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Laufberichte

Balanceakt

17.03.13

Um Punkt 9 Uhr werden wir von Christophe im leichten Regen und bei vielleicht 2 – 3 Grad plus auf die Strecke geschickt. Nach ein paar hundert Metern durch Rouffach erreichen wir die umliegenden Weinfelder. Schon auf den ersten Metern zeichnet sich ab, dass es schwierige, um nicht zu sagen: schmierige Bodenverhältnisse geben wird. Wenn man so will, also ideales Trailerwetter. 

Bis Westhalten (km 3) kann man über nur mäßige Erhebungen durch die umliegenden Weinberge schön einrollen. Wer auf eine der zahlreichen Auszeichnungen aus ist, der sollte aber lieber von Anfang an auf’s Gas drücken, beim ersten richtigen Anstieg am Ortsausgang von Westhalten ist traditionell Stau angesagt.

Auf der Anhöhe durch noch höher liegende Weinfelder dominiert Weiß das Landschaftsbild, der Regen geht jetzt bereits in Schnee über. Die Trails über den Pfad der Esel – der nicht so genannt wird, weil wir da Heute drüber trampeln – lassen sich noch gut belaufen. Den ersten Schnittpunkt erreichen wir bei km 5,5. Gegen den Urzeigersinn geht es für uns rechts ab, hinein in einen winterlichen Wald. Wunderschöne Singletrails, auf und ab, führen uns in Höhen zwischen 200 – 300 Meter über der Ebene des Rheintals an den Flanken der Vogesen entlang. Immer wieder lassen einem wunderschöne Überblicke wenigstens erahnen, was man bei klarer Sicht geboten bekäme.

Die beiden Führenden des kürzeren und eine halbe Stunde nach uns gestarteten Grands Crus erreichen mich bereits nach 7 Kilometern. Just in dem Moment, als sich wieder an einem schmalen Anstieg das Feld zusammengeschoben und sich ein Stau gebildet hat. Wagemutig mit vollem Körpereinsatz auf allen Vieren schlagen sie sich in ihren kurzen Hosen durch die Pampa an der Schlange vorbei. Nach dem Aufstieg folgt ein Gefälle, wir kommen wieder ins Rollen.

Immer mehr der „Kurzstreckler“ laufen von hinten auf uns auf. Mit „à gauche“ dirigieren sie uns im Schweinsgalopp an die Außenkante des Abhangs. Sie wollen innen, linksseitig an uns vorbei, was des Öfteren für kritische Situationen sorgt und zuweilen recht unwillkommen ist, da es nicht immer ganz so einfach auf die Schnelle zu bewerkstelligen ist. Abschnittsweise sind die schmalen Pfade spiegelglatt wie in der Rinne einer Eisbahn, was zu ersten Stürzen führt. In Schauenberg (km 9,5) gibt es die Möglichkeit zum Verpflegen. Warme Getränke stehen leider nicht zur Verfügung.

Immer mehr nehmen die Überholvorgänge zu. Vom fast 1.000 Teilnehmer fassenden Grands-Crus-Feld haben mich bestimmt schon die ersten einhundert überholt. Bei mir löst dieser turbulente Verlauf eine ziemliche Unruhe aus. Á gauche, à gauche, à gauche, sie scheinen sich abgesprochen zu haben, immer ertönt dasselbe Kommando um Platz zu machen. Menno, ich bin jetzt langsam richtig genervt, ständig auf den engen Trails in den Schnee ausweichen zu müssen. Mit dem kurzen zeitlichen Start-Abstand hat der Veranstalter keine gute Wahl getroffen, das gab es in der Form auf der gegenläufigen Strecke so früh nicht. Ein Ende hat das Treiben erst in Osenbach (km 15,3), hier trennen sich endlich unsere Kurse. Der Circuit des Grand Crus führt zurück Richtung Rouffach.

Gepflegt schlammig führen Waldwege nach Wintzfelden. Wildschweine und Trailer haben hier ihre wahre Freude. Mehr und mehr vermischt sich der Matsch mit wässrigem Schnee, was bisweilen eine rutschige Komponente ergibt. Gutes Profil auf den Sohlen ist hier enorm wichtig.

Wintzfelden erreichen wir bei km 18,5. Ab hier beginnt der richtige Anstieg. Ein gut gepflegter Pfad, schlängelt sich zwischen hohen Buchen und hundertjährigen Douglas-Tannen nach oben. 400 Höhenmeter sind so bis zum Pass Boenlesgrab zu absolvieren. Stellenweise bereitet der von bereits mehreren hundert Trailern vor uns glatt getrampelte Untergrund einiges an Geschick, um sicher auf den Beinen zu bleiben.

Eines habe ich gelernt auf meinen Bergmarathons und –trails: Man kann nie zu viel in den Rucksack packen. Auch wenn ich mir heute wieder lange überlegt habe, auf den gerade mal „läppische“ 1.272 m hohen Petit Ballon übermäßig viel Ausrüstung mitzuschleppen. Am Verpflegungszelt am Col du Boenlesgrab – letzte Station unter dem Gipfel – fröstelt mich doch schon erheblich in meinen triefenden Handschuhen und feuchten Klamotten, die Temperaturen sind hier bestimmt nicht mehr im Plusbereich und der Aufstieg auf den freiliegenden Ballongipfel steht noch an. Wie im tiefsten Winter präsentiert sich die Station. Eine warme Suppe wärmt etwas von innen auf.

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Informationen: Trail du Petit Ballon
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