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Laufberichte

Traum von der großen weiten Welt

26.02.11

Wenn man Kiel hört, denkt man als erstes sicher an Handball oder die Kieler Woche. Beide Sportarten verbreiten internationales Flair. Die Gedanken schweifen ab in die ganze Welt. Im Schatten von Segeln und Handball hat sich seit über einem Jahrzehnt jedoch auch ein Marathonlauf etabliert. Grund genug für mich, mal einen Marathon in einer steifen Brise an der Waterkant zu erleben. Zumal sich dieser für mich mit einem Familienbesuch verbinden lässt.

Da Kiel nun mal nicht gerade bei mir vor der Haustür liegt, mache ich mich mit meiner Frau Silke mal wieder am Vortag auf den Weg in den hohen Norden. Dass hier heute der Marathon auf deutschem Boden stattfindet, haben wir übrigens den Preußen und Österreichern zu verdanken. Nachdem Schleswig-Holstein im Mittelalter mehrfach zwischen dem Deutschen Reich und Dänemark wechselte, fiel es im deutsch-dänischen Krieg von 1864 endgültig an Deutschland. Der hier im Landtag vertretene südschleswigsche Wählerverband erinnert an die wechselvolle Geschichte des Landes zwischen Nord- und Ostsee.

Am Samstagmorgen geht es frühzeitig zur Startnummernausgabe. Die Temperaturen sind der Jahreszeit angepasst. Zum Glück hat sich die Wettervorhersage in den letzten Tagen noch einmal dramatisch geändert, so dass wir zwar etwas durchgefroren, dafür aber trocken den Ostseekai erreichen. Hier, wo sonst die Passagiere für Kreuzfahrten einchecken , bekomme ich zügig meine Unterlagen. Der einzige Unterschied zu den sonstigen Reisenden besteht heute darin, dass mein Weg mich nicht über die Ostsee, sondern am Westufer der Kieler Förde entlang führt. 

Die Strecke führt über 4 Runden entlang des westlichen Teiles der Förde. Passt natürlich zum Marathon in Kiel, leitet sich der Stadtname doch vom Begriff „Stadt an der Förde“ ab. Aber bevor es auf die Strecke geht, genießen wir die Atmosphäre. In allen Disziplinen sind immerhin an die 2.000 Teilnehmer gemeldet, besonders Dänen und sogar Schweden sind zahlreich vertreten. Und Horst Preisler. Er absolviert heute seinen sage und schreibe 1.720. (Ultra)Marathon. Zu den Teilnehmern gehört übrigens auch der Weihnachtsmann. Kein Scherz, er ist wirklich so gemeldet. Na ja, bis Weihnachten sind es ja immerhin noch 10 Monate und irgendwie muss man sich ja fit halten.

Nachdem der Einmalchip für diese Veranstaltung gemäß Anweisung leicht und schnell am Schuh befestigt ist,  bringen uns Kaffee und Tee wieder auf die richtige Temperatur.

Schließlich treibt uns die Zeit aber dann doch nach draußen in die noch frostigen Temperaturen. Hier wird das Feld von einer Reihe historischer Figuren empfangen. Nachdem sie sich vorgestellt haben schickt uns Altbürgermeister Asmus Bremer auf die Strecke. Das ist schon einmalig, denn wo wird sonst der Startschuss von einem Bürgermeister aus dem 18. Jahrhundert abgefeuert. Bei dieser Gelegenheit werde ich kurz noch von Patric begrüßt, den ich in Rodgau kennen lernen durfte. Tja, als Reporter kommt  man halt viel rum und wird oft erkannt. Wie der Zufall so will, auch Patric hat einen Familienbesuch für die Marathonteilnahme genutzt. Ich muss ihn aber gleich ziehen lassen, da mir schnell klar wird, dass mir sein Tempo heute nicht bekommen würde.

Nach wenigen hundert Metern biegen wir auf die Uferpromenade ein, die hier sinnigerweise „Kiellinie“ heißt. Kurz darauf passieren wir den Kieler Landtag. Hier kommen uns bereits die ersten 10 km-Läufer entgegen, die bereits 20 Minuten vor uns gestartet sind. Sie haben ihre Runde bald beendet, aber ich frage mich, ob ihnen Zeit für einen Blick auf die Förde geblieben ist. Mich führt der Weg weiter zum Hindenburgufer, das ich am Ende acht Mal komplett abgelaufen haben werde. Hier erreiche ich mit Düsternbrook eines der besten Stadtviertel Kiels, deutlich zu erkennen an den vielen Villen. Es dauert auch nicht lange, dann weiß ich auch, was die Gegend hier so auszeichnet: die Aussicht auf die Wiker Bucht ist traumhaft schön, auch wenn im Moment die Wolken das Bild beherrschen.

Auf dem 4. Km kommt der Tirpitzhafen in Sicht. Der Marinestützpunkt in Kiel erinnert mich daran, wie wichtig den Preußen und später dem Deutschen Reich Kiel schon im 19. Jahrhundert war, denn kurz nach dem schon erwähnten deutsch-dänischen Krieg wurde dieser hier errichtet. Ironie des Schicksals, dass  ausgerechnet hier durch den Aufstand der Kieler Matrosen im November 1918 das Ende des Kaiserreiches eingeleitet wurde.

Die Gedanken an die Vergangenheit halten nicht lange an, denn kurz darauf ist die erste von zwei Verpflegungsstationen erreicht. Der Veranstalter hat die winterlichen Temperaturen  einkalkuliert und gibt warmen Tee aus. Für den Rückweg zum Ostseekai durchaus angebracht. Am Ostseekai geht es aber erst einmal noch vorbei auf einer 2 Km-Schleife. Fröhlich wird diese in Angriff genommen, werde wir ab jetzt doch tatsächlich bis zum Schluss von der Sonne beschienen.

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Informationen: Kiel-Marathon
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