… kommt ohne jeden Zweifel das Christuskind, aber auch der Pulheimer Staffelmarathon ist seit nunmehr 26 Jahren eine feste Größe im Laufkalender. In der Nähe Kölns angeboten, kannst Du Dich hier über 42,195 oder 21,0975 km in einer Staffel oder einzeln austoben, auch ein Zehner und ein Fünfer sind im Angebot. Da ist für jeden, je nach Kondition und Lust, zu Jahresbeginn etwas Passendes dabei.
Die gute Stunde Anfahrt ist mit einer erfrischenden Portion morgendlichen Schwermetalls schnell vorbei und dank Ortskenntnis, die ich mir bei meinen bisherigen Teilnahmen 2011 und im letzten Jahr angeeignet habe, finde ich auch schnell einen der raren Parkplätze nahe des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Dieses bietet alle Annehmlichkeiten, über die sich der Läufer, gerade in der kalten Jahreszeit, freut. Ich freue mich ganz besonders, dass der fiese Regen, der mich von zuhause aus begleitet hat, punktgenau nach dem Einparken aufhört. Der nämlich, gepaart mit anfänglichen drei Grad, wäre nicht so erregend gewesen.
Die Aula des Gymnasiums ist rappelvoll, natürlich fehlen weder Udo mit seinem Stand, noch seine Angetraute Birgit, Streckenrekordinhaberin seit ihren besten Zeiten. Ich freue mich, dass sie am von meinem Verein ausgerichteten Marathon anlässlich der Jahreshauptversammlung des 100 Marathon Clubs am 12. April in Waldbreitbach anzutreten gedenkt. Die Startnummer gibt’s verzugslos, die restliche Zeit bis zum Start kann ich also in Ruhe vertrödeln. Wenige Minuten bevor es losgeht, wage ich mich fröstelnd ins Freie und sehe den startenden Fünfern und Zehnern zu, die sich eine bzw. zwei der 5 km-Runde gönnen. Um 10:15 Uhr starten auch wir, also alle über die 21 bzw. 42 km, ob in der Staffel oder alleine.
Zunächst begeben wir uns auf die 1,1 bzw. 2,2 km lange Auftaktrunde ums Karree und sind schon bald wieder am Beginn, wo ich die erste meiner acht 5 km-Runden in Angriff nehme. Am Friedhof vorbei sind wir schon bald auf freiem Feld, auf dem sich der Wind heute erfreulicherweise in Grenzen hält. Links liegt der Nordpark, ein nettes Freizeitgelände zum Flanieren, Bummeln und Radfahren, wenn man nicht, wie wir gerade, etwas Besseres vorhat. Geschätzte anderthalb km geht es jetzt geradeaus bis zu einem Wendepunkt, der eine kurze Begegnungsstrecke beendet. Zurück zu unserem zu laufenden Rechteck wartet die einzige Steigung des Tages auf uns. Berggestählte werden sie kaum zur Kenntnis nehmen, ausgesprochene Flachlandtiroler verfluchen. Oben angekommen, bietet sich im Zurückblicken ein schönes Bild auf die bunte Läuferreihe.
Wir biegen links auf den parallel zur Venloer Straße verlaufenden, sicheren Radweg ab und damit quasi auf die Gegengerade. Nicht nur dieser Punkt ist von Helfern gut abgesichert. An dessen Ende leuchtet die Jet-Tankstelle, die in Joes und Dirks Gedächtnis für immer eingebrannt ist. Die beiden traten hier nämlich vor Jahren an, als der Lauf aufgrund starken Schneefalls und vom Schneepflug zugeschütteten Radwegs in der Aufstellung abgeblasen werden musste. Das hielt unsere Helden nicht vom Laufen ab, dummerweise gab es aber keine Verpflegungsstelle. Die Tankstelle jedoch hatte geöffnet und isotonische Getränke im Angebot, die die Rettung bedeuteten. Na ja, diese Rettung wiederholte sich auf den folgenden Runden, was die Herren am Ende gehörig aus der Bahn warf.
