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Laufberichte

In the heat of the night

23.05.09
Autor: Klaus Duwe

24.000 Einwohner hat der Ferienort an der Adria, den  jährlich 4,5 Millionen Urlauber bevölkern.  Besonders bei den Deutschen ist Jesolo beliebt, obwohl mittlerweile die Österreicher deutlich sicht- und hörbar in der Überzahl sind. Statt Warsteiner und Bitburger gibt es Stiegl und Zipfer. An mancher Hotelrezeption sind die Hinweisschilder inzwischen auch in Russisch. Ach ja, Italiener trifft man auch. Besonders am Wochenende bereichern sie mit ihren Familien das Straßen- und Strandbild.

Ende Mai/Anfang Juni ist eine ideale Zeit für einen Kurzurlaub in Jesolo. Es ist warm, aber meist noch nicht zu sehr, es ist belebt, aber noch nicht voll. Und es ist Marathon …

Zum dritten Mal findet der Nightmarathon bereits statt. Aber obwohl der Ferienort in der Marathonhochburg Deutschland so beliebt ist, die Marathonis haben ihn noch nicht entdeckt. Es sind zwar deutlich mehr Deutsche als zuvor am Start, aber von einer Quote wie zum Beispiel bei den Schweizer Bergmarathons können die Verantwortlichen nur träumen. Dabei ist Jesolo auch sonst ein Paradies für Läufer. Die ewig lange Strandpromenade wird besonders in den Morgenstunden von Joggern und Walkern bevölkert und der feinsandige Strand fordert zu einem Barfußtraining regelrecht auf. Das Bad danach im Meer ist einfach genial.

Im Touristikzentrum gibt es eine kleine Messe. Zusammen mit den Startunterlagen bekommt man eine reich gefüllte und in mehreren Farben verfügbare Umhängetasche mit dem Veranstaltungslogo. Die obligatorische Pasta (all you can eat) gibt es auf einer Terrasse.

Wolfgang Schwabe hat an allen Marathons in Jesolo teilgenommen und weiß, dass bisher keiner wie der andere war. Auch diesmal wird der Startort geändert. Er ist weit draußen in Lio Grando, einem kleinen Nest an der Lagune, das noch nicht einmal im allwissenden Wikipedia verzeichnet ist. Shuttlebusse bringen die Läuferinnen und Läufer dort hin und setzen sie in der Ortsmitte ab. Verloren schaue ich mich um und sehe ein Restaurant (geschlossen), ein überdimensioniertes Geschäftszentrum (offensichtlich seit Jahren im Rohbau) und ein großes Hotel (demnächst eine Ruine). Obwohl man keinen Menschen sieht, muss der Ort bewohnt sein. Auf dem einen oder anderen Balkon sieht man zum Trocknen aufgehängte Wäsche. Auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen komme ich zum Hafen, wo tatsächlich gearbeitet wird. Der Startbogen nimmt mir die letzten Zweifel: Hier bin ich richtig.

Der Platz ist wunderschön. Man kann im Grünen sitzen und hinüber nach Venedig schauen. Aber man hält es nicht lange aus, es ist zu heiß. Als immer mehr Busse immer mehr Leute herankarren, erkennt der Wirt endlich seine Chance und öffnet sein Ristorante. So schnell wie verlangt, kann er kaum die Wasserflaschen reichen und die Espressi brühen. Damit es einfach zu  rechnen ist, kostet alles 1 EUR. Ich wette mal, in den letzten 20 Jahren hat er ein solches Geschäft nicht gemacht. Und wenn die Veranstalter den Startplatz nächstes Jahr wieder verlegen, wird es auch dabei bleiben.

Endlich rückt der Uhrzeiger der 8 entgegen. Aber nix da, der Start muss verschoben werden. Es seien noch 200 Läufer in den Bussen unterwegs. Das Leben ist ungerecht. Die, die seit Stunden sich in der Hitze langweilen, müssen jetzt auf die warten, die auf den letzten Drücker zu den Bussen eilen. Ich denke an die Kollegen, die letztes Wochenende beim Karstadt Marathon 45 Minuten im Regen standen und will nicht meckern. Es dauert auch nur etwas mehr als 10 Minuten, dann geht es los.


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Informationen: NightMarathon
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