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Laufberichte

Gut, grün und günstig

 

Der TSV Wellen richtet seinen Marathonlauf in diesem Jahr bereits zum 45sten Mal aus und ist damit die viertälteste Marathonveranstaltung in Deutschland. Trotz dieser langen Tradition werde ich oft mit der Frage „Wo liegt denn Wellen?“ konfrontiert. Nun, Wellen bildet mit Beverstedt eine Einheitsgemeinde und liegt im Elbe-Weser-Dreieck zwischen den Städten Bremen und Bremerhaven.

Erstaunlich, dass eine kleine Gemeinde mit etwas mehr als 350 Einwohnern seit 45 Jahren eine Marathonveranstaltung stemmen kann. Möglich macht das der TSV Wellen, dem fast die Hälfte der Einwohner angehört. Bewundernswert, wie es der Vereinsführung jedes Jahr gelingt, am ersten Sonntag im August seine Helfer zu mobilisieren und damit eine tolle Veranstaltung auf die Beine stellt. Hier kann neben der Marathonstrecke auch ein Halbmarathon, sowie die 11 km oder 5 km Strecke gelaufen werden.

Start und Ziel für alle Strecken ist der Sportplatz, welcher sich ziemlich genau in der Ortsmitte befindet. Hier gibt es auch ein Clubhaus mit einer kleinen Sporthalle, die wir zum Umkleiden und Duschen nutzen. Nach Absprache mit dem TSV könnte man hier sogar übernachten.

Selbstverständlich kann man sich problemlos über das Internet anmelden, und ich bekomme auch sofort eine Bestätigung von Jens Mehrtens. Die Startgebühr für die Marathonstrecke beträgt günstige 10 Euro. Für Nachmelder kommen nochmals 3 Euro hinzu. Wer möchte, kann gegen Aufpreis auch einen Erinnerungspokal und eine handgetippte Urkunde mitnehmen. Die Veranstaltung ist ein vom DLV genehmigter Volks- und Straßenlauf und wird entsprechend der DLV Bestimmungen durchgeführt. Natürlich sind die Strecken auch offiziell vermessen.

Da ich für die Anreise aus Oberhausen über 300 km fahren muss und der Start bereits um 8 Uhr erfolgt, habe ich eine Unterkunft nur 3 km vom Startpunkt entfernt gebucht. Zusammen mit meiner lieben Inge mache ich mich also bereits am Samstag auf die Fahrt nach Wellen. Trotz des Ferienverkehrs erreichen wir problemlos unser Ziel und schauen uns noch ein wenig in Wellen um. Auf dem Sportplatz sind bereits die Start- und Zielbanner aufgestellt. Mit dem Skulpturenpark Kramelheide bietet Wellen noch eine schöne Verbindung zwischen Natur und Kunst an. Insgesamt bietet der Ort eine angenehme Erholungsmöglichkeit mit vielen Ausflugszielen in der näheren und weiteren Umgebung.

Am Sonntagmorgen heißt es dann aber früh aufstehen. Unsere Wirtin hat für uns Verständnis und bietet uns das Frühstück bereits um 6:30 Uhr an. Danach machen wir uns auf den kurzen Weg zum Stadion. Hier herrscht bereits ein reges Treiben. Fast 180 Teilnehmer haben sich für die unterschiedlichen Distanzen gemeldet, davon sind 64 Marathonläufer. Schnell haben wir unsere Startnummern in den Händen. Inge will sich die Wartezeit verkürzen und hat daher für die 5 km Strecke gemeldet.

Gerade die Genussläufer und Sammler haben Wellen fest in ihrem Programm und mancher bescheinigt der Veranstaltung Kultcharakter. Durch die langen Jahre ist hier eine familiäre Atmosphäre entstanden, die den Lauf besonders kennzeichnet. Ich bin zwar erst zum zweiten Mal hier dabei, werde aber auch schon von einigen wie ein alter Bekannter begrüßt. Mein Bericht auf M4Y aus dem Jahre 2013 ist anscheinend noch in guter Erinnerung.

Schon bei der Anmeldung treffe ich Christine. Sie hat am letzten Wochenende tatsächlich ihren 600. Marathon geschafft. Da kann ich ihr gleich zu dieser tollen Leistung gratulieren. Auch Doris und Mario sind dabei. Doris wird beim Marathon heute den dritten Platz im Gesamteinlauf der Frauen belegen. Auch der nimmermüde Gerd ist schon wieder am Start. Zwar ist er erst gestern die Marathonstrecke gelaufen, aber für heute hat er sich noch Wellen vorgenommen. Insgesamt ist der 100 MC wieder mit einem großen Aufgebot dabei.

Kurz vor acht versammeln sich die Läufer unter dem Startbanner. Marathon- und Halbmarathonläufer starten gemeinsam, und so haben sich über 100 Läufer eingefunden. Pünktlich um 8 Uhr erfolgt der Startschuss und wir laufen über die Rasenfläche aus dem Stadion hinaus. Der frühe Start hat im Monat August ja durchaus seine Berechtigung. Im Moment ist es bei 15 Grad fast ideal für einen Marathonlauf. Für heute sind Höchsttemperaturen bis 22 Grad angesagt und es soll trocken bleiben. Da sich auch der Wind zurückhält, haben wir wohl wieder Glück, denn laut Vorhersage soll es bereits morgen auch hier über 30 Grad werden.

