marathon4you.de

 

Laufberichte

Angenehm ursprünglich

05.08.07

... der Marathonlauf "Rund um Wellen"

 

Am 5. August 2007 richtete der TSV Wellen von 1919 e.V. bei herrlichem Sommerwetter nunmehr bereits zum 37. Mal seinen stets am ersten Sonntag im August veranstalteten Volkslauf aus. Der idyllische Ort Wellen, der ein ehemaliges Rittergut vorzuweisen hat, ist etwa 6 km südöstlich von Beverstedt gelegen. Dieses wiederum kann man auf der Landkarte in etwa auf halber Strecke zwischen Bremerhaven und Bremervörde finden und von diesen beiden Städten aus über die Bundesstraße 71 erreichen.

 

Im Rahmen des Volkslaufes "Rund um Wellen" werden ein Marathonlauf (Start um 8.00 Uhr), ein 10-km-Lauf (Start um 8.30 Uhr) und ein Halbmarathonlauf (Start um 8.35 Uhr) sowie ein 10-km-Wandern angeboten. Eine Einteilung nach Altersklassen wird nicht vorgenommen. Die Siegerinnen und Sieger der 3 Laufwettbewerbe erhalten eine Sonderauszeichnung. Es ist eine Teilnahme mit oder ohne Erwerb einer allgemeinen Auszeichnung (in den letzten Jahren war dies jeweils ein Pokal) möglich, wobei das Startgeld für den "Idealistenstart Marathon" bei rechtzeitiger Anmeldung lediglich 8 € beträgt. Auf Wunsch wird gegen Kostenerstattung noch vor Ort eine Urkunde ausgestellt (dickes Büttenpapier, ordentliche Beschriftung mit Schreibmaschine, keine Werbeaufdrucke, zwei handschriftliche Unterzeichnungen) und/oder eine Ergebnisliste nachgesandt.

 

 

Alle Teilnehmer/innen müssen bis 15.00 Uhr das Ziel erreicht haben. Dies bedeutet, dass den "Marathonis" eine Zeitspanne von 7 Stunden zur Verfügung steht. Nicht nur laut Ausschreibung, sondern auch nach der in der Realität gezeigten Gastfreundschaft des Veranstalterpersonals ist "jede Läuferin/jeder Läufer herzlich willkommen". Die in den bisherigen 37 Marathonläufen von den Zielankömmlingen erzielten Ergebnisse liegen zwischen 2:32:00 und 6:16:57 Stunden.

 

Start und Ziel der Wettbewerbe befinden sich auf dem gepflegten Rasensportplatz des TSV Wellen. Als Parkplatz für die per PKW angereisten Teilnehmer/innen wird eine angrenzende Wiese genutzt. Umkleidemöglichkeiten, Toiletten und warme Duschen werden im Vereinsheim bereitgestellt.

 

Zu Beginn aller Laufwettbewerbe ist zunächst eine etwa 4½ km lange "Eröffnungsrunde" in Ortsnähe von Wellen zurückzulegen. Für die Marathonläufer/innen schließt sich dann eine "große Runde" an. In deren Verlauf werden die Orte Brunshausen, Stubben, Beverstedt (in dessen Ortsmitte eine imposante zweiturmige Kirche steht und das Verwaltungssitz und Namensgeber einer Großgemeinde ist, zu der auch Wellen gehört), Kirchwistedt, Altwistedt, Kuhstedt, Hellingst, Steden und Oldendorf passiert, ehe man wieder nach Wellen zurückkehrt. Laut Ausschreibung wird die Strecke "durch die unterschiedliche Natur der Landschaften der Kreise Cuxhaven, Osterholz und Rotenburg geprägt".

 

 

Gelaufen wird auf asphaltierten oder gepflasterten Dorf- und Landstraßen sowie Rad- und Wirtschaftswegen. Auf der "großen Runde" sind veranstalterseitig 8 Getränkestationen (Wasser, "Iso") eingerichtet. An einem dieser Stände werden auch Bananenstücke angeboten. Außerdem kommt man bei warmer Witterung an mehr als einem Dutzend mit Wasser gefüllten Wannen vorbei, die Anlieger des Rundkurses entweder in Absprache mit den Organisatoren oder in Eigeninitiative und dann wohl aus Mitleid mit den geplagten "Marathonis" vor ihren Häusern/Gehöften aufstellen.

