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Laufberichte

Aufschwung in Messina

25.04.10

Wir laufen nun den schönsten Teil der Strecke. In Ganzirri geht es links entlang eines schönen Sees und wenig später folgt ein zweiter kleinerer See. Den großen Turm am Stretto di Messina, so nennt man die Meerenge, sehen wir schon einige Zeit. Er kommt langsam näher. Wird auch Zeit, bei KM 28 sind ja erst zwei Drittel des Marathons  geschafft.

Am Capo Peloro stoßen wir auf das Mittelmeer nördlich von Sizilien. Gerne würde ich in die Wellen eintauchen. Doch die See ist recht unruhig und ich hab noch ein letztes Drittel der Strecke vor mir. Hier ist es auch ziemlich windig, aber ab dem Turm hab ich ja Rückenwind.

Frischer Fisch und Mata

Der Turm am Capo Peloro ist mächtig hoch, so hoch, dass er nicht aufs Foto passt. So laufe ich weiter durch ein kleines Fischerdorf und genieße die Einsamkeit des Läufers mit Blick aufs nun links liegende Meer. Wie im letzten Jahr muss ich bei den Fischläden stoppen. Ach, was gibt es hier nicht alles an Köstlichkeiten. Ich gehe wieder hinein und schaue mir den Fisch und die Muscheln an. Aber es muss beim Anschauen bleiben.

Der Blick hinüber nach Kalabrien fasziniert unvermindert und mir fällt wieder Homer und die Geschichte mit den Seeungeheuern Skylla und  Charybdis ein. Aber darüber hab ich schon 2009 berichtet.

Ich muss nun angesichts der steigenden Temperaturen unter der Sonne Siziliens an ein kühles Bier denken. Das in Messina gebraute bleifreie Birra heißt Mata. Dazu fällt mir die Geschichte von Mata und Hassan Ibn Haman vom Ende des 10. Jahrhunderts ein. Hassan war Sarazene und in die schöne Mata verliebt. Mata war Christin und wies Hassan ab, sie wollte keinen Moslem zum Mann. Hassan verschonte Mata zuliebe Messina vor der Zerstörung, konvertierte zum Christentum und nannte sich fortan Grifone. Seiner Heirat mit Mata stand nun nichts mehr im Wege.

Zu Ehren von Mata und Grifone feiern die Bewohner Messinas jedes Jahr am 13. und 14. August ein großes Fest und ihre Geschichte ist auf jeden Flasche Mata zu lesen.

Wiedersehen mit Salvatore

Entlang der schönen Küste geht es zurück Richtung Ganzirri. Kurz vor Ganzirri treffe ich auf Willem, der sich tapfer zum Capo Peloro bewegt. Er hat noch eine längere Strecke vor sich.

Den ersten See nunmehr zur Rechten komme ich am Restaurant Da Anselmo vorbei. Hier wartet Salvatore und begrüßt mich freudig. Wir waren am Feitagabend zusammen zu einem leckeren Fischessen im Da Anselmo. Salvatore steckt mir eine Wasserflasche in den Trinkrucksack und eine halbe Banane in den Mund. Grazie! Das hat gut getan. Seine Frau Andrea Maria läuft derweil ihren ersten Marathon und schafft ihn mit Bravour. Im Ziel treffe ich beide wieder.

Na also, geht doch

Jens, Fabio und Philipp habe ich zwischenzeitlich hinter mir gelassen. Die anderen Freunde haben sich mit dem Halben begnügt. Ich kämpfe nun mit dem inneren Schweinehund. Der macht mächtig Druck, mal ein Stück zu gehen. Er argumentiert, ich sei nur eine Woche nach dem Marathon in Neapel müde und erschöpft und bräuchte eine Pause. Ich ignoriere den Schweinehund und denke daran, dass ein Marathon im Kopf stattfindet. Der ist bei mir nun auch nicht mehr ganz frisch, bringt mich aber ohne Gehpause ziemlich gleichmäßig voran.

Zu Hilfe kommt mir der aufkommende Verkehr und eine kurzer Nieselregen nach KM 34. Wieder in Messina angekommen, sind plötzlich Autos direkt vor uns auf der Strecke. Ein Fahrzeug will unmittelbar vor mir von rechts nach links. Ein energisches Brüllen meinerseits verschafft mir notwendiges Adrenalin und hält den Weg frei. Ich bin froh, wieder auf den Straßenbahngleisen laufen zu  können. Hier fahren wenigstens keine Autos. Die stauen sich aber jeweils zweispurig links und rechts und stinken.

 
 

Informationen: Messina Marathon
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