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Laufberichte

Marathon Ravenna citta d’arte: tutto era perfetto

10.11.13 Special Event
 

Im Rahmen des 15. Ravenna-Marathons sind mehrere Bewerbe integriert: ein Stadtlauf über 6 km bereits um 9 Uhr an der Piazza Garibaldi sowie ein Familienlauf über 2 km mit Start um 10 Uhr an der Piazzo del Popolo. Im Starterfeld an der Pala De Andre außerhalb von Ravenna befinden sich neben den Marathonläufern auch jene, die für den ohne Zeitnahme und Startnummer durchgeführten 10 km- und zusätzlichen 30 km-Bewerb registriert sind, letztere erkennbar an den blauen Startnummern. Wir Marathonis laufen in Gelb. Der ebenfalls um 9 Uhr 30 gestartete Halbmarathon erfolgt wie der Familien- und Stadtlauf in Ravenna, genau genommen an der Piazza Dora Markus, die zugeteilte Farbe der Startnummer ist rot.

Um 9 Uhr 30 geht es pünktlich los – Ernst hat sich irgendwo eingereiht. Sein üblicherweise eingeschlagenes Tempo sind 12 km/h, ich laufe in der Regel so lange es geht mit einem 6 min/km-Schnitt, also in der Stunde nur 10 km. Heute nehme ich mir vor, die Halbmarathondistanz in einer Zeit zwischen 2:06 und 2:08 zu erreichen, vielleicht würden sich auch die 30 km in knapp über 3 Stunden ausgehen.

Nachdem wir über die Matte sind, umrunden wir einmal den riesigen Startbereich in der Pala De Andre, dann geht es die via Canale Molinetto nach Osten in Richtung Adria. Am Anfang eines Marathons laufen die meisten zu schnell, wenn man sich dazu mitreißen lässt, kann es passieren, dass man sich zu sehr verausgabt. Ich versuche am Anfang mein Lauftempo auf 11 km/h zu drosseln, so bleiben mir genügend zeitliche Reserven für die kurzen Pausen von 30 Sekunden an den Labestationen. Die 5 km-Marke erreiche ich nach 29 Minuten, mehrmals habe ich nach einem kurzen Fotostopp jene Mitstreiter wieder eingeholt, die in diesen Sekunden an mir vorbeitrabten.

Es sind einige Läufer auf der Strecke, die wegen ihres langsamen Tempos den Marathon in 5:30 oder darüber abschließen werden – darunter ein Mitglied des italienischen „Club Super Marathon“, dem auch Gerhard und Hartmann, beides Mitglieder in unserem Verein, angehören. Als ich am Start den Läufer mit der Nummer 632 fragte, wie viele Marathons man nun wirklich benötigt, um ein ordentliches Mitglied in seinem Club zu werden, nannte er die Zahl 100. Ich hatte angenommen, dass man 150 Marathons und Ultras vorweisen müsse.

Vorteil einer Mitgliedschaft beim Club Super Marathon ist ja, dass man sich die FIDAL-Zusatzgebühr und auch ein ärztliches Attest erspart, weil laut Bestimmungen in italienischen Vereinen Gesundheitszeugnisse Angelegenheit der Clubs sind.

Das Angebot an der ersten Labestation nach 5 km ist reichhaltig: Wasser, Iso, Tee, Kekse, Orangenspalten, Zitronenscheiben und Bananenstücke. Ich habe eine Vorliebe für Süßspeisen, daher bleibe ich „automatisch“ stehen, wenn ich Kekse erblicke – es kommt vor, dass ich auf diese Weise schon auf den ersten 5 km eine oder sogar  zwei Minuten auf die Sollzeit verliere. Ein Orangenbaum bietet dann ein ausgefallenes Fotomotiv für eine Gehpause, die paar Sekunden hole ich sicher wieder auf.

Es kommt eine lange Gerade bei der Punta Marina nahe dem Meer, da fühle ich mich läuferisch richtig gut in Form. Die 10 km-Labe  erreiche ich nach 59 Minuten, mein Guthaben von einer Minute auf die 6er-Zeit bleibt aufrecht. Es geht nun in leicht östlicher Richtung weiter, bald kommen die schnellen Läufer auf der linken Seite der Straße entgegen. Ich erblicke zunächst die 3-Stunden-Pacemaker, bald darauf auch die 3:30er-Gruppe, in der sich auch Ernst befindet – leider schaffe ich es nicht ihn abzulichten, weil er hinter den anderen nicht gleich sichtbar ist. Zu diesem Zeitpunkt liegt er ca. 1 ½ km vor mir, er in seinem 12 km/h-Tempo, ich sogar etwas unter der angestrebten 6er-Zeit.