Wir laufen Richtung Kramelheide und passieren bald den Skulpturenpark. Die Strecke ist weitgehend flach und abwechslungsreich. Alle 2,5 Kilometer wird die Distanz angezeigt. Die Markierungen sind immer gut zu erkennen und werden an den kritischen Stellen noch zusätzlich durch Streckenposten gesichert. Nach 5 Kilometer gibt es die erste Verpflegungsstelle. Hier sind Wasser, Tee und Bananen im Angebot. Insgesamt sind auf der 21 km Runde vier offizielle Verpflegungsstellen eingerichtet. Davon kann eine auf der Runde zweimal genutzt werden. Hinzu kommen noch einige Wasserstellen der Anwohner ,welche nach 45 Jahren genau wissen, womit man Läufer glücklich machen kann.

Kleine Bäche und viel Grün prägen die Strecke. Der Untergrund besteht überwiegend aus Asphalt. Kurze Passagen mit Kopfsteinpflaster, Betonstreifen und Schotter sind allerdings auch vorhanden und machen den Lauf abwechslungsreich. In Beverstedt empfängt uns ein kurzes Stück mit unangenehmem Kopfsteinpflaster. Wir streifen allerdings auch nur die Ausläufer der Stadt und tauchen danach wieder in die idyllische Natur ein. Nachdem wir ein Stück über den Radweg an der Landstraße gelaufen sind, sorgen Streckenposten für eine gefahrlose Überquerung der Straße.

Jetzt laufen wir lange an einem schattigen Waldrand und die Halbmarathonläufer drücken schon auf das Tempo. Da darf ich mich nicht mitreißen lassen, denn ich muss die Runde ja nochmals laufen. Die Bundesstraße 71 brauchen wir nicht zu überqueren. Hier laufen wir nur ein kurzes Stück auf dem Radweg, dann kommt auch wieder eine Verpflegungsstelle. Die Becher werden uns immer von freundlichen Helfern angereicht, so dass man kaum Zeit verliert.

In Ahe laufen wir direkt an unserer Unterkunft vorbei, und ich weiß, dass es jetzt noch 3,5 km bis nach Wellen sind.  Ich erreiche das Stadion und damit die Halbmarathonmarke nach 2:20. Während die Habmarathonläufer ins Ziel sprinten, begebe ich mich auf die zweite Runde. Inge kann hier prima die Läufer fotografieren. Sie hat ihren 5 km Lauf gut überstanden und bietet mir noch Cola an. Nur hier im Stadion gibt es Zuschauer. Auf der Strecke sind nur gelegentlich Anwohner zu sehen.

Inzwischen sind ja lediglich noch die Marathonläufer auf der Strecke und es wird entsprechend ruhig. Doch genau dies lieben ja die meisten Genussläufer, können sie doch die Natur genießen und ihren Gedanken nachhängen. Für den Sanitätsdienst sorgt hier der DRK Kreisverband Osterholz mit einem Rettungswagen. Zum Glück wird er nicht benötigt.

Die Strecke kenne ich ja nun und weiß auch, wo sich die Verpflegungsstellen befinden. Dort habe ich die ganze Aufmerksamkeit für mich. Die Sollzeit liegt bei 7 Stunden und macht keinen Stress. In Beverstedt zieht Doris an mir vorbei und erzählt noch kurz von ihren Abenteuern in Belarus. Jetzt bin ich doch oft allein auf der Strecke und die gefühlte Temperatur steigt um die Mittagszeit doch ziemlich an. Oft gibt es aber auch einen sehr angenehmen leichten Lufthauch, der das Laufen insgesamt erträglich macht.

Dann sehe ich wieder das Ortseingangsschild und das Stadion ist nicht mehr weit. Nach 5:03:28 bin ich dann im Ziel. Inge erwartet mich mit einem alkoholfreien Bier und freut sich mit mir über meinen 10. erfolgreichen Marathonlauf in diesem Jahr. Wir verfolgen noch den weiteren Zieleinlauf und empfangen jeden Finisher mit seinem verdienten Beifall. Einer der Läufer freut sich wie ein Schneekönig, hat er doch heute seinen 5 Marathonlauf geschafft. Ja, auch das sind Jubiläen welche man feiern muss.

Eine herbe Enttäuschung gibt es als ich feststellen muss, dass die Urkunden ausgegangen sind. Der TSV Wellen wurde heute mit dem Wunsch nach der handgetippten Urkunde überrollt. Statt der ansonsten üblichen 60 Urkunden wurden heute 160 gewünscht. Aber das Problem ist schnell behoben. Für 5 Euro wird die Urkunde mir nachgeschickt. Die Urkunden gehören ja hier seit 45 Jahren zur Tradition. Angeblich gibt es nur noch ein einziges Farbband für die alte Adler-Plakatschreibmaschine.    

Dem TSV Wellen können wir nur wünschen, dass die Veranstaltung weiter stattfindet und das Farbband noch durchhält, damit man dann  in 5 Jahren mit dem 50. Lauf das große Jubiläum feiern kann.       

 

Informationen: Marathon rund um Wellen
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