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Laufberichte

Unterwegs auf dem Urdonautalsteig/Nordschleife

 

Vor zwei Wochen habe ich euch einiges zum Urdonautalsteig berichtet. Jetzt juckt es bei mir schon wieder in den Füßen,  die Nordschleife fehlt mir noch mit gut 20 Kilometer vom Abzweig Ellenbrunn nach Dollnstein. Dollnstein, da war doch was, denkt ihr. Ja, dort startete in den letzten Jahren der Altmühltrail, eine feine Laufveranstaltung im Oktober, die innerhalb kurzer Zeit ausgebucht war. Ob diese auch 2020  stattfinden wird, das müssen wir abwarten. Ein wenig Zeit haben wir ja noch.

Jetzt denkt ihr, der Anton läuft nur die 20 Kilometer? Nein, das ist mir doch zu kurz, ich muss ja auch wieder zu meinem Startort zurückkommen. Also plane ich, den gleichen Weg auch noch retour zu laufen. Beim Fichtelgebirgsmarathon (der ist leider auch heuer gecancelt) kommt man auf diese Art auch auf die Marathondistanz. 21 hin und 21 zurück, ganz einfach.

Das Höhendiagramm schaut beeindruckend aus, längere flache Abschnitte? Fehlanzeige. Ich rechne mit einem höheren Zeitbedarf als auf der Südschleife. Auch wird der Streckenuntergrund, zumindest im mittleren Teil, Crosscharakter aufweisen. Ich bin gespannt.

Auf der Straße in Richtung Gammersfeld vor dem Waldrand kann man eine Bank sehen, das ist mein Startort. Viel Platz zum Parken ist da zwar nicht, aber es ist ja nichts los. Zur Not kann man sich auch in Ellenbrunn einen Platz fürs Gefährt suchen. Ellenbrunn gehört noch zum Markt Rennertshofen und liegt von diesem rund sechs Kilometer entfernt. Die katholische Kirche St. Martin dominiert das Kirchendorf mit gut 60 Einwohnern.

 

 

Kühl ist es noch mit zehn Grad, als ich aus dem Auto aussteige und kurz überlege, ob ich eine Jacke mitnehmen soll. Doch am Himmel ist keine Wolke und es wird bestimmt bald wärmer werden. Um 09.05 Uhr starte ich die Lauf-App, die mir später die Weglänge und die Zeit nachweisen wird. 50 Meter nach dem Parkplatz zweigt die Schleife nach Dollnstein rechts ab. 5,3 Kilometer zeigt der Wegweiser nach Wellheim, dem ersten Zwischenziel. Und die kosten schon erste Körner. Denn nach wenigen Metern steigt der Grasweg an. Zwar kann ich noch laufen, aber im Wald wird es steiler, ich muss gehen. Dort muss ich schon die Karte zum ersten Mal herausziehen, die Laufrichtung ist nicht ganz eindeutig. Auf dem Hauptweg bleiben, der nach links ansteigend verläuft, oder geradeaus flach, wo der Weg beinahe eingewachsen ist. Ich entschließe mich für die gerade Richtung, das ist dann richtig, und finde nach einigen Metern eine weitere Markierung.

Immer weiter führt der Weg nach oben, nur einmal auf halber Strecke muss ich mich nochmals orientieren, dann laufe ich aus dem Wald hinaus auf Felder. An einem markanten Feldkreuz in unmittelbarer Nähe von Gammersfeld erreicht der Steig seine höchste Erhebung mit 525 Meter über NN. Gut 120 Höhenmeter habe ich mich auf den ersten drei Kilometern erarbeiten müssen.

Gammersfeld mit knapp 200 Bewohnern ist zu sehen, es liegt auf einer Hochfläche und ist fast von allen Seiten mit Wald umgeben. Die katholische Kirche St. Leonhard wurde in der jetzigen Form im 18. Jahrhundert im Barockstil erbaut. Eine Besichtigung des Ortes scheidet aus, denn ich umlaufe die Ansiedelung fast zur Hälfte, immer am Wald entlang. Teilweise ist der Untergrund gut befestigt, später laufe ich auf Graswegen mit entsprechend viel Tau. Die Füße werden feucht, ich fluche bereits.

