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Laufberichte

11.11.11.11.11

11.11.11

Bildgalerie von Kay Spamer

 

 Von der sonnigen Gegengeraden biegen wir auf die dauerschattige Zielgerade ein. Insbesondere im Kurvenbereich zieht der scharfe Ostwind wie Hechtsuppe, mein Kostüm hält nicht wirklich warm. So bin ich immer wieder froh, wenn ich auf der anderen Seite laufen kann. Über lange Stunden treffe ich da immer wieder Elke und Gisela Butz, die uns regelmäßig mit hilfreichen Tips unterstützen und anfeuern. Tja, sind 105,5 Runden jetzt Fluch oder Segen? Ich werde am Ende sagen: Segen, denn ich habe lieber 25 Teilnehmer verteilt auf 400 m als, wie schon erlebt, 65 auf einem 42,195 km-Einrundenkurs, bei dem Du fast nur völlig alleine läufst. Es gibt aber andere Stimmen. „Nie wieder Marathon auf der Bahn!“ höre ich auch am Ende, aber das muß jeder für sich entscheiden. Ich finde jetzt, wo ich es beurteilen kann, die Rundenrennerei wirklich prima. Zum einen hast Du ständig jemandem zum Plaudern und wenn es auch nur eine kurze, freundschaftliche Pöbelei beim Überholtwerden ist, zum anderen kannst Du den Zähler schon nach 0,4 km nach unten korrigieren. OK, 105,5 Runden sind schon eine Menge, aber auch die sind irgendwann gelaufen. Und wenn man bedenkt, daß exakt auf dieser Bahn vor 20 Jahren die Deutsche Meisterschaft im 100 km-Lauf (!) stattgefunden hat, ist unsere Herausforderung dagegen nicht mehr als ein Pups.

2:16 min. will ich pro Runde laufen, um mit 4 Std. ins Ziel zu kommen, aber das kann ich mir schon nach der Hälfte abschminken. Gefühlt war ich eigentlich ganz flott unterwegs, aber Gefühl und Realität unterscheiden sich deutlich. 2:04 Std. nach 21,1 km auf topfebener Strecke empfinde ich jetzt nicht gerade als optimal. Aber die Frage, ob ich 12 Tage nach Nairobi, wo ich am Ende völlig erledigt war, ausreichend regeneriert bin, ist damit schon zur Halbzeit beantwortet, nämlich eindeutig mit „Nein“.

Abwechselnd drehe ich Runde für Runde alleine oder mit wechselnden Begleitungen plaudernd. Leider steht die Sonne schon ganz schön tief und kommt nur noch mit Mühe über die Böschung, die die Zielgerade in Kälte taucht. So fährt mir der Wind beim Einbiegen auf eben diese wirklich mit der Zeit durch Mark und Bein. Tja, was muß ich auch im Schottenröckchen unterwegs sein! Der Durchlauf durch das Ziel ist ein wirklicher, denn dort steht ein Zelt, in dem eine prima Verpflegung bereitsteht und um das herum auch die Zeitnehmer ihre Plätze haben. A propos Zeitnehmer: Nicht wissend, ob es gelingen würde, Unterstützer zu rekrutieren, hatten wir die Läufer in der Ausschreibung zu selbständigem Rundenzählen verdonnert. Umso erfreulicher ist es, daß dies letztlich keiner machen muß, denn es haben sich genügend Helfer gefunden, die diesen Job zuverlässig verrichten und uns von Zeit zu Zeit die Anzahl der noch zurückzulegenden Runden zurufen.

Nach etwa zwei Dritteln wird es wieder zäh, aber ich bemerke zu meiner Beruhigung, daß es nicht nur mir so geht. Jeder, der nur noch eine Runde zu laufen hat, bekommt die letzte Runde fachgerecht eingeläutet und das ist bei mir nach exakt 4 Stunden der Fall. Mit Beifall werde ich, wie alle anderen auch, nach 4:02:31 Std. im Ziel begrüßt und bin froh, es wieder einmal geschafft zu haben. Interessant ist die Bestätigung meiner Vermutung, nach Nairobi laktatpralle Beine gehabt zu haben: Heute sind sie zwar müde, aber ich bin wesentlich beweglicher als noch am vorletzten Sonntag. Die warme Dusche ist ein Segen und dermaßen wiederhergestellt widme ich mich ausgiebig dem Großvorrat isotonischen Getränks aus Erding und dem Kuchen und den Würstchen und überhaupt allem, während ich mit den anderen die letzten Einläufer beglückwünsche.

Der Hammer erfolgt am Ende. Werner Britz bleibt zur Verblüffung aller 10 m vor dem Ziel stehen und widmet sich seinem Gepäck. Nanu, was jetzt? Wechsel der Bekleidung für ein gelungenes Zielfoto? Mitnichten. Plötzlich sehen wir Metall aufblitzen, ihn seine Trompete kurz stimmen und mit einem fröhlichen Karnevalsschlager bläst er im Zieldurchmarsch den ersten und einzigen Karnevalsmarathon ab. Ein würdigeres und schöneres Ende hätte man nicht inszenieren können, alle sind begeistert.

Nachdem die Helfer abgebaut haben, gibt es im (warmen!) Vereinsheim noch einen leckeren Eintopf, während dessen Vernichtung Markus die Siegerehrung vornimmt. Einer der Lokalmatadoren schneidet überraschend erfolgreich ab und die (langsameren) Auswärtigen sind sich in der Bewertung schnell einig: Ein klarer Fall von Wettbewerbsverzerrung. Der Kerl kannte ja die Strecke!

Am Ende waren sich alle einig: Wir haben an einer tollen, familiäre Veranstaltung teilnehmen dürfen, wo alles wie am Schnürchen funktionierte und jeder mit einer schönen Urkunde satt und zufrieden wieder heimkehren konnte.

Fast ist es schade, daß diese Veranstaltung eine einmalige bleiben wird, aber der 11.11.2111 ist ja nicht mehr weit. Das größte Problem bis dahin wird es sein, die Form zu halten

Streckenbeschreibung:
105,5 Runden auf der 400 m-Bahn im Iburg-Stadion.

Startgebühr:
Keine, aber Spende in Höhe von mindestens 11,11 € an die Marfan-Hilfe

Auszeichnung:
Urkunde vor Ort.

Logistik:
Kürzere Wege gibt es nicht, alles im Stadion verfügbar.

Verpflegung:
Ein Verpflegungstisch mit allem, was das Läuferherz erfreut.

Zuschauer:
Tatsächlich einige!

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Informationen: Karnevalsmarathon
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