 

Ich habe den Wellener Marathonlauf recht lieb gewonnen. Anders wäre auch nicht zu erklären, dass ich nach einer Teilnahme vor meiner Bypass-Operation (1995) nach derselben nun schon fünfmal (2002, 2003, 2005, 2006 und 2007) Folgendes auf mich nahm und auch in den nächsten Jahren jeweils am ersten August-Sonntag mir "anzutun" beabsichtige:

 

Aufstehen um 2.30 Uhr, Abfahren von meiner Wohnung in Bonn gegen 3.15 Uhr, ca. 375 km weite Anreise mit dem PKW, Ankommen am Veranstaltungsort Wellen gegen 7.00 Uhr (mithin nach ca. 3¾ Stunden Fahrzeit), 5½ bis 6 Stunden langes "Marathonlaufen mit Gehpausen" (meist - und auch in diesem Jahr wieder - bei sonnigem Wetter und entsprechend hoher Temperatur), Heimfahrt (üblicherweise erst nach einigen Sightseeing-Stopps) am gleichen Tag bei nun größerem Verkehrsaufkommen und damit längerer Fahrdauer.

 

Die Wellener Veranstaltung erinnert mich noch sehr an die Anfänge des breitensportlichen Langstreckenlaufens mit Beginn der Volkslaufbewegung in den 60er- und frühen 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ihre Ursprünglichkeit besitzt einen gewissen Charme, den ich in der heutigen Zeit und vor allem bei den sogenannten "Mega-Events" mit eingekauften Spitzenläufern häufig vermisse.

 

Ich mag ihn also, den Wellener Volkslauf mit dem hierin integrierten Marathon. Leider scheint Letzterer aber mich nicht mehr zu mögen, denn in den letzten 3 Jahren schikanierten mich auf dem mir eigentlich sehr sympathischen Rundkurs stets gravierende orthopädische Probleme. Da ich mir ein Einlaufen wegen meines angegriffenen Bewegungsapparates nicht mehr zu leisten vermag, kann es bei mir bereits auf meinen ersten Schritten nach der Startfreigabe zu bösen Überraschungen kommen. So war es auch diesmal:

 

Mein linkes Knie "blockierte" irgendwie, und es bewahrheitete sich wieder einmal die alte Weisheit: "Wer rastet, der rostet!" Hatte ich doch seit meinem Start beim "König-Ludwig-Marathon" am 22.07.2007 in Füssen keinen Lauf mehr bestritten, und nun war zumindest mein linkes Kniegelenk "eingerostet". Ich brauche sie eben, die M- oder U-Starts im Wochenrhythmus. Dies wurde mir recht deutlich aufgezeigt. Zudem war mein Gewicht infolge des wettkampffreien Wochenendes 28./29.07. von 74 auf 77 kg geklettert, und aus zahlreichen Berechnungsformeln weiß man ja, wie solch eine Zunahme besonders im fortgeschrittenen Alter die Leistung drückt.

 

All diese Erkenntnisse halfen nun aber auch nicht mehr, und so "hatschte" ich halt dahin mit einer Mischung aus Erfahrung und Hoffnung, dass irgendwann der Schmerz verschwindet oder man ihn nicht mehr wahrnimmt. Die schon gegen 8.00 Uhr ungewöhnlich hohe Temperatur machte mir, der ich mich eigentlich für einen "Hitzeläufer" halte, zusätzlich gehörig zu schaffen. Und dass mir, der ich natürlich längst Letzter war (ein vorangemeldeter heißer Anwärter auf diese Position war leider nicht am Start erschienen), auf der kleinen "Eröffnungsrunde" ein Sanka (allerdings in dezentem Abstand) folgte, war für meine Stimmung auch nicht gerade förderlich.

 

 

Immerhin, nachdem ich bevorzugt die Linksschrägen des Geläufes benutzt hatte, ließen meine Knieprobleme kontinuierlich nach. Nach 10 km spürte ich sie kaum noch, nach 15 km gar nicht mehr. Das Entlastungsverhalten und schräge Fußaufsetzen hatten aber inzwischen den Bereich meiner rechten Wade/Achillessehne stark strapaziert. Nun zwang mich die sich dort eingestellt habende und sehr ernstzunehmende Verspannung zu besonders vorsichtigem Agieren. Mein jetzt erforderliches Ausweichen auf die Rechtsschrägen des Geläufes und die Einnahme von zwei Tabletten "Voltaren" (steht nicht auf der Dopingliste) halfen, die bedrohliche Unstimmigkeit wieder zu lindern, und so begab ich mich eigentlich ganz hoffnungsvoll auf das letzte Streckendrittel.

