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Laufberichte

Tutte le strade portano a Roma

20.03.11

Warnhinweis: Die folgend verwandten lateinischen Weisheiten sind garantiert abgekupfert, hemmungslos geklaut, vollständig plagiiert und weitestgehend unbelegt. Einen tränenreichen Rücktritt im Stile meines obersten Ex-Chefs lehne ich ab.

Alle Wege führen nach Rom, dem Zentrum der antiken Welt. Selbstbewußt dokumentierten dies die damaligen Bewohner, indem sie auf dem Forum Romanum, dem antiken Zentrum des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens, einen „Goldenen Meilenstein“ (Milliarium Aureum) in Form einer sieben Meter hohen Säule aufstellten. Und behaupteten, von hier aus begännen alle Straßen der Welt bzw. führten dort hin. Wie dem letztlich auch sei, dieser Spruch ist noch heute in aller Munde, das diesjährige Motto und deshalb zudem der Titel meines Berichts über den zumindest optisch herausragendsten Stadtlauf, an dem ich je teilgenommen habe.

Endlich erfüllen Elke und ich uns den schon lange gehegten Wunsch und statten der ewigen Stadt erstmals einen Besuch ab. Se non ora, quando? Wenn nicht jetzt, wann dann? OK, das war jetzt (noch) italienisch… Was gibt es Schöneres, als Laufen und Besichtigung so perfetto zu kombinieren? Schon am Donnerstagabend reisen wir an und bleiben bis Dienstagabend, um auch ohne Startnummer und unverschwitzt in aller Gemütsruhe die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten anschauen zu können.

Am Flughafen Fiumicino kommen wir um 20.30 Uhr an und müssen erst einmal eine Dreiviertelstunde auf die Gepäckausgabe warten („Isse normale!“), finden dann aber rasch den Leonardo-Express (Bahn), der uns zügig zum Hauptbahnhof Roma Termini bringen soll. Dafür jedoch braucht man eine Fahrkarte. Horden von Touris umlagern alle 6 (sechs) Automaten, die sich unisono weigern, ebensolche zum Hauptbahnhof auszudrucken. Entnervt lösen wir nach über einer halben Stunde vergeblichen Versuchens dann irgendetwas, um überhaupt eine zu haben. Wenigstens die Laufgruppe des VfL Ahaus, die mit dreizehn Läuferinnen und Läufern mit uns von Düsseldorf gekommen ist, verbreitet unter ihrem „Pressesprecher“ Matthias Engels noch gute Laune und wird daher mit einem Gruppenfoto belohnt.

Mittlerweile ist es weit nach zehn und in der Bahn werden wir auch noch fast kontrolliert. Wenn der Schaffner nicht kurz vor uns kapituliert hätte, weil alle das gleiche Problem haben. OK, dann muss man ja nur noch die Metro A nehmen und ist schon fast im Hotel. Zur Metro durch den Hauptbahnhof ist es aber ein gefühlter Halbmarathon. Endlich angekommen stellen wir fest, dass die Linie A wochentags wegen Nachtbauarbeiten an der neuen Linie C ab 21 Uhr eingestellt wird. Klasse (Achtung: Das wird 2012 immer noch so sein!). Draußen schifft‘s zum Steinerweichen, deshalb nehmen wir uns ein Taxi. Die freundliche Hotelmanagerin (frau spricht perfekt Deutsch!) klärt uns dann auf, dass es, wenn wir es denn gewusst hätten, von der Ausstiegsstelle des Leonardo-Expresses durch einen Nebenausgang des Bahnhofs schlappe 300 m zum Hotel gewesen wären. Shit happens. Aber das Hotel ist nett, klein und mediterran, so fallen wir endlich weit nach Mitternacht erschöpft in den Schlaf der Gerechten. Essen wird durch stramme Haltung und ein gutes Frühstück am nächsten Morgen ersetzt.

 

Emas non quod opus est, sed quod necesse est; quod non opus est, asse carum est!

 

Kaufe nicht, was Du gebrauchen kannst, sondern was Du dringend brauchst; was Du nicht brauchst, ist schon für einen Heller zu teuer bezahlt!