Ich brauche die Tanke heute nicht, biege unmittelbar davor links ab, verliere wieder sämtliche Höhenmeter und habe dann die ersten 7,2 km im Sack. Durch einen Grünstreifen vom Zielbogen getrennt liegt zuerst der Verpflegungspunkt für die Normalos, dahinter der spezielle für die Helden der Langstrecke. Dort bietet man uns Wasser und Tee (warm), Cola, Frikadellen, Bananen und Riegel, wenn ich richtig aufgepasst habe. Halt, die Salzbrezeln habe ich vergessen. Gut sind die Mehrwegbecher, doof die Läufer, die es nicht schaffen, diese in die große Tonne zu werfen und sie stattdessen auf den nächsten paar hundert Metern verteilen. Was insofern nicht nachvollziehbar ist, weil die dicken Plastikbecher ohnehin nicht zu Schnabeltassen zusammenzudrücken sind und mit den vollen, dicken Bechern kann man nicht laufen.
Die Strecke ist gut belebt, insgesamt sollen sich 1.400 Aktive beteiligt haben, die sich natürlich nach und nach von der Piste verabschieden. Trotzdem wird es mir nicht langweilig. Etliche sehr schnelle Staffeln sind von den lokalen Leistungsclubs unterwegs, deren Teilnehmer mit atemberaubender Geschwindigkeit an mir vorbeirauschen. Ich muss es altersgerecht gemütlich angehen lassen. Halbzeit ist bei 2:16 Std., 5:00 Std. darf ich max. brauchen. Der Zielschluss war übrigens bis vor nicht allzu langer Zeit noch auf 4:30 Std. begrenzt. Mit der Verlängerung um eine halbe Stunde wirbt der Ausrichter, attraktiv für Marathonsammler zu sein. Für mich reicht's zwar in der Tat noch, für viele Helden des 100 MC aber nicht. Wer 50, 70, 100 oder noch mehr Marathons im Jahr läuft und häufig auch noch älter ist als ich, kommt mit 5 Std. nicht mehr parat. Kein Wunder, dass die Altersklassen über W bzw. M65 unbesetzt sind.
Ich laufe weiter schön gleichmäßig meine Runden, was mich besonders freut, da mein letzter Marathon bereits Anfang Dezember stattfand und ich seitdem nur wenige Läufe von 21 km absolviert habe, jedoch keine darüber. Auf den letzten beiden km kann ich nochmal Gas geben, um kein Problem mit den 4:30 zu bekommen, und habe nach 4:26 Std. fertig. Im Ziel wird wie immer noch gefachsimpelt und jede Menge Läuferlatein ausgetauscht. Zufrieden nach dieser eher meditativen Veranstaltung fahre ich wieder heim und vermute, in Anbetracht der dünnen Angebotslage im Januar nicht zum letzten Mal hier gewesen zu sein.
Streckenbeschreibung:
Durchgehend befestigte, gut zu belaufende, aber stark windanfällige 5 km-Runde mit 2,2 km Anlauf und insgesamt 103 Höhenmetern.
Zielzeit:
5:00 Std. (!)
Startgebühr:
38 € für den Einzelstart.
Logistik:
Sehr viele Toiletten in der Schule, Umkleiden und warme Duschen in der benachbarten Sporthalle. Näher beieinander und besser geht’s nicht.
Weitere Veranstaltung:
Einzel- und Staffelmarathon (auch eine spezielle Jugendwertung), Einzel- und Staffelhalbmarathon, 10 und 5 km.
Auszeichnung:
Medaille und Online-Urkunde für alle, Sachpreise für die jeweils drei erstplazierten Frauen und Männer.
Verpflegung:
Nach jeder Runde Wasser und Tee (warm), Cola, Frikadellen, Bananen, Salzbrezeln und Riegel. Getränke und Obst im Ziel.
Zuschauer:
Nur im Start-/Zielbereich.