 

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Urdonautalsteig Nordschleife Kurzinfo:

Start/Ziel: Abzweig Ellenbrunn, an der Staatsstraße nach Gammersfeld
Strecke: Zubringer nach Dollnstein und zurück
Distanz: 42,4 Kilometer
Höhenunterschied: ca. 1000 Meter
Untergrund: 5 % Asphalt; der Rest zur Hälfte Feld- und Waldwege und Trailpassagen

Laufzeit: 7 Stunden (ohne Pausen)

Weitere Info unter www.urdonautalsteig.de

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Ein kurzes Wegstück geht auf einem abgeräumten Waldweg dahin, der sinnigerweise Pionierweg heißt. Wahrscheinlich müssen die nun für einen Wegebau verpflichtet werden, denn es geht rustikal dahin. Dann gelange ich an einem Aussichtspunkt mit einem fantastischen Panorama auf das hier breite Urdonautal. Nach Osten ist der Blick frei auf den Verlauf der Schutter, die in paar Kilometer Entfernung am Schuttertor vor Urzeiten die harten Felsen durchbrochen hat. Geradeaus sehe ich den Galgenberg, um den werde ich später laufen.  Im Norden liegt der Dohlenfelsen, auch der steht noch auf dem Programm. Wer den prächtigen Ausblick genießen will, nimmt den Umweg von 100 Metern mit, denn es lohnt sich, ein paar Augenblicke zu verweilen.

Nur ein paar Meter weiter muss ich ein Hindernis umgehen, der vergangene Wind hat zwei dürre Bäume auf den Weg geworfen, vielleicht sind sie im Wurzelbereich verfault und umgefallen, so schaut es fast aus. Dann geht der Steig zur Kreuzelbergkapelle, die auf einem Felssporn nach dem Dreißigjährigen Krieg von den Wellheimern errichtet wurde. Zum Dank, dass die Schweden hier vorbeigezogen sind und die Bevölkerung unbehelligt gelassen haben. Ich gehe die unbehauenen Stufen hinauf und will mir das kleine Gotteshaus anschauen. Doch leider ist es zugesperrt. Auch hier ist der Ausblick exzellent.

Nun geht es auf einem schmalen Weg mit Stufen unterschiedlicher Höhe nach Wellheim hinunter. Linkerhand sehe ich einen Kreuzweg mit seinen 14 Stationen. Das ganze Jahr ist hier Stille, außer am Karfreitag früh. Denn an diesem Tag führt der Pfarrer eine Prozession zur Kapelle an. Unter den Gottesdienstbesuchern sind dann viele Jüngere, die eher den Kunstgenuss in der Kapelle suchen. Die Bilder der Kreuzwegstationen sind eingehaust. Zum Anschauen muss man eine Sicherung umlegen und die Türchen nach vorne klappen. Merkwürdig auch, dass im 19. Jahrhundert der Raubmörder Ferdinand Gumpp aus dem Donaumoos hier Zuflucht gesucht hat. Das Moos war schon immer eine gefährliche Gegend: Zu meiner Jugendzeit konnte man sich schon mal eine Backpfeife einfangen, wenn man sich in deren Gegend herumgetrieben hat. Das Volksfest in der Donaumoosmetropole sorgt noch heute für einen gesteigerten Polizeieinsatz.

Ich komme unten in Wellheim direkt am Friedhof an. Hier finden wir als Grabsteine nur Holzkreuze, an einer Bank könnte man ausruhen. Gleich neben dem Friedhof sehe ich die Kirche St. Andreas, die derzeit eingerüstet ist und saniert wird. Teile des Gotteshauses stammen aus dem 11. Jahrhundert. Durch ein Torhaus (darin ist das Heimatmuseum) laufe ich in die Ortsmitte.  An einem Supermarkt könnte man sich verpflegen, damit will ich aber noch ein wenig warten.

