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Laufberichte

50facher Triathlon in Monterrey - Es ist geschafft

19.11.09

Einführung und Interview: Klaus Duwe

Die täglichen Berichte beginnen auf Seite 2

Im Sommer 2001 trat Marcel Heinig mit 120 Kilogramm auf den Rippen seinen Wehrdienst in Eggesin an, wo er wie üblich dem Spott ("fettes Schwein") der Kameraden ausgesetzt war und ihm gleich vom ersten Tag an seine sportlichen Defizite aufgezeigt wurden. Jetzt sollte damit Schluss sein. Mit eisernem Willen nahm er innerhalb von 8 Monaten 40 Kilogramm ab. Weil dies aber ausschließlich über verringerte Nahrungsaufnahme geschah, wirkte der bis dahin völlig Unsportliche dem befürchteten JoJo-Effekt  mit ersten Dauerläufen von bis zu 20 Kilometern entgegen.

Nach der Bundeswehr begann er sein Studium und vernachlässigte die Lauferei. Sofort konnte er das Ergebnis auf der Waage ablesen. Zu Beginn des Jahres 2003 wurde seine Angst vor einem Rückfall in seine alte Gewichtsklasse so groß, dass Marcel jetzt nur noch eine Möglichkeit sah, sein Problem in den Griff zu kriegen: Laufen, jetzt aber richtig, langfristig und zielorientiert.

Weil zu zweit (fast) alles besser geht, tat er sich mit seinem Freund Ralf Kretzschmann zusammen, der sich mit ganz ähnlichen Problemen plagte. Am nächstmöglichen Marathonlauf wollten sie teilnehmen. Dass der schon am 23. April im Spreewald  stattfinden sollte, schreckte sie nicht, sondern motivierte sie. Die Vorbereitung lief dann auch ganz problemlos und beide gingen an den Start.

Beide kamen auch ins Ziel, von der Lauferei hatte Marcel jetzt aber erst einmal die Schnauze voll. Zu heftig waren die Nachwirkungen in Form von Muskelkater und Gliederschmerzen. Außerdem hatte er das Gefühl, dass sich seine Fitness durch die Strapaze eher verschlechtert hätte. Er ließ aber  nicht locker und ging doch noch im gleichen Jahr zuerst in Berlin und dann in Dresden auf die Marathonstrecke.

Im Mai 2004 war dann auf Helgoland bereits der siebte Marathon im Leben des Marcel Heinig fällig. Und da ist es dann passiert: er hörte vom 100 Marathon Club und kam zunächst aus dem Staunen nicht heraus. Dann formulierte er aber sein neues Ziel:

Mitglied werden im 100 Marathon Club Deutschland e.V.

Die Bedingung für eine volle Mitgliedschaft, der Nachweis von 100 erfolgreich bestandenen Marathon- oder Ultraläufen, erschien ihm allerdings fast unmöglich.  Aber eben nur „fast“.

Nach seinen 3  Marathonläufen in seinem Premierenjahr 2003 kam er im Folgejahr auf gleich 21 Stück und drehte dann 2005 völlig auf. Manche sagten auch, er drehte durch. Ich habe Marcel irgendwo auf dem Weg zur Harzquerung aufgelesen. Und seither telefonieren wir, wenn wir uns eine zeitlang nicht über den Weg gelaufen sind. Wie jetzt, als Marcel auf dem Sprung ist nach Mexico, um der Welt einen neuen Rekord zu schenken: 50 Triathlon über die olympische Distanz in 10 Tagen. Im Klartext: 7,5 km Schwimmen, 200 km Radfahren und 50 km Laufen, jeden Tag, 10 Tage am Stück.

Marcel, was ist passiert, wie ist aus dem harmlosen Marathonsammler der Extremsportler Heinig geworden?

Marcel Heinig: Ich glaube, es war der gleiche Antrieb, wie damals vor meinem ersten Marathon. Für mich war der Marathonlauf bis 2003 eine unvorstellbare menschliche Leistung. Die einerseits abschreckte, aber andererseits unendlich faszinierte. Diese Faszination zieht mich jedes Mal erneut in seinen Bann. Egal, ob es der 10 Kilometerlauf, der Marathon, der Ironman oder der Europalauf  gewesen ist. Für mich ist es mehr als nur Sport. Ich stehe immer vor diesen gigantischen Projekten und möchte sie unbedingt bewältigen. Dabei ist immer der Weg das Ziel, weil man gerade in Vorbereitung sehr viel lernen kann.  Während dieser Abenteuer geht man dann durch Himmel und Hölle. Das sind Eindrücke, die man im normalen Leben sehr selten erhält. 

Seit wann reicht Dir Laufen nicht mehr, wie kamst Du zum Triathlon?

Marcel Heinig: Laufen reicht mir energetisch gesehen schon aus. Und ich empfinde es nach wie vor als die beste Disziplin im Ausdauersport, da es sehr unabhängig betrieben werden kann. Andererseits ist es aber auch so, dass Laufen eine sehr einseitige Angelegenheit ist. Daher bin ich schon vor meinen Triathlonzeiten geschwommen und bin Rad gefahren. Die Dreier-Kombination ergänzt sich durch den Ausgleich der verschiedenen Belastungen hervorragend. Außerdem ist das Ausdauertraining abwechslungsreicher. Für mich war es irgendwann zwangsläufig, nach dem Ironman zu schielen. Ich wollt ihn unbedingt und meldete mich 2004 für den IM Germany 2005 an, obwohl ich  bis dahin nicht kraulen konnte und noch kein richtiges Rennrad besaß.  Die Motivation und der Druck durch die Anmeldung erledigte aber den Rest. Das Finish am Römerberg war grandios und zudem ein enormer Meilenstein, weil es mein erster Triathlon überhaupt gewesen ist.

Was waren Deine bisher größten Erfolge als Läufer und als Triathlet?

Marcel Heinig: Ganz besondere Erfolge waren der erste Marathon und der erste Ironman – für mich waren beide auch die ersten Wettkämpfe überhaupt in der jeweiligen Disziplin. Ein Tag nach dem Rennen bin ich jedes Mal mit einem ganz besonderen Gefühl aufgewacht, so wie ich es eigentlich niemals mehr erlebt habe.

Die unglaublichsten Erfolge waren der Gewinn der Weltmeisterschaft im 10fachen Ironman und das Ankommen beim Trans-Europa-Lauf am Nordkap. Bemerkenswert ist, dass das auch für mich etwas Surreales hat und ich es auch heute kaum glauben kann, dass ich es wirklich geschafft habe. Ich erlebe es immer wieder neu, bekomme eine Gänsehaut und denke, ja ich habe es wirklich geschafft. Es ist unbeschreiblich.

 
 

 
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