 

Doch auch in diesem sollte mir ein sorgloses Dahintraben nicht vergönnt sein. Obwohl ich mich in den Vortagen ausreichend mit Magnesium und Salz "abgefüllt" hatte, stellten sich nun immer wieder leichte Krampfanflüge in meinen beiden Waden ein. Offensichtlich waren bei einem Temperatur-Spitzenwert von fast +30° Celsius und infolge meines wohl zu undisziplinierten Trinkens der Schweißfluss und der daraus resultierende Mineralienverlust zu groß gewesen.

 

Der seit 2005 beim Wellener Marathonlauf übliche "Kampf ums Überleben" war schon längst in vollem Gange, als ich bei km 34 in weiter Ferne vor mir ein "Gelbhemd" erblickte. Trotz meines Alters von 64 Jahren, in dem man eigentlich abgeklärt sein sollte, erwachte sofort der "Jagdtrieb" in mir. Die Adrinalin-Ausschüttung ließ die nun kaum noch spürbaren Krampfanflüge Nebensache werden. Nach ca. 3 km hatte ich zu meinem Vordermann aufgeschlossen. Als ich jedoch erkannte, dass es sich bei diesem um meinen Lauffreund Martin Klages handelte (er trägt sonst immer ein Erdinger-alkoholfrei-Shirt) war "die Luft raus" und meine Neigung zu Krämpfen verstärkt wieder da.

 

Weitgehend gemeinsam legten wir die Rest-km zurück, wobei Martin, der eindeutig der bessere Marschierer war, mir deutlich hätte davonziehen können. Dies tat er aber nicht. Er wartete sogar zu Beginn der "Zielgeraden" auf mich, und so passierten wir gemeinsam die Ziellinie. Die Ergebnisliste weist mich - vermutlich aus Gründen der Würdigung meines Alters - vor Martin aus. Dieser hätte aber ohne Rücksichtnahme auf mich eine gute halbe Minute schneller sein können, als wir dies mit 5:57:18 Stunden gemeinsam waren.

 

Wie man trotz starker beruflicher Belastung, täglichen Pendelns zwischen Hamburg und Hannover sowie nach einer strapaziösen bisherigen Saison (mit einem 100-km-Lauf, dem "IsarRun" und einem 24-Stunden-Lauf) bei auslaugender Hitze immer noch ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen kann, zeigte mir mein Sohn Frank ("VolkersSohn") auf, indem er nach 3:55:00 Stunden auf Gesamteinlaufrang 12 ins Ziel gelangte. Wir waren in Begleitung unserer "besseren Hälften" angereist, hatten die Wellener Laufveranstaltung zu einem Teilfamilietreffen genutzt und dieses in dem hübschen Ausflugsort Fischerhude ausklingen lassen.

 

 

Der Marathonlauf hatte in diesem Jahr 33 Zielankömmlinge zu verzeichnen. Einzige gestartete Dame und mithin Siegerin der Frauenwertung war meine niederländische Lauffreundin Ineke Scheffer, die 3 Tage lang eine unermüdliche Gastgeberin war, als ich den am 18.11.2006 in Leens von ihrem Ehemann und meinem Sportfreund Jan Scheffer organisierten Marathonlauf bestritten hatte (in diesem Jahr erfolgt übrigens die 2. Auflage dieser empfehlenswerten Veranstaltung am Samstag, dem 17.11.). Ich führe die in den letzten Jahren leider etwas rückläufigen Teilnehmerzahlen beim Wellener Volkslauf und dessen Marathon nicht auf ein Nachlassen der Attraktivität dieser Veranstaltung, sondern auf die bislang fehlende, erst seit diesem Jahr vorhandene und offensichtlich noch nicht bekannte Internetpräsenz des TSV Wellen zurück.

 

Erstplatzierte Männer:

1. Markus Fabian - LG Bremen-Nord - 3:13:45 Stunden
2. Lars Pingel - Neuland - 3:13:75 Stunden (75 Sek.? wohl auch 45 Sek.!)
3. Oliver Leu - LG Bremen-Nord - 3:30:44 Stunden

 

Erstplatzierte Frau:


1. Ineke Scheffer - Leens (NL) - 4:37:56 Stunden

 

Informationen: Marathon rund um Wellen
Veranstalter-WebsiteErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024