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Laufberichte

50facher Triathlon in Monterrey - Es ist geschafft

19.11.09

Kann das eigentlich jeder erreichen, oder würdest Du Dich als besonders talentiert bezeichnen?

Marcel Heinig: Das kann ich schwer beurteilen, da die individuellen Stärken eines Jeden verschieden sind. Was ich aber ziemlich genau sagen kann ist, dass man sich meist im Kopf zu stark begrenzt. Das ist das alles Entscheidende! Wenn ich mir Dinge nicht einmal in meinen Träumen vorstellen kann, dann werden sie auch nie Realität werden. Wenn ich jedoch fest an mich glaube und mir mein Ziel im Geist visualisieren kann, dann ist mein Traum der Realität ein großes Stück näher gekommen. Ich bin meist vor den großen Wettkämpfen in meinen Träumen schon im Ziel gewesen. Und das nicht nur einmal, sondern mehr als hundert Mal. Ich habe jede einzelne Körperzelle mobilisiert und sie für meinen großen Traum, für das große Ziel begeistert. Wenn das gelingt, dann fällt es gerade bei den Sinnfragen leichter, die richtigen Antwort zu finden. Und meist nehmen die Sinnfragen exponentiell zur Wettkampflänge zu.

Wie viel Zeit wendest Du für Training auf und ernährst Du Dich speziell?

Marcel Heinig: Fürs Training sind es im Schnitt 3 Stunden am Tag. Das ist schon eine Menge, ganz klar. Aber als Couch-Potato habe ich früher mindestens 5 Stunden vor dem Fernseher verbracht. Also habe ich unterm Strich sogar noch 2 Stunden gewonnen. Ich bin aber sicher kein Trainingsweltmeister und sehe das Training zu verkrampft. Der Spaßfaktor sollte immer noch da sein. Und gerade bei den langen Kanten ist es sehr wichtig, dass man mental 100% fit ist. Die körperliche Verfassung ist auch sehr wichtig, aber im Vergleich zur mentalen eher sekundär. Bei der Ernährung achte ich schon auf gesunde und ausgewogene Kost. Favoriten sind dabei ganz klar Geflügel und Fisch mit Salaten jeglicher Art. Beim Wettkampf  bildet die Basis die Nahrungsergänzung von Mark Warneckes AMsport und die Bioriegel von Organic Food Bar. Sonst ist alles erlaubt was schmeckt. Auch wenn die klassischen Süßigkeiten von den Nährstoffen her eher Schrott sind, ist es doch manchmal Balsam für die  mentale Verfassung.

Wirst Du ständig medizinisch betreut, warst Du schon einmal ernsthaft verletzt oder krank, seit du läufst?

Marcel Heinig: Ja, betreut werde ich durch meinen Sportarzt und ich stehe mit einigen Medizinern in Kontakt, die ich bei spezifischeren Fragen konsultiere. Zudem werden bei den Ultratriathlons der IUTA International Ultratriathlon Association vor jedem Wettkampf ärztliche Atteste gefordert. Man nimmt die Sache dort schon sehr ernst und es dient zur Sicherheit beider Seiten. Ich denke, dass diese Atteste auch bei Marathonveranstaltungen durchaus Sinn machen könnten.  Ernsthaft verletzt oder krank war ich nie. Sicher zwickt es mal, aber von großen Sachen bin ich zum Glück verschont geblieben.

Was ist ein nächstes Ziel?

Marcel Heinig: Ich möchte gern den Weltrekord im 10 Tage-Triathlon verbessern. Die Idee des 10-Tage-Triathlon stammt aus dem Jahr 2006. In einem Rekordversuch stellten wir uns der Herausforderung, zehn Ironmans an zehn aufeinander folgenden Tagen zu absolvieren. Neun von 19 gestarteten Athleten erreichten das Ziel, ich als Sechster der Gesamtwertung. Danach war ich überglücklich, der "Hölle von Monterrey" (in der Ultra-Triathlonszene genannt, Anm. der Red.) entkommen zu sein und wollte niemals mehr zurück.

