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Laufberichte

In Kaufmannshafen

 

1985 war ich mit meinem Schulfreund Erich und meiner ehemaligen Verlobten Evi zum ersten Mal in Kopenhagen. Derzeit studiert seine ältere Tochter hier, Evi und ich steuern auf unsere Perlenhochzeit zu. Kinder, wie die Zeit vergeht! Ein, zugegeben recht schönes, Tüteneis im Tivoli kostete damals umgerechnet schockierende ATS 30,- (= € 2,18). Das war das 6-fache verglichen mit einem Speiseeis beim Eiskönig auf der Linzer Landstraße. Besonders günstig ist Kopenhagen immer noch nicht.

Freitag früh: Zu zehnt entern wir das Flugzeug in Linz, am Vormittag sind wir in Kopenhagen. Sieben von uns werden den Marathon laufen.  Aus 14min mit dem Zug vom Flughafen zum Hauptbahnhof wird mangels defekter Signalanlagen eine beinahe 1-stündige Busfahrt in einem hoffnungslos überfüllten Fahrzeug. Da sehen wir wenigstens gleich einmal etwas von der Stadt. Die Trasse der Eisenbahn ist nämlich tiefer gelegt, da sieht man maximal Böschungen, wie wir auf der Heimfahrt festgestellt haben.

Ansonsten ist Dänemarks Hauptstadt angenehm überschaubar. Die Abholung der Startnummern ist etwas außerhalb der Innenstadt beim Stadion. Gar nicht so weit weg von der Österreichischen Botschaft, der wir Dank Kurts Initiative zuvor einen informativen und unterhaltsamen Besuch abstatten.

 

 

Die Marathonmesse findet am Gelände des Østerbro Stadions statt. Hier hat man reichlich Platz. Viele Ausrüster und Marathonveranstalter präsentieren sich, Parkplatz für Fahrräder gibt es genug. Der München-Marathon macht mit Dirndln auf sich aufmerksam, Wolfsburg setzt auf VW. Okay, das überrascht jetzt niemanden. Auf einem mehrere Meter langen Banner sind die Namen der Teilnehmer aufgelistet, zur Abwechslung alphabetisch nach dem Vornamen gereiht.

Der Samstag gehört der Stadtbesichtigung. Mit der kleinen Meerjungfrau hat Kopenhagen vermutlich das kleinste Wahrzeichen. 1,25m ist diese Skulptur der „Lille Havfrue“ nur hoch. Finanziert hat sie der Gründer der Carlsberg-Brauerei Carl Jacobsen, erfunden der Dichter Hans Christian Andersen.

Beim im Gegensatz dazu sehr großen, nahe gelegenen Gefionbrunnen kann man sich was wünschen. Wir werden im Laufe des Marathons knapp daran vorbeikommen. Auffallend viele große Baustellen mit hohen Bauzäunen stören das Straßenbild etwas, es wird an der U-Bahn gebaut.  

Die Sonne scheint und es ist noch recht kühl und windig, als wir kurz vor 9h am Sonntag das Hotel verlassen. Den H.C. Andersen Boulevard stadtauswärts, darauf werden wir in Kürze stadteinwärts laufen. Über die Langebrücke geht es in die Startaufstellung auf der Islands Brygge. Zwischen Fahrbahn und Ufer des Sydhavnen ist genug Platz für alle 9.383 Marathonstarter.

Da die Startnummern in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben wurden, wird es bei der  Abholung hinterher kein Anstellen geben. Eine mittelgroße Schiffsglocke darf man bimmeln, wenn man einen persönlichen Rekord gelaufen ist. Doch so weit sind wir noch nicht.

 

 

In der Startaufstellung gibt es für alle 10min Tempomacher. Den Startvorgang selber sehen wir dahinten auf einer großen Videowall. Knapp 9min vergehen, bis ich die Startlinie überquere, wegen der Sonne mit Schlauchtuch am Kopf. Nach 500m der erste Anstieg. In einer Schleife geht es rauf auf die Langebro, oben sieht man 1km weit nur Läufer vor sich. Ein schönes Bild. Runter, vorbei an der Carlsberg Glyptothek. Links beginnt der Tivoli, der Eintritt kostet am Freitag dkr 110,-  Um dieses Geld darf man den Vergnügungspark - 1843 eröffnet - aber nur besichtigen. Achterbahn fahren oder so etwas kostet extra. Vorgestern habe ich mir das gleiche Tüteneis gekauft wie 1985: Mit Schwedenbombe und Erdbeermark drüber, kostet aktuell dkr 45,- (= € 6,14). War es aber wert.

