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Laufberichte

Auf die harte Tour

09.10.11

Dann, endlich, tauchen wieder die Umrisse der Häuser von Hochsöll aus dem milchigen Einerlei auf. Und wie eine Oase in der Schnee- und Kältewüste erscheint mir hier nun die Versorgungsstation auf der Gründlalm. Die gut gelaunten Helfer reichen heißen Tee und Bouillon, Obst und Energie-Riegel. Das übliche Getränke-Sortiment von Wasser über Iso bis Cola, ja sogar Red Bull gibt es auch. Aber im Moment zählt nur das, was wärmt. Genüsslich trinke und futtere ich mich durch das Sortiment. Auch sonst ist die Versorgung entlang der Strecke vorbildlich. Etwa alle zwei Kilometer ist ein Posten eingerichtet. Trotz der widrigen Verhältnisse sind die Freundlichkeit und das Engagement der Helferinnen und Helfer immer wieder auffallend. 

Der Verpflegungsstop weckt in mir neue Lebensgeister. Anders als auf der ersten Runde geht es aber nicht weiter bergan. Das dann folgende steile Gefällestück ist dem Veranstalter wohl zu “heiß” geworden. Stattdessen heißt es hier:  Kehrtwendung - und auf gleichem Weg zurück. Allerdings: So mancher erlebt hier auf dem glattgelaufenen Untergrund eine Landung auf seinem Allerwertesten. Nur ein kurzes Stück weiter zweigen wir auf einen neuen Weg ab, der uns direkt hin zur größten “Attraktion” von Hochsöll führt: dem sogenannten “Hexenwasser”. Hinter dem Namen verbirgt sich - weniger geheimnisvoll als er vermuten lässt - eine Art alpiner Freizeitpark mit großem Wasserspielgelände und Themenpfaden für Groß und Klein. Wir erleben das Gelände allerdings nun schneebedeckt und menschenleer. Wie moderne Kunstwerke ragen die Gerippe der verschiedenen Installationen aus dem Schnee.

Wenig später sind wir wieder auf dem schon bekannten Asphaltweg, der uns in kurzer Zeit über zahllose Kurven einige hundert Meter tiefer führt. Ich lasse es laufen, so gut es geht, auch wenn ich meine tiefgefrorenen Füße kaum noch spüre. Schnee und Schneeregen begleiten mich jetzt länger als auf der ersten Runde. Im prasselnden Regen erreiche ich die Talstation und schleiche mehr als dass ich laufe dem Ziel in Söll, wie gestern vor dem Messezelt gelegen, entgegen. Der Zielmoderator begrüßt die vereinzelt eintröpfelnden Einläufer, sonst harren hier nur wenige aus.

Umso mehr Stimmung ist im dicht gefüllten, warm dampfigen Umkleidezelt. Hier hinein hat man die ganze Zielinfrastruktur verlegt: Die Medaillen- und Finishershirt-Ausgabe, ebenso die Zielverpflegung. Göttlich ist der heiße Tee mit Stroh-Rum, jenem österreichischen “Nationalgetränk” mit höllischen 80 % Alkoholgehalt. Langsam taue ich auf - nur meine Kamera nicht, bei der ich es nicht schaffe, die Linse vom Beschlag zu befreien.

 

Feier-Abend

 
Auch wenn der “Marathon” läuferisch abgeschlossen ist, so wird er doch erst abends im Festsaal des Postwirts von Söll feierlich beendet. Dichtgedrängt stehen die Teilnehmer im Saal und klatschen Martin Kaindl vom veranstaltenden JOL Sport Beifall, als er noch einmal die Umstände der Streckenumlegung und -verkürzung erläutert.

Es folgt die Ehrung der AK-Sieger und als Höhepunkt die der Gesamtsieger. Bei den Männern hat es der Überraschungssieger von gestern, Adam Kovacs, erneut geschafft, den Rest der Konkurrenz abzuhängen, vor allem den Mitfavoriten Gerd Frick als Zweiten. Den dritten Platz erobert sich Helmut Schießl. Der heimliche Star an diesem Abend ist jedoch jemand anders: Es ist die Siegerin bei den Damen, die sympathische und obendrein auch noch hübsch anzuschauende Schweizerin Jasmin Nunige, die den meisten Beifall (von den mehrheitlich männlichen Anwesenden) einheimst. Einen der Gäste höre ich leise raunen “Fesches Madel - endlich mal net so a dürres G’rippe”. Recht hat er.

 

Tag 3: Das Halbmarathon-Finale

 

Ausschlafen ist am dritten Lauftag zunächst einmal angesagt. Denn der die Tour abschließende Halbmarathon startet erst um 13 Uhr. Der erste morgendliche Blick aus dem Zimmerfenster ist erst einmal ernüchternd. Denn ich sehe .... nichts. Der Sprühregen verbreitende Wolkennebel ist bis zum Boden abgesunken. Aber wettermäßig kann mich ohnehin nicht mehr viel schrecken und ich widme mich, wie die vielen anderen im Hotel “Gänsleit” residierenden “Tour”isten (darunter auch Gerd Frick und Jasmin Nunige) ausgiebig dem Frühstücksbuffet.

Aber siehe da: Im Laufe des Vormittags bessert sich die Wetterlage zusehends, ja selbst die Sonne spitzt bisweilen zwischen den Wolkenfetzen hindurch. Die Frage ist nur: Hält die instabile Wetterlage? Sie hält, jedenfalls bieten sich uns beim mittäglichen Stelldichein auf dem altbekannten Startplatz beste Laufbedingungen.

 
 

Informationen: Kaisermarathon / Tour de Tirol
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