Knapp 3000 Einwohner hat der Markt Wellheim, der genau in der Mitte des Trockentals liegt. „Wöiha“ sagt der Einheimische zu seinem Heimatort.  Da tue sogar ich mich schon schwer, die Leute zu verstehen, obwohl mein Heimatort gerade mal 20 Kilometer entfernt ist. Auf der anderen Seite von Wellheim geht es über Treppen wieder steil hinauf und auf dem Harder Schulweg hinaus. Und das ist richtig geschrieben. Zwar fordert der Pfad dann auch Härte vom Läufer, aber der Weg führt in Verlängerung zum Ortsteil Hard (mit weichem d am Ende), das auch auf einer Hochfläche liegt.

Auf den nächsten fünf Kilometern umlaufe ich den Galgenberg, an dem entspringt die Schutter. Der Untergrund würde einen Trailläufer juchzen lassen. Wurzeln, Steine, auf und nieder, laufende Abwechslung, bei feuchter Witterung sind Trailschuhe ein Muss. Da muss man aufpassen und konzentriert laufen, sonst liegt man schneller am Boden als man schauen kann. Später geht ein Abzweig zur Alten Burg hoch, die auch Burg Adlerstein genannt wird. Sie liegt auf einem nach allen Seiten steil abfallenden Felsvorsprung. Oben kann ich an der Ruine noch einige Fensteröffnungen erkennen. Ich schaue mich kurz um und laufe bedächtig und konzentriert wieder hinunter.

 

 

Nach ein paar Metern machen sich einige junge Kletterer an einem Felsen zu schaffen: Ihr tägliches Workout.  Katzen gleich hangeln sie sich hinauf und hinunter. Trotzdem entdecken sie den alten Läufer und grüßen herüber.  Die Bergfexe haben offenbar auch Respekt vor einem, der mit Rucksack angetrabt kommt. Ein fröhliches „Grüß Gott“, dann geht jeder wieder seinem Hobby nach. Die Münchner und Aichaer Wand und die Fensterlwand sind beliebte Kletterareale. Ob man an der letzteren vorzugsweise das Fensterln trainiert, muss ich noch recherchieren.

Fast eine Stunde hat nun die Schleife um den Galgenberg gedauert, dann stehe ich vor dem 50 Meter hohen Dohlenfelsen, den viele Sportler aus nah und fern zum Klettern besuchen. Autokennzeichen aus Garmisch und Stuttgart sehe ich und ich höre auch Kommandos in fränkisch. So mir nichts dir nichts hier kraxeln geht überhaupt nicht, denn Leichtsinn hat schon Verletzte und auch Tote gefordert. Einige Marterln sind am Fuße des Felsens zu sehen. Ich biege kurz in den Ortskern von Konstein ab, wo ich ein kleines Geschäft für Kaffee und Kuchen finde. „Kunschdoa“ ist Ortsteil von Wellheim und hat auch eine lange Geschichte. Der Ort stammt wohl aus dem 12. Jahrhundert.

Ich verlasse wieder Konstein, steil hinauf und rustikal zieht sich der Pfad bis zur Josefskapelle. Der gefällige Rieder Weg kurz danach wird wieder lauffreundlicher. Auf Höhe der Wielandshöfe wechselt der Steig auf die andere Talseite. An der Staatstraße muss man halt die Augen offenhalten. Nur kurz laufe ich auf der früheren Eisenbahntrasse, die von Dollnstein nach Rennertshofen ging. Zu Bundeswehrzeiten wurde einmal das gefechtsmäßige Entladen der Schützenpanzer Marder geübt. Lang ist es her. Die Trasse wurde zurückgebaut und heute dient sie den Radtouristen und Skatern. Mit Höhenmetern brauchen die sich überhaupt nicht abgeben.

