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Laufberichte

Zuletzt Quälerei

17.10.09

17. Oktober 09: auffrischender Wind der Stärke 5 aus Nordost. Regen nachlassend, Temperatur an der Küste 5 Grad. Es ist klamm und eben norddeutsch herb. Die Anfahrt von Putbus/Rügen nach Stralsund dauert statt 30 heute 50 Minuten. Die neue Rügenbrücke ist bereits gesperrt, auch die Hafenstraße. Parkplätze sind rar, wir parken noch auf dem Dänholm vor der Ziegelgrabenbrücke.

Nach 2 km Fußweg sind wir 15 Minuten vor dem Start am Ozeaneum - dem neuen Meeresmuseum - im Stralsunder Hafen. Segelschulschiff Gorch Fock grüßt vom Kai. 6, 12 und 21,1 km Läufe sind schon gestartet. 201 Marathonis sind die letzten (171 Männer, 30 Frauen wurden durchgesagt). Bin nicht der einzige Vilmschwimmer, der hier Marathon läuft. T-Shirts, Mützen machen das erkennbar. Starte mit Vilmschwimmer und Laufteam Rügen Mitglied Detlef Schrank aus Lauterbach in der Mitte des Feldes. Schranker ist gleich vorne weg.

Nach km 2 geht es auf 46 Höhenmeter die Rügenbrücke hinauf. Die Schrägseilbrücke mit ihren gigantischen Pylonen wurde, wie die aus insgesamt 8 Einzelbrücken gefertigte und 4 100 Meter lange Rügenbrücke, vor 2 Jahren eingeweiht. Damals mit einem hunderttausende Besucher zählenden Volksfest. Bei kürzeren Läufen über den neuen Brückenkomplex waren damals 2 000 Läufer dabei. Heute werden, alle Lauf-, Walk- und Radwettbewerbe inbegriffen, 2800 Teilnehmer gezählt.

Auf der Brücke kommen uns jetzt 6 und 12 km Läufer entgegen, ein paar Gesichter sind bekannt. Rechts über den alten Damm laufen bereits die ersten Halbmarathonis Richtung Ziel. Wann sind wir soweit? Rechne besser noch nicht. Halte mich hinter erfahren erscheinendem Läuferpaar, welches beständig läuft. Gefühltes Tempo um 5.30 Minuten deutet auf Zielzeit unter 4 Stunden hin. Einige Läufer reihen sich ein. In der Gruppe ist Smalltalk angesagt.

In Altefähr auf Rügen sind 6 km geschafft. Ein Wasserstand wird aufgebaut, es gibt aber noch nichts. Erst bei km 12, nach abwechselnden Beton- und matschigen Feldwegen, können wir nach Apfel- und Bananenstücken sowie Wasser und Isodrink greifen. Verzehre im Gehen und lasse Gruppe 100 Meter vor mir ziehen. Erhöhe Tempo nicht, halte den Abstand und laufe allein. Jetzt malerisch direkt am Wasser auf sanftem Naturweg. Der Wind weht von vorn, doch das stört auf dem Hinweg noch nicht.

Doch bald führt die Strecke rechts vom Wasser weg und über einen lang anhaltenden Plattenweg durch Felder und einige Gehöfte bis nach Rambin. Kurzer Nieselregen hält sich im erträglichen Rahmen. Erst in Rambin wieder Verpflegung. Hier kommen mir die ersten schnelleren Läufer entgegen. Werde erst von Schranker und dann von Lauffreund Martin Lenk (Berlin) begrüßt, welcher 1 km vor mir liegt.

Nach ca. 22,5 km die Wendemarke. Auf teilweise abgewandelter Strecke geht es nach Stralsund zurück. Die Gruppe vor mir zerspringt. Einige halten das vorgegebene Tempo des Paares nicht mehr mit. Lege selbst leicht forcierend zu. Erstaunt überhole ich auch den Mann des Tempopaares bald. Sie, Kirsten Melcher (W45), ist vornweg nicht mehr zu sehen.

Die linke Achillessehne beginnt zu schmerzen. Schnüre den linken Schuh fester und das Problem ist behoben, gottlob. Ebenso gottlob sind auf dem Rückweg mehr Getränkestellen geöffnet. Regelmäßig gibt’s Wasser und Iso, zuletzt auch Cola. Die und die Apfelstücken verhelfen mir zu kurzzeitigen Energieschüben. Diese werden nötig, denn 10 km vor dem Ziel beschleicht mich Müdigkeit. Habe leider beim Anfahrtsstress mein Powerbargel und meinen Traubenzucker im Auto vergessen. Mein Schritt wird langsamer, die Gehpausen an den Getränkestellen länger.

Die malerische Landschaft, jetzt direkt am Strelasund nach Altefähr laufend, wird nicht mehr genossen. Quälen ist angesagt. Auf Naturbelassenem Küstenradweg geht es rauf und runter. Überhole Lauffreund Martin 8 km vor dem Ziel. Er wünscht mir Glück: unter 4 Stunden sind zu schaffen – meint Martin. Bin da nicht so sicher, ist mir auch ziemlich egal. Irgendwie ankommen, ist das Ziel.

Durch Altefähr ohne nennenswerten Publikumsverkehr. Dann nach km 38 über den alten Rügendamm. Flach. Es läuft noch mal ganz gut. Die 2 km geschafft, noch ein Glas Wasser, dann noch 2 km durch Stralsunder Hafenviertel laufen. Lege abgeschlafft müde eine Gehpause ein: 1 km vor dem Ziel – kein Saft in den Knochen, kein Endorphin im Blut. Dann, nach einigem Ansporn – auch von meiner Frau Gabi - normal laufend ins Ziel. Überholt mich doch einer noch unehrenhaft auf der Zielgeraden, sch… drauf.

Habe in 3h.54.24min gefinishd, gesamt Platz 68. Schranker war schon da und löffelte seine Erbsensuppe (3h.31.39min, Platz 36). Tempofrau Kirsten wurde gesamt 3. Frau in 3h.45.36min (ges. Pl. 54) Hätte mich dort einreihen können, wenn, ja wenn das Wörtchen wenn nicht wäre… Martin kam nach 4h03.37min ins Ziel (ges. Pl. 88) und genoss gleich die Massage im warmen Zelt. Gesamt kamen 145 Männer (Ausfall 16) und 22 Frauen (Ausfall 8) im Ziel an.

Tags zuvor fanden Startnummernausgabe und Pastaparty statt, Workshops zum Thema Laufen wurden wegen geringer Vormeldungen abgesagt. Die DAK, als einer der Hautsponsoren, war sehr präsent. Am Abend des Lauftages spielte die legendäre Band „Keimzeit“ im Ozeaneum. Die noch junge Veranstaltung um den Sportbund der Hansestadt Stralsund kam sympathisch rüber und wird wohl wachsende Beachtung finden.

Marathonsieger

Männer

1  Radtke, Holger  GER      02:51:23  
2  Bruhnke, Olaf  GER       02:54:49    
3  Giebel, Frank  GER       02:59:24 

Frauen

1  Beerbaum, Sonja  GER     03:14:03  
2  Wewetzer, Katrin  GER    03:29:12  
3  Mechler, Kirsten  GER    03:45:46 

 

Informationen: Rügenbrücken Marathon
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