vorbei: ein weißer Strich über die Straße. Seit dem letzten Jahr ist der Start nicht mehr im Aggerstadion sondern in der Taubengasse. Damit kann die Zeitmessung genau nach 50 Kilometern im Stadion auf der Champion-Chip Matte erfolgen. Jeder der es schafft, bekommt also eine offizielle 50 km Zeit.

Startunterlagen holen ist kein Problem. Eher die Befriedigung essentieller Bedürfnisse nach langer Autofahrt. Nur 2 Toiletten sind in der Halle vorhanden. Naja, eigentlich sind es drei. Die dritte befindet sich in der Damendusche. Das ist aber ein Geheimtipp und auch nur für das weibliche Geschlecht relevant.
Die Zeit rennt. Durch die ruhige Atmosphäre in und um die Halle verkennen wir, das sind mein Mann Norbert, unsere Lauffreundin Kathi und ich, den Ernst der Lage: 15 Minuten vor 10 Uhr und wir müssen noch zum Auto. Aber was ein Profi ist schafft auch in kürzester Zeit alle nötigen Handgriffe.

Der Startstrich über der Straße ist jetzt mit einem Startbanner aufgewertet. Irgendwie scheinen auch alle da zu sein. Auf jeden Fall erschreckt uns pünktlich um 10 Uhr ein Kanonenböller.

166 Einzelläufer und 15 Staffeln machen sich auf den Weg Richtung Aggerstadio. Im Verpflegungszelt, durch das man als erstes läuft, wird das Angebot noch ignoriert. Im Stadion auf der Laufbahn, zieht sich das Feld bereits sichtbar auseinander. Einmal herum, zum ersten Mal die Zeitmessmatte überschreiten und wieder aus dem Stadion hinaus.

Wir erreichen die Straße zum Aggerdamm. Auf dem Damm führt ein romantischer Spazierweg entlang (für so viele Läufer in der ersten Runde etwas eng). Das mit der Enge gibt sich schnell. Am Ende des Damms geht es runter ins Wohngebiet auf die Straße. Durch Streckenposten flankiert führt unser Weg um die Ecke, weiter geradeaus durchs Wohngebiet, um die zweite Ecke, weiter im Wohngebiet, und um die dritte Ecke herum, wieder in die Taubengasse Richtung Stadion.
Eine Runde ist 2.742 m lang.

Im Stadion laufen ist super, es gibt ständig Lautsprecherdurchsagen. Zum einen werden die einlaufenden Athleten aufgerufen, zum anderen die Platzierungen der Führenden durchgesagt, was vor allem zum Ende hin immer spannender wird.
Dann geht es wieder auf die Straße. Auf dem Damm ist es heute trocken und der Weg somit gut zu bewältigen. Ich laufe rechts, um schnelleren Läufern das Überholen zu erleichtern. Runter vom Damm muss man aufpassen. Es geht 2 Meter bergab, ein Stein und der Bordstein wollen übersprungen werden. Die Straße ist natürlich kein Problem.

Mit der Zeit erscheint einem die Strecke allerdings immer anspruchsvoller. Eine unbedeutende Wurzel wird zum Hindernis. Eine Bordsteinkante zur Stolperfalle. Unebener Asphaltbelag zum anspruchsvollen Trail. Anstieg und Abstieg vom Damm lässt Berglauf-Feeling aufkommen.

Der Liebhaber von großen Stadtmarathons oder grandiosen Landschaftsläufen wird nun fragen: „Ist das nicht langweilig?“ Naja, Zuschauermassen sind, auch bei bestem Wetter, keine zu sehen. Die Anwohner nehmen keinen erkennbaren Anteil am Geschehen vor ihrer Haustür und der Naturgenuss ist begrenzt.

Der Genuss spielt sich im Kopf ab. Man schaltet auf Laufmodus. Immer im Takt. Einfach nur laufen. Gespräche mit anderen. Die äußere Monotonie führt zu Einklang mit sich. Natürlich auch mit unbequemen Erscheinungen: Schmerzen im Oberschenkel, Zwicken in der Wade, Krämpfe. Üble Gedanken. Warum mach ich das? Was tu ich hier? Wie wär‘s mit aufhören? Aufgeben ist aber keine Option, da man sich immer von einer Verpflegung zur anderen motivieren kann, denn knapp 3 km schafft man immer.

Außerdem gibt es Essen und Trinken bis zum Umfallen, freundliche Worte von den Streckenposten und den Mitarbeitern an der Verpflegungsstation. Spannendes Renngeschehen hautnah.

Da dies der letzte und somit entscheidende Lauf zum Cup der 6 Stundenläufe des DUV ist, ist die Elite des 6 Stundenlaufs am Start.

Von Anfang an führt Thomas Herget bei den Männern und Tanja Hoos bei den Frauen. Nach 4 Stunden hat sich die Reihenfolge der Führenden Männer komplett verändert: Jetzt führt Jörg Hoos, der Mann von Tanja, die die Frauenwertung dominiert.

Eine halbe Stunde später hat der Belgier Johann Watthy die Führung übernommen und gibt sie nicht mehr ab. Am Ende trennt nur knapp ein Kilometer den ersten vom Drittplazierten Gert Mertens. Zweiter wird Jörg Hoos.

Tanja Hoos hält Ihren ersten Platz. Die Zweite Pamela Veith muss bis zum Schluss kämpfen. Fünf Minute vor Schluss ist die Dritte Simone Durry nur 100 m zurück. Mit einem phänomenalen Spurt, der einem 10 km Lauf alle Ehre gemacht hätte, ziehen beide nochmal aus dem Stadion aus. Die Entscheidung fällt fernab von jeder Zuschauerpräsenz auf dem Aggerdamm. Pamela Veith kann ihren Vorsprung halten und wird Zweite. Was für eine Leistung beider Athletinnen und welch knappes Ergebnis nach 6 Stunden Laufen.

Zwei Minuten vor Schluss überquere ich die Zeitmessmatte. Da ich meinen Mann ins Stadion einlaufen sehe, bleibe ich stehen. Auch Tanja Hoos, die führende Frau, kommt jetzt ins Stadion.

Um 16 Uhr zeigt der Kanonenböller das Ende des Laufs an. Jeder Läufer bleibt stehen und wartet bis die Ordner mit den Streckenmessgeräten die Restmeter abgenommen haben. Bei uns geht es ganz schnell: 17 m müssen zu den bereits erfassten Runden dazu gezählt werden.

Jeder gratuliert jedem zum gelungen Lauf. Nur langsam gewöhnt sich der Körper an den ungewohnten Stillstand. Wir machen noch einen Abstecher zum nahen Verpflegungszelt.

Nach Umziehen und Duschen geht es in die Halle zur wohlverdienten Stärkung. Über einen Beamer kann man bereits die ersten Laufbilder begutachten. Eine überraschende Ehrung bekommt mein Mann Norbert: eine offizielle Gratulation zu seinem heutigen Geburtstag!

Siegerliste

Männer

1 Watthy, Johan  81698 m
2 Hooß, Jörg  80880 m
3 Mertens, Gert 80709 m

Frauen

1 Hooß, Tanja  74868 m
2 Veith, Pamela 73035 m
3  Durry, Simone 72981 m

 

Informationen: Troisdorfer 6-Stunden-Lauf
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