Gegenüber dem ehemaligen Haupteingang des Tivoli erwarten uns Fahnen schwingend Sieglinde, Monika und meine Frau. Evi übernimmt mein Schlauchtuch. Hier ein begehrtes Fotomotiv: eine große Bronzefigur des berühmten Dichters, unmittelbar am Rathaus (1905) mit dem 105,6m hohen Glockenturm. Ebenfalls am Rathausplatz das rostrote Palace Hotel mit seinem 65 m hohen Turm. Daneben das ehemalige Hotel Bristol, heute ist da u.a. ein Hard Rock Cafe drinnen.

 

 

Am Richshuset das viele Meter hohe Thermometer, oben mit vergoldeten Statuen die anzeigen, wie das Wetter werden wird. Ich bin erst bei km2 und komme mit dem Knipsen nicht mehr nach! Jetzt gibt es einmal kräftige Musik aus der Konserve, hier werden wir noch öfters vorbei kommen.

Es beginnt doch tatsächlich zu tröpfeln, aber nur für wenige Minuten. Dann bleibt es eine Weile bewölkt. Links ein Park, rechts eine Häuserzeile. Bei km3 werde ich beinahe von einer Passantin gerammt, die quer durch das Starterfeld läuft. Geradeaus geht es weiter zwischen Botanischem Garten und dem wunderbaren Schloss Rosenborg, dessen Turmspitzen ich noch erkennen kann.

Was mir auffällt: Alle laufen mehr oder weniger das gleiche Tempo, völlig entspannt. Die haben sich durchwegs nach ihrem Leistungsvermögen aufgestellt, sehr vernünftig. Ab und zu ein ganz Langsamer, der durchgereicht wird, aber das ist die Ausnahme. Und so vereinzelt stören sie ja nicht weiter.

Leicht erhöht steht links das Staatsmuseum, rechts die Zentrale der Dänischen Staatsbahn, gefolgt von einer stattlichen Anzahl gelber Reihenhäuser, ehemals Unterkünfte für Marineangehörige, heute eine begehrte Wohngegend. Nach einem Linksknick beim Oslo-Bahnhof geht es über die Eisenbahn. Runter, rechts in die Kristianiagade. Bei km5 die ersten Zwischenzeit und zuvor die erste Labestelle. Dort ist man hoffnungslos überfordert, es hat sich ein Stau gebildet. Ich trinke aus meiner Flasche, diese Labestelle lasse ich besser aus.

 

 

Flach geht es weiter, wir kurven durch eine Wohngegend, da und dort unterhält uns ein DJ mit Musik.  Km7, wir laufen am Østerbro Stadion vorbei. Durch eine Einfahrt sieht man einen Bogenschützen aus Bronze, der ist mir am Freitag schon aufgefallen. Geschaffen hat diese Skulptur vor gut 100 Jahren der Deutsche Ernst Moritz Geyger.

Am Triangel-Platz geht es nach rechts und plötzlich haben wir Gegenverkehr. Die auf der anderen Straßenseite sind bei km10, also 2,5km vor uns. Ich laufe auf die Telenor Power Zone zu.

Km8: Cheer Leader mit Pompons, Konfettiregen war da einmal, Musik, Streckensprecher und eine Labestelle mit dem Isogetränk High5, Orangen und Bananen. Wasser sowieso.

Durch den Park, Wiesen und Bäume, erst ein DJ, dann eine Hard-Rock Band auf einem Sattelaufleger, wenig später eine Schülerband – gar nicht schlecht! Wieder einmal werde ich von Läufern überholt, die eine behinderte Person vor sich herschieben. „Denn Sport ist für alle!“ steht auf ihren Shirts. Diese Läufer geben ihren Schützlingen auch zu trinken und wechseln sich ab. Die Sonne kommt raus.

Vor km11 wandelt sich das Bild: Die Øster Søgade wird links von einstöckigen Häusern gesäumt,  rechts von einer langen Reihe blühender Kastanienbäume am Ufer eines Sees, am Ufer vis-à-vis von der Sonne bestrahlte Häuserfassaden. Es sieht hier sehr nach Hamburg aus. Im Schatten der Bäume lagern Zuseher und feuern uns sitzend an: „Hep, Hep, Hep!“ Einmal ein „Heja“, das war gewiss eine Schwedin.

Mit Zurufen ist man sparsam hier, applaudiert wird eher und Schilder werden in die Höhe gehalten. Die konnte man sich von der Marathonmesse mitnehmen.

 

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