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Laufberichte

Hoch, höher, Sky Marathon

12.07.09

Sonntag, 4:45 Uhr, mein Handy klingelt, ganz im Gegenteil zur alltäglichen Gewohnheit sind Claus und ich schnell wach. Auch unsere mitgereiste Fangemeinde (Birgit für Claus und Reinhold für mich) steht kurz auf, um uns zu drücken und uns viel Glück zu wünschen. Dann legen sich die beiden wieder schlafen. Ich möchte nicht mit ihnen tauschen. Was bin ich aufgeregt! Doch heute Morgen ist es aus lauter Vorfreude. Wir laufen zum Busparkplatz, dort werden wir von Claudio Vittone abgeholt, der uns freundlicher Weise angeboten hat uns mit hinauf nach Villanova zu nehmen. Ab 6:00 Uhr ist am Marathon-Tag allerdings auch ein kostenloser Bustransfer eingerichtet, der alle 40 Minuten abfährt. Wenn man also den ersten Bus erwischt, kommt man lässig noch rechtzeitig oben an, der Start ist um 7 Uhr. Ich frage Claudio Vittone, wie lange er diesen Lauf schon organisiert und erfahre: schon 31 Mal und das 30ste Mal läuft er selbst die Skyrace-Strecke mit. Außerdem bekommen wir erzählt, dass in den Anfängen dieser Lauf von internationalen Läufern besucht war. Aus Deutschland sei bislang jedoch noch niemand angereist.

Villanova ist ein kleines Bergdorf auf 1.225 Meter Höhe. Zwischen den alten Häusern mit den für diese Gegend typischen Steindächern bekommt man schnell einen Eindruck von dem früher wohl harten Leben auf den Terrassenfeldern, den steilen Wiesen und den Kastanienwäldern. Nachdem wir mit der Starnummer ausgerüstet sind, entscheiden wir uns für eine Tasse Kaffee. Wir sind früh dran und haben Zeit, die nach und nach eintreffenden Läufer/innen zu beobachten. Man kennt sich hier und begrüßt sich fröhlich. Die ca. 200 Startnummern sind schnell verteilt. Der Skyrace und der Skymarathon starten gemeinsam und sind bis zum Rifugio Williy Jervis auf der selben Strecke. Der Volkslauf startet um 8:30 vom Rifugio Williy Jervis und verläuft auf der 2. Hälfte des Marathons.

Und dann geht es los. Viel Zeit zum Warmlaufen gibt es nicht, gleich steigt der Weg an, 2,5 km auf einer ungeteerten Straße, dann in steilen Serpentinen hinauf zum ersten Pass, dem colle Boucie auf 2.630 Meter. Zuerst laufen Claus und ich ein Stück zusammen, dann wird unser Tempo zu unterschiedlich und wir verabschieden uns. Ich prüfe mein Tempo und die Belastung für meinen Körper, passe die Geschwindigkeit an und genieße die frische Bergluft. Die Landschaft ist wunderschön, wild-romantisch. Mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht besser, über der Baumgrenze verschwindet auch der Nebel und die ersten Schneefelder sind zu sehen. Die Strecke ist gut mit Versorgungsstationen ausgerüstet. Kurz unter dem Pass, das Bivaco Nino Soardi, ich trinke viel und esse immer eine Kleinigkeit. Oben am Pass überschreitet man die Grenze und setzt seine Füße auf französischen Boden. Einen einzigen französischen Teilnehmer habe ich in der Starterliste entdeckt.

Beim Bergauflaufen kann ich noch einigermaßen mithalten aber bergab habe ich keine Chance. Diese geübten Läufer legen ein unglaubliches Tempo vor und haben keine Probleme mit unwegsamem Gelände. An der Versorgungsstation unten in Valpreveyre (1859) kämpfe ich ein wenig mit meinem Kreislauf aber nach einer kurzen Trink-Pause und den leckeren Chips geht es mir wieder besser. Hier unten haben die ungewöhnlich vielen Schneefälle des letzten Winters die Kirche stark beschädigt. Überall in den Wäldern kann man Lawinenscheißen erkennen und in den Bächen liegen noch große Reste der vielen Abgänge

Bis zum Colle dell’Urina sind 670 Höhenmeter zu überwinden. Die Strecke führt erst Schatten spendend durch einen wunderschönen Lerchenwald und dann über üppig blühende Almenwiesen hinauf. So viele schöne Blumen habe ich in den Alpen noch nie gesehen und überall riecht es nach wildem Majoran. Ich passiere den Colle (2.529 Hm) und schaue in ein Tal mit einem riesigen Schneefeld. Vor mir rutschen, torkeln, stürzen Läufer oder versuchen sonst irgendwie den Weg hinunter zu finden. Leider war die rutschige Beschaffenheit des Schnees das Aus für einen Läufer, der, von zwei Bergwachtleuten betreut, zwischen den Steinen hockt und auf den Hubschrauber wartet, welcher  ihn wohl ins Krankenhaus fliegt.

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Informationen: Sky Marathon Transfrontaliera
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