Im Sommer fragte der Veranstalter, ob ich nicht wieder Interesse hätte. Ich winkte sofort ab. Ich hatte es mir schon in 2006 bewiesen, dass man 10 Ironmans in 10 Tagen schaffen kann. Das reicht, keine Chance. Aber dann fand er meine Schwachstelle: Eine neue Herausforderung! Und er köderte mich, indem er mir gestattete, eigene Vorstellungen zu verwirklichen. Da kam mir die Idee zu versuchen, 50 Olympische Triathlons an 10 Tagen zu absolvieren. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los, und wir machten Nägel mit Köpfen. Ich kehre also wieder zurück in die Hölle von Monterrey. Ob ich ihr noch mal entkommen kann, werden wir sehen.

Es werden zehn lange und vor allem sehr harte Tage. Es kann viel passieren. Eine richtige Erkältung würde mich wohl aus dem Rennen werfen und der Traum wäre geplatzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es klappt, schätze ich auf 50 Prozent.

Meine Betreuerin Sandra Krüger (vor Ort) und mein Agent Jan Augustin (daheim) werden Euch täglich mit frischen Infos hier auf m4y versorgen und Euch mitnehmen, zu einem noch nie dagewesenen Abenteuer, vielleicht meinem bisher schwersten.

Ok, Marcel, dann wünschen wir Dir alles Gute, viel Glück und Erfolg. Wir freuen uns auf Deine Berichte.

10.11.2009

Am  Montag um 9 Uhr mexikanischer Zeit hat Marcel Heinig seinen Weltrekordversuch gestartet. Marcel versucht, an zehn aufeinander folgenden Tagen eine Distanz von 50 Olympischen Triathlons  zu bewältigen. Konkret heißt das, dass Marcel täglich 7,5 Kilometer schwimmen, 200 Kilometer auf dem Rad fahren, und 50 Kilometer laufen will.

Marcel Heinig, der am gleichen Ort im vergangenen Jahr Weltmeister beim zehnfachen Ultratriathlon geworden war, findet im mexikanischen Monterrey eine gute Infrastruktur vor. So ist zum Beispiel die Radstrecke komplett neu asphaltiert und die hygienischen Bedingungen sind verbessert worden. Ein Manko ist das Schwimmbecken, das erstens mit 25 Grad warmem Wasser gefüllt ist und zweitens die 50 m Bahn aus Platzgründen nicht zur Verfügung steht. Statt 150 Bahnen á 50 m muss Marcel jetzt täglich 300 Bahnen á 25 m schwimmen.   außerdem muss Heinig seinen Plan, täglich 150 Bahnen zu schwimmen. Gerade hat er die Schwimmdistanz erstmals absolviert und dafür 2.30 Stunden benötigt.

Die Eindrücke von Marcel sind bisher durchweg positiv. "Die Erinnerungen an das letzte Jahr, wo ich Weltmeister wurde, kommen hoch. Ich habe viele Bekannte wieder getroffen. Alle sind gut drauf und freuen sich auf den Wettkampf. Das liegt wohl in erster Linie daran, dass die Strecke und nicht der andere Sportler der Konkurrent sein wird. Die Athleten untereinander sind Freunde, und das ist sehr selten geworden im Sport. Ich denke, das ist doch ziemlich einzigartig."

Nach 16 Stunden hat Marcel Heinig seinen ersten Arbeitstag hinter sich gebracht. Das Radfahren verlief sehr schnell, nach sieben Stunden ist er zum Laufen gewechselt. Dort ist er dann die ersten zwei Runden gemütlich gelaufen, bevor er in einen gemäßigten Laufschritt wechselte. Als er das Ziel erreichte, war er allerdings nicht der Letzte. Die einzige Frau, Suraya Oliver aus England, die zehnmal die  Ironman-Distanz  in zehn Tagen schaffen will, war da noch auf der Laufstrecke und hat gegen 4 Uhr das Ziel erreicht.

 
 

 
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