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Laufberichte

Für 8 Euro rund um Wellen

04.08.13

Eigentlich wollte ich am 18.08. beim Marathon in Bremerhaven dabei sein, aber dann kam meine Urlaubsplanung dazwischen und ich musste diesen Termin vergessen. Wie schön, dass es den Marathonveranstaltungs-Kalender gibt, auf dem man sehr übersichtlich alle Marathonläufe sehen kann. Mein Blick bleibt am 04.08. hängen. Das würde terminlich passen. Da gibt es einen Lauf “Rund um Wellen“ und der Austragungsort Beverstedt-Wellen ist gar nicht weit von Bremerhaven entfernt.

Auf der etwas spartanischen Homepage erfahre ich, dass es sich bei diesem Lauf immerhin um den viertältesten Marathon Deutschlands handelt, und in diesem Jahr bereits zum 43sten Mal stattfindet. Meine weitergehenden Fragen beantwortet mir Jens Mehrtens vom TSV Wellen gerne und schnell per E-Mail.

Der Veranstalter ist hier der TSV Wellen. Ein kleiner Verein, dem es aber gelingt, jedes Jahr am ersten Sonntag im August seine Helfer zu mobilisieren und so eine Veranstaltung geschaffen hat, die bei manchem Marathonläufer schon Kultstatus genießt.

Da fällt mir auch wieder ein, dass mein Freund Volker Berka früher immer gerne in Wellen gestartet ist und hierüber auch schon auf Marathon4you berichtet hat. Auf meine Rückfrage bestätigt mir Volker nochmals, das die Veranstaltung in Wellen Klasse ist und ich eine Teilnehme nicht bereuen werde.

Also melde ich mich zum Marathonlauf an. Zuerst staune ich mal über die Startgebühr. Für sage und schreibe 8 Euro kann man hier am Marathonlauf teilnehmen. Für Nachmelder kommen nochmals 2 Euro hinzu. Die Veranstaltung ist ein vom DLV genehmigter Volks- und Straßenlauf und wird entsprechend der DLV Bestimmungen durchgeführt.  Seit dem letzten Jahr wird hier neben der Marathonstrecke auch ein Halbmarathon, ein 11 Kilometerlauf und die 5 Kilometerstrecke angeboten.

Da der Start bereits um 8 Uhr ist, buche ich eine Übernachtung in der Nähe und mache mich bereits am Samstag mit meiner Frau Inge und ihrer Freundin Christiane auf den Weg. Wir nutzen die Gelegenheit und schauen uns noch ein wenig in Bremerhaven um. Die Stadt bietet viel mit dem Hafen und den Museen. Hier kann man locker ein Wochenende verbringen. Da müssen wir nochmals wiederkommen. Vielleicht als Ausflug mit dem VfL Bergheide im nächsten Jahr.

Bevor wir unser Hotel aufsuchen, fahren wir noch nach Wellen um uns die Platzanlage anzusehen. Wellen ist ein kleines Örtchen mit etwas mehr als 350 Einwohnern. Fast die Hälfte gehört dem TSV Wellen an. Der Ort bildet seit 1974 mit Beverstedt eine Einheitsgemeinde. 

Wie der Veranstalter selbst auf seiner Homepage schreibt, ist hier auf sympathische Weise wohl die Zeit stehen geblieben. Der Sportplatz dient als Start- und Zielpunkt und befindet sich ziemlich genau in der Ortsmitte. Das Clubhaus mit der kleinen Sporthalle dient zum Umkleiden und Duschen. Bei Bedarf kann man hier sogar übernachten. Auf der Rasenfläche sind bereits die Start- und Zielbanner aufgespannt. Da kann ich ja dem morgigen Lauf gelassen entgegensehen.

