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Laufberichte

Grande Cuisine d ´Alsace

21.06.09
Autor: Joe Kelbel

Fabienne hatte mehr zu bieten als die  deutschen  Mädchen: sie war Verkäuferin in der Delikatessenabteilung von Carrefour. Als 17jähriger Tramper sah ich wohl sehr verhungert aus, und so brachte mir Fabienne in wenigen Tagen in der Belegschaftsküche von Carrefour viel über Frankreich bei:

Die Eßkultur Frankreichs basiert in erster Linie auf dem französischen Adel. Das Wort Restaurant heißt übersetzt „wiederherstellen, stärken“ und bezeichnete nach der französischen Revolution den Ort, wo auch einfache Bürger in den Genuß hochwertiger, „adliger“ Speisen gelangen konnten. Im übrigen Europa saß man zu dieser Zeit noch an langen, groben Tischen im Gasthaus und legte mehr Wert auf Wein, Weib und Gesang.

Als Gegenleistung zu dieser allumfassenden Aufklärung räumte ich tagsüber die Regale bei Carrefour ein, und abends rauchten wir zwei einfachen Bürger dicke Mais Gitanes, tranken süßen Sancerre und plünderten heimlich die Auslagen.

Die Delikatessen werden seit 1989 statt von  Carrefour von der Unternehmensgruppe Cora direkt vertrieben. Cora ist mittlerweile groß, riesengroß, gehört zur belgischen Group Delhaize, und ist ein Traum von Schlemmerpalast.

Cora ist der Hauptsponsor des Marthon Vignoble d`Alsace, des Weinbergmarathons. Auf 42 Kilometern sind 12 „gastronomische Verpflegungsstellen“. Ich muß also nicht mehr zu Fabienne in die Belegschaftsküche um  Frankreich zu genießen, ich muss nur durchschnittlich 3,5 km laufen um in den Genuß  zu gelangen.

Der Franzose, bzw hier beim Marathon der Elsäßer, definiert sich und präsentiert sich also durch die Darreichung edler Speisen und Getränke, wodurch dem Gast das Gefühl gegeben wird, gleichberechtigt in einer edlen Gemeinschaft zu sein. Diese Gedanken schicke ich vorweg, damit der deutsche Leser nicht den Eindruck einer „all- you-can-eat“ Veranstaltung gewinnt.

Der Marathon findet  in Molsheim, westlich von Straßburg statt. Start ist auf dem Gelände des Hypermarché Cora. Nicht weit von hier ist das Familiengrab der (ursprünglich italienischen) Familie Bugatti. Von 1909 bis 1963 wurden die legendären Sportwagen hier gebaut. Heutzutage gehören originale Wagen von Ettore Bugatti zu den weltweit begehrtesten Autos, und sie erzielen Preise bis zu 10 Milionen Euro. 1998 kaufte VW die Markenrechte und baut hier in Molsheim den Bugatti Veyron 16.4.

An der  Marathonstrecke sind anläßlich des diesjährigen 100jährigen Geburtstags der Marke Bugatti bei jedem Kilometer einer der  teuren Originalwagen zu entdecken.

Wir werden 17 elsäßische Orte durchlaufen. In jedem Ort gibt es Musik und jede Menge Trubel.

Speise- und Getränkekarte:

Km 2,5: Sylvaner und Brezel
Km 5:  Pinot Blanc und Gugelhupf
Km 9,5  Riesling und  Laugengebäck und Sauerkraut
Km 14 : Flammkuchen und Rosé
Km 18:  Pinot Noir und gegrillte Würstchen
Km 21: Pinot Gris  (Grauburgunder) und Confiture-Stollen
Km 26 Pinot Noir und Pastete nach Großmutterart
Km 29  Riesling und Würstchen  und Schnecken
Km 31 Münsterkäse und Gewürztraminer
Km 37 Pastete in der Kruste und Pinot Gris
Km 39 Gewürzbrot und Muscatwein
Km 41,5 Crémant und Keks-Konfekt

Zusätzlich gibt es noch 7 „normale“ Verpflegungspunkte mit Sportlernahrung, wie wir sie kennen, und 9 „Schwammstationen“. Dazwischen gab es aber hier und da noch einen Weinstand oder eine Colastation oder noch eine Wasserstation oder noch Keks oder...oder...oder....

Kirschen! Kirschen und Himbeeren, kiloweise, hingen über der Laufstrecke ! Das hat mich auch nochmal 30 Minuten gekostet!

Aber zuerst der Vorabend:

Der Campingplatz (4€/Person) liegt direkt neben dem Marathon Village und dem Ziel. Das Zelt baut man nach dem Lauf ab. Brigitte, Sascha und ich gleich in die Tigerklamotten (Verkleidung ist ausdrücklich erwünscht !)  und ab auf die Marathonmesse. Und total baff: Super Trinkrucksack und Gutschein für ein komplettes Menü am Vorabend und komplettes Menü nach dem Lauf. Jeweils Vorspeise, Hauptspeise, Dessert und Wein oder Bier.

Es dauert nicht lange und die Ersten tanzen auf den Tischen, nicht wir! Ich sagte die Ersten! Der Crémant ist ein Hit und die Musik auch! Bis tief in die Nacht geht die Party, doch wir sind ja soooo vernünfig  und gehen lieber frühzeitig zurück zum Campingplatz.

Vor dem Start:

Vom Marathonvillage gehen zahlreiche Shuttlebusse zum 2 Kilometer entfernten Parkplatz des Cora-Marktes, wo der Start stattfindet. Wer mag, der  geht zu Fuß oder nimmt das eigene Auto. Dort beim Cora liegen die Startnummern, die nicht am Vorabend abgeholt wurden. Alles sehr entspannt. Doch es gab einige Franzosen, die kamen zu spät. Kein Problem: Die erste Matte, an der der kostenlos ausgeliehene Chip registriert wird, ist bei km 21,1 .

Es macht Riesengaudi all die kostümierten Läufer zu fotografieren...doch leider sieht man die meisten nicht mehr wieder auf der Strecke.

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Informationen: Marathon du Vignoble d'Alsace
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