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Laufberichte

Der Löwe schläft nicht heute Nacht

15.05.10
Autor: Klaus Duwe

Der Löwe, das ist sozusagen das Wappentier  der ING. Der Niederländische Finanzdienstleister (Internationale Nederlanden Groep) ist  Titelsponsor des europe marathon in der Luxemburgischen Hauptstadt.  Die Firmenfarbe ist orange. Beides, der Löwe und Oranje dominieren an diesem Wochenende die Stadt. Der Marathon ist das Sportereignis in Luxemburg. 8000 Läuferinnen und Läufer (ausgebucht!) aus 74 Nationen sind gemeldet. Nirgendwo ist ein ähnlich großes Starterfeld internationaler.

Alles eitel Sonnenschein also? Nein, um den Marathon gab es im Großherzogtum im Vorfeld heftige Streitereien. Das hat zur Folge, dass man mit dem Veranstaltungszentrum von der Coque zwei Kilometer weiter in die Luxexpo umgezogen ist. Glaubt man verschiedenen Pressemeldungen, ist Luxemburg die einzige Marathonstadt, in der weder Hoteliers und Gastronomie noch der Einzelhandel von den Läufern und ihren Begleitern nennenswert profitieren. Sitzt da irgendwo versteckt ein Stänkerer mit böser Absicht?

Unser Problem ist das nicht. Wer die Coque nicht kennt, wird auf der Luxexpo nichts vermissen. Außer einem Parkplatz vielleicht. Die liegen nämlich im weiteren Umkreis, sind aber mit kostenlosen Shuttlebussen sehr gut eingebunden. Hat man das Messegelände erreicht, liegt alles beieinander: Startnummernausgabe, Kleiderdepot, Pasta-Party und Marathonmesse. Start und Ziel ebenso.

Marco ist ganz happy. Er kommt aus der Schweiz und freut sich natürlich, einmal in einem Land zu laufen, das noch kleiner ist als seine Heimat. Tatsächlich ist Luxemburg nur unwesentlich größer als das angrenzende Saarland. In der EU ist nur Malta kleiner. Wer die Luxemburger aber deshalb unterschätzt, macht einen großen Fehler. Davon später, jetzt will ich laufen.

Um 18.00 Uhr geht es direkt vor der Messe los. Man hätte auch oben auf der breiten Zufahrtstraße zur Messe starten können. Die scharfe Rechtskurve gleich zu Beginn bliebe einem erspart, aber die Atmosphäre wäre nicht so schön. So ist es wie bei allen großen Hauptstadt-Marathons, nur halt eine Nummer kleiner und deshalb vielleicht sogar etwas sympathischer.

Nach einem Kilometer blicke ich nach vorn und hinten auf eine unendliche Läuferschlange. Viele Zuschauer stehen an der Straße und die ersten Trommlergruppen. Aber auch so ist unter den Aktiven eine phantastische Stimmung. Ich komme kaum vorwärts, will alles in Bildern festhalten. Zu Beginn der Kirchberg-Schleife (mit dem Europäischen Gerichtshof) kommen uns bei km 2 schon die Ersten entgegen, sie haben bereits 5 Kilometer zurückgelegt und einen Eindruck, was streckenmäßig so geboten wird: rauf und runter, dazwischen mal flach. Seine Bestzeit läuft man woanders, aber auch nicht in New York oder Boston. Und sonst? Meine Güte, wir sind hier in keinem Wohngebiet und trotzdem gibt es jede Menge Zuschauer. Super.

Wir kommen zur Avenue John F. Kennedy (km 6), der autobahnähnlichen Zufahrtstraße zum Kirchberg, wo viele Banken, Institutionen und Behörden zuhause sind, aber auch RTL und, wie schon erwähnt,  die Messe.  Hier sieht man, wie Luxemburg die Strukturkrise in der Stahlindustrie gemeistert hat. Einerseits beherbergt man mit Acelor (hervorgegangen aus der einheimischen Arbed) den umsatzstärksten Stahlkonzern der Welt, andererseits hat man sich auf Dienstleistungen, vor allem Finanzen und Versicherungen, verlegt. Dort generiert man heute mehr als 80 % des BIP. Clevere Steuergesetze lassen zusätzliche Geldquellen sprudeln. Alleine aus dem Tank- und Tabaktourismus sollen dem Finanzamt 1 Mrd. Euro jährlich zufließen. Die niedrigste Mehrwertsteuer in der EU (15 %) lockt internationale Firmen wie eBay, Amazon, Apple oder Microsoft ins Land. 

An unserem Weg hinunter in die Stadt, der weiterhin von vielen Zuschauern gesäumt ist,  liegen so markante Gebäude wie das Veranstaltungs- und Sportzentrum Coque, die „Kirchberg- Twin-Towers“,  die Philharmonie und bei km 8 die Rote Brücke (Pont Grand-Duchesse Charlotte).

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Informationen: ING Night Marathon Luxemburg
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