Sonntagmorgen heißt es also früh aufstehen. Glücklicherweise hat sich unser Wirt bereit erklärt, uns schon um 6 Uhr ein Frühstück anzubieten. So können wir uns gut gestärkt auf den kurzen Weg nach Wellen machen. Als wir dort ankommen, herrscht auf dem Sportplatz bereits ein reges Treiben. Fast 200 Teilnehmer haben sich für die unterschiedlichen Distanzen gemeldet, davon 67 Marathonläufer. Diese Zahlen genügen dem Veranstalter, um hier die lange Tradition aufrechtzuerhalten. Nach dem Abwärtstrend der letzten Jahre gehen die Teilnehmerzahlen nun wieder nach oben. 

Inge und Christiane haben sich zum 5 km Lauf angemeldet. Unglücklicherweise hat sich Inge vor 14 Tagen beim Training durch einen Sturz die Hand gebrochen. Da sie noch den Gipsverband tragen muss, ist eigentlich nur Walken möglich. Aber „Dabei sein ist alles“.

Gleich treffe ich auch schon alte Bekannte. Helmut war doch erst neulich in Waldniel dabei. Weltrekordler Christian Hottas ist auch hierher gekommen, um die Zahl seiner Läufe weiter zu steigern. Neben der Lost Places Marathonserie veranstaltet er demnächst auch New Places Läufe. Das sind dann Bauwerke und Plätze, welche noch gar nicht ihrer Bestimmung übergeben wurden.

Überhaupt sind die Genussläufer und Sammler, die offenbar immer gerne hierher kommen, in der Überzahl. Sie  genießen die familiäre Atmosphäre. Der 100er MC ist gleich mit 11 Läufern dabei. Die meisten kennen bereits die vielen Helfer persönlich, die hier seit Jahren die Läufer mit viel Freundlichkeit  unterstützen. Selbst  einen Olympiasieger konnte man schon begrüßen. Abdon Pamich aus Italien hatte 1964 in Tokio die Goldmedaille im 50 km Gehen gewonnen und startete 1972 hier in Wellen.

Kurz vor acht stehen die Läufer locker unter dem Startbanner zusammen. Von Hektik keine Spur. Da wir zusammen mit den Halbmarathonläufern starten, haben sich über 100 Läufer eingefunden. Pünktlich erfolgt dann der Startschuss und über die Rasenfläche verlassen wir das Stadion.

Der frühe Start hat jetzt in den Sommermonaten ja durchaus seine Berechtigung, um die Läufer vor hohen Temperaturen zu schützen. Im Moment ist es mit 20 Grad ganz angenehm. Am Freitag wäre es viel schwieriger geworden.

Schnell haben wir Wellen verlassen und biegen bald auf einen Wirtschaftweg ab. Gleich sind wir inmitten einer ländlichen Idylle. Die Strecke ist weitgehend flach und abwechslungsreich und bietet um diese Uhrzeit jetzt viel Schatten. Die Kilometer sind nicht einzeln ausgeschildert, aber dafür gibt es ja entsprechende GPS gesteuerte Uhren.  Jetzt zu Beginn bin ich auch in Begleitung von Läufer, die über entsprechende Ausrüstung verfügen und mir auch akustisch die Kilometer anzeigen. Alle 5 Kilometer gibt es allerdings auch entsprechende Hinweisschilder des Veranstalters.

Die Strecke ist gut markiert und wird noch zusätzlich durch Streckenposten an den kritischen Stellen gesichert. Nach 5 Kilometer kommt die erste Verpflegungsstelle. Hier gibt es Wasser, Tee und, Bananen. Insgesamt sind auf der 21 km Runde vier offizielle Verpflegungsstellen eingerichtet. Hinzu kommen noch einige Wasserstellen, welche von Anwohnern an die Strecke gestellt werden. Die wissen natürlich nach 43 Jahren,  wie dankbar Läufer dafür sind. Kleine Bäche und viel Grün machen die Strecke angenehm. Zumeist laufen wir auf asphaltierten Wegen, allerdings gibt es auch Passagen mit Kopfsteinpflaster, Betonstreifen und Schotter. Nachdem wir ein Stück über den Radweg an der L71 gelaufen sind sorgen Streckenposten für eine gefahrlose Überquerung.