Auf der Westseite des Urdonautals verläuft nun der Steig im Naturreservat Beixenhart. Viele Laubbäume wie Linde, Ahorn, Ulme und Buche wachsen hier. Teilweise sind die Bäume fast 200 Jahre alt. Zahlreiche Felsen und Felsgruppen sind in dem 54 Hektar großen Reservat vorhanden. Ich habe jetzt nur leichte Wellen zu laufen, es ist relativ relaxt. Wer es anspruchsvoller möchte und entsprechende Erfahrung hat, kann den 2,4 Kilometer langen Jägersteig machen. Trittsicher und schwindelfrei muss man sein, nicht dass die Bergwacht einen holen muss. Das ist dann nicht mehr lustig.

Am Dollnsteiner Weiher wechselt der Steig nochmal die Seite des Tales. Am Weiher werde ich geschimpft von zwei Gänsen, als ich mich mit der Kamera anschleiche. Dann führt ein Weg auf einer Abfahrtspiste steilst bergan. Mit Treppen, später in Serpentinen hat die Obereichstätter Jugend den Steig zur Sonnenleite hinauf befestigt und angelegt. Den Benutzern wird ein sicherer Tritt und fester Halt gewünscht. Es gibt auch noch Sinnspüche wie „Lache das Leben an und es lacht dir zurück“. Ich glaub eher, die Strecke lacht mich aus, denn außer Atem und schweißüberströmt komme ich oben an. Der weite Blick zurück ins Trockental ist traumhaft.

Über Pfade verlieren wir langsam die vorher hart erarbeiteten Höhenmeter, der Ortsrand Dollnstein kommt näher. Knapp 3000 Einwohner hat der Markt. „Doischda“ sagt der Ureinwohner zu seiner Hoamat. An der Antoniuskapelle (aus dem 18. Jahrhundert) endet der Steig (oder hier beginnt er, je nachdem, wo der Wanderer einsteigt). Halbzeit und Mittag. Fast vier Stunden einschließlich Pausen bin ich unterwegs, bei knapp 22 Kilometern. Ich merke die gelaufenen Kilometer schon in den Beinen.

 

 

Der Bahnhof Dollnstein (es hält jeder Regionalzug) ist nur fünf Minuten Fußweg entfernt. Man kann also auch mit den Öffentlichen anreisen. In der Nähe befinden sich ein Supermarkt und eine Tankstelle und man kann sich mit Essen und Trinken versorgen. Ich mache Pause und lasse es mir gutgehen. Erst nach 45 Minuten mache ich mich wieder auf den Weg, jetzt aber in der entgegengesetzten Richtung.

Ich nehme keinen Umweg mehr und erreiche nach 42,4 Kilometer und 7,5 Stunden Laufzeit ziemlich fertig und durstig mein Auto.  Auf der Bank halte ich einen kurzen Power-Nap. Aufpassen muss man, damit man kein Ungeziefer mitnimmt. Ich klaube tatsächlich einige Zecken an den Beinen auf, die auf der Suche nach einer Andockstelle sind. So mag es den Führenden bei einem Traillauf gehen: Sie nehmen die Viecher dem gemeinen hinterherhechelnden Läufer weg.

4800 Kalorien habe ich verbrannt, wenn die App stimmt.  Das ist umgerechnet ein Kasten Bier. So bringe ich vielleicht ein wenig meines Übergewichtes weg. Dann stelle ich mir die Frage, was ich als nächstes erkunde: Der Altmühl-Panoramaweg, der auf 200 Kilometer von Gunzenhausen nach Kelheim führt, wäre eine Option. Schaun mer mal.

 

Fazit:

Jetzt kenne ich den Urdonausteig zur Gänze. Die Nordschleife ist schwieriger zu belaufen, der Kurs verläuft auf deutlich mehr Wanderpfaden mit Trailcharakter. Bis auf zwei, drei Stellen ist die Ausschilderung vorbildlich, auch wenn ich mich beim Rückweg verhaut habe. Das ist auf meine schwindende Konzentration zurückzuführen. Einkehrmöglichkeiten gibt es in Wellheim, Konstein und Dollnstein. Nichtsdestotrotz sollte man ein, zwei Riegel und genug zu Trinken mitführen. Viel Spass!

 

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