Nach der Wende kommen mir die langsameren Marathonis entgegen, darunter fast ganz am Schluss der etwas bullige Club Super Marathon-Man mit der Nummer 632. Der sogenannte Besenwagen fährt hinter der Nummer 677 nach, ob der Kollege bis ins Ziel kommen wird? Ich blicke auf meine Garmin: 1:29:32 bei Kilometerpunkt 14,98 – zwar eine halbe Minute verloren, aber immer noch gut im Plansoll.

Für die kommenden 6 Kilometer bis zur Halbmarathondistanz nehme ich mir vor, konstant zu laufen,  maximal 2 Minuten auf 2:06 Stunden zu verlieren. Der Kurs führt nun wieder nach Nordwesten in Richtung Ravenna. Das Wetter hat sich geändert, Wolken bedecken den Himmel, etwas Wind kommt auf, der die Läufer auf den nach allen Seiten offenen asphaltierten Zufahrtswegen entlang von Feldern und nicht verbautem Gebiet bremst.

Ein Jogger läuft auf mich auf und fragt, von welchem deutschen Verein ich komme, als er Marathon4you auf der Rückseite des Shirts liest. „Sono di Austria, di Vienna, ma sto facendo un report per questa piattaforma – capisci ? “ Es ist vorteilhaft, wenn man Grundkenntnisse in gewissen Fremdsprachen hat – wie ich z.B. in Französisch oder Italienisch. Die Bevölkerung in einem fremden Land anerkennt es, wenn man sich bemüht, in ihrer Sprache zu kommunizieren. Auf der Expo für den Marathon von Nice nach Cannes 2011 empfand ich es fast schon peinlich, als zwei stramme deutsche Läuferkollegen ihre guten Englischkenntnisse unter Beweis stellen wollten und bei der Startnummernausgabe damit sichtlich kein Gehör fanden. Gerade die Franzosen sind kaum anglophil ausgerichtet.

Bei Kilometer 18 liege ich um knapp eine Minute über der 6er-Zeit, der starke Wind aus Nordwesten bremst mich. Als von hinten eine kleine Gruppe aufschließt, darunter ein 2m-Mann, laufe ich in dessen Windschatten, bis ausgerechnet er, ein ehemaliger Basketballer, wie er mir im Smalltalk beim Laufen erzählt, plötzlich zurückfällt. So hat mich der Wind wieder. Bei Kilometer 20 zeigt die Uhr 2:02 Stunden an, ich gönne mir eine kurze Pause, um ein Gelpäckchen zu öffnen. Manche behaupten, dass die Wirkung erst nach dem Marathon zu spüren ist, wenn man zu spät seine Kohlehydratspeicher nachfüllt.

Ich halte Ausschau nach einer Halbmarathonanzeige, Irrtum, die 21,1 km werden nicht separat ausgewiesen. Der Kurs führt nun leicht ansteigend in nordwestlicher Richtung immer näher an Ravenna. Links und rechts ist Grünland zu sehen, teilweise nichtverbautes Gebiet. Wenn mich einer fragt, ob bisher Zuschauer zu sehen waren, müsste ich mit „Nein“ antworten, ausgenommen am Start, wo Angehörige einiger Läufer standen. Ich erhöhe etwas das Tempo, um wie vorgenommen, nicht mehr als 4 Minuten bis zur 25 km-Distanz zu verlieren. Das gelingt, die Garmin zeigt 2:34 an, die Zeit passt noch.

Bald darauf dreht der Kurs um 180 Grad, es geht in die Gegend des Porto di Ravenna, der durch den Canale Candiano mit der Adria verbunden ist. Hier steht eine Tafel, die die Richtung der unterschiedlichen Laufstrecken anzeigt, nämlich 21 km in Rot, 30 km in Blau und den Marathon in Gelb. Wir biegen nach rechts ab. Auf der anderen Seite kommen mir einige Läufer entgegen, die ich schon einmal überholte habe, aber nun ca. 1 km vor mir sind.

Die Industriehafengegend wirkt ein wenig heruntergekommen, doch der Durchlauf in einer Schleife ist gerademal 2 Kilometer lang. Bei Kilometer 28 liege ich nun schon 7 Minuten über der 6 min/km-Richtzeit, nämlich bei 2:55:17. Schließlich erreiche ich die 30 km-Marke laut meiner Garmin nach 3:09:09 Stunden. Weitere 12 km liegen vor mir, eigentlich müsste sich eine Zeit um 4:30 ausgehen – damit wäre ich zufrieden.

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