Früher ging die Marathonstrecke über eine Runde, aber seit 2009 hat man nun den Kurs auf zwei Runden verändert. Das hat für den Veranstalter natürlich auch mehrere Vorteile, denn nun kommt man mit 4 Verpflegungsstellen aus, braucht nicht so viele Markierungen und kann die Halben auf die gleiche Runde schicken. Für den Läufer hat es auch den Vorteil, dass er nach der halben Strecke schon weiß was ihn auf der zweiten Hälfte erwartet. Das Zeitlimit ist hier mit 7 Stunden großzügig, sodass man auch bei ungünstigem Verlauf nicht in Panik geraten muss.

Ich erreiche das Stadion nach 2:08 und werde von Inge und Christiane freudig begrüßt. Die Beiden haben ihre 5 km gut überstanden und können sich nun den Fotos widmen. Sie reichen mir noch eine Cola an, denn die fehlt hier bei der offiziellen Verpflegung. Nur hier im Stadion trifft man Zuschauer, ansonsten müssen wir uns mit dem lieben Vieh auf den Weiden begnügen.

Die Halbmarathonläufer haben ihr Ziel schon erreicht, aber ich laufe in die zweite Runde und das Feld hat sich ziemlich auseinander gezogen. Jetzt kann ich die Natur noch besser genießen und an den Verpflegungsstellen habe ich alle Aufmerksamkeit für mich.

Natürlich ist es nun doch wärmer geworden und ich werde automatisch etwas langsamer. Da die Sonne jetzt höher steht, wird der Schatten auch etwas spärlicher. Aber das wusste ich doch bei einem Start im Sommermonat August. Im letzten Jahr hatte ich in Bissendorf sogar den wärmsten Tag des Jahres erwischt. Da hilft die langjährige Erfahrung schon, damit man auch dann gut über die Distanz kommt. Für die ärztliche Versorgung ist hier ein Rettungswagen im Einsatz. Zum Glück wird er aber nicht benötigt. Hier sind überwiegend erfahrene Läufer auf der Strecke, sodass nur 3 Aussteiger zu vermelden sind.

So komme ich auch gut durch die zweite Runde und bald erreiche ich schon die letzte Verpflegungsstelle. Dann sehe ich bereits das Ortseingangsschild von Wellen und das Stadion ist nicht mehr weit. Nach 4:26,44 erreiche ich das Ziel und damit Platz 1 in meiner Altersklasse.

Inge und Christiane empfangen mich mit einem alkoholfreien Bier und freuen sich mit mir über einen weiteren erfolgreichen Marathonlauf. Wir verfolgen noch den weitern Zieleinlauf und geben jedem Finisher seinen verdienten Beifall. Die Duschen sind warm und die Umkleideräume sauber.

Natürlich lassen wir uns die legendäre Urkunde nicht entgehen. Für 3 Euro erhält man hier auf Büttenpapier eine schöne Urkunde, welche noch mit einer Adler-Plakatschreibmaschine getippt wird. Die bekommt einen Ehrenplatz in meiner Sammlung. Auch den Erinnerungspokal lassen wir uns nicht entgehen, wird er uns doch noch lange an den schönen Lauftag in Wellen erinnern.

Fazit:

Der Marathonlauf in Wellen ist eine gute Gelegenheit, auch im Sommer einen schönen Marathon zu absolvieren. Die herzliche Atmosphäre macht den Lauf sehr angenehm. Hier merkt man, dass wirklich jeder Läufer willkommen ist und man sich um ihn und sein Wohlbefinden kümmert. Kein Wunder, dass es hier so viele Wiederholungstäter gibt. Ich habe den Lauf für das nächste Jahr auch bereits wieder vorgemerkt.       

 

Informationen: Marathon rund um Wellen
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