Mit diesem guten Vorsatz versehen, wagen wir uns am Freitag in der Frühe auf die Marathonmesse, die im Palazzo dei Congressi  stattfindet. Dieser befindet sich leider nicht in der Innenstadt, ist aber mit der Linie B der Metro in südlicher Richtung gut erreichbar (Richtung Laurentina, an der vorletzten Station „EUR Fermi“ aussteigen) und von Donnerstag bis Samstag jeweils zwischen 10 und 20 Uhr geöffnet. Nette Hilfskräfte weisen den Weg, sogar mit einem Kartenausschnitt.

Dem monumentalen Gebäude sieht man stilistisch die Planung in faschistischer Zeit an: 1938 für die ausgefallene Weltausstellung 1942 begonnen, wurde es erst 1954 fertiggestellt. Ohne auch nur den geringsten Bezug zu den braunen Brüdern zu haben muß ich zugeben, daß ich auf diese Art Monumentalarchitektur stehe. Der Freitagmorgen ist für die Abholung der Startunterlagen ideal. Ruckzuck habe ich alles, was mir zusteht. Danach bemerken wir erschrocken, dass wir leider vergessen haben, Kreditkarte und Bargeld zuhause zu lassen und so nimmt das Schicksal unvermeidlich seinen Lauf.

Der Lauf in Rom ist vergleichsweise billig: Rechtzeitig angemeldet, erhält man für 40 Mäuse nicht nur den Start mit allem, was unmittelbar dazugehört, sondern auch ein sehr schönes Shirt (leider nur aus Baumwolle) und einen prächtigen Rucksack zum Angeben bei den nächsten Läufen sowie zwei Flaschen Getränke. Mir fallen da sehr schnell etliche große Veranstaltungen in Deutschland ein, die für sehr viel mehr Geld sehr viel weniger bieten. Freitags und samstags kann man sich übrigens für schlappe 3 € im 1. Stock des Palazzo dei Congressi den Bauch voll Pasta schlagen. Optimales Preis-/Leistungs-Verhältnis, da wäre der deutsche Beamte auch direkt dabei gewesen, hätte man sich darauf verlassen können, dass die Essenausgabe, wie angekündigt, um 11 Uhr beginnt. So dauert’s halt eine Stunde länger – isse normale – und wir kratzen die Kurve in Richtung Stadt.

Ich habe übrigens die Startnummer 354 und die weist mich völlig zurecht dem Startbereich A (Elite) unmittelbar hinter den schwarzen Gazellen zu. Da staunt Ihr aber! Weiß der Geier, wie ich zu dieser Ehre gekommen bin, aber die Nummer garantiert jede Menge beeindruckte Blicke am Start.

Den restlichen Freitag und den Samstag nutzen wir zur ausgiebigen Besichtigung vieler Sehenswürdigkeiten inkl. einer Stadtrundfahrt im Cabrio-Bus. Am Samstag treffen wir uns noch mit Margot und Klaus Duwe an der Spanischen Treppe und besprechen die Einzelheiten für den morgigen Sonntag. Klaus lässt den Chef raushängen, will von außen „nur“ fotografieren und ich ach so Armer muss laufen. Es ist schon ein hartes Brot, das man in diesem Verein isst! Das Wetter ist während unseres gesamten Aufenthalts übrigens prima: überwiegend trocken, meistens sonnig und zwischen 15 und 19° mild/warm. Ohne Sonne ist es aber schnell frisch.

 

Impavidi progrediamur


Unverzagt wollen wir vorwärts schreiten.

Sonntagfrüh machen Elke und ich uns 20 Minuten gemütlich zu Fuß auf den Weg zum Start am Kolosseum, dem größten geschlossenen Bau der römischen Antike. Beeindruckend ist das, was nach fast 2.000 Jahren und trotz zeitweiser Nutzung als Steinbruch heute immer noch steht. Dem Geschichtsschreiber Cassius Dio zufolge wurde es im Jahr 80 mit hunderttägigen Spielen unter anderem mit Gladiatorenkämpfen, nachgestellten Seeschlachten und Tierhetzen, bei denen 5000 Tiere in der Arena getötet wurden, eröffnet.

 
 

Informationen: